Robert Fischaleck

Briefe an eine Unbekannte2

 
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Flipsides


Eine wissenschaftliche Erklärung
Das ist natürlich ein Scherz, denn seit wann hat sich die Wissenschaft mit etwas beschäftigt, das sich gar nicht richtig belegen läßt.
Deswegen war die erste Version von Flipsides auch so eine gnadenlose Verwirrung.
Wie aber soll man das denn ausdrücken, daß alles eine Kehrseite hat.
 
Im Aufwachen hab ich noch ein Geschenk bekommen, ich hätte es eigentlich ahnen müssen, was mir bevorsteht. Es war ein schöner Traum gewesen, der Inhalt war eigentlich nebensächlich, ich bin nur plötzlich in einem Raum mit vielen Leuten gewesen, und unter diesen vielen Leuten, bin ich jemand begegnet, der mir Dinge sagte ohne mit mir zu reden. Es war genau die Sorte schön, die sich oft einstellt, wenn ich getröstet werden soll. Ich hätte es wirklich wissen können, etwas schweres steht an.
Statt dessen hab ich den täglich Ahnungslosen gespielt, weniger aus Absicht als aus der gedachten neutralen Einstellung, die ich in der Ahnungslosigkeit vermute.
Das ist natürlich totaler Blödsinn, aber Voreingenommenheit ist auch nicht besser.
Das Geschenk wurde den ganzen Tag in die Unbewußtheit verdonnert, auch das ist mir schleierhaft, warum das so gut funktioniert. Da spendet einem ein Traum Trost, wie das geht?...dem kindlichen Gemüt scheint es egal, ob geträumt oder erlebt, Hauptsache es ist möglich, das Schöne, solange es möglich ist, macht es weiter.
Aber schon fünf Minuten später hatte sich der Sterbliche in die Flipsides verheddert. Geographisch betrachtet sind das die Everglades der menschlichen Gerfühle.
Sie schauen so harmlos aus.
Sogar das I-Ging hat einen Heiden Respeckt vor den Flipsides.
Ich nenn' sie so, weil man es im Kopf drehen und wenden kann, wie man will, man kommt nicht drauf.
Darin ein Schicksal zu sehen, nun ja, ich weiß nicht, eigentlich geht es um das Empfinden der Menschen,
sie wissen nicht wohin mit all den Leiden.
Seelische Leiden.
Der Unterschied zwischen dem ganz normalen Leid, das es auf diesem Planeten in Hülle und Fülle gibt,
und dem seelischen Leid, das mindestens genauso ernsthaft zu beachten ist, liegt einfach darin, daß das
seelische Leid keine äußere Lösung hat.
Alles andere schon.
Wir sind ja nicht besonders bewandert was das Innenleben angeht.
Zum Glück gibt es da keine Noten oder Jahrgänge oder andere Klassenunterschiede.
Menschlich betrachtet hätten wir allerdings schon genug gelitten.
Der Sterbliche, der ja wie bereits erwähnt schon eine gewisse Begrenzung und Regeln und Naturgesetze in seinem Leben akzeptiert hat, dessen gesunder Menschverstand, ihm so oft einen Trick verrät, sich das Leben leichter zu machen, für den sind die Flipsides eine echte Bedrohung.
Es gibt keinen Trick. Denn die Flipsides sind eigentlich ein Trick des kindlichen Gemüts, wenn es keine andere Lösung mehr findet.
Und Grenzen, nun, ja sind von beschränkter Gültigkeit, das waren nicht die Sorte Beschränkungen mit denen er sich arrangiert hat.
Das kindliche Gemüt kennt die Flipsides und nennt sie manchmal die Schatten der Engel.
Also auch Planetenstaub, erkaltete überreste der Liebesgeschichte, die manchmal noch nicht einmal begonnen hat.
Liebe bedeutet Freiheit, und die Kehrseite, nun ja, sie wissen schon, wir nannten es mal den ganz normalen Wahnsinn.
Das Geschenk, das ist eigentlich die Möglichkeit dieser Liebesgeschichte, von der mein kindliches Gemüt weiß, daß sie gut ausgehen wird.
Und das ist keine von diesen Männlein trifft Weiblein und sie leben glücklich bis an ihr Lebensende, das ist die Version für Sterbliche.
Die ist anscheinend gerade vergriffen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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