Birgit Riedel

Das erste Treffen

 

Wir waren am Abend verabredet, am Lindener Marktplatz, weil ich dachte, da kann man einigermaßen parken.

Ich trug Jeans und irgendein Shirt, warum aufbrezeln, ich wollte den doch gar nicht.

Dann saß ich, mit doch ein wenig Herzklopfen in meinem Auto und tat so, als wenn mich nichts mehr interessierte, als die Handyrechnung in meiner Hand.

Plötzlich stand er neben dem Auto und....er hatte ein Wahnsinnslachen.

Ledermantel in lang und rote Schuhe, weia dachte ich, was ist das denn?

Und die Goldkette! Das war genau der Typ Mann, den ich nicht leiden konnte.

Der hatte was von Zuhälter, zumindest optisch.

Naja wegrennen konnte ich wohl schlecht, also gute Miene zum bösen Spiel und erstmal in die nächste Kneipe.

Er bestellte sich keinen Alkohol, das hob meine Meinung von ihm wieder etwas.

Und er redete nett, vom Chat, von seinem Job.

Nachdem uns die grauenvolle Musik in dem Laden beiden auf den Geist ging, wechselten wir den Lokalität.

Nächste Kneipe, er redete und redete, heute denke ich, den hat man an dem Tag aufgezogen, weil später sprach er nie wieder soviel.

Irgendwann warf uns die Bedienung böse Blicke zu und begann, die Stühle hochzustellen.

Verdammt, es war 2.00 Uhr morgens!

Also raus da und zu meinem Auto, ich war müde und wollte nach Hause. Auf dem Weg dahin zeigte er mir sein eigenes....das war ja nun nicht wirklich zuhälterhaft. Eine alte Familienkutsche, die mit Beulen verziert war.

Hätte ich damals schon gewußt, was mich dieses Auto an Tränen, Nerven und Beschimpfungen kostete...

Da standen wir dann wieder auf diesem Marktplatz, mitten in der Nacht.

Also, einsteigen und endlich weg!

Aber er redete und redete und ich kam mir mies vor, ihn da so stehenzulassen.

Aus unserer "ersten Kneipe" kamen Krawallbrüder, Polizei rückte an, ich konnte nun da im Moment gar nicht mehr weg. Mein armes Auto war eingekesselt von Polizisten und deren Fahrzeugen.

Mir fiel auf, was für einen Hass er auf Polizisten hatte, damals wußte ich noch nicht warum.

Ich war müde, hatte keine Jacke dabei und mir war kalt.

Als ich sagte, das ich friere, öffnete er seinen Mantel und meinte: "Soll ich dich wärmen"?

Ich verdammte doofe Kuh nahm das tatsächlich an!

Einen Schritt auf ihn zu und er hüllte seinen Mantel um mich.

Er fühlte sich so gut an, männlich, er roch gut.

Mir wurde etwas wärmer und als ich nach einer Weile zu ihm aufsah war da wieder dieses Lachen in seinen Augen ...

Küßte ich ihn? Er mich? Ich weiß es heute nicht mehr, aber es war schön.

Ich beknackte Tante stehe nachts mitten auf einem Marktplatz, umringt von Krawallnasen und Polizisten und lasse mich von einem Frosch küssen.

Wir müssen eine kleine Ewigkeit so dort gestanden haben, umarmt ganz nah dem Anderen und er küßte mich immer wieder.

Und dann...mich muß der Teufel geritten haben sagte ich doch allenernstes: "zu mir oder zu dir"?

Das hatte ich gesagt? Ich, der Moralapostel, der noch nie zuvor einen One-night-stand hatte!?

Ich kann das heute nicht mehr erklären, es war nicht Sex oder schnelles Abenteuer, daß mich dazu trieb.

Es war, sein Lachen, das Gefühl, ihn da nicht einfach stehenlassen zu können.

Nach kurzem Überlegen antwortete er: "zu dir", später mal sagte er, seine Wohnung wäre an dem Tage zu unordentlich gewesen.

Also stopfte ich dieses lange Etwas in meinen kleinen Geländewagen.

Er saß auf dem Beifahrerseite und mußte sich fast zusammenfalten, um überhaupt auf den Sitz zu passen.

Ich fuhr los und auf dem Weg fragte ich nochmals, ob ich ihn nicht doch an seinem Auto absetzen solle. Irgendwie hatte ich dann doch Angst vor meiner eigenen Courage.

Nee das wollte er nicht, na gut, dann also nach Hause.

Ich weiß noch, wie wir vor meinem Wohnblock ankamen...ich schämte mich für dieses zu Hause.

Er war so gut angezogen, machte auf mich so den Eindruck als gehöre er nicht in diese Ecke der Stadt.

Also die vielen Treppen rauf, warum wohnte ich nur im 4. Stock und rein in meine Wohnung.

Ich hoffte, mein Sohn würde nichts hören, der würde doch aus allen Wolken fallen.

Seine Mom, die nie zuvor Kerle mit nach Hause schleppte, bringt einen fast Fremden mit.

Wir saßen noch eine kleine Weile in meinem Wohnzimmer, er sah sich meinen Rechner an und...ich glaube auch meine Einrichtung.

Ich schämte mich dafür, es war kein Style, es war einfach nur billig und so sah es auch aus.

Er passte da irgendwie nicht rein.

Er war auch nur 2mal dort, es hat ihm nicht gefallen,vermute ich, alle weiteren Treffen fanden dann in seiner Wohnung statt.

Nun, es kam was eben kommen mußte: irgendwann landeten wir in meinem Schlafzimmer, auch nicht der schönste Raum und wieder hatte ich das Gefühl von Minderwertigkeit.

Ich werde aus dem hier keinen Porno machen, nur soviel, es war schön, er konnte gar nicht genug kriegen und ich, ja ich fand es auch schön, er fühlte sich gut an, roch gut, war sanft und zärtlich.

Erzählte mir, es wäre seit 3 Jahren wieder das erste Mal für ihn.

Hallo? Was war das denn,ich lebte so, aber der?

Jemand in diesen Klamotten, der einen so weltgewandten Eindruck machte?

Jede Nacht geht einmal vorbei, so auch diese.

Als ich aufwachte, schlief er noch seelig, später wußte ich, der steht nie vor dem Nachmittag auf.

Ich saß im Wohnzimmer am Rechner, als auch er irgendwann aufstand.

Den ganzen Sonntag lag er auf meinem Sofa, das viel zu kurz für ihn war und redete.

Ich weiss noch, ich streichelte sein Haar, es fühlte sich so weich an und war viel grauer, als ich am Vorabend bemerkt hatte.

In der Küche rumorte der Dackel, er fragte nicht ein einziges Mal: "kann ich ihn mal sehen"?

Naja, nicht jeder mag Hunde.

Das war nicht Liebe, was ich da empfand, es war einfach das Gefühl, ihm etwas zu geben, etwas Zärtlichkeit um für dieses Lachen Danke zu sagen.

Nach Stunden fragte er dann, es war schon Abend, ob wir essen gehen wollen.

Essen? Und mein Sohn?

Vielleicht, wenn er schon damals gesagt hätte, komm frag ihn, wir nehmen ihn mit...

Aber er fragte nicht und das war wohl auch zuviel verlangt.

Warum sollte jemand, nur weil ich ihn in mein Bett schleppte, meinen Sohn miteinladen?

Weil er zu mir gehörte?

Endlich ging er dann.

Ich fragte noch anstandshalber, ob ich ihn fahren solle, bis zu seinem Auto war es ja ein Stück hin.

"Wenn du magst" war die Antwort.

Nee ich mochte nicht, ich wollte endlich alleinsein. Für mich war diese Geschichte dort abgeschlossen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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