Da standen sie nun, an ihrem Grabe und guckten auf die verzierten Buchstaben die ihren Namen beschrieben. Sie trugen schwarz und ihre Gesichter waren erblasst. Sie standen einfach nur da, keine Regung ihrer Muskeln, ein nichts sagender Ausdruck.
Nach einiger Zeit fing es an zu schneien und er fragte seinen Vater warum er sie umgebracht habe. Er starrte weiter auf das schlichte Holzkreuz. Die Flocken wurden immer dichter, die Geräusche der angrenzenden Straße verhallten. „Schnee sorgt für Stille“ sprach der Vater.
„Das sind die Schneeflocken. Sie fallen aus einer großen, breiten Wolke und je tiefer sie fallen, desto größer wird ihr Abstand zueinander. Wenn sie dann auf die Erde auftreffen und nicht schon genug Schneeflocken gefallen sind, sodass sie den Boden bedecken, tauen sie auf dem verdreckten Untergrund und sterben anstatt sich im Schneehaufen wieder zu vereinigen.
Du weißt warum ich das getan habe.“
Der Sohn schaute zu seinem Vater hinauf und starrte ihm auf seine Augen. „Du hast es ihr versprochen? Ich meine bei eurer Heirat vor 16 Jahren?“ fragte der Sohn in kühler Stimme. Er wusste die Antwort. Er ging Richtung Friedhofstor und setzte sich in das Auto. Der Vater hielt Inne und sprach zum letzten Male im Gedanken. „Wie konntest du mir dies nur antun? Wieso dieses Versprechen? Warum hast du nichts getan? Und warum nur du, vermuten es nicht alle Frauen? Ihr gebt euch dem Mechanismus hin ohne Rücksicht auf euch.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2005.
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