Draußen hatte es wieder
mehr geschneit, aber hier in der warmen Wohnung bemerkte man den Unterschied
nicht.
Man, das bin eigentlich ich, und
mein Deutschlehrer hat schon immer gesagt, man solle auf das "Man" verzichten,
ich hab das nie ganz verstanden, denn es war so viel angenehmer, alle diese
belanglosen Einzelheiten einer belanglosen Person zuzuweisen, dem "Man",
das sozusagen immer nebenher lief und eine extra Perspektive zu allem hatte,
auch ungefragt.
Man konnte tun und lassen was man
wollte, immer gab es eine Alternative, eine bessere Möglichkeit, ein
noch genaueres, effektiveres, das "man" hätte tun oder wie "man" es
hätte lassen können.
Wenn ich also jetzt erzähle,
was man alles erlebt hat, dann mein ich das auch so, und nur in den wenigen
Fällen, wo ich mir auch ganz sicher bin, daß das wirklich ich
war, da werde ich es auch so nennen, ganz egal was "man" oder mein Deutschlehrer
dazu sagt.
Wir mochten uns eigentlich, wenn
ich alle diese kleinen Situationen richtig interpretiert habe, aber ich
war in einer Phase meines Lebens, in der ich jede Form von Bevormundung
und Hausaufgaben mit der größten Leistungsverweigerung beantwortete,
die mir einfiel.
Das hat es ihm nicht gerade leicht
gemacht.
Auch die Bundeswehr war dieser Meinung
und ich wurde mit Leistungsfunktionstörungen ausgemustert.
Ich habe keine Ahnung was das ist,
Leistungsfunktionsstörungen, aber ich war froh, nicht bei etwas mitmachen
zu müssen, wo ich nicht mitmachen wollte.
Sei doch gescheit, das haben die
Eltern immer gesagt, in diesem Fall meine Mutter, denn mein Vater war es
selber nicht, und aus diesem Grund hatte ihn meine Mutter verlassen.
Ich hab das damals eigentlich gar
nicht verstanden, ich spürte nur diese Welle von "nein, laßt
mich doch endlich damit in Ruhe" in mir aufsteigen und dann waren Takt(ik)wechsel
angesagt.
Es wurde verlangt, ich solle die
Schule zu Ende machen, das wäre wichtig, ich hatte keine Ahnung, ob
das stimmt, ich fühlte mich nur gedrängelt und von diesem unterschwelligen
Zorn umgeben, den ich auch nicht verstand.
Ich mochte das Gedrängelt werden
nicht und wenn meine Eltern ehrlich gewesen wären, hätten sie
zugeben müssen, daß sie das Drängeln auch nicht wollen,
denn jedesmal wenn ich drängelte, gabs ein ziemliches Theater.
Das war wahrscheinlich der Hauptgrund,
warum ich nicht "Gescheitseinwollte".
Ich wollte etwas anderes, aber ich
wußte nicht was.
Viele werden sich fragen, wann passiert
denn in dieser Geschichte endlich was.
So oder so, die vielen Dinge, die
passiert sind, die ich bis jetzt nicht für erwähnenswert hielt,
also der Teil der Geschichte, der sich beschreiben läßt, den
hab ich mir aufgehoben.
Ich habe auf die prickelnden Fühler
gewartet, die diese sonderbare Schnecke ausfährt, bevor sie sich bewegt.
Vieles entgeht dem Scanner der optischen
Wahrnehmung, nicht etwa weil es unsichtbar wäre, sondern zu unscheinbar.
Das Raster des Scanners bestimmen
wir selbst, wir nennen das Prioritäten, und das hat Konsequenzen,
für das Betriebssystem des Biocomputers, also das in Worte zu fassen
und dann eine Handlung zu beschreiben, zum einen so wie der Scanner sie
gespeichert hat und dann die Dinge, die er einfach übersehen hat,
sie verstehn, da muß ich Anlauf nehmen, also höchste Konzentration,
achtung ...fertig ...los...ich lebe...jetzt....ich hab keine Ahnung was
das eigentlich heißt, ich bin nur verliebt......in einen Traum....und
so oder so...ich bin nicht der Einzige...viele um mich herum, sprechen
ganz eindeutig und zweifelsfrei dieses Traumchinesisch...anderer Träume
zwar....aber es sind die selben Hieroglyphen, als echter Forscher erkenn
ich das sofort.
Es ist nicht immer leicht zu verstehen
wovon man eigentlich träumt, und träumen ist nicht gleich träumen,
soll heißen, die Geschichten die mir im Traum erzählt werden,
sind so verschieden und voller unterschiedlicher Botschaften, wie das wirkliche
Leben auch.
Ich komme wie, die meisten von uns,
aus einer Familie, soll ich das wirklich erwähnen, diese Familie
hatte bereits ihre Geschichte, lange bevor es mich überhaupt gab,
und es gab auch schon einen Krieg, einen Weltkrieg mit dieser meiner Familie
mittendrin, bevor ich überhaupt geboren wurde.
Und die haben alles, was sie erlebt
haben schnell vergessen, als ich auf die Welt kam, damit sie meiner unschuldigen
Natur gerecht werden können, natürlich nicht, das ist unmöglich.
Auch ihre unsinnigen Familienstreitereien,
haben sie schnell alle beiseitegelegt, schön wär's, nein, ganz
im Gegenteil, ich wurde mit einbezogen, in alles , in die Nachwirkungen
des Kriegs, in die Konsequenzen aus den Streitereien, in die Frustrationen
der einzelnen Mitstreiter, einfach in alles.
Da war ich nun gerade mal frisch
geboren und wurde schon Teil eines Kriegs und endloser Streitereien, für
die ich gar nichts konnte, das muß man sich mal vorstellen.
Ich kann mich natürlich weder
daran erinnern noch wie ich darauf reagiert haben muß, aber ich kann
es sehen, an meinem Kind, es ist alles so offensichtlich.
Mein kindliches Gemüt, sagt
mir, daß ich damals genauso in der Zwickmühle saß, wie
dieses Kind jetzt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2005.
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