Birgit Riedel

Es geht weiter

 

Wenn ich gedacht hatte, das wars, hatte ich geirrt.

Für mich war die Sache nach dem ersten Treffen beendet, für ihn allerdings nicht.

Keine Stunde nachdem er endlich weg war, klingelte das Telefon. Er wieder.

Erzählte, wie er zu Fuß zu seinem Auto gelaufen sei und wie gut es ihm ginge und das er mich unbedingt wiedersehen wollte.

Was ich wollte, schien nicht so wahnsinnig wichtig zu sein, ich wollte nämlich nicht.

Am nächsten Morgen, ich kam vom Zeitungenaustragen (mein Nebenjob, den ich später seinetwegen aufgab) zurück, machte den Rechner an und....er war auch schon da.

Erzählte mir in ICQ wie gut es ihm ginge und schickte mir eine Karte per Mail. Leider habe ich sie nicht aufbewahrt, wahrscheinlich war es das einzige Mal, daß er mir sagte/schrieb, daß er mich mag.

Den ganzen Tag über schrieb er immer mal wieder etwas und abends kam dann die Frage, ob er wieder zu mir kommen könne.

Hallo?

Was sollte das denn werden?

Aber ich war noch nie jemand, dem das Neinsagen leichtfiel.

Also sagte ich ja. Ich war genervt, ich wollte gar nicht, aber ich sagte ja.

Am Abend erschien er dann, es klingelte und da stand er,trug ein scheußliches kariertes Jacket und hatte wieder dieses Lachen.

Ein großer Junge, der sich auf sein "Spielzeug" freute?!

Einige Stunden in meinem Wohnzimmer, daß ihm nicht gefiel, ich merkte das deutlich und fühlte mich so unwohl.

Keine Frage nach meinem Sohn, dem Hund.

Es war offensichtlich, er wollte wenn überhaupt nur mich, mein "Anhang" interessierte ihn nicht die Bohne.

Wir verbrachten auch diese Nacht miteinander.

Ich mußte am Morgen wegen der Zeitungen sehr früh aufstehen.

Er stand ohne murren mit auf, stand dann draußen neben mir am Auto, es war kalt und er sah so müde aus, behauptete aber, das Frühaufstehen würde ihm gar nichts ausmachen.

2 Stunden später war ich wieder zu Hause, schaltete den Rechner an...und..NEIN nicht schon wieder!

Er erzählte, er wäre gleich in die Firma gefahren, es wäre gar nicht schlimm früh aufzustehen und wie schön es gewesen wäre.

 

Dann kam die Einladung in seine Wohnung.

Er schickte mir sogar ein Stück Stadtplan, damit ich den Weg finde.

Schon die Wohngegend stach doch deutlich von meiner ab.

Ich kam die Treppe hoch, er öffnete die Tür und hatte noch den Staubsauger in der Hand.

Ich glaube, es war das erste und letzte Mal, das er mich an der Tür begrüßte.

Sein Shirt war ganz feucht auf dem Rücken, er mußte sich sehr beeilt haben,um nach der Arbeit noch eben "Klarschiff" zu machen.

Eine wunderschöne Wohnung!

Schöne alte Möbel, unglaublich viel Platz und Bilder,die seltsamerweise auf dem Boden standen.

Er wäre noch nicht zum Aufhängen gekommen. Er kam während der ganzen Zeit unserer "Nichtbeziehung" nicht dazu, aber das wußte ich damals ja noch nicht.

Er zeigte mir voller Stolz seine Wohnung, bis auf ein Zimmer, das durfte ich erst nach drängeln begutachten.

Er nannte es "Arbeitszimmer", ich würde sagen, es war eine wüste Müllhalde, voller Pappkartons, alter Zeitungen und gelber Säcke, in der zufällig der Computer gelandet war.

Egal, ich wollte ja nicht dort wohnen.

Er kochte für uns, das konnte er prima, wieder kam ich mir so unzulänglich vor.

Was wollte der von mir?

Wir saßen im Wohnzimmer, selbst sein Geschirr fand ich schön. Musik war an und der Fernseher lief nicht....ich glaube, das geschah auch nur noch ein paar Mal, später.

Am nächsten Morgen brachte er mir Frühstück ans Bett.

Ich glaube, mich hat noch nie zuvor jemand so behandelt.

Dann ging er in den Keller, um an seinem alten beuligen Auto zu basteln, das mich noch so viele Tränen kosten würde.

Ich putzte derweil seine völlig blinden Fenster im Schlafzimmer.

Ich meinte, ich müßte mich irgendwie für seine Kocherei revangieren.

Stimmt, ich war bescheuert, ich putzte die Fenster in der Wohnung eines Kerls, den ich nicht wollte, wahrscheinlich habe ich ein Helfersyndrom.

Wären alle Tage die danach kamen, so gewesen, wir hätten das perfekte Paar abgegeben.

Aber nicht jeder Frosch wird zum Prinzen- auch dieser leider nicht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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