Robert Fischaleck

Briefe an eine Unbekannte27

 
Briefe27 Es gibt ja viele merkwürdige Erlebnisse in einem Leben, und die Liebe hat in dieser relativ kurzen Zeit meiner Existenz schon so manche Pointe hervorgebracht. Einmal bin ich zwei Jahre lang tanzen gegangen und ich spürte nur, sie bemerkt mich, das hat mir genügt.
Das war die Musik, die in den Liedern nicht zu hören war.
Der letzte Schliff, war immer schon etwas fühlbares.
Ist natürlich auch doof, wenn man Jahrzehnte mit etwas verbracht hat, das keinen Pfennig Geld bringt.
Alles was übrigbleibt sind Empfindungsmomente.
Glitzernde Steinchen im Kiesbett dieses so langsam versiegenden Flusses, ein bißchen Farbe, die nicht mal jedem gefällt.
Ein Blickkontakt, an den man sich nach Jahrzehnten noch mit frösteln erinnert.
Ein bißchen echte wortlose Poesie, unvermittelbar, ohne Applaus und doch mit einer Gracie , die keine einstudierte Performance jemals einfangen kann.
War es das wert?
Eine Bewegung, eine Erinnerung, eine Geste, die man fast schon schmecken konnte so dicht am Atem hat sie geklungen.
In einer Zeit die Fehler nachträglich ausbessert, und Makel retuschiert, Momente erlebt zu haben, die waren aus der Leidenschaft und der Sympathie und den Charaktären einzigartiger Wesen geschnitzt, einmalig, unwiderbringlich.
Noch nicht einmal ein Kuss, nur ein Blick, ein Hauch eines Lächelns, war es dieses Lächeln wert.
Tagelang hat man sich darüber gefreut.
Ich bin froh so etwas erlebt zu haben.
Ich kann mich an ihre Augen erinnern, an ihren strengen Blick, an die Reserviertheit all den  Baggern gegenüber, an die Offenheit ihren Freunden gegenüber.
Als sie dann eines Nachts mit einem ihrer Freunde in den Park ging, der mich mitnahm, als sie meine Aufgeregtheit bemerkte, und sich fast behutsam wieder ihrem Freund zuwandte.
War es das Wert, ich war so jung, ich war ahnungslos.
Sie hatte mit Männern schon weiß Gott was für Blödsinn erlebt.
War es das Wert, nach all dem Blödsinn, den ich mit Frauen inzwischen erlebt habe, auch solche Erinnerungen zu haben.
Zum Glück ja.
In jemanden Verliebtsein und es für sich behalten, und auf den Augenblick warten, in dem das Leben die Geschichte zu Ende schnitzt, unbezahlbar, für alles andere, gibt es ....ihr wisst ja was ihr mit diesen Karten bekommt und was nicht.

Das war so normal. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, mit dieser um Lichtjahre anders gestrickten Frau etwas anfangen zu wollen.
Aber sie hatte diese Präsenz und sie bemerkte die meine, das hat genügt.

Und alle diese kleinen Begegnungen haben sich wiedergefunden in der Frau mit der ich ein Kind habe, und mich Zuhause fühle in einer Welt, in der ich mich eigentlich jeden Tage frage, was soll denn der Schmarrn.
Und die Ruhe nach dem Sturm, klar sagt die mir, daß es...es dreht sich sowieso wie es sich drehen muß...aber die Ewigkeit, meine greifbare kleine Ewigkeit, habe ich sie gefühlt, geschmeckt, ihren unvergleichlichen Gesang gehört, oder plätschert sie im Hintergrund wie ein gebastelter Refrain, und jetzt weiß ich auch, warum sich mein Herz so aufbäumte, so präzise sein wollte, so anrannte, gegen etwas das ich selbst...und vielleicht habe ich mich jetzt doch verständlich machen können...vielleicht auch nicht, aber ich hör den Donner meines Herzens wieder, wie er nichts wissen will von Worten und Bildern, sondern endlich fühlen will, was ich immer schon fühlen wollte. Nehmt eure eigenen Namen dafür, und glaubt ja nicht, daß sexuelle Erfahrungen auch nur einen blassen Schimmer haben, wovon ich rede.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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