Robert Fischaleck

Die Frage

 
Die Frage tauchte, nein, sie versank förmlich in der Unscheinbarkeit, noch bevor ich die geringste Ahnung hatte, dann begann ich zu schreiben, so verblüfft war ich, wahrscheinlich zum Spannungsabbau.
Kronleuchterschwere Gedankengänge, allesamt völlig unbrauchbar für eine gute Geschichte, wurden einer nach dem anderen definitiv verscheucht.
Denkste, bei der nächsten Gelegenheit will sie sich dann wieder zwischen die Zeilen schmuggeln, erst heimlich einen Nebensatz unterwandern, um dann von dort aus das Ruder der Erzählereignisse an sich zu reißen.
Niemand hatte es bemerkt.
Gut getarnt,  in einer unscheinbaren Begebenheit, vor einer alltäglichen Gewohnheit eingenistet, lauert sie auf ihr Opfer.
Schon war eine Frage gestellt, aber nur im Gehirn, das langt, von dort aus hat sie freie Bahn.
Während ich also rein äußerlich diesen Kahn durch den Tag rudere, immer bemüht den Kurs zu halten, Untiefen zu umgehen, und gefährliche Strudel zu umfahren, hatte sich diese ungestellte Frage bereits eine Strategie zurecht gelegt, wie sie vielleicht doch noch meine ganze Aufmerksamkeit ergattern konnte.
Sie lauert sozusagen im Verborgenen, das ist offensichtlich, ebenso offensichtlich, wie die Tatsache, daß es da doch noch eine Frage geben muß, einfach gegeben haben muß.
Die Frage selbst ist dabei eigentlich wieder nebensächlich, denn es geht ja um die Antwort.
Und diese spezielle Antwort, wie soll ich das nur sagen, die findet mein Gehirn nicht.
Also entwerfe ich als pflichtbewußter Tatbeständekontrolleur eine geeignete Gegenstrategie, denn ich kenne diese Frage, und ich weiß auch, das ich sie nicht beantworten kann.
Diese besagte Gegenstrategie besteht eigentlich darin, den Boden auf dem diese spezielle Frage blüht, ständig umzugraben und neu zu bepflanzen, sie verstehen je mehr dort gedeiht, desto weniger Platz für eine Frage.
Ich muß natürlich geschickt vorgehen, damit mir mein Gehirn nicht auf die Schliche kommt, denn es, das Gehirn wurde so angelegt, diese Frage zu beantworten, und zwar zweifelsfrei.
Sie ahnen es bereits, die einzige Möglichkeit, diese Frage dennoch zu stellen und dann auch die Antwort zu finden, besteht darin, erschöpft zusammenzubrechen und dann festzustellen, das war gar nicht so schlimm, denn das Leben funktioniert immer noch.
Das Problem besteht also eigentlich nicht in der Frage sondern darin, daß ich natürlich weiß, wenn ich diese Frage stelle, muß ich den ganzen Garten neu anlegen.
Ich habe noch nie mit einem Gärtner geredet.
Leider.
Denn wie ich später erfahren habe, wäre der Mehraufwand gering gewesen und wesentlich gewinnbringender, als meine ständige Umgraberei, plus dem wahrscheinlich alles multiplizierenden Fakt, vor nichts davongelaufen zu sein.
Wie ich diese Frage zugelassen hätte, sehn sie, das macht mich nun wirklich stutzig, denn ich weiß es nicht..
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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