Franz Erni

Die Frau im Garten

Es war an einem ganz gewöhnlichen Tag. Eine Frau hatte unangenehme Arbeiten im Garten zu erledigen. Plötzlich hörte sie einen Vogel, eine fröhliche Melodie pfeifen. Die Frau legte ihre Arbeit kurz nieder, um den Vogel zu entdecken. Wie sie auch schaute – sie konnte den Vogel nicht sehen, der diese wunderbare Melodie pfiff. Doch plötzlich schien sie irgendwie den Gesang des Vogels zu verstehen. Es hörte sich ungefähr so an:


Du musst stille steh'n,
um die Vögel singen zu seh'n.
Du musst nach Innen seh'n,
um ihren Gesang zu versteh'n.

Die Frau horchte nun ganz aufmerksam der Melodie. Doch sie konnte den Vogel immer noch nicht entdecken. So schloss die Frau ihre Augen, um dem Gesang intensiver zu lauschen. Und als die Frau die Augen wieder öffnete, konnte sie den Vogel in Mitten von wunderschönen Blumen, die ihr vorher gar nicht aufgefallen waren, entdecken. Eigentlich wollte die Frau wieder weiterarbeiten, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Doch dann begann der Vogel zu singen:

Um die schönen Dinge zu geniessen,
musst Du sie mit Zeit begiessen,
nur so können sie gedeihen
und Dir ihre Schönheit verleihen.
 
So holte die Frau die Giesskanne und tränkte die Blumen. Die Frau hatte zwar ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Arbeit vernachlässigte. Doch sie dachte, gearbeitet hab' ich eigentlich genug. Vielleicht ist es an der Zeit eine Pause zu machen. So holte sie sich einen Apfel und biss genussvoll hinein – der Apfel schmeckte köstlich. Und plötzlich schien der Apfel zu ihr zu sagen:

Und Du wirst begreifen,
Geniessen dient dem Reifen.
So wie der Apfel wird erst fein
durch das Licht des Sonnenscheins.

 

Und für die Unendlichkeit eines Momentes fühlte sie sich trotz der unangenehmen Arbeit so richtig zufrieden und glücklich. Da flog der Vogel auf die Schultern der Frau und flüsterte ihr eine wunderbare Melodie ganz leise ins Ohr:

 

Eine Veränderung des Bewusstsein'
und ist sie auch noch klein
wandelt Arbeit, die getan werden muss

in ein kleines Stück Genuss.

(Franz Erni)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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