Hendrik Sollich

der unterzeichner

Den rechten Zeigefinger straff, in der linken die fast leere Schachtel.
Ein kurzer Zug aus dem Gelenkt.
Mit einem leisen Zischen leuchtete das Streichholz auf, schwefelig roch der Qualm.
Er entzündete die Kerzen zu beiden Enden seines Schreibtisches.
Es wurde heller im Raum welcher vorher allein durch zwei Öllampen erleuchtet war.

Der ihm gegenüber saß war schlicht gekleidet; ein altes weißes Hemd unter grauen Hosenträgern, darüber ein ebenso grauer Mantel. Schlecht rasiert, seine Wollmütze mit beiden Hände haltend, die Knie zusammen, in die Lehne gedrückt saß er da und starrte in das Licht der soeben entzündeten Kerze.

"Mhh..."
"Was?"
"Ich bin mir mehr so sicher..."
"Doch, bist du!"

Der Mann ließ seine Augen von einer der beiden Kerzen auf die andere Schweifen, sie nicht fokussierend.
Auf der rechten Seite des Zimmers tickte eine Uhr an der Wand, hoch, mit einem langen Pendel.
Der Mann vermied Augenkontakt.
"Du weißt, dass es nicht anders möglich ist. Es ist zu spät für andere Optionen"
"...Zu spät..." sagte der Mann ohne Intonation.

Er fuhr denn Mann an so dass dieser zusammenzuckte. Jetzt schauten sie sich direkt an.
"Jetzt reiß dich verdammt noch mal zusammen."

Er drehte das Papier in der Mitte seines Tisches mit der rechten um und streckte mit der Linken den roten Federhalter in die Richtung des Mannes aus. Das Rot des Stiftes war die einzige Farbe die man bei dem diffusen Licht der Kerzen genau erkannte.
"Nun ?!"

Der Mann ergriff den Stift.
"Ist das überhaupt richtig was wir hier tun?"
"Es ist möglich also ist es legitim…"
"Und wenn ich nicht Zahlen kann? Es ist ein harter Preis."
"Du kannst zahlen, du wirst zahlen. Das weiß ich und dessen sei dir sicher, ich sorge dafür, dass du zahlen wirst."

Der Mann zog das Blatt an sich heran. Mit der Federspitze suchte er nach der Linie.
Noch ein letztes Mal schaute er auf.
"Es ist alles in Ordnung!" wurde ihm wiederum versichert.
Er unterschrieb hastig und man konnte die Spitze auf dem Pergament kratzen hören.

"Jetzt erfüll mir meinen Wunsch!"
"Nein! Jetzt gehört deine Seele mir!"

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Den Wind jagen: Haiku von Heike Gewi



Alle Haiku-Gedichte in "Den Wind jagen" von Heike Gewi sind im Zeitraum von Januar 2008 bis 2012 entstanden und, bis auf einige Ausnahmen, als Beiträge zur World Kigo Database zu verstehen. Betreiberin dieser ungewöhnlichen Datenbank ist Frau Gabi Greve. Mit ihrer Anleitung konnte das Jemen-Saijiki (Yemen-Saijiki) systematisch nach Jahreszeitworten für Bildungszwecke erstellt werden. Dieses Jahr, 2013, hat die Autorin die Beiträge ins Deutsche übersetzt, zusammengefasst und in Buchform gebracht. Bei den Übersetzungsarbeiten hat die Autorin Einheimische befragt und dabei kuriose Antworten wie "Blaue Blume – Gelber Vogel." erhalten. "Den Wind jagen" heißt auch, Dinge zu entdecken, die sich hoffentlich nie ändern. Ein fast unmögliches Unterfangen und doch gelingt es diesen Haikus Momente und zeitlose Gedanken in wenigen Worten einzufangen und nun in dieser Übersetzung auch für deutschsprachige Leser zugänglich zu machen.

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