Frank-Peter Neumann

Ein total verrücktes Urlaubserlebnis

Es war im vergangenen Sommer an der Costa Blanca in Spanien. Wir, das sind meine Familie, bestehend aus meiner Frau, unserer damals 16-jährigen Tochter Sabine, sowie meiner Wenigkeit, hatten in Altea gerade noch auf gut Glück gerade ein Appartement buchen können, nachdem wir am vorherigen Tag abends nach über 20-stündiger Autofahrt im allerletzten Moment eine kleine Kammer im Keller einer herunter gekommenen Pension gefunden hatten, wo es auch nachts nicht viel unter 30 Grad C abkühlte und wobei wir obendrein als „Service der besonderen Art“ nebenbei von einer Armada Ameisen angeknabbert wurden. Bei Hochsaison ohne Vorausbuchung kann man solche Sachen leicht erleben.

 

 

Genüsslich aufatmend setzten wir jetzt uns auf den Balkon unseres vergleichbaren Luxus-Appartementos, tranken kühlen Sangria und ließen das bunte Treiben vor uns auf der Uferstraße mit dem dahinter liegenden Strand stimmungsmäßig auf uns einwirken.

 

 

Gegen 17:00 Uhr beobachteten wir, wie sich unser Nachbar, ein netter, höflicher und älterer englischer Gentleman, unten auf ein kleines, niedriges Mäuerchen neben den Müllcontainern auch häuslich nieder ließ, zusammen mit seinem kleinen, weißen Schnauzerhündchen. Beide stierten regungslos gebannt auf den Super-Mercado (Supermarkt) neben unserem Appartement-Gebäude. Es war unüberseh- und vor allem unüberriechbar, dass der englische Gentleman und seine ebenfalls nette „old Lady,“ die die Stellung meist innerhalb ihrer Urlaubs-Residenz hielt, an der Flasche hingen, wie so viele Senioren aus dem restlichen Europa, die hier ihren Lebensabend verbringen. 

 

 

Als sich eine junge Verkäuferin aus dem Markt mit einem leeren Karton auf den Weg zum Container machte, kam sie nicht sehr weit. Plötzlich sprangen der englische „Sir“ mit seinem Dog wie von der Tarantel gestochen synchron auf, wobei der English Pensionier nun nicht mehr Gentleman like, dafür aber im gebrochenen Spanisch auf das arme Mädchen los schimpfte und sein zu klein geratener Kampfhund in ähnlicher Tonlage a kapella dazu kläffte. Hinter der geschockten Verkäuferin, die wie ein „spanischer Torero“ mit ihrem Karton als rotes Tuch wedelnd vor dem „englischen Toro ( Stier )“ zu tänzeln schien, tauchten zur Unterstützung ihre Kolleginnen und Kollegen auf, ebenfalls mit leeren Kartons und Obstkisten bewaffnet! Jedoch schaffte es keiner, seinen Müll zu entsorgen,  zu undurchdringlich war der „Defensive Wall ( Verteidigungs-Mauer )“ des „British Empire Kampfduos.“ Einer der Verkäufer hob wütend seine geballte Faust hinter dem Rücken des englischen Fighters. Aber der Marktleiter hinderte ihn, entsprechende Tätlichkeiten wirklich in die Tat umzusetzen. Traditionsgemäß wird das Alter in Spanien noch mehr respektiert, als in unseren nördlichen Breitengraden. Es war nicht schwer mit zu bekommen, dass es sich hier wahrscheinlich um einen alltäglichen Nachbarschaftsstreit bezüglich des selben ( Müll )- Problem handelte.

 

 

Zu all dem raste nun auch noch ein Streifenwagen der Guardia Civil ( = spanische Polizei ) mit Sirenengeheul heran. Die Hüter des Gesetzes stiegen aus, rückten ihr Käppi zurecht, das aus der Form einer Mischung zwischen Trapez und Dreieck besteht und begannen ihre Pflicht zu tun. Aber die furchtlosen Kämpfer der Queen of England änderten jetzt unerschrocken ihre Kampftechnik und attackierten die Staatsgewalt. Während Herrchen Fäuste schwingend die vertuzten Beamten mit bobo ( = verrückt ) attackierte, verkrallte und verbiß sich sein Wachhündchen in die Uniformhose des einen „Freund und Helfers,“ der vergeblich versuchte, ihn los zu werden. Wie eine Klette hing das knurrende und kläffende Wollknäul an seiner Textilie.

 

 

Augenblicklich überschlugen sich alle Ereignisse. Plötzlich vernahmen wir ein Krachen und sahen, wie sich die Straßenbeleuchtung in eine unbehagliche Schieflage in Richtung unseres „Balkon-Logenplatzes“ neigte. Unten hatte ein Jeep-Fahrer mit seinem PS-strotzenden Fahrzeug rückwärts beim ausparken den Laternenmast der Straßenbeleuchtung gerammt, weil er anstatt auf die Fahrbahn zu achten, sich rein auf das interessante Ereignis konzentrierte.

 

 

Eher gemütlich stieg der Fahrzeuglenker darauf hin aus und kontrollierte, ob sein Geländewagen ja keinen Kratzer abbekommen hatte, was anscheinend nicht der Fall war, stieg wieder ein und fuhr davon, ohne die durch ihn ramponierte Laterne auch nur eines Blickes zu würdigen. Weder die Zuschauer, noch die Uniformierten kümmerten sich um diesen Vorfall, obwohl ihn jedermann zumindest beiläufig bemerkt hatte und der bei uns in Deutschland für den Verursacher eine kleine bis mittlere bürokratische Katastrophe bedeutet hätte.

 

 

 

Zur gleichen Zeit flanierte am gegenüberliegenden Strand eine Mutter mit ihrem ca. 12-jährigen Sprössling. Der Kleine fotografierte eifrig mit einer Kamera. Er einen Eindruck, das er diese möglicherweise erst kürzlich geschenkt bekommen hatte. Schon bekam er eine hübsche Oben-Ohne-Badenixe vor die Linse und drückte auf den Auslöser. Als Mama das bemerkte, setzte es eine saftige Ohrfeige und sie rüffelte ihn, sich anderen, zugegebenermaßen weitaus weniger reizvollen Objekten, zuzuwenden.

 

 

Brav hielt er kurzum Ausschau nach anderen Motiven und erreichte im Sucher schließlich die „Supershow,“ die er nun auf Zelluloid bannte.

 

 

Der Kampf  bezüglich der Müllentsorgung neigte sich in diesem Augenblick bereits seinem Ende zu, ohne dass der Engländer verhaftet wurde, wie wir befürchteten. Und dass, obwohl die Guardia Civil bereits entnervt den Rückzug zum Streifenwagen antraten. Der Kämpfer des britischen Imperiums lief trotzdem extra hinterher, riss die Türe des Einsatzfahrzeuges auf und schrie noch mehrmals lauthals hinein: „ Bobo, bobo, bobo ......“, bis ihn schließlich ein Mann an seiner Schulter nahm, von dem er sich widerstandslos in die neben unserem Appartementhaus liegende Bodega (Kneipe) führen ließ.

 

 

Anscheinend handelte es sich um einen seiner Freunde, der es gut mit ihm meinte. Augenscheinlich eher nicht nur mit ihm allein?!

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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