Joana Angelides

Pinguine versus Mozart

Gott sei Dank, gibt es genug Genies, damit man jedes Jahr ein anderes nehmen kann, um es der Welt zu präsentieren und es zu vermarkten.
War es vor kurzem erst Anton Bruckner, ( 100. Todesjahr 1996) haben wir nun den 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart, den die ganze Welt kennt und verehrt.
Bereits Wochen vor Beginn des Jubiläumsjahr laufen die Propagandamaschinen auf Hochtouren. Plakate, Schallplatten, Konzerte werden geplant.
Die Produktion der Mozartkugeln hat eine neue Dimension erreicht, T-Shirts mit dem Konterfrei des Genies liegen bereits auf Lager der Textilindustrie und ganz Österreich steht in den Startlöchern, um, "kitsch-as-kitsch-can", überall und auf alles den kleinen, lockigen Mozartkopf drauf zu kleben.
Was machen denn nun die zwei lieben Pinguine der Touristikindustrie? Mozart hat ihnen eindeutig den Rang abgerungen. Man könnte sie eventuell Klavierspielen lassen, am Ufer des Traunsees.
Sicherlich werden schon einige Mütter fleißig das Drehen von Seitenlöckchen im Stile Mozarts üben. Man kann ja nie wissen, ob nicht der Klavier spielende Sohn in die Fußstapfen von Amadeus steigt und dann der schon sehnsüchtig erwartete Messias der Musikwelt wird. Daher muss man auf alles vorbereitet sein
Einige werden vielleicht vor dem Spiegel eine Mozartkugel in den Mund stecken und warten......
Es wird keine Verwandlung stattfinden, aber "Amadeus!" kann man ja trotzdem, rufen.
Ironie des Schicksals ist es wohl, dass der EU-Vorsitz mit dem Mozartjahr zusammenfällt.
Da bekommt die Äußerung eines bekannten Politikers, man solle "bei Erwähnung Österreichs endlich die Lipizzaner-Pferde und die Mozartkugeln" vergessen, doch plötzlich eine andere Bedeutung.
Das war nicht sehr vorausschauend, und auch nicht diplomatisch! Tztztz......
Man kann niemals wissen, was noch alles passieren kann und wozu Klischees gut sein können.
Ganz sicher werden auf allen Verhandlungstischen bei EU-Treffen diese kleinen süßen Kugeln liegen. Naja, solange sie nur gegessen werden und die Teilnehmer nicht damit auf andere Teilnehmer zielen!
Passend wäre auch, wenn man bei der ersten EU-Ansprache unseres Bundeskanzlers die Krönungsmesse von Mozart spielen würde. Hätte doch was? Oder?
Das Jahr der Lipizzaner-Pferde wird sicher auch noch kommen, abwarten! Vielleicht läßt man die Pferde dann zu einer Sonate von Mozart ihre Kunststücke vorführen? Die Trainer und Reiter könnten ja in Kostümen, der Mode der damaligen Zeit nachempfunden, mit ihnen gemeinsam auftreten.
Anstelle von lebenden Personen hätte man für die affichierten und wieder entfernten EU-Werbeplakate doch Mozart und vielleicht die Lipizzaner als Sujet nehmen können? Naja, nicht für alle Plakate, aber für so zwei oder drei. Auf jeden Fall wäre dann die Entscheidung, was eigentlich Kunst und was eine Zumutung ist, sicherlich nicht so leicht durchschaubar geworden. Man denke an das Märchen "Des Kaisers Kleider".
Und aufregen hätte sich weder der Mozart können, noch die Lipizzaner. Mozart ist tot und die Lipizzaner sehen nie Plakate.
Überhaupt ist es ja sehr praktisch, dass es keine Tantiemen-Verpflichtung mehr für die Musik von Mozart gibt. Jeder kann sie spielen, wenn er kann. Besonders die Plattenfirmen lieben tote Musiker. Diese reden nicht mehr in die Vermarktung rein oder reklamieren keine Variationen ihrer Musik. Nicht einmal das Plattencover können sie beeinflussen.
Sie können nicht protestieren, wenn sie überall aufgedruckt, drauf gepreßt und gemalt werden.
Auf jeden Fall ist Mozart als Maskottchen wirkungsvoller als irgendwelche Pinguine.........
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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