Kristina Korus

Es war einmal eine kleine Spinne

Es war einmal eine kleine Spinne. Die webte sich ein Netz.
Für eine so kleine Spinne war es ein ziemlich großes Netz und sie war richtig stolz darauf.
Aber da kam eine Hummel.
Die sah das Netz nicht, weil die Stricke zu dünn waren. Also flog sie mitten durch und machte das Netz kaputt.
Doch damit nicht genug: Sie furzte auch noch kräftig, so dass der kleinen Spinne Hören und Sehen verging – das Riechen natürlich auch: sie war seitdem taub auf der Nase.
So zog sie hinaus in die große weite Welt, um zu lernen wie man ein starkes Netz macht.
Zuerst traf sie eine Maus, doch die war, wie alle andere Mäuse, des Webens nicht kundig. Dennoch lernte die kleine Spinne etwas von ihr, nämlich nagen. Und sie nagte sich ihren Weg weiter bis zu einem großen Tümpel, aus dem es fürchterlich stank.
Die kleine Spinne befürchtete schon, sie wäre auf ein Hummeldorf gestoßen. Aber dann erklärte ihr eine Gelbbauchunke, dass es einfach die verrottenden Blätter und Früchte waren. Und die Unke gab der Spinne ein Stück vergorene Frucht zu essen, woraufhin sie gefährlich zu schwanken begann.
Die Spinne merkte sich auch dies und schwankte fröhlich weiter.
So ging das ein paar Jahre. Die kleine Spinne wanderte durch die Welt, wurde groß und lernte sehr viel.
Irgendwann war sie wieder zu Hause und webte sich das perfekte Netz, das keine Hummel würde durchbrechen können – und wenn sie noch so sehr furzte!
Sie hatte viel zu erzählen. Und so kamen jeden Tag unzählige kleine Spinnenkinder um ihren Geschichten zu lauschen.
So lernten auch sie viel.
Bis die Spinne eines Tages starb.
Und doch lebte sie in den Geschichten der Kinder und deren Kinder und deren Kinder und so fort weiter. Viele Geschichten und neue Details kamen hinzu, als andere ihre Fantasie spielen ließen.
Eine sehr gelehrte Spinne sammelte die Erzählungen und es entstand ein Buch mit 459 Seiten. Es wurde viele Male gedruckt. Das Original jedoch findet man nur in der großen Spinnenbibliothek. Kein Mensch weiß, wo diese sich verborgen hält, doch es ist bekannt, dass der Einband aus feinsten, unzerreißbaren Spinnenleinen gewebt ist.

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