Carine Redlinger

Bella - niemand weiß warum

Bella saß am Straßenrand und scharrte wütend mit ihren neuen Schuhen im Staub. Der schwarze Lack über den sie eben noch so stolz war verschwand unter einer dicken Staubschicht. Heute morgen als sie aufgestanden war und ihre Mutter ihr erlaubte, die neuen Schuhe für die Schule anzuziehen, war sie so glücklich dass sie vor lauter Aufregung vergaß zu frühstücken. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, verließ sie sofort das Haus und rannte Richtung Schule.
Ihre Mutter wollte sie noch aufhalten, aber Bella war schon um die Ecke verschwunden. Lächelnd schüttelte ihre Mutter den Kopf. Zum Glück hatte sie ihrer Tochter ein dickes Pausenbrot in den Schulranzen gepackt.
 
Aber nun nur kurze Zeit später saß das junge Mädchen traurig, wütend und alleine am Straßenrand.
Sie war es schon fast gewöhnt von anderen Schülern gehänselt zu werden. Aber seit der letzten Französischstunde war es ganz schlimm geworden. Als die Lehrerin den Kindern neue Adjektive an die Tafel schrieb und sie fragend in die Reihen sah, wer ihr denn die deutsche Übersetzung für "belle" geben könnte, da schauten alle ganz ratlos.
Die Lehrerin wandte sich an Bella und bat sie aufzustehen.
"Bella, hat dir deine Mutter nie gesagt was dein Name bedeutet? Bella ist italienisch und das französische Wort dafür lautet, wie bitte?"
Sie blickte über den Rand ihrer Brille hinweg und sah die Schüler fragend an.
"Belle, Frau Lehrerin?"
"Ja, genau. Bella ist gleich belle. Wer kann mir denn nun erklären was das Wort zu bedeuten hat?"
Jan, ein schrecklicher Kerl erhob sich und posaunte ohne aufgefordert zu werden in die Klasse.
"Das kann nur hässlich bedeuten, Frau Lehrerin. Wenn belle gleich Bella ist, dann ist dies die einzige Erklärung."
Die Lehrerin war entrüstet und Bella die immer noch neben ihrer Bank stand, setzte sich beschämt wieder hin.
"Jan, wenn du den Namen tragen würdest, der dir ebenbürtig ist, dann müsstest du "ungehobelter Klotz Meier" heißen. Zur Strafe dass du unaufgefordert in die Klasse gebrüllt hast, wirst du mir für morgen alle Adjektive mit einem schönen Satz verbinden."
Jan ließ sich mit vor Wut gerötetem Kopf auf seine Platz fallen. Bella saß immer noch ganz verschämt auf ihrer Bank. Die Lehrerin stellte sich neben das Mädchen und fuhr ihr mit der Hand tröstend über ihre widerspenstigen, roten Haare.
"Belle, bedeutet schön. Wenn ihr mich fragt, ich finde dass Bella ihren Namen zu Recht trägt. Wer von euch hat so schönes gelocktes Haar aufzuweisen?”
Doch sie erreichte nur das Gegenteil. Die ganze Klasse schüttelte sich vor Lachen. So mancher versuchte es sich krampfhaft zu verkneifen, aber als der Erste laut lachte, prusteten alle gemeinsam los.
Bella dachte nur noch bei sich, bitte Frau Kranich, bitte wechseln sie doch endlich das Thema. Wann klingelt es endlich, ich will nur noch hier raus. 
Aber Frau Kranich hatte sich jetzt ganz in das Thema verbissen. Sie fixiert die sich vor Lachen biegende Klasse wütend mit ihren kleinen stechenden Augen.
“So, ihr amüsiert euch ja prächtig. Wenn ihr solch einen Spaß an den französischen Adjektiven habt, dann wird es euch sicher Freude machen mir zu jedem einzelnen Wort gleich drei Sätze aufzuschreiben. Alle außer Bella, werden mir diese Arbeit morgen abgeben, verstanden!”
 
Nicht auch noch das. Bella sackte in sich zusammen. Die Lehrerin machte es immer schlimmer. Jetzt hatten auch noch alle außer ihr eine zusätzliche Hausaufgabe bekommen. Sie spürte die wütenden Blicke ihrer Mitschüler förmlich in ihrem Rücken. Wie sollte sie da wieder heil herauskommen? Nachdem es geklingelt hat würde Frau Kranich auf schnellstem Wege die Klasse verlassen und zu ihrem Wagen eilen. Aber sie, Bella müsste an der wütenden Meute vorbei. Sie hatte Angst und fühlte sich gar nicht gut.
“Frau Lehrerin, darf ich bitte austreten?”
Bella hatte sich vorsichtig erhoben und stand mit klopfendem Herzen neben ihrer Bank.
“Natürlich mein Kind. Geh nur.”
 
Bella ging ohne einen einzigen ihrer Mitschüler anzusehen durch die Reihe und so schnell ihre schönen, neuen Schuhe sie tragen konnte auf die Tür zu. Sie hielt ihre zitternde Hand  schon von weitem der Klinke entgegen. Noch ein paar Schritte, wobei sie noch befürchten musste zu stolpern und für zusätzlichen Spott zu sorgen, trennten sie von der Tür. Dann, endlich umfassten ihre Finger das kalte Metall der Klinke. Bella öffnete die Tür und rannte hinaus auf den Flur. Obwohl sie im Flur nicht laufen durften und Bella sich immer an die Vorschriften hielt, lief sie so schnell sie konnte zum Klo.
Tür auf und hinein. Traurig sank sie auf das Klo und stützte ihren Kopf in ihre Hände. Ihre roten Locken waren aus dem lose gewordenen Haarband herausgewutscht und hingen ihr nun wirr ins Gesicht. Wütend schlug sie ihre Haare nach hinten.
“Ihr seid an allem Schuld! Warum kann ich nicht so schöne glatte Haare, wie die Lisa haben und warum müsst ihr auch so leuchtend rot sein. Könnt ihr nicht blond oder ganz unauffällig braun sein? Mit schwarz wäre ich ja auch noch zufrieden, aber nicht mit diesem Rot!”
 
Bella kam der Gedanke, jetzt einfach nach Hause zu laufen. Sie wollte nicht warten bis die Schule aus ist und sie den anderen dann ausgeliefert sein würde. Wie konnte Frau Kranich auch alles derart übertreiben? Doch dann überlegte sie, dass wenn sie jetzt abhauen würde, sie noch mehr Schwierigkeiten bekommen würde. Das wollte sie schon gar nicht. Bella erhob sich und griff nach dem Türknauf. In diesem Augenblick hörte sie jemanden den Raum betreten.
“Bella - niemand weiß warum, wo bist du? Frau Kranich schickt nach dir.”
Das war die Stimme von Lisa. Dann hörte sie deren beste Freundin Jana gegen die Klotür pochen.
“Bella - niemand weiß warum, bist du da drin? Komm raus, wir haben ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Du weißt ja, dass du unsere Strafarbeit schreiben wirst. Wenn nicht dann wirst du dein blaues Wunder erleben.”
Bella zog schnell ihre Füße hoch und setzte sich mit angewinkelten Beinen auf den Klodeckel. Draußen pochten die Mädchen heftig gegen die Tür und sangen immer lauter.
“Bella- niemand weiß warum, aber alle wissen sie ist dumm!”
Immer wieder leierten sie denselben Spruch und hämmerten gegen die Tür.
 
“Was ist denn hier los? Ach ihr seid es. Hallo Lisa, hallo Jana. Was treibt ihr hier? Man hört euch bis auf den Flur. Was soll das, Bella - niemand weiß warum, den Spruch habe ich noch nie gehört.”
Bella konnte an der Stimme Mona erkennen. Ein Mädchen aus der Nachbarklasse. Eigentlich fand sie dieses Mädchen immer sehr nett.
“Na ganz einfach. Bella heißt schön und nun rate mal, wer diesen Namen trägt? Niemand weiß warum ausgerechnet sie Bella heißen soll. Mit ihrer grausigen roten Mähne und klein und dick ist sie auch. Deshalb Bella - niemand weiß warum.”
Bella hörte wie Mona schnaubte. War auch sie gerade dabei über Bella zu lachen? Dabei hat sie dieses Mädchen doch immer so nett gefunden.
“Ihr seid zwei dumme Gänse. Erstens hat sich Bella ihren Namen nicht selbst ausgesucht. Zweitens finde ich dass er ausgezeichnet zu ihr passt. Sie ist weder klein noch dick. Ihre Haare, ja das ist Geschmacksache, aber sie machen sie noch lange nicht hässlich. Lasst das Mädchen einfach in Ruhe, ihr zwei dummen Gänse.”
Bella spitzte die Ohren. Gab es tatsächlich auf dieser Schule einen Menschen, der sie mögen sollte. Das war doch sehr nett was Mona über sie gesagt hatte. Sie hörte noch wie Jana und Lisa, Mona ebenfalls eine dumme Gans nannten und die Tür knallend raus liefen. Dann klopfte es wieder an der Klotür.
“Bella, bist du da drin? Bitte komm raus, du wirst dir doch von diesen zwei dämlichen Mädchen den Tag nicht verderben lassen.”
“Hast du eine Ahnung, Mona. Es sind nicht nur die zwei. Die ganze Klasse hat wegen mir eine Strafarbeit bekommen. Frau Kranich war nicht mehr zu bremsen.”
“Ja, wenn das so ist, dann sieht es natürlich nicht so gut für dich aus. Gegen eine ganze Klasse hat man es wirklich schwer. Ich werde dir jedenfalls zur Seite stehen. Jetzt muss ich aber zurück in meine Klasse. Mach's gut Bella.”
 
Bella riss sich zusammen und verließ die Toilette. Gerade in dem Moment als sie wieder in ihre Klasse zurück wollte, klingelte es und Frau Kranich kam aus dem Klassenzimmer gestürzt. Wie Bella schon vorhergesehen hatte, lief sie schnurstracks in den Hof um gleich darauf in ihrem Wagen zu verschwinden.
“Bella - niemand weiß warum, ist wieder aufgetaucht. Jetzt machen wir sie fertig.”
Jan hatte das Mädchen sofort entdeckt und posaunte es laut durch die ganze Klasse. Bella drehte auf dem Absatz um und rannte durch die Tür, durch die so eben auch Frau Kranich verschwunden war. Lautes Gelächter und Gegröle begleiteten sie. Bella lief einfach los. Sie würde sich jetzt nicht überlegen was geschehen würde, wenn sie die letzte Stunde einfach schwänzen würde. Sie wollte nur weit weg von dieser Meute.
 
So saß sie nun schon seit fast einer Stunde am Straßenrand und scharrte wütend mit ihren Schuhen im Staub. Warum sind die Menschen so gemein?  Eine Träne kullerte über ihre mit Sommersprossen übersäte Wange. Bella wischte sie mit ihren staubigen Händen weg und hinterließ eine braune Schmutzspur auf ihrem Gesicht.
“Bella, was machst du denn hier? Hast du schon schulfrei?”
Bella sah auf, vor ihr stand Urs, ein Junge aus ihrer Schule. Er war zwei Jahre älter als sie und wohnte in der gleichen Straße.
“Nein, ich bin abgehauen.”
Trotzig hob sie ihm ihr Gesicht entgegen. Er sah sie an und verkniff sich geschickt ein Lächeln, angesichts ihres verschmierten Gesichtes.
“Komm wir setzten uns drüben auf die Bank, dann kannst du mir ja erzählen was für eine Laus dir über die Leber gelaufen ist. Nachher werde ich dich nach Hause begleiten.”
 
Bella wusste nicht warum, aber sie plapperte einfach darauf los und erzählte Urs die ganze traurige Geschichte. Er unterbrach sie nicht, aber sie konnte sehen, dass er ab und zu missmutig den Kopf schüttelte. Als Bella sich ihren ganzen Frust von der Seele geredet hatte war ihr schon viel besser. Sie sah den Nachbarjungen an und überlegte ob er wohl ähnlich denken würde wie ihre Mitschüler. Sie blickte in ein ehrlich offenes Gesicht. Helle Haarsträhnen fielen ihm seitlich ins Gesicht. Dabei wurde eines seiner kristallblauen Augen verdeckt. Urs warf den Kopf nach hinten und er hatte wieder freie Sicht auf das traurige Mädchen, das ihn mit erwartungsvollem Blick ansah.
"Das sind ja Sachen! Ich wusste gar nicht dass es so gehässige Schüler bei uns an der Schule geben würde. Aber als du mir die Namen Jan, Lisa und Jana nanntest, da war mir schon alles klar. Dieses Dreiergespann macht jeden runter der ihnen nicht passt. Dieses Jahr bist du wohl an der Reihe. Man müsste den dreien mal wirklich eins auswischen. Die hätten es jedenfalls verdient. Mit ihrer Bösartigkeit ziehen sie alle anderen mit. Klar dass man dann schnell zum Außenseiter wird. Bella heißt also die Schöne? Darauf kannst du doch stolz sein."
Bella sah den Jungen verständnislos an.
"Stolz! Ich soll stolz sein, wenn man mir nachruft ich sei hässlich und niemand kann sich erklären warum gerade ich diesen Namen trage."
 
Urs legte ihr beruhigend den Arm um ihre vor Zorn bebenden Schultern.
"Beruhige dich, Bella. So habe ich es doch gar nicht gemeint. Ich finde nicht dass du hässlich bist, ganz im Gegenteil, mir gefällst du. Ich habe schon oft hinsehen müssen, wenn dein Haar in der Sonne leuchtete wie wildes Feuer. Deine Augen, schimmern so grün wie der Smaragd am Finger meiner Großmutter. Mir war bisher noch nie aufgefallen welche wunderschönen Augen du hast. Nein Bella, du bist ein sehr hübsches Mädchen. Glaubst du nicht, die anderen könnten nur aus Neid so über dich herfallen?"
Das Mädchen riss erstaunt seine mandelförmigen smaragdgrünen Augen auf und errötete. Solch ein Kompliment aus dem Munde eines älteren Jungen, das hätte sie nie erwartet. Gerne hätte sie es noch einmal gehört, vermied aber in ihrer Bescheidenheit, ihn noch einmal diese wie Musik in ihren Ohren klingenden Worte zu wiederholen.
Sie wollte gerade etwas antworten, als Urs sie unterbrach.
"Frau Kranich macht doch ihrem Namen alle Ehre. Mit ihren langen dünnen Beinen, den stechenden kleinen Augen und der spitzen langen Nase. Findest du nicht? Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Bella?"
"Ja, sicher doch."
"Weißt du was der Name Urs bedeutet? Ich eigentlich auch nicht, aber im französischen haben wir gelernt, dass das Wort "ours", Bär bedeutet. Es wird ein bisschen anders geschrieben aber genau so ausgesprochen. Findest du dass ich wie ein Bär aussehe? Damals haben sie mich auch aufgezogen damit, aber nach wenigen Tagen war schon der Nächste dran. So wird es auch dir ergehen. Schon bald werden sie ein neues williges Opfer finden und dich in Ruhe lassen. Wenn du dann durch die Erfahrungen, die du heute gemacht hast, diesem armen Teufel zur Seite stehst, dann hatte es auch etwas Gutes.”
 
Bella musste herzhaft lachen als sie sich ihren jungen Freund als Bär vorstellte. Sie sah auf und entdeckte Lisa und Jana, die hinter einer Mauer hervor lugten. Die beiden tuschelten etwas das Bella nicht verstehen konnte. Sie sprang auf und lief auf die beiden Freundinnen zu.
“Was gibt es da zu tuscheln? Habt ihr noch nie die Schule geschwänzt?”
Inzwischen war Urs an ihrer Seite, er legte seinen Arm um Bella und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
“Komm lass uns gehen, Bella. Du wirst doch jetzt nicht deine Zeit mit diesen kleinen Gören verplempern, wo du schon extra wegen mir früher aus der Schule abgehauen bist. Lass uns zu mir gehen.”
 
Bella hoffte nur dass sie jetzt nicht wieder erröten würde, aber der Anblick der sich ihr bot war einfach zu köstlich. Beide Mädchen standen wie zur Salzsäule erstarrt da und starrten Urs mit offenem Mund an. Dieser ließ sie einfach stehen, nahm Bella an der Hand und beide schlenderten nach Hause.
Bella konnte die Blicke der Mädchen in ihrem Rücken spüren als wären es glühende Speere. Nur nicht hinfallen, sie gönnte ihnen diese Genugtuung nicht. Ihre Hand lag immer noch in der von Urs, ein angenehmes Gefühl wie sie eben bemerkte. Dieser schlaksige Junge, der schon immer einen Kopf größer war als seine Alterskollegen, hatte auf ganz simple Art und Weise ihre Schmach in einen Siegeszug verwandelt. Sie wusste dass er sehr beliebt in der Schule war, insbesondere bei den weiblichen Schülern. Hatte er eigentlich eine Freundin? Sie dachte nach, konnte sich aber nicht daran erinnern ihn je in Begleitung eines Mädchens gesehen zu haben, die mehr für ihn war als eine Kameradin. Ihr Herz fing an Purzelbäume zu schlagen und in ihrem leeren Magen, schließlich hatte sie seit gestern Abend nichts mehr gegessen, tanzten Schmetterlinge. Ganz kurz schweiften ihre Gedanken zu ihrem Schulranzen indem jetzt verlassen ein dickes Butterbrot vor sich hin schimmelte. Doch sogleich waren sie wieder bei Urs, der immer noch ihre Hand hielt, obwohl sie schon längst um die Ecke gebogen waren. Sie wünschte sich, er würde sie nicht mehr loslassen. Wie schön wäre es einen solch tollen Freund an ihrer Seite zu haben. Sie würde sich nicht mehr provozieren lassen und sie gäbe ganz bestimmt keinem mehr die Gelegenheit sich über sie lustig zu machen.
Ihr Haus rückte immer näher. Würde doch jetzt einfach die Zeit stehen bleiben. Aber schon wenige Augenblicke später standen sie vor ihrer Haustür. Urs hielt immer noch ihre Hand. Seine blauen Augen schienen in dem grünen See ihrer Augen zu ertrinken.
 
"Bella - niemand weiß warum. Aber ich glaube ich bin verliebt."
Das Mädchen ließ erschrocken seine Hand los, drehte sich um und rannte ins Haus. Urs sah ihr verblüfft nach. Aber er wollte sie doch nicht verschrecken, er fasste doch nur in Worte was er empfand. Verstört ging er weiter, erst vor seinem Haus drehte er sich um. Niemand war zu sehen.
Bellas Herz raste, sie war glücklich, wütend und durcheinander zugleich. Wütend war sie über sich selbst, über diese dämliche Reaktion einfach wegzulaufen. Mit einem Schlag war alles, was so schön begonnen hatte wieder vorbei. Urs würde sie bestimmt nie mehr auch nur eines Blickes würdigen. Sie rannte an ihrer Mutter vorbei, hinauf in ihr Zimmer und ließ sich ganz aufgelöst auf ihr Bett fallen.
"Ich bin so blöd, ich bin einfach zu blöd."
Ihre Mutter war ihr gefolgt und setzte sich zu ihr aufs Bett.
"Na, mein Schatz, Liebeskummer?"
Entsetzt starrte Bella ihre Mutter an.
"Wie kommst du denn darauf?"
Ihre Mutter lächelte und strich ihr die widerspenstigen Locken aus dem Gesicht.
"Ich bin doch nicht blind. Ich habe dich eben Hand in Hand mit einem jungen Mann um die Ecke schlendern sehen. Keine zwei Minuten später rast du wie von der Tarantel gestochen an mir vorbei und vergräbst dich heulend in deinem Kissen. Ist es denn so schlimm?"
Bella fing an ihrer Mutter die ganze Geschichte zu erzählen. Diese hörte ihrer Tochter aufmerksam zu. Ihre Miene verschloss sich angesichts der Schmach die Bella in der Schule erlebte. Gleich darauf freute sie sich mit Bella über das Feingefühl, das Urs an den Tag legte und somit Lisa und Jana ziemlich dumm aussehen ließ.
"Das wird schon wieder, Bella. Wenn Urs wirklich etwas an dir liegt, dann wird er sich nicht so leicht verscheuchen lassen. Wirst schon sehen."
 
Bella fieberte dem nächsten Morgen entgegen. Was würde dieser Tag wohl bringen? Früher als sonst setzte sie sich an den Frühstückstisch. Ihre Mutter saß ihr gegenüber und schmunzelte.
“Was ist los? Warum grinst du wie ein Honigkuchenpferd?”
Ihre Mutter zeigte mit dem Kopf Richtung Straße.
“Weil ich etwas gesehen habe was du nicht siehst.”
Bella sprang auf und schaute zum Fenster hinaus. Da stand er, gegen den Pfeiler der Vorgartenmauer gelehnt, dieser schlaksige Bursche, an den sie die ganze Nacht denken musste. Er war da und schien auf sie zu warten. Bella griff sich ihre Jacke und rannte, ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange hauchend, aus dem Haus.
Urs begrüßte sie, griff ganz selbstverständlich nach ihrer Hand und die beiden machten sich auf den Weg.
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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