Karl-Heinz Fricke

Die Doukhobors

Die Doukhobors sind eine religiöse Sekte, die wegen ihres Glaubens um das Jahr 1900 aus dem zaristischen Russland vertrieben wurde. Eine große Gruppe dieser Menschen hatte sich für Kanada entschieden, und wurde anfangs ansässig in der Provinz Manitoba. Die Provinzregierung gab den neuen Siedlern freies Land, aber das harsche Klima in der Prairie behagte ihnen nicht. Sie beschlossen, sich auf den langen Marsch zum Westen zu begeben. Nachdem sie die Provinzen Saskatchewan und Alberta durchquert hatten, kamen sie in die westlichste Provinz des riesigen Landes, nach Britisch Kolumbien. In den West Kootenays, unweit der USA Grenze des Staates Washington, entschlossen sie sich zu bleiben. Sie gründeten ihre kleine Kolonie und bauten ihre Holzhütten. Den kleinen Ort nannten sie Krestowa, der auch noch heute von den Nachkommen dieser Menschen bewohnt ist. Die Neuankömmlinge waren der Regierung in der dünn besiedelten Provinz willkommen und auch hier gab man den Doukhobors freies Land. Das wärmere Klime behagte ihnen und sie begannen ihr Land urbar zu machen. Ihr Fleiß bescherte ihnen Feld- und Gartenerzeunisse, die sie auf den Wochenmärkten verkauften. Nun schaltete sich die Regierung ein und verlangte, dass die Einkünfte der Steuer unterlagen. Als sich die Mehrzahl der Siedler weigerte diese zu entrichten, wurden sie kurzerhand enteignet und das Land ging in den Besitz des Landes zurück.  Daraufhin fand eine Spaltung innerhalb der Doukhobors statt. Diejenigen, die man enteignet hatte, nannten sich "Friedenskämpfer", starteten aber kriminelle Aktionen. Sie veranstalteten unbekleidete Protestmärsche durch die kleinen Städte in der unmittelbaren Umgebung, die jedesmal von der kanadischen berittenen Polizei abgebrochen wurden. Massenverhaftungen wurden wegen öffentlicher Ärgernisse vorgenommen. Bei der Vorführung und Verhandlung im Gericht demonstrierten die Angeklagten ihren erneuten Protest mit der Entledigung ihrer Bekleidung. Damit nicht genug. Die nun aufgebrachten Doukhobors verlegten ihre Aktionen auf staatliche Einrichtungen. Schienenwege und kleine Brücken wurden gesprengt und verschiedene Gebäude und Infrastrukturen gingen in Flammen auf. Als Anbeter des Feuers zündeten sie auf Verlangen ihres Führers "Christian der Erzengel" ihre primitiven Behausungen an. Ein Ritual, an dem alle Kolonie Bewohner teilnehmen mussten. An einem bestimmten Tag des Monats ging Christian durch die Ansiedlung. Mit seinem Spazierstock, dessen Spitze rot angestrichen war, zeigte er auf ein Haus. Es war das Zeichen das Gebäude augenblicklich niederzubrennen, und die Bewohner beeilten sich Feuer an ihre Heimstatt zu legen. Alle Dorfbewohner entkleideten sich und umstanden Lieder singend den Brand. Als die destruktiven Angriffe nicht aufhörten und bekannt wurde, dass man sogar den Kindern die Herstellung von Sprengkörpern beibrachte, wurde beschlossen, die Kinder in ein entferntes Heim zu überweisen, um sie zu rechtschaffenden Bürgern zu erziehen. Man hoffte damit, die Wurzel des Übels entfernt zu haben, aber umso intensiver wurden die strafbaren Handlungen fortgeführt. Das Gericht in Nelson war mit den Fällen von Zerstörung staatlichen Eigentums voll beschäftigt, um die Schuldigen abzuurteilen und einzusperren. Erst um 1980, als die meisten der älteren Generationen der Doukhobors verstorben waren, kam es nur noch zu vereinzelten Sabotage Akten. Die große Mehrheit der Nachkommen hat inzwischen die Gesetze der Provinz und des kanadischen Staates voll akzeptiert. Im 21. Jahrhundert wurden keinerlei staatsfeindliche Aktionen mehr verzeichnet.
 
                  Karl-Heinz Fricke  31.01.2006

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