(Ein
bösartiges Sittenbild der Zeit von Heute im Prosa-Stil des brutal-realistischen
Exzessionismus. Ein Blick hinter eine Zeitungsgeschichte.)
Nacktes Popscherl, zart und weich. Weißer
Spalt, der doch so dunkel aus dem Spiegel leuchtet. Der Herr Pfarrer hat den
ehrwürdigen Herrn Spiegel mit dem schwulstig-breiten güldenen Rand einer
sterbenden Frau Parkinson so darum zitternd abgeluchst. „Oh Herr, verzeih’!
Doch versteh, bitte, ´s ist Renaissance! So echte. Alt-Kultur. Uralt. Uralt. In
ihren lichten Momenten wollte sie dieses Kulturgut ihrer langjährigen Putzfrau
vermachen, die den Wert des Spiegels doch gar nicht versteht. So als Dank, weil
sie immer nur nett, so aufmerksam und freundlich zu ihr war. Und sonst hat sie
Alles einer Enkelin vermacht, das dumme Weib. Verdammt! Und die hat Alles mit
einem Notar gleich klar gemacht.“ Für so Dummheiten hat Herr Pfarrer nicht viel
übrig. Die arme Kirche braucht doch Geld.
Und nun vergeilt Herr Pfarrer am kleinen
Süßarsch seines Ministranten, der ihm auf ihm kniend und in so unschuldigem
Unschuldsweiß entgegenspiegelt. Herr Pfarrer kann es einfach nicht mehr lassen.
Er muss einfach mit seiner Zitterhand nach dem ministrösen Knackarsch fassen.
Mit der anderen Hand fummelt er an seinem Zumpferl. Mmmhhh. So mmmhhh. Herr
Pfarrer fühlt nur Mmmhhh. Er ist doch mmmhhh so Mann. Er hat doch auch Gefühle,
die der Herr verstehen kann.
Und sein Schwanz wird hart, so hart und immer
härter. Er fängt an den Jungknabenkörper zart zu streicheln. Er muss die weiße
Brust bebusseln. Seine Handfläche – oh, so ooooh – ein Rücken, so knochig dünn
und doch so weich befleischt, die Haut so weicher noch als weich, so zartes und
gerade noch so Kinderfleisch.
Des Pfarrers Fingerkuppen fliegen, fliegen,
fliegen – sie gleiten wie flockige Siriuswolken, das Blau des Himmels weiß beflockt,
über des Blauen Planeten so sommerheiße Breiten. Herr Pfarrer ahnt die knäbliche
Enge und die Defloration vorher. Der Junge zittert. Der Junge hat keine Ahnung
nicht. Seine Nerven flattern. Seine Angstverkörperung vibriert. Sein Herz
gebricht. Der Junge will – der Junge will eigentlich nicht.
Doch Herr Pfarrer wirft ihn auf den Bauch, ein
wenig Gel, das Löchlein kurz beschmiert. Herr Pfarrer sticht.
Der Ministrant – er schreit. Der Ministrant brüllt
sich seine Seele vor lauter Schmerzen aus dem Leib. Das macht Herrn Pfarrer
geil, so viel geiler noch als geil. Herr Pfarrer fühlt sich urplötzlich wie Der
Herr. Herr Pfarrer weiß: er vertritt auf Erden seinen Herrn. Herr Pfarrer ist
der Bote, der den Glauben der Menschen vertieft.
Und der Junge wimmert, jammert, fleht. Der
Junge bittet um ein bisschen Gnade. Doch Gnade kannte nur der Herr. Und dieser
Herr ist schon so lange tot. Und dieser Herr hätte doch nie gedacht, dass in
seinem Namen einmal so was Böses könnt geschehen. Der Herr hat doch die Kinder
sooo geliebt. Aber doch nicht so.
Da hat Herr Pfarrer auf einmal ein so störend
dummes Gedankenproblem. Er ist so geil und er stoßt und stoßt und stoßt und
stoßt und beobachtet sich dabei im Spiegel. Und doch und doch: sein Schwanz ist
auf einmal nicht mehr ganz so hart, er schrumpelt ein. Herr Pfarrer bekommt ein
leichtes Flattern. Er hält sein wildes Stoßen ein. In sein gerade noch so Blut
entleertes Hirn presst sich ein böser und so überaus dummer Gedanke:
Verdammt! Noch bei der letzten und so überaus
ungut ernsten Vieraugenbesprechung hat der Herr Bischof doch zu ihm gesagt:
„Okay, Herr Pfarrer, okay, okay! Ich kann es ja verstehen. Ich war ja auch einmal
so jung. Wir Kirchenmänner sind ja echte arme Hund. Auch wir Kirchenmänner sind
ja leider Gottes aus so schwachem Fleisch und Blut. Und unser alter Herr Papst
besteht auf unserem Zölibat. Auch ich kann da Nichts machen. Und wenn ich
ehrlich bin, ich habe auch gar keine Absicht mehr dazu. Diese Bubendummheiten,
diese blöden Kindereien, sind für mich Gott sei’s gedankt, passee. Ich habe
auch gar kein Verlangen mehr dazu. Ich bin ja auch schon alt und wohl auch viel
zu fett. Na ja, und wenn’s mal wirklich in meinen Lenden brennt, dann hilft
Gott Alkohol hinweg, hihi. Ha, aber Spaß beiseite, hi, haha. Und Eines ist wohl
klar, Herr Pfarrer, ja? Tu mir, bitte, und auf jeden Fall, einen Gefallen und
in Hinkunft keine so dummen Bubendummheiten mehr machen. Ja? Ist das auch
klar?“
Herr Pfarrer hat es dem Herrn Bischof hoch und
heilig und man stell sich vor, nicht einmal die Finger überkreuzt, versprochen.
Und jetzt hat Herr Pfarrer deshalb mitten drin im geilen Stoßen auf einmal ein
doch wohl so irres und auch so ungut dummes, schlechtes Gewissen. Sein gerade
noch so geiles Ding schrumpelt weiter ein. Das kann, das darf nicht sein, nein,
nein. Nein, nein.
Sein Ministrant hört endlich auf zu schreien.
Sein tränennasses Gesicht verengelt sich im Spiegel. Der arme Bub schnauft auf
befreit. Herr Pfarrer streichelt dann dem Buben wohlwollend durch sein
schweißig nasses und doch so flaumig-feines Haar. Da denkt Herr Pfarrer: Ach,
ist ja egal! Eigentlich! Der Herr Bischof wird es schon wieder verstehen. Der
Herr Bischof wird es schon wieder richten. Der Herr Bischof ist ja ein braver
Diener seines Herrn. Und so ein Diener des Herrn muss ja immer verzeihen. Wer
beichtet, der wird von aller Schuld befreit. Und klar, so klar: so ein hoher
Diener des Herrn muss ja auch vertuschen. So ein hoher Diener des Herrn hat die
Kirche unseres Herrn doch zu beschützen. Also, was soll diese dumme Angst? Was
sollen diese dummen Gedanken?
Und da wird Herr Pfarrer wieder geil und
geiler, so viel geiler noch als geil. Herr Pfarrer fängt wieder an zu Stoßen
und der Ministrant zum Schreien. Sein schlechtes Gewissen hat sich zu seinem
braven Verzeih’-mir-Gott verflogen. Und aus dem abgeluchsten Spiegel blickt ein
Bild für Götter.
©
Copyright by Lothar Krist (14.7.2004 von 22.50 – 02.00
Uhr im Smaragd und Herberstein)
Kommentar des Autors zur Geschichte, die von
den Vorfällen im Priesterseminar St. Pölten inspiriert ist:
In dieser Geschichte steckt keinerlei
Verallgemeinerung. Die Mehrheit der Seelsorger nimmt ihre Aufgabe wohl sehr,
sehr ernst. Dass dieser Sumpf jedoch gegeben und trocken zu legen ist, wird
selbst von hohen Kirchenmännern bestätigt.
In der Person des Herrn Pfarrer sind mehrere Personen
zu einer verschmolzen. Eine mir bekannte Putzfrau hat mir vor Jahren die
Geschichte mit dem Spiegel erzählt. Und man hört da ja manchmal auch so einiges
über ähnliche Vorfälle. Mir ist aber nicht bekannt, ob dieser Kirchendiener
auch Kinder missbraucht hat. Ich habe aber von mehreren Kirchendienern
erfahren, die letzteres sehr wohl getan haben. Bei diesen Herren weiß ich
jedoch wieder nicht, ob sie sich auch in Altersheimen an fremdem Erbgut
bereichert haben. Aber es wird schon vorkommen, dass der eine oder andere beide
bösen Dinge tut. Pfarrer sind ja auch nur Menschen. Ähnlichkeiten mit anderen lebenden
Personen sind nicht beabsichtigt. Es könnte jedoch sein, dass in diesem Sumpf
Ähnlichkeiten existieren.
Und noch etwas sei gesagt: Der Dichter dieser
so bösen Zeilen liebt den Herrn. Er glaubt an ihn. Und genau deshalb schreibt
er ja so, wie er halt schreibt. Weshalb diese so blumige „Prosa des Bösen“?
Kann es denn erlaubt sein, dass da ein Dichter ist, der hinter die oft so
trocken-kalten und so unpersönlich klingenden Worte schauen will, ja muss, die
wir in den Medien hören, sehen oder lesen, weil er von irgendeinem ihm selbst
so unverständlichen Drang oder was auch immer angetrieben ist, das in diesen
Worten versteckte Leid, das zugedeckte Grauen der von unserer Gesellschaft ins
Schweigen gedrängten Opfer zu verdeutlichen? Doch geht dies überhaupt? Der
Dichter weiß es nicht. Er tut halt, was er kann. Er dichtet.
Ich weiß, dass diese Geschichte sehr, sehr
„heiß“ ist. Sollte man bei e-stories.de daher der Ansicht sein, dass
dieser Thread zu löschen ist, dann habe ich Nichts dagegen. Ich war mir ja
selbst auch nicht ganz sicher, ob diese Geschichte überhaupt
veröffentlichungstauglich ist. Aber ich habe in den letzten Monaten eine
Unmenge ähnlich „böser“ Geschichten zu meinem Buch „Ich Täter. Ich Opfer.“
geschrieben, und mir nun gedacht, es wird Zeit, mal mit einer dieser
Geschichten einen Versuch zu starten.