Jennifer Konrad

Vermächtnis der Elbenväter -1-


Prolog
 
 
Serafin reckte den Hals um über den Karren zu spähen. Seine Mutter drehte sich lächelnd zu ihm. ,,Was bist du so aufgeregt?’’ ,,Bratak sagte, dass die Händler dieses Jahr etwas ganz besonderes mitbringen. Er sagte nicht was es ist, aber es muss einfach großartig sein!’’, rief der Junge begeistert und versuchte den Führerbock zu erklimmen. Lachend überreichte seine Mutter ihrem Bruder die Zügel und half ihrem Sohn aufzusitzen.
,,Wann sind wir da?’’, krähte der Kleinste und wollte sofort hinter Serafin hinterher klettern. Er war zu klein und rutschte schon beim ersten Versuch ab. Er sah erstaunt zu dem Mehlsack, von dem er gefallen war und begann zu weinen. Serafin seufzte und sprang hinab zu seinem kleinen Bruder.
,,Was ist denn nun schon wieder, Jael?’’ Der Kleine schürzte die Lippen und sah ihn aus seinen tränenverschleierten Augen vorwurfsvoll an.
,,Das ist so gemein, du darfst immer alles machen, was du willst. Mama hat dich viel mehr lieb als mich...’’ Serafin schüttelte seinen Lockenkopf und nahm seinen Bruder in den Arm. ,,Du weißt, das stimmt nicht. Komm, wir sind gleich im Hafen. Bestimmt haben die Händler dir wieder etwas mitgebracht.’’ Kaum hatte er zuende geredet, hielt der Karren vor dem Stadttor. Als sich die Pferde wieder in Bewegung setzten strahlte Jael bereits wieder.
 
,,Du weißt, wenn der Gong viermal schlägt, kommst du zum Eichentor am Hafen. Und vorher wird der Hafen nicht betreten! Hast du das verstanden? Und Serafin, Jael bleibt immer an deiner Hand, hast du mich gehört? Dann los, ihr wisst ja, wo ihr uns finden könnt.’’ Die Mutter nickte ihnen noch einmal zu, bevor sie sich ganz dem Getreidehandel zuwandte, bei dem ihr Bruder schon ein paar gute Angebote gemacht hatte.
,,Wo willst du hin?’’ Serafin richtete sich ganz nach seinem Bruder. Natürlich war es ein großes Ereignis, die Stadt sah er nur zweimal im Jahr, dennoch wollte er seinem Bruder nicht die Laune verderben, weil er sonst wieder anfangen würde zu weinen und sie dann der Mutter beim Mehlsäcke wegschleppen helfen mussten.
,,Zu den Ställen!’’, rief Jael mit leuchtenden Augen. Serafin nickte und sofort war der Kleine weg. Langsam trottete er ihm hinterher, es konnte nichts passieren, Jael war im Stall bekannt und gern gesehen. Es machte ihm Spaß, die großen Pferde zu striegeln und mit Heu und Wasser zu versorgen. Serafin kam an dem großen Eichentor, welches zum Hafen führte vorbei und blieb unentschlossen stehen. Seine Mutter hatte zu tun, genau wie sein Onkel Jared, sein Bruder war im Stall, also konnte er es doch einmal wagen. . . Nein, seine Mutter hatte es verboten und dabei blieb es. Serafin seufzte und schlurfte weiter zum Stall.
,,Serafin, dein Bruder ist schon fleißig!’’, schrie ein Bauer über den belebten Hof. ,,Und natürlich hat er auch bestimmt schon dreimal Pause gemacht, oder?’’, gab er grinsend zurück. Tatsächlich saß er bei einem Eintopf während der Geschichtenerzähler ihm wieder von seiner Jugend berichtete. Stumm setzte sich Serafin dazu und lauschte dem Rest. ,, . . . und schließlich sprang der Reiter auf den Rücken seines Drachen. Die Beiden haben tapfer gekämpft, du hättest mal seine Augen sehen sollen! Ja, auf die Augen eines Drachen sollte man besonders achten, sie verraten dir, ob er wirklich ehrlich ist oder lügt. Drachen lügen für ihr Leben gern, musst du wissen. Sie lieben auch Schätze und holde Jungfrauen. Ja, ich bin einmal einem begegnet, aber das ist schon lange her. Er hatte gerade eine ganze Schafherde niedergebrannt! So garstig war er, das er es nicht einmal wegen des Hungers tat!’’ Serafin schnaufte. ,,Alles Humbug, glaub ihm kein Wort, Jael.’’ Der Geschichtenerzähler wandte sich Serafin zu. Er war leicht amüsiert. ,,Kleiner Held, du wirst schon sehr bald erfahren, wie schmerzhaft Humbug dieser Art sein kann. Vergiss eines nicht, jede Geschichte hat einen wahren Kern. Sie kann noch so unglaubwürdig erscheinen, aber der Kern ist immer wahr. Denke daran, wenn es soweit ist.’’
Serafin beschloss, nicht weiter zuzuhören und ging in die Scheune um seinen Freund Metash zu suchen. Wie erwartet fand er ihn bei seinem Lieblingspferd Silberwind. Metash bemerkte ihn sofort und kam freudig auf ihn zu. Er hatte sich kaum verändert, seine breiten Schultern waren wie gewohnt tiefbraun, sein strahlendes Gesicht von schwarzem Haar umrahmt kam er festen Schrittes den Pfand entlang.
,,Serafin! Ich hatte gewusst, dass du dir dieses Ereignis nicht entgehen lässt!’’ Serafin lachte. ,,Wenn du Weizenverkauf ein großes Ereignis nennst.’’ Auf den Gesichtszügen von Metash machte sich Erstaunen breit.
,,Du weißt noch nichts von den Elbenschiffen? Da hast du aber Glück gehabt, dass ihr gerade jetzt kommt. Elben sind aus dem Osten über das Meer gekommen. Sie sagen, es wird Krieg geben. Keine Angst, Kleiner. Sie wissen es ja selbst nicht genau.’’ Normalerweise hätte Serafin schmollend erwidert, dass er fast schon so groß wie Metash selbst war, aber das tat jetzt nichts zur Sache. Das, was er gerade erfahren hatte machte ihn neugierig.
,,Was haben sie noch gesagt? Wo sind sie überhaupt, ich habe noch keinen gesehen, du?’’ Metash nickte. ,,Sie sind im Hafen, aber sie werden noch heute Abend abfahren. Die Elben sind auf der Suche nach einem Jungen. Er soll irgendein Erbe besitzen, aber keiner weiß etwas damit anzufangen. Lass uns doch einfach nachher hingehen’’, schlug er vor. Serafin runzelte die Stirn hinter der es gerade arbeitete. Konnte er Jael nicht einfach im Stall lassen? Keiner würde es merken. Eine quäkende Stimme unterbrach seine Gedankengänge.
,,Serafin! Hast du schon den neuen Hengst gesehen? Kastor heißt er, ganz schwarz ist er. Hallo Metash.’’ Jael hängte sich an den gebräunten und durch die harte Arbeit muskulösen Jungen und jauchzte als dieser ihn auf seine Schulter setzte. ,,Schön, dich zu sehen, Jael.’’ Metash nahm ihn wieder herunter und schwenkte den kleinen Jungen einmal im Kreis. ,,Ich habe noch nicht zu Mittag gegessen, lasst uns doch mal sehen, was uns Meister Karisto bereitet hat.’’
Wie sich herausstellte war Meister Karisto kein anderer als der Geschichtenerzähler. Natürlich begann er sofort eine seiner Heldengeschichten aus längst vergangenen Zeiten zu erzählen. Gelangweilt saß Serafin auf einem Heuballen und stocherte in seiner Hühnerbrühe herum. Metash beobachtete ihn eingehend und suchte dann seine Aufmerksamkeit durch ein interessanteres Thema zu wecken.
,,Sagt, Meister Karisto, was erzählt man sich über das Elbenvolk?’’ Er hatte Erfolg, denn sogleich fuhr Serafin in die Höhe und schien vor Anspannung zu platzen. Der Alte lächelte, denn die Reaktion war ihm nicht entgangen. Er holte ein paar mal tief Luft und begann zu erzählen.
,,Sie sind ein ziemlich stilles Volk, weshalb nicht viel von ihnen bekannt ist. Sie leben meist in Wäldern und haben dort ihre eigenen Städte. Überlieferungen nach sollen diese größer und prächtiger als jede Stadt in Myria sein. Ja, Elben sind fleißig, allesamt fleißig. So etwas wie Bettler gibt es nicht. Jeden Elben kennzeichnet irgendeine besondere Gabe, wie etwa die Heilkunst oder das Schmieden. Sie versuchen stets den Menschen aus dem Weg zu gehen, dabei sind sie uns gar nicht so unähnlich wie sie meinen. Ehrgeizig, machthungrig, selbstverherrlichend und immer hochmütig, so sind Elben. Traut niemals einem Elben, mit ihrem Gebot, dass sie nicht lügen, mögen sie dem Menschen wohl sicher erscheinen, doch sie sind Meister des Verhüllens, stecken die Wahrheit einfach in einen Silberumhang und jeder frisst ihnen aus der Hand. Garstiges Volk, böses Volk, traut niemals einem Elben, niemals.’’ Der Geschichtenerzähler schüttelte sein graues Haupt und seufzte.
Serafins Gedanken rasten. Er hatte noch nie so viel über Elben gehört und auch nie solchen Hass dieser Rasse gegenüber gespürt wie bei Meister Karisto. Irgendwie spürte er eine Verbundenheit zu diesem Volk, die er sich nicht erklären konnte und das Drängen, sie verteidigen zu müssen.
,,Wenn sie doch so schweigsam sind, woher wisst Ihr dann soviel über sie?’’ Der Alte hatte den Eifer des Jungen geweckt und musste sich nun den Anschuldigungen stellen. ,,Nun, du bist recht gescheit für dein Alter, verrate mir deinen Namen.’’
Beinahe hätte sich Serafin verraten, doch schwebte ihm die Warnung der Mutter im Kopf, niemand sollte ihn kennen, er könnte es einmal bereuen. ,,Hanno’’, log er daher. ,,Also gut, Hanno...’’, die Augen des Alten schienen ihn zu durchbohren, ,,du hast Recht, es klingt ein wenig unglaubwürdig, aber ich versichere dir, es ist alles wahr. Ich habe sie kennen gelernt, diese Schlangen. Ein falsches Volk, es betrügt unseren König, das Abkommen ist längst gebrochen, aber ich darf nicht sagen, was es damit auf sich hat, dazu seid ihr noch ein wenig zu jung.’’ Beide, Serafin und Metash, empörten sich, doch ein lauter Gongschlag ließ sie verstummen. Diesem folgten noch drei weitere und Serafin sprang auf. ,,Metash, begleitest du uns zum Hafen? Mutter wird bereits ungeduldig auf uns warten, danke für die Geschichte, Meister Karisto.’’ Der Alte nickte und schloss seine Augen.
Als die drei Jungen das Hafentor erreichten, warteten die Mutter und ihr Bruder Jared wirklich schon. Es herrschte großer Andrang an den vielen Ständen, die die Waren von den Schiffen verkauften. Doch das war nichts Besonderes, es war immer viel los am Kai. Was Serafin wirklich beeindruckte waren die riesigen, weißen Schiffe, von denen drei an der Südseite bereits wieder am Vorbereiten für das Ablegen waren. Silberner Pfeil und Bogen zierten die großen weißen Segel und beim Näherkommen stellte Serafin fest, dass die Schiffe nicht rein weiß sondern perlmut waren. Mit geweiteten Augen beobachtete er die beschäftigte Besatzung, Elben! Richtige Elben, alle in der selben leicht schimmernden perlmutfarbenen Kleidung. Staunend bleib er neben seinem Onkel stehen während seine Mutter mit Jael einen Bogen um die Schiffe machte, denn sie machten Jael Angst. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Serafin womöglich gelacht, aber er war überwältigt und brachte keinen Ton heraus.
,,Was wollen Sie von mir? Ich möchte nichts kaufen, danke. Sie können wieder gehen, nun gehen Sie doch!’’ Serafin folgte seiner Mutter, die gerade von einem Händler belästigt wurde. Er wollte ihr gerade zur Hilfe eilen, als sich plötzlich ein Elb dazwischenschob. ,,Lassen Sie die Frau in Ruhe und gehen Sie weiter Ihren Geschäften nach’’, lautete die knappe Anweisung des Elben und der Händler drehte sich tatsächlich um und verschwand in der Menge. Serafin atmete erleichtert auf und seine Mutter bedankte sich. ,,Ich danke Ihnen, das...’’ Sie erbleichte. Serafin kam hinzu, doch sie rührte sich noch immer nicht. Erschrocken wich er einen Schritt zurück, als er die Tränen in den Augen seiner Mutter bemerkte. Noch nie hatte er seine Mutter weinen sehen, er war sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie es überhaupt konnte. ,,Aranon...’’, flüsterte sie kaum hörbar und Tränen liefen ihr über die Wangen. ,,Wieso bist du hier?’’ ,,Wieso hast du mir nie erzählt, dass ich einen Sohn habe?’’, erwiderte der Elb, wandte das Gesicht dem Jungen zu. ,,Serafin, du hast ihn nach meinem Großvater genannt, wusstest du schon damals um sein Schicksal?’’ Die Frage war an seine Mutter gerichtet, trotzdem sah er Serafin unverwandt an. ,,Ich glaube nicht an das Schicksal, er kann es selbst in die Hand nehmen und machen, was er will. Ich zwinge ihn zu nichts.’’
Serafin begann zu zittern, er wusste nicht warum, aber er spürte eine Verbindung zu diesem Elb, wie vorhin bei Meister Karisto. Doch diesmal war es stärker und Serafin begann zu verstehen, worum es ging. Er war gemeint! Ihn hatte der Elb Sohn genannt. Er schloss seine Augen und besann sich an den Tag, als ihm seine Mutter gebeichtet hatte. Es war der letzte Tag eines herrlichen Sommers gewesen im Myria - Tal. Seranon, sein Vater, war an diesem Tag nicht zur Ernte hinaus gefahren. Er und Serafin hatten sich an den Myria - See gesetzt und den Vögeln zugesehen. Dann war die Mutter hinzugekommen. Sie und Seranon hatten sich ihm gegenüber niedergelassen und ihm erzählt, dass Seranon nicht der richtige Vater von Serafin war, wohl aber der Vater von Jael. Serafin hatte nicht weiter zugehört, er war noch zu klein gewesen um alles zu verstehen. Nur, dass sein Vater nicht mehr lebte, das hatte er verstanden.
Verstohlen betrachtete er den Elb nun genauer. Auch er war, wie seine Kumpanen, in perlmutfarbene Kleidung gehüllt. Er hatte silbergraues, leuchtendes Haar, das den ganzen Rücken bedeckte. Ein Gedanke des Erstaunens machte sich in ihm breit, als er die Züge des Elben näher besah, sie waren fein, sehr fein. Aber das beängstigende daran war, dass er selbst solch feine Züge besaß. Unbewusst fuhr er sich von der Stirn über die Schläfe, an der Wange entlang, das Kinn hinunter und erkannte dieselbe längliche, aber sehr zierliche Gesichtsform. Es kam ihm vor, als betrachtete er sein Gesicht, wie es wohl in Zukunft aussehen könnte, nur, dass der Elb graue Augen besaß, er selbst hatte braune Augen, genau wie seine Mutter. Auch das Haar hatte er von ihr geerbt, blonde Locken, die ihm bis zu den Schultern reichten. Er bemerkte einen weißen Bogen auf dem Rücken des Elben und ein Schwert in der Gürtelschneide. Ihm fiel kein besser beschreibendes Wort ein als elegant, dieser Elb war tatsächlich elegant, dabei war er doch ein Mann! Serafin verstand es noch nicht, denn er kannte lediglich Bauern und die trugen niemals elegante Kleider.
Der Elb löste nun mit einer unendlich zierlichen Bewegung ein Säckchen von seinem Gürtel. ,,Serafin, ich bin dir unbekannt, nicht wahr? Doch dies sollte dir ein Zeichen sein.’’ Er reichte ihm das Säckchen und Serafin nahm es zögernd entgegen. Mit einer gewissen Spannung stellte er fest, dass seine Haut beinahe so bleich wie die des Elben war. Es hatte ihn immer geärgert, doch nun vor Metash erfüllte es ihn mit Stolz. Er öffnete das Seidensäckchen behutsam und sog merklich Luft ein. Ein blauer Stein befand sich darin, klar und rein wie sein eigener, der sich an einer Kette um seinem Hals befand. Ein Erbstück, hatte ihm die Mutter erklärt, von dem sein Vater die andere Hälfte besessen hatte.
Serafin spürte, dass der Stein ein Geheimnis barg, doch er vermochte nicht zu sagen, was es war. Er kippte das Säckchen und der Stein glitt in seine Handfläche. Er war warm und fast sofort spürte er eine Macht, die der Stein verbarg, ähnlich dem Seinen, jedoch um vieles stärker. War dieses Machtgefühl Jenes, von dem der Alte gesprochen hatte? Auch wenn er es nicht wollte, der Alte hatte Misstrauen in ihm gesät, das bei dem ersten Kontakt mit dem Elben gekeimt war.
Der Elb legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter und zog ihn zu sich. ,,Serafin, ich bin dein Vater. Du musst dich heute entscheiden, willst du mit uns nach Norden ziehen, wo du trainiert wirst und den Umgang mit Eben pflegen kannst, oder willst du hier bleiben und deine Eltern in Gefahr bringen?’’ Serafin sah ihn verständnislos an. Auch seine Mutter schien nicht zu verstehen. ,,Du kannst doch nicht einfach so hier auftauchen und mir meinen Sohn wegnehmen! Warum sollte er uns in Gefahr begeben? Du wirst wohl ohne ihn wieder fahren müssen.’’ Seine Mutter war sich völlig sicher und deshalb auch so ruhig. Doch der Elb schüttelte den Kopf. ,,Ihr wisst nicht wer oder was er ist, das weiß nur die Alte in den Bergen. Mephtas schickt mich in ihrem Auftrag’’ Jared spie aus. ,,Diese Hexe wird ihm den Geist vergiften! Und Mephtas kümmert es doch gar nicht, was hier geschieht. Der Winter vor zwei Jahren hat sogar bei uns Tribut gefordert, Mensch und Tier mussten viel Leid, Hunger und Tod in Kauf nehmen und Mephtas hat es nicht gekümmert. Warum sollten wir ihn unterstützen? Will er unseren Serafin zum Soldaten ausbilden und wie alle anderen in seinen Krieg schicken? Das lassen wir nicht zu!’’
Serafin wandte sich ab, das war zu viel für ihn, sein Vater ein Elb, der blaue Stein, Krieg, alles zusammengewürfelt ergab überhaupt keinen Sinn. Er sah sich nach Jael und Metash um, doch er konnte sie nicht finden. Ein lautes Kreischen durchfuhr ihn wie ein Blitz. ,,Der Wagen! Er wird sterben! Die Pferde, die Pferde!’’ Serafin verstand nicht, doch dann sah er.
Sein Freund hatte Jael auf einen heubeladenen Karren gesetzt und sich dem Waffenstand gewidmet. Ein kleiner Junge war den Pferden zwischen die Beine gelaufen und hatte sie somit erschreckt. Wild und unkontrolliert stürzten sie nun den Hafen entlang, sie würden sich ins Wasser stürzen, wenn sie keiner aufhielt! Serafin rannte los, kam aber schon bald wieder zum Stehen, als er merkte wie sinnlos dies war. Er war einfach zu langsam. Also versuchte er es auf anderem Wege.
Er schickte seinen Geist aus und tastete nach dem der Pferde. Schon spürte er sie, Angst, Angst, die die Pferde ergriffen hatte und nun auf ihn einwirkte. Serafin schrie auf, Angst hielt ihn gepackt und suchte ihn zu erdrücken. Er zitterte und wand sich, wie unter Schmerzen. Schließlich zwang er sich ruhig zu werden und konzentrierte sich darauf, damit, die Pferde zu beruhigen. Er schickte ihnen Bilder von Wiesen, Tälern, duftenden Blumen und ruhige Melodien. Es gelang! Die Pferde wurden langsamer, folgten dem Pfad, den Serafin ihnen befohlen hatte und blieben vor ihm stehen.
Bevor er ohnmächtig zusammensackte sah er den Elben. ,,Serafin, weißt du nun, was ich meine? Es ist gefährlich, verausgabst du dich zu sehr, kannst du sterben. Ich kann dich deine Grenzen lehren und dich vor den Schwarzen Reitern schützen, die in zwei Tagen hier sein werden. Danach wird alles anders sein und auch hier wird Krieg herrschen. Es tut mir Leid...’’
Ob die letzten Worte von seiner Mutter stammten, wusste er nicht, aber er stellte sich auch noch eine andere Frage und nicht zum letzten mal: Was war er, Mensch, oder Elb?

Serafin lebt in einem kleinen Dorf, bis zu jenem schicksalhaften Wendepunkt, da die Elben in ihren riesigen Schiffen in die Hafenstadt der Menschen kommen um nach einem geheimnisvollen Jungen zu suchen...
Die Vorgeschichte und der Beginn seiner Reise in das Land der Elben.
Jennifer Konrad, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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