Norbert Blüm

Der Käfer

Hart ist die Schale, weich ist der Kern. - Ein Berg aus zehn oder ein paar mehr Ziegel beherrscht die linke Seite, der durch die Tropfen des Himmels entstandene Baikalsee liegt genau vor ihm, ein Haar, das von des größten Kindes unserer Mutternatur abgefallen ist, um später wieder im neuem Glanz die Augäpfel zum glühen zu bringen, bietet dem Sechsbeinigen zeitweise ein Zuhause und Schutz vor den bombardierenden Wasserbomben. - Überall lauert die Gefahr und doch ist dafür gesorgt, dass er ihr trotzen kann. - Vorbei ist der notwendige Flakbeschuss der nassen Lüfte und um ihn herum hat sich der reißende Amazonas gebildet. Die kraftvollste, unsichtbare und für ihn doch so zärtliche Hand, dreht das schützende Haus zur Arche um. Eine waghalsige und doch behütete Fahrt beginnt für ihn, für das angetretene Erbe. Vorbei am kleinsten Dschungel der Welt, vorbei an der Wüste aus Asphalt und Beton. Von der lebendigen Erde wie von einem Magneten sicher festgehalten endet die Reise an einem Felsen aus lebendigem Holz. Die Arche wird zur Plattform einer waagerechten, senkrechten, überdimensionalen, sechs- , siebendimensionalen Welt, einer Welt die nur durch den “Uchu”- Klebendenfuß sich in eine unmöglich nicht unmögliche verkehrte Welt verwandelt und so der Erdanziehung nur ein müdes Lächeln entgegen bringt. Abrupt endet der durchlöcherte, geborgte Wasserfall und macht Platz für den Malkasten der Engel, mit dem sie sofort ein virtuoses Lächeln auf dem grauen Hintergrund zaubern. Die lebendig gewordenen Farben erwärmen die panzerartige Schale des unmöglichen Bergsteigers und dieser schließt die Augen, um die frische Höhenluft in vollen Zügen zu genießen. Mit der durchsichtigen Decke auf seinem Chitinpanzer und den gleichzeitig angepassten Farben, schleicht sich das kleine Herz in die umgedrehte, phantasiereiche Nebenwelt. Ohne Vorwarnung reißt ein kalter Schatten die Antennen des fast unerkennbaren Flecks wieder aus ihrem Winterschlaf. Ein elektrischer Funke glühte in der Thorax auf. Mit einem unwissenden, teuflischen Blick, aus eiskalten Flammen, stiehlt er die Unschuld aus seinem bis dahin reinem Herzen. Kalter Schweiß umhöhlt diesen sauberen Körper, der mit gieriger Freude parfümiert ist. Auf einer buntverdreckten Wolke schwebt das Menschliche, zwar erst in kleiner Form vorhanden, aber schon auf eine gewisse Weise entwickelt, über diesem kleinen Leben. Das gut zu flüsternde Echo seines Selbst, prallt in diesem Moment gegen ein schwarzerregtes Steinherz, das vom dämonischen Stimmen verführt wurde. Abgründige Lust durchströmt die Blutbahnen und trägt die sadistische Flötenmelodie in sich, die das Flammeninferno im Brustkorb tanzen lässt. Mit jedem ausgerissenen Beinchen heult der Wind unhörbar laut und die Bäume lassen ihre Tränen des Lebens von ihren sich zusammenziehenden Blättern kullern. Doch in giftiger Trance spürt selbst das Fleisch keinen Schmerz und erst recht keine Reue. Noch im klaren Glas der Unbeflecktheit getaucht, werden schwarze Erdkrümel in ihm aufgelöst und so die junge Unschuld ansatzweise verschmutzt. Der ungetrübte Blick durchs Glas ist nicht mehr möglich, doch der einst klare, noch junge, Inhalt versteht sofort und verteidigt sich gegen die unausweichliche Blindheit oder lässt die Erde in Strömen in das noch breiter gewordene Glas regnen, die Entscheidung ist selbst, bis das Augenlicht vom Dunkel umschlungen ist und die anderen dieses Glas nur noch beiseite stellen wollen oder müssen, um nicht Schaden zu nehmen vom toxischen Inhalt. - Ein lautes Knacken, wie wenn ein Plastikbehälter bricht und nur ein klebriger, grünbrauner Fleck bleibt in der fest geschlossenen Faust zurück. Der Druck wird immer fester, das grüne Blut spritzt aus allen Seiten der unbarmherzigen Faust heraus. Der rote Fluss stockt und gefriert in wenigen Sekunden. Ein Gefühl von Schmutz und scharfeckigen Steinen ballt sich zu einer vernichtenden Kugel zusammen, die von einem Katapult abgeschossen, die Eisoberfläche bis zum Blut zerkratzt. Das erwachte Herz markiert unfreiwillig eine erste, und hoffentlich letzte, Kerbe in ihr weiches Fleisch. Es sendet Signale an die denkende Masse, die es zuspeichern hat, so dass das Herz nie wieder weinen muss.

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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