Aleksandra Bilcane

Rache an Ben Teil 06

Heute Morgen stand ich früher als sonst auf und lief sofort ins Bad. Nach 5 Minuten klopfte meine Mutter an der Badezimmertür, aber ich ignorierte es, weil ich endlich mal in Ruhe duschen wollte - Abwechslung tut gut. Dieses Mal war meine Mutter die, die in Hektik duschen musste, während ich Frühstück machte: Müsli mit viel Früchten und Brötchen mit Marmelade. Sie war schlecht gelaunt und erzählte mir, dass sie gestern Nacht von einem Arbeitskolegen angerufen wurde, der um 3 (!) Uhr morgens ein paar Fragen zu Verträgen hatte, die schon vor Jahren abgeschlossen wurden. Dazu hatte sie auch schlecht geschlafen. Im Gegenteil zu ihr hatte ich mal gut geschlafen. Meine Mutter trank Tee (Kaffee trank sie nur nachmittags) und versuchte mir vorzumachen, dass sie etwas isst. Meistens war ich immer sauer, wenn sie nicht ordentlich frühstückte, aber heute war es mir egal. Ich stopfte mein Müsli, ein Brötchen mit Butter (le mieux pour ma santé) und eine Banane in mich rein. Wie passte das alles rein? Ich wunderte mich auch, aber ich hatte so-o einen Kohldampf!!

"Hey", sprach meine Mutter plötzlich und schaute mich an, "was ist denn mit deiner Hose los? Die ist doch ganz neu."

Ich strich durch die Haare und antwortete: "Die ist enger geworden. Wahrscheinlich nach dem Waschen. Du hast bestimmt wie immer nicht nachgeschaut, wie man die washen soll. Es wird schon."

Meine Mutter wendete den Blick von mir nicht ab, nach einer Weile stand sie auf und sagte, dass sie mich in die Schule fahren wird. Mich? Warum? Vorher hatte sie nie so was gemacht, aber ich stimmte zu - das war für mich Luxus pur. In der Schule kam ich eine halbe Stunde zu früh an, darum war ja auch keiner da, den ich kenne. Ich setzte mich in die Ecke und nahm mein Handy raus. Ich löschte alte SMS und stösste auf viele SMS von Ben. Ich wusste nicht ganz genau was ich tun soll. Von einer Seite hatten wir uns getrennt und ich sollte ihn loslassen aber von der anderen Seite fehlte er mir noch und ich hatte Angst ihn zu verlieren. Ich legte das Handy zur Seite und versuchte mich abzulenken.

Nach einer Weile nahm ich es zurück in die Hand und wählte Matts Nummer - ich wollte mal überprüfen, was er um sieben Uhr 35 macht. Niemand hob auf und als ich schon auflegen wollte antwortete eine Frauenstimme. Ich war sprachlos. Hatte ich mich verwählt? Was sollte ich jetzt sagen? Ich hörte, wie am anderen Ende jemand schrie und ich hörte Matts Stimme. Seine Stimme klang so warm und energisch. Was sollte ich jetzt machen? Keine Ahnung warum, aber es war mir peinlich irgendwie...

"David? Bist du's? Hör zu! Sie ist weg und ich hoffe mal, dass Lissy hier nicht mehr auftaucht. Sie nervt langsam. David?"

Ich legte auf. Ich war nicht David! Und wer war Lissy? Und warum hatte ich ihn zum Teufel angerufen? Er ist doch älter als ich! zwei (?) Jahre! Na ja, ein großer unterschied ist es nicht... Ich benehme mich schon wie ein Kind! Errinere dich, ma cherie, an Ashton und Demi oder jemanden anderen! Altersunterschied - was ist das schon? Ich erschrak mich und sprang hoch als das Handy in meinen Händen anfing zu wibrieren. "Ja?"nahm ich ab.

"Hi", hörte ich Matts Stimme und verfluchte mich selbst, dass ich nicht nachgeschaut habe, wer anruft. Er fragte mich wie es mir geht und ich antwortete vorsichtig. Meine Ohren waren gespitzt - bereit um jedes Geräusch wahr zu nehmen.

"Tut mir leid für den Anruf. Ich wollte nicht stören", ich versuchte ruhig zu klingen, obwohl mein Adrenalin-Spiegel bis zu der roten Linie gestiegen war.

"Du hat mich nicht gestört", antwortete er. "Ich freue mich sehr über deinen Anruf. Es ist schön deine Stimme zu hören."

"Das sagst du jeder!" Dieses Mal klang meine Stimme so komisch belegt und ich war sauer, dass ich meine eigenen Emotionen nicht kontrollieren kann.

"Wenn du Lissy meinst, dann muss ich dir sagen, dass sie meine jüngere Schwester ist", sprach Matt.

"Du hast keine Schwester", sagte ich.

"Doch. Sie ist... Wir sind nicht blutverwand, aber sie ist doch irgendwie meine kleine Schwester." Ich schwieg. Was sollte ich denn sagen? Ich konnte nichts sagen und notierte mir, dass Matt noch eine "-" Eigenschaft hat - er ist ein Lügner. "Wenn du mir nicht glaubst, dann kannst du mal zu mir zu Besuch kommen und Lissy gleich kennenlernen", Matt ließ nicht locker.

"Ok. Ich kauf dir das mal ab", war meine Antwort.

"Gut. Willst du heute was mit mir unternehmen?"

"Du musst doch arbeiten, nicht?"

"Ich nehme mir frei. Na, wie wär's?"

"Kannst du mich von der Schule abhohlen? Du weißt doch, wo meine Schule liegt, oder?"

"Ja, wir sehn uns. Tschüss!"

"Bis bald", ich legte auf. War ich jetzt total bescheuert? Warum hab ich das gemacht? Und was ist, wenn er eine Freundin hat? Ok! Mach dir das Leben nicht zu schwer, cherie. Es wird schon schief gehen! Und es ging auch... Während des ganzen Schultags bekam ich noch sieben einladungen zu verschiedenen Partys. Ich hätte doch das Klassenzimmer nicht verlassen sollen! Aber ich wollte mal sehen, ob Ben in der Schule ist. Er war nicht und stellt euch mal vor, wie erstaunt ich war, als Ben vor mir auftauchte während ich mich mit Erik unterhielt. Er hatte gesagt, dass er ein Porträt von mir Zeichnen will. Er wird auch Maria, Claire und andere Mädchen zeichnen. Erik zog sich zurück und ich blieb allein mit Ben. Er sah schrecklich aus.

"Du musst mehr auf sich achten", sagte ich. "Tut mir leid, dass ich das jetzt sagen muss, aber du siehst schrecklich aus." Ben antwortete mir nicht. Er wendete seinen Blick von mir nicht und es war irgendwie gruselig.

"Schatz!", schrie Christine und warf sich ihmum den Hals. Ben ignorierte sie. "Schatzi, was ist denn los?", fragte Christine erstaunt und drehte ihn zu sich.

Ben schaute sie an und sagte: "Kannst du uns mal allein lassen?" Christine antwortete nichts, sie schaute mich giftig an und entfernte sich von uns. Doch sie behielt uns in den Augen. Ich war sprachlos. Was sollte das? "Wir müssen reden,"sagte Ben und wendete sich mir zu. Ich nickte. "Das ist... Ich...", Ben stotterte und wusste nicht, wo er anfangen soll.

"Was ist los mit dir?", fragte ich erstaunt.

"Deine Mutter war heute Morgen bei mir." Was? Meine Mutter? Warum? "Sie hat mit meinen Eltern gesprochen." Warum? Wozu? "Du hast zugenommen." Ich wurde rot. Was für eine Frecheit! Was fällt ihm ein? Ich hatte gar nicht -... Na ja, vielleicht hatte ich auch ein bisschen zugenommen. Na und? Daran war nur er schuld! Ich war frustriert und... und... "Bist du... Bist du... Bist du wirklich..."

"Na toll!", schrie ich. "Jetzt wird es die ganze Schule wissen! Vergiss nicht deinen Freunden E-Mails zu schicken und diese wundervolle Nachricht mitzuteilen!", sagte ich sarkastisch.

"Du bist wirklich? Ich kann's nicht glauben! Weißt du ich errinere mich an nichts, hab wohl zu tief ins Glas geschaut... Was werden wir jetzt tun?", fragte Ben verwirrt.

"Wir?" Was hat meine Gewichtszunahme mit Alkochol und dir zu tun?

"Ja, wir."

"Es ist doch nur mein Problem!"

"Nur dein? Nein, es geht uns beide an", sagte Ben, legte seine Hände auf meine Schultern und drückte mich an sich.

"Ben!", schrie Christine, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

"Las uns allein", sagte Ben seriös.

"Nein, du bist mein Freund und diese blöde Schlampe –"

"Halt den Mund!", Ben unterbrach sie wütend. So hatte ich ihn noch nie gesehen. "So wirst du nicht über die Mutter meines Kindes reden!"

"Mutter deines Kindes?", wiederhohlte Christine.

"Mutter - was?",fragte ich auch erstaunt. "Was hat dir meine Mutter aufgetischt?!"

Ben zuckte mit den Achseln und sagte:"Sie hat erzählt, dass du schwanger bist."

Ich musste schlucken. Ich und schwanger? Blödsinn! Mich rettete die Schulglocke und ich verschwand im Klassenzimmer. Ben rief mir noch zu, dass ich mich wärmer anziehen sollte. Ben ist ein Idiot!! Nur weil ich ein bisschen zugenommen habe, heißt das nicht, das ich wie eine Schwangere aussehe! Ich hab maximum zwei Kilo zugenommen, aber das ist seine Schuld!! Ich hatte Stress in letzter Zeit und, wenn ich Stress habe, esse ich. "Die meisten Frauen nehmen in Stress-Situationen zu", hatte mir Maria heute erklärt (die Quelle kennen wir...). Aber schwangere Frauen nehmen 15-30 Kilo zu. Ich bin doch kein Wahlross!! Was sollte das denn? Na ja, aber ich war trotzdem besorgt und ging zu der Krankenschwester um mich zu wiegen. 55 Kilo (auf 1,57m Größe)! Ich hatte drei Kilo zugenommen. Jetzt muss ich wieder abnehmen... Keine Lust. Und was hat Ben da über meine Mutter erzählt? Sie wird was von mir hören, wenn sie nach Hause kommt!!!! Am Nachmittag regnete es in Strömen und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte keinen Regenschirm und was konnte ich bei solchem Wetter mit Matt anfangen? Matt war noch nicht da und ich überlegte mir, ob er kommen wird, als Ben sich neben mir stellte. Er fragte mich, ob er mich nach Hause begleiten sollte, worauf ich mit dem Kopf schüttelte. Er ging nicht weg. Und so standen wir und starrten ins Nichts.

Schließlich bemerkte ich Matt. Er stieg aus einem schwarzen Auto und hielt einen großen, roten Regenschirm in der Hand. Er sah komisch aus und ich lächelte. Zum Glück lenkte Christine Ben von mir ab und ich verschwand. Der Abend mit Matt war wundervoll!! Wir spielten Bowling und er siegte, darum musste ich ihm versprechen, dass er einen Wunsch frei hat. Welchen? Keine Ahnung, er hat mir diesen Wunsch nicht genannt. Ich erfuhr, dass er noch zwei ältere Brüder hat: Sven und Nils. Die beiden sind älter als Matt und arbeiten auch in dem Bau-Unternehmen. Was für ein Wunder! Während des Abends bemerkte ich, dass seine linke Hand einen Verband hatte - er hatte sich bei der Arbeit verletzt. Und ich dachte, dass er nur mit dem Papierkram zu tun hat! Er verriet mir dann das Lebensmoto seiner Familie. Man muss von klein auf anfangen. Klingt komisch, aber was macht das schon!! Auf jeden Fall bin ich jetzt müde und will schlafen. schnief

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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