Michael Anger

Resurrected for a unfinished life

Resurrected
for a unfinished life 
 
 
 
Von
                                                                       Michael Anger


Prolog

Kennen Sie das Gefühl,... Sie haben etwas unerledigt gelassen und geben einfach keine Ruhe bis Sie es endlich erledigt haben? Was wäre wenn es sich bei diesen „unerledigten Taten“ um Morde handeln würde? Wenn Ihr Tod noch unerledigt wäre, ein Jemand aber keine Ruhe findet, ohne Sie endlich umgebracht zu haben? Sollte dieser Jemand es schaffen Ihren Tod als „erledigt“ abzuhaken, wäre Ihr Leben und all das was Sie sich noch vorgenommen hatten, dann unerledigt? Was könnten Sie noch tun um sich dieses „unerledigte Leben“ zurückzuholen? Richtig!!! Sich bei diesem Jemand rächen!


1

Obwohl Kenneth Madera in Memphis, östlich des Mississippi Rivers, lebte, fuhr er jeden Morgen ca. 80 Meilen bis nach Blytheville, um dort zu arbeiten. Kenneth Madera arbeitete in einem kleinen Büro und verwaltete dort Rechnungen und Verträge mehrerer hundert Kunden der Firma in der er arbeitete. Die Firma verlegte Stromkabel oder so, Kenneth wusste es selber nicht genau, obwohl er schon mehrere Jahre für diese Firma arbeitete. Nach dem Tod seiner Frau konzentrierte sich Kenneth eher weniger auf seine Arbeit. Er war geradezu abwesend und besuchte in seiner Freizeit immer öfter eine Wahrsagerin, die sich auf die Künste des Voodoo spezialisierte. Kenneth glaubte nicht an dunkle Magie, Voodoo und ähnliches, doch der Besuch bei dieser Frau gab ihm ein sicheres Gefühl, ein Gefühl als wäre alles in Ordnung, als könne sie ihm wirklich helfen, darum ging er weiter dort hin um von dem Tod seiner Frau loszukommen. Kenneth Maderas Frau Cathy kam vor wenigen Monaten ums Leben. Sie ertrank im Amazonas, als ihr Boot an einem Felsen zerschellte. Kenneth war auch dort. Er und seine Frau machten zusammen Urlaub in Monte Alegre. Dort erfuhr Kenneth auch von der Wahrsagerin in Memphis, denn sie kam ursprünglich aus Monte Alegre und erlernte dort die Künste des Voodoos. Obwohl Kenneth auch am Bord des Bootes war, überlebte er, konnte seine Frau jedoch nicht vor dem Ertrinken retten, da das Wasser zu schmutzig war um sie Unterwasser sehen zu können. Cathy war eigentlich eine gute Schwimmerin, sonst hätte sie sich wohl kaum auf solch eine Amazonasfahrt eingelassen, aber ihr Fuß schien sich in einer Art Alge oder einer anderen Pflanze verheddert zu haben. Somit war ihr Ringen nach Luft vergebens. Sie ereichte die Wasseroberfläche erst nach ihrem Tod.

Eines Mittwoch Morgens fuhr Kenneth erneut zu dieser Wahrsagerin und erzählte ihr wie schwer das Leben doch ohne seine Frau seih und wie viel Pech er seit dem erlitten hatte. Darauf antwortete die Wahrsagerin damit dass sich sein Leben drastisch ändern würde. Er müsste nur lernen mit dem Tod seiner Frau umgehen zu können und alles würde sich zum Besseren wenden.
Kenneth machte sich erleichtert auf den Weg zur Arbeit. Er war schon einige Stunden zu spät, doch der Besuch bei seiner Wahrsagerin erschien ihm wichtiger als eine Arbeit zu vollrichten von der er eigentlich nicht viel wusste. Auf dem gesamten Weg über die Road 55 bis nach Blytheville dachte Kenneth an die Worte der Wahrsagerin und stammelte vor sich hin dass alles gut werden würde und seine Pechsträne endlich ein Ende hätte, bis er jedoch Blytheville erreichte und das Büro seines Chefs betrat.

Kenneth? Sie haben unserem Unternehmen viele, viele Jahre treue Dienste erwiesen und das weiß ich sehr wohl zu schätzen,...“

Mr. Conrad, was meinen sie? Sie,... sie wollen mich doch nicht etwa entlassen oder? Ich meine,... es gibt doch keinen trächtigen Grund dazu oder?“

Wissen sie Madera, seit dem Tod ihrer Frau sind sie nicht ganz bei sich. Sie... sie sind ständig abwesend. In Gedanken. Wir... Es ist nicht so dass ich sie nicht leiden könnte, nein ganz im Gegenteil, aber wir,... unser Unternehmen braucht Mitarbeiter die vollkommen bei der Sache sind. Und zwar mit 100 %. Das ist bei ihnen zur Zeit einfach nicht der Fall. Es tut mir wirklich ausgesprochen Leid Mr. Madera!“

Kenneth nahm sich einen Briefbeschwerer vom Schreibtisch seines Chefs und schlug damit auf ihn ein. Das schneien von Herzförmigen Blättchen auf eine alte, romantische, irgendwie herzergreifende Blockhütte, inmitten des Briefbeschwerers, lenkte Kenneth ein wenig vom eigentlichen Geschehen ab, bis schließlich ein lautes Klirren ertönte. Erst hörte man das Zerbrechen des Glases des Briefbeschwerers, dann das der Schädelplatte Kenneths Chef. Als dieser blutüberströmt neben seiner eigenen, herausgeschlagenen, Gehirnmasse lag, ließ Kenneth den zerbrochenen Briefbeschwerer zu Boden und somit in weitere hundert Splitter zerfallen und flüsterte sarkastisch vor sich hin.

Ja, mir tut es auch leid Mr. Conrad! ...Ausgesprochen leid!“

Plötzlich bemerkte Kenneth eine Gravur am Boden des Briefbeschwerers. An der Unterseite des Briefbeschwerers stand:

Papa wir lieben dich!

Unterschrieben war mit Kessy und Tom. Kenneth hatte ein mieses Gefühl. Ein Gefühl als hätte er nicht seinen Chef, sondern dessen Kinder umgebracht. Kenneth wollte nicht weiter daran denken wie die Kinder reagieren würden wenn sie erfuhren das ihr Vater umgebracht wurde und ließ seinen Blick daher zur Ablenkung durch das Büro seines toten Chefs streifen. An einem eingerahmten Foto blieb sein Blick stehen. Ein Bild der Ehefrau seines Chefs.
Das miese Gefühl, welches Kenneths Körper durchfloss, wurde durch diesen Anblick nur noch schlimmer. Dieser Anblick erinnerte ihn an seine eigene Frau, welche vor einigen Monaten ums Leben kam. Er fing an seine Tat, den Mord an seinem Chef, zu bereuen. Kenneth begab sich auf den Weg nachhause,...

Über die Road 55.

2

Mitten auf dem Weg nachhause über die Road 55 blieb Kenneth Maderas Wagen stehen. Circa 60 Meilen vor dem Ziel. Mit beiden Fäusten auf das Lenkrad schlagend machte Kenneth sichtbar dass diesen Tag alles schief zu gehen schien. Er suchte in seinem Handschuhfach nach einem Stadtplan um zu erfahren wie weit es zur nächsten Tankstelle wäre, doch auch dies ging schief. Sollte er seinen Wagen wirklich 60 Meilen weit schieben? Ihm blieb nichts anderes übrig, also sammelte er seine Kräfte und begann zu schieben bis schließlich ein Abschleppwagen neben ihm hielt. Endlich schien seine Pechsträne vorüber zu sein.

„Sie sehen aus als bräuchten sie Hilfe. Wohl einen miesen Tag gehabt. Steigen sie ein, ich bring sie zur nächsten Tankstelle um ihren Wagen reparieren zu lassen.“

Während der Fahrer des Abschleppwagens, jemanden dessen Name Harry zu sein schien, über sein Mobiltelefon von der Autopanne berichtete, stieg Kenneth ein und überlegte wie teuer die Reparatur wohl werden würde und ob er genug Geld dabei hätte um diese zu bezahlen, während der Fahrer des Abschleppwagens seine gesamte Lebensgeschichte zu erzählen schien. Kenneth konnte das Gequatsche des Fahrers kaum noch aushalten, wollte jedoch nicht schon wieder einen Fehler begehen, versuchte also weiterhin ruhig zu bleiben und schenkte dem Fahrer ein ironisches Nicken und ein ebenso gestelltes Lächeln. Nach einer knappen halben Stunde kamen sie endlich an der nächsten Tankstelle und der dazugehörigen Werkstatt an. Als der Fahrer des Abschleppwagens, bevor er Kenneth aussteigen ließ, noch erwähnte dass er müde sei, drehte Kenneth durch. Er packte den Fahrer an den Haaren seines Hinterkopfs und schlug seinen Kopf mehrmals gegen das Lenkrad bis er schließlich ohnmächtig wurde.

Sei endlich ruhig! Halt die Klappe! Halt endlich deine verdammte Klappe!“

Kurz nachdem Kenneth ausstieg wurde er herzlichst von einem dicken Kerl mit einem weißen Vollbart begrüßt.

„Hi, sie müssen der Kerl sein von dem Bobby mir erzählt hat. Ich bin Harry, der Besitzer dieser Tankstelle.“

Bobby? Ist das der Fahrer des Abschleppwagens?“

Ja genau der. Er erzählte mir von ihrer Panne und dass er vorhätte sie mitzunehmen.“

Ja das hat er getan.“

Bedrückt schaute Harry in Richtung des Abschleppwagens und fragte Kenneth was mit Bobby los sei.

Ach, der war müde und wollte ein kleines Nickerchen machen!“

Zusammen mit Kenneth, ging Harry in sein Büro. Harry erzählte Kenneth dass sich jeden Augenblick jemand um seinen Wagen kümmern würde und bat ihm eine Tasse Kaffee an.
Als auch Harry anfing seine halbe Lebensgeschichte zu erzählen verließ Kenneth samt
Schlüssel den Raum und schloss die Tür zu diesem ab.

Hey? Was soll denn das? Das können sie doch nicht tun! Hey!“

Zum einem Genervt und zum Anderen Stolz darauf nicht schon wieder die Beherrschung verloren zu haben stolzierte Kenneth in Richtung Werkstatt um zu sehen wie weit die Mechaniker mit seinem Wagen waren. Nur ein einziger Mechaniker befand sich in der Werkstatt, welcher in dem Augenblick, in dem Kenneth die Werkstatt betrat, einen Wagen mit einem Hebekran hochziehen ließ, um dessen Unterseite zu betrachten.

Entschuldigen sie bitte. Ich bin wegen meines Wagens hier...“

Ja, der steht draußen. Es hatte sich nur ein Kabel gelöst. Nichts was wir nicht hinkriegen würden Sir. Das macht dann,... sagen wir mal 200 Dollar.“

200 Dollar? Sie... Sie machen doch Späße oder?“

Nein, ich mache keine Späße Mister und nun bezahlen sie gefälligst bevor ich die Polizei rufe!“

Kenneth zog einen Schlauch aus der Unterseite des Autos, welches sich über dem Mechaniker erhob und spritzte diesem somit Öl ins Gesicht. Blind wegen des Öles in seinem Gesicht, taumelte der Mechaniker vor sich hin. Dieses Handicap nutzte Kenneth zu seinem Vorteil, nahm sich daher einen Schraubenschlüssel von einer der vielen Werkbänke und schlug damit auf den Mechaniker ein, bis er blutend zu Boden fiel. Der Mechaniker zückte ein Mobiltelefon aus der Tasche seines Blaumannes und schreite verängstigt etwas hinein.

Hilfe, Polizei? Ja in Harry’s petrol station! Beeilen sie sich!“
Kenneth bemerkte dass der Mechaniker genau unter dem angehobenen Wagen lag und rannte daher schnell zu dem Hebel mit dem dieser angehoben wurde und betätigte ihn. Der Wagen schnellte hinunter und zerquetschte den Mechaniker unter dessen tonnenschweren Gewicht, noch bevor der Mechaniker sein Telefonat zuende führen konnte. Kenneth wusste dass der zertrümmerte Wagen zu explodieren drohte, verlor daher keine zeit und eilte zu seinem eigenen Wagen um endlich nachhause zu kommen.
Als Kenneth in seinen Wagen stieg hörte er leise das Jaulen mehrerer Sirenen. Er trat aufs Gaspedal und beeilte sich von der Tankstelle wegzukommen, bevor die Polizei herausfinden konnte, dass er für den Mord des Mechanikers verantwortlich gewesen war.





3

Als Kenneth schon wieder eine ganze Weile mit seinem Auto unterwegs war fragte er sich wie all das passieren konnte. Wie konnte er bloß solch einen miesen Tag erleben? Immerhin hatte seine Wahrsagerin ihm doch erzählt es würde alles wieder gut werden.
Seine Wahrsagerin! Es traf Kenneth wie ein Schlag. Seine Wahrsagerin, sie war für all das verantwortlich. So musste es sein! Kenneth trat noch doller auf das Gaspedal. Er hatte sich ein neues Ziel gesetzt. Er wollte nicht mehr einfach nur nachhause. Jetzt wollte er zu seiner Wahrsagerin um sie dafür bezahlen zu lassen, was sie Ihm antat. Auf den Weg zu seiner Wahrsagerin überlegte sich Kenneth wie er sich bei ihr rächen sollte. Was wäre eine angemessene Rache? Kenneth wusste nicht wie er sich entscheiden sollte, also ließ er die Überlegung sein. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an den Hass zu der Wahrsagerin, welcher ihn veranlasste noch härter auf das Gaspedal zu treten. Er konnte es einfach nicht länger abwarten sich bei der Wahrsagerin zu rächen. Als Kenneth endlich bei der Wahrsagerin ankam, suchte er im Kofferraum seines Wagens nach irgendeinem Gegenstand der ihm helfen konnte seine Rache gerecht werden zu lassen. Der einzigste Gegenstand der dafür hätte in Frage kommen können war ein alter Golfschläger.
Die Wahrsagerin schien schon zu wissen was Kenneth vor hatte, als er zur Tür reinstürmte und wich daher in die hintere Ecke des Hauses zurück. Kenneth holte weit aus und schlug den alten Golfschläger direkt gegen die Schläfe der alten Frau. Als er ihn zu einen weiteren Schlag ausholte ließ er den Schläger plötzlich fallen. Nein, das wäre eine zu milde Strafe für das was sie ihm antat. Doch was sollte er stattdessen mit ihr tun? Er beschloss sich das auf der Fahrt nachhause genauer zu überlegen, holte daher einige Drähte und Kabel aus seinem Kofferraum, fesselte die Wahrsagerin damit und schupste sie auf den Rücksitz seines Wagens.
Kenneth dachte nach. Was sollte er zuhause mit der alten Wahrsagerin machen? Sollte er sie an seine Werkbank ketten und sie mit seiner Kettensäge enthaupten? Viele Möglichkeiten für einen, wie er fand, gerechten Mord gingen ihm durch den Kopf doch diese gefall ihm zweifellos am besten. Plötzlich zerbrach die Frontscheibe des Wagens. Kenneth wendete. Der Wagen rutschte über Haufen von nassem Laub, bis er schließlich durch den Aufprall an einer großen Eiche zum Halten kam. Kenneth war anscheinend so sehr in seine Gedanken vertieft dass er von der Straße abkam. Und natürlich gab er wieder der Wahrsagerin die Schuld dafür. Kenneth drehte den Zündschlüssel mehrmals in beide Richtungen doch nichts passierte. Nun drehte Kenneth völlig durch und er wollte die Wahrsagerin einfach nur noch beseitigen. Er suchte weitere Kabel aus dem Kofferraum zusammen, zerrte die Wahrsagerin zur großen Eiche und erhängte sie. In dem Augenblick in dem sie ihren letzten Atemzug zu machen schien, ertönten einige Kirchenglocken. Sie erinnerten Kenneth daran wie spät es schon war und das es Zeit war nachhause zu fahren. Kenneth beschloss seinen Wagen vorerst hier im Wald stehen zu lassen und machte sich die letzten Meilen zu Fuß auf den Weg nachhause.


4

Kenneth rief noch am selben Abend seinen alten Freund Roy an um ihm von seinem unglaublich mies gelaufenen Tag zu berichten.

Du hast eine alte Voodoo Gläubige umgebracht? Verdammt was ist mit dir los? Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen dass sie von den Toten auferstehen könnte allein deswegen um sich bei dir zu rächen?“

Roy, erzähl mir doch keine Märchen. Du glaubst doch nicht wirklich an all die dämlichen Voodoo Geschichten von wegen Auferstehung und so was oder?“

Das sagst gerade du... Der, der sich nicht traut unter Leitern durchzugehen und einen weiten Bogen um schwarze Katzen macht.“
Das ist ja wohl was völlig anderes oder?“

„Was anderes als eine alte Frau umzubringen? Ja klar ist das was anderes! Verstehst du denn nicht? Du kannst doch nicht einfach jemanden umbringen! Weißt du was? Das... das ist mir alles vollkommen egal. Weißt du? Mach was du willst, aber lass mich bitte aus der Sache heraus ja?“

KLIRR... Die Fensterscheibe Kenneths Wohnung zersprang in tausende von Glassplittern, als eine große, laut kreischende Gestalt seine Arme in die Wohnung streckte und versuchte Kenneth aus dem Fenster zu reißen. Kenneth stand so sehr unter Schock, dass er nicht feststellen konnte um was für ein Höllenwesen es sich handeln mochte. Doch als ihm einige schmale, aufgeriebene Abdrücke am Hals des Wesens auffielen traf ihn die Antwort wie einen Schlag... Es war die alte Wahrsagerin, die wie Roy es ihm sagte von den Toten auferstanden ist um sich an ihm zu rächen.

Mehrere knochige Finger umfassten Kenneths Hals und schnürten ihm die Luft ab.
Die messerlangen, wegen ihres ungepflegten Zustandes irgendwie hölzern wirkenden, Fingernägel schnitten sich in die Haut seines Gesichtes. Unbewusst schossem ihm plötzlich Bilder seiner Frau durch den Kopf,... Von seiner Frau und den beiden Kindern Mr.Conrads die ihren kürzlichen verstorbenen Vater sehr vermissen mussten. Kenneth und Cathy hatten gehofft auch mal solche Kinder zu haben. Doch sämtliches Hoffen und Flehen blieb vergebens wegen ihrem unverhofften Tod. Wie sehr sich Kenneth auch wünschte wieder bei seiner Frau zu sein, begriff er just in diesem Moment was für ein Glück er doch hatte. Was für ein Glück Cathy überhaupt kennen gelernt haben zu dürfen... Was für ein Glück ihre Liebe gespürt haben zu dürfen... und was für ein Glück... noch am Leben zu sein.
Trotz des zusammennehmens all seinen Mutes, berührte Kenneth die knochigen Finger sehr behutsam, so als wären es die Finger eines jungen, behaglichen Mädchens. Doch dann kehrte er in die Realität zurück und griff fester zu. Ein gequälter Schrei ertönte aus dem Maul der Kreatur, die einst der einzigste Mensch zu sein schien der Kenneth wirklich verstand.
Die Fingerknochen lösten sich ruckartig aus den Gelenken als Kenneth die Finger, beider Hände der Kreatur, gewalltvoll in Richtung dessen Handrückens drückte. Ein weiterer Schrei. Endlich konnte sich Kenneth aus den Fängen des Todes befreien, dennoch hatte er keine Zeit Luftzuholen, denn wenn er sich nicht beeilte zu seinem Wagen zu kommen, würde das Wesen ihn vielleicht doch noch erwischen.
Auf dem Parkplatz angekommen schaute Kenneth immer wieder zurück. Die Kreatur war weit und breit nicht zu sehen, was jedoch nicht bedeuten sollte dass sie nicht mehr da war. Darauf konnte Kenneth sich erst festlegen wenn dieser, anscheind niemals enden wollende, Alptraum vorbei war. Hektisch riss Kenneth die Tür seines Wagens auf, warf sich hinein und fuhr los.




5

Kenneth fuhr ziellos über die Road 55. Was sollte er bloß tun um wieder aus diesem Alptraum herauszukommen? Er wusste dass sein Freund Roy nichts mehr mit der Sache zu tun haben wollte, aber blieb Kenneth denn noch eine andere Möglichkeit? Hinfahren würde er jedoch nicht. Es bestand immerhin noch die Möglichkeit dass ihm diese Kreatur folgte. Er wollte weitere Tote vermeiden, entschloss sich daher Roy nicht zu sehr in diese Angelegenheit zu vertiefen. Daher wählte Kenneth Roys Nummer auf seinem Mobiltelefon und vertraute darauf dass Roy ihm zuhören und helfen würde anstatt aufzulegen.
Das Telefon klingelte...

Hallo?“

Roy? Ein Glück dass du... Bitte leg nicht auf! Ich brauche deine Hilfe...“

Kenneth... Bist d das? Ich habe dir doch gesagt... Du bist doch nicht auf dem Weg hierher oder???“

Nein, ... weißt du... du hattest recht. Ich sollte dich aus der ganzen Angelegenheit raushalten, bevor ich dich auch noch in Schwierigkeiten bringe...“

Klingt ja beinahe so als hättest du endlich mal was dazu gelernt. Was willst du also?“

Naja, Ich brauche trotzdem deine Hilfe.“

VERDAMMT KENNETH! Ich habe dir doch vorhin schon gesagt dass ich damit nichts zu tun haben will!“

schrie Roy so laut in das Telefon dass Kenneth es sich einige Zentimeter vom Ohr weghalten musste.

Roy,... Ich bitte dich ausschließlich darum etwas für mich nachzuforschen und mich darauf hin anzurufen.“

einige Sekunden Schweigen.

Ok Ken' worum geht’s?“

Irgendwo muss dieses Ding doch seine Kraft her haben. Es ist jawohl kaum normal dass man sich nach seinem Tod einfach so in solch ein Monstrum verwandelt oder? Ich bitte dich als Freund, dass du für mich versuchst herauszufinden wo diese Kreatur diese Kräfte her hat und wie man Sie aufhalten kann.“

Ich gebe mein Bestes Ken', doch versprechen kann ich dir nichts.“

Danke Kumpel!“

RATSCH! Just in diesem Moment bohrten sich die selben Messerlangen und nicht minder scharfen Fingernägel durch das Dach seines Autos, welche Kennth schon zuvor in seiner Wohnung erblickt hatte. Kenneth trat so fest auf das Gaspedal, wie er nur konnte.
Mühelos riss die Kreatu das Dach vom Wagen, als öffnete sie eine gewöhnliche Konservendose. Allmählich erreichte Kenneths Wagen seine Höchstgeschwindigkeit, doch das Wesen auf dem Auto, wo bis vor kurzem noch das Dach befestigt gewesen war, ließ einfach nicht locker.

Mal gucken wie dir das gefällt!“

zischte Kenneth und trat auf die Bremse. Die Kreatur schoss vorne über das Auto und lag am Boden. Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder einigermaßen aufrappeln konnte.
Der Motor von Kenneths Wagen fauchte auf als wäre er zu einem Rennen bereit.
Brumm... Brumm...

Auf zur zweiten Runde!“

Kenneth gab Gas, ließ die Handbremse jedoch nicht eher los bevor der Tacho nicht den Startbefehl gab. Die Kreatur stand nun wieder aufrecht auf der Road 55. Kenneth durfte nicht länger warten, ließ die Handbremse zurückgleiten und schoss mit einem unglaublichen Tempo voraus. Ein kurzer und dennoch Ohrenbetäubenden Knall ertönte, als das Wesen und der Wagen zusammenstießen. Das Wesen wurde durch die Frontscheibe des Wagens geschleudert und lag nun regungslos auf dem Beifahrersitz. Angewiedert öffnete Kenneth die Tür, trat das Monster hinaus und fuhr weiter. Einige Minuten später klingelte sein Mobiltelefon...

Ken'?“

Roy bist du das? Bitte sag mir dass du etwas herausgefunden hast.“

Das habe Ich. Ein Wunder dass wir nicht früher darauf gekommen sind...“

Mach's nicht so spannend. Was hast du herausgefunden?“

Man sagt dass die Seelen der verstorbenen Wahrsager nur in ihrer Glaskugel zur Ruhe finden. Diese wird dann Generation für Generation weitergegeben, sodass immer mehr Seelen in dieser einen Kugel konserviert werden. Das ist auch der Grund für die enorme Macht die von solchen Kugeln ausgeht.“

Ich hielt so etwas immer für ein Märchen...“

Wie du siehst ist das kein Märchen Ken'. „

Okay, was soll Ich also tun? Die Glaskugel dieser alten Hexe zerstören?“

Und damit hunderten Generationen böser Geister die Freiheit schenken? Herr Gott Nein! Scheinbar ist sie nicht in Nähe ihrer Kugel gestorben. Deshalb hat Ihre Seele den Weg zurück nicht gefunden. Du musst also nur versuchen dieses Wesen und die Kugel wieder zu vereinen.“

Ich werde mein Bestens geben Roy!“

Manchmal ist das Beste nicht gut genug Ken'. Machs gut Kumpel... Viel Glück“

Guten Mutes fuhr Kenneth weiter über die Road 55 zu der kleinen Blockhütte in der die Wahrsagerin lebte. Des Rätzels Lösung klang so einfach. Hatte sich nicht schon so manches in letzter Zeit so einfach angehört und war es am Ende nicht doch viel schwieriger als erwartet? „Jetzt bloß nichts überstürzen“ dachte sich Kenneth. Noch war der Alptraum nicht vorbei.

6

Kenneth hatte sein Ziel endlich erreicht. Eilig betrat er die Blockhütte und ging zielsicher in Richtung des Tisches, an dem die Wahrsagerin schon des öfteren mit Ihm saß und in Ihre Kugel schaute. Doch die Kugel war nicht dort. Wo hatte Sie sie bloß versteckt? Fragte sich Kenneth, mit der Gewissheit keine Antwort auf diese Frage zu bekommen ehe er nicht selber nach der Kugel gesucht hatte. Ein geisterartiges und irgendwie flehendes Heulen, außerhalb der Blockhütte, verriet Kenneth dass er vermutlich nicht mehr viel Zeit hatte die Kugel zu finden. Frei nach Gefühl schaute er an den Plätzen nach, an denen er bei sich Zuhause alles wieder fand. In den Ecken, im Schrank, unter dem bett... Orte an denen seine verstorbene Frau schon so manche Gegenstände “versteckt“ hatte. Doch auch dort fand er nichts außer alter, von Trauer erfüllten, Erinnerungen an seiner Frau. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Vielleicht war es doch besser zu sterben?! Die Tränen tropften herab und hinterließen feuchte Stellen auf dem staubigen Holzfußboden. Einige wenige tropften zwischen den Brättern hindurch. Hatte das Haus einen Keller? Eine Frage die sich kenneth früher hätte überlegen sollen, denn genau in diesem Moment stürzte die Wahrsagerin, durch die Tür der Blockhütte, herein. Oder was von Ihr noch über war. Auf Ihrem eingerißenen und mit Maschen und Dreck überzogenen Kleid konnte Kenneth die Reifenspuren seines Wagens erkennen, was Ihm ein spöttisches Grinsen und den Ausdruck neuer Hoffnung ins Gesicht zauberte. Er musste Abstand von dem Biest gewinnen um genügend Zeit dafür zu bekommen eine Falltür oder etwas Ähnliches zu finden. Konzentriert schaute Kenneth sich um, als er plötzlich auf einem morschen Regal etwas fand um das Wesen von sich fernzuhalten. Eine alte Gaslampe und einige herumliegende Streichhölzer. Er zündete die Lampe an und warf sie in Richtung der Wahrsagerin. Die Lampe verfehlte ihr Ziel, was jedoch nicht wirklich Schlimm war. Das Feuer breitete sich an den Holzwänden aus und dränge die Kreatur somit auf die andere Seite des Zimmers. Kenneth kniete auf dem Boden und wischte den Staub von den Bodenbrettern, in der Hoffnung Anzeichen einer Luke zu finden. Erst als er den, in der Mitte gelegenden, Läufer beiseite warf fand er den gesuchten Zugang in den Keller. Ein abscheulicher Geruch von verwesendem Fleisch stieg Kenneth in die Nase. Überall im Keller lagen Knochen. Kenneths erster Gedanke war, dass die Wahrsagerin wohl doch nicht so unschuldig gewesen war, doch ob es wirklich die Knochen von Menschen und nicht etwa von Tieren waren konnte Kenneth nicht genau sagen. Schnell schob er den Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Suche nach der Glaskugel. Sie war nirgendwo zu sehen. Erneut ließ Kenneth sich auf die Knie fallen und begann zwischen den Knochen zu graben. Ein Schwall Erbrochenes sprühte aus seinem Mund, dennoch grub er weiter. Sein Gedanke erwies sich als Richtig, denn schon nach kürzester Zeit hielt er die Glaskugel triumphierend in den Armen. Nun musste er nur noch herausfinden wie man sie anwendedete. Hinter Ihm ein lautes krachen. Schreckerfüllt kippte Kenneth nach vorne, hinein in einen Haufen von Knochen. Ein erneuter Schwall von Erbrochenem. Die Luke war zugefallen, da die Wahrsagerin ihm in den Keller gefolgt war. Das einzigste Licht was den Keller noch erhellte war das Lodern des Brandes über Ihnen, welches durch die Spalten der Bodenbretter hindurchflackerte.
Was sollte er jetzt tun? Musste er sterben? Kenneth spürte wie sich das Wesen und mit ihm seine langen, brüchigen und äußerst Grauen erregenden Fingernägel. Als wollte er Ihr die Kugel zurückgeben, streckte Kenneth, dem Wesen, die Kugel, wie ein Schild entgegen. Angsterfüllt wich das Wesen zurück. Langsam erhob sich Kenneth vom Boden und schritt auf das Wesen zu. Es griff nach der Luke, zur Flucht entschlossen. Doch Kenneth ging weiter in Richtung des Wesens und drängte es in eine Ecke. Es gab nun keinen Fluchtweg mehr. Die Kreatur schrie laut auf als ein helles Licht von der Kugel auszugehen schien. Es war zu hell als das Kenneth erkennen konnte was passierte. Doch er hatte es gewusst. Tief in seinem Inneren hatte er gewusst dass das, das Ende des Alptraumes war.



Epilog

Eine Hand voll Dunkelhäutiger Männer und Frauen beseitigten die verkohlten Überreste eines Brandes. Nicht nur der Wald, der die Brandfläche umrang, sondern auch eine alte Blockhütte waren betroffen. Ein junges Mädchen, ebenfalls dunkelhäutig, tollte herum und sammelte Blumen. Plötzlich unterbricht ein Funkeln Ihr Spiel. Sie rannte zum Brandort und fing an zu graben. Eine der Frauen, scheinbar Ihre Mutter, schmunzelte mit dem Glauben, ihre Tochter wolle Ihnen helfen. Doch das einzigste was das kleine Mädchen interessierte, war das Funkeln. Es zog sie magisch an, als wäre sie eine Elster. Dann fand sie den gegenstand von dem das Funkeln ausging. Eine alte, mit Asche verdreckte Glaskugel. Das Mädchen zog einen Teil Ihres Kleides über Ihre Handfläche und wischte somit die Kugel sauber. Jetzt sah sie die Kugel wieder funkeln, was ein zauberhaftes Lächeln in Ihr kleines Gesicht zauberte. Doch das Lächeln ging in einem Meer von Tränen unter, als das Mädchen über etwas, was sie für einen Ast oder Ähnliches hielt, stolperte, die Glaskugel Ihr aus den kleinen Händen glitt...
und vor Ihren Augen zerbrach...

Ende


Resurrected for a unfinished life © Michael, the Recordman, Anger © 11/03 - 03/06

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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