Katrin Müller

Unerklärlicher Fliegentod

Es war Sonntag – ein ganz normaler Spätsommersonntag. Gegen 11 Uhr wurde ich wach, die Sonne lachte durch mein Schlafstubenfenster. Und da war sie wieder – die Fliege! Seit zwei Tagen sitzt sie nun schon an der Fensterscheibe und wie ich meine, hat sie ihre Position noch nicht allzu viel – wenn überhaupt – gewechselt. Komisch, dachte ich mir!
 
 
Es vergingen 10 – 15 min bevor ich mich langsam aus dem Bett bewegte. Langsam deshalb, da der Abend davor ziemlich viel Alkohol beinhaltete und mein Kopf sehr schwer war und bei jeder Bewegung sich ein stechender Schmerz im Hinterkopf bemerkbar machte.
 
 
Ich ging langsam auf die Fliege zu, damit sie sich nicht erschreckt und eventuell noch wegfliegt. Ich war ganz nah dran und sie bewegte sich nicht. Dabei sah ich, dass sie ihre Beine irgendwie komisch angeordnet hatte. Auf der einen Seite hatte sie zwei Beine und auf der anderen drei, wobei das eine längere Bein so schräg nach hinten gestellt war. Ich fragte mich, ob das vielleicht immer schon so aussieht, mir das aber eventuell noch nie aufgefallen ist. Näher darüber nachzudenken war mir mit dem stechenden Schmerz im Kopf fast unmöglich. Doch beim näheren Hinsehen, erschrak ich leicht, denn ich sah, dass sie mit ihrem Hinterteil in ihrem eigenen Schiss saß, den sie irgendwann an die Scheibe gedrückt hatte. Völlig verunsichert nahm ich doch wieder leichten Abstand, denn bei der rein privaten Sache, wollte ich ja nicht neugierig gaffen und schamlos zusehen. Ich würde es ja auch nicht mögen!!!!!!!!!!!
 
 
Als ich Stunden später wiederum das Zimmer betrat, fiel mein erster Blick wieder auf das Fenster, wo sich die Fliege noch immer befand. Vorsichtig näherte ich mich und stellte fest, dass sich in der Zeit meiner Abwesenheit nichts verändert hatte. Ist schon komisch, dachte ich wieder. Ich erledigte ein paar Handgriffe, ging aus dem Zimmer und frühstückte ganz in Ruhe mit meinem Mann. Später erzählte ich meine Beobachtungen ganz beiläufig meinem Mann. Ist wiederum ein Zeichen dafür, wie das Unterbewusstsein des Menschen arbeitet, ohne dass wir es beeinflussen können.
Mein Mann schaute sich die Fliege ebenfalls von der Nähe an und stellte unverblümt fest, dass diese Fliege bereits schon tot sei.
Und jetzt stellte sich für uns die interessante Frage: Wie sterben denn Fliegen – speziell diese Fliege? Ist sie während ihres letzten Schisses an meiner Fensterscheibe vor Anstrengung gestorben? Oder setzte sie den Schiss vielleicht erst, nachdem ihr Schließmuskel erschlaffte? Man könnte meinen, diese Fragen können ganze Völkerstämme beschäftigen. Es war nämlich so, dass aufgrund des anstrengenden Vorabends das Bett eine magische Anziehungskraft auf uns hatte. Also legten wir uns ganz behutsam auf das Bett und jeder ging den Fragen nach, warum, wieso und weshalb die Fliege gerade an dieser Fensterscheibe sterben musste. Die Zeit verging, jeder von uns hing seinen Gedanken nach, ab und an kam es auch zu einem kurzen Gedankenaustausch. Aber wie wir es auch drehen mochten, wir kamen zu keinem Ergebnis. Und da wir ja im Zeitalter der Technik leben, dachten wir, dass uns nur noch das Internet helfen kann, um Antworten auf die Fragen zu bekommen. Doch da stellt sich gleich wieder die nächste Frage: Was gebe ich bei Google ein? Todesursache der Fliege?
Lieber Leser, denk' nicht erst darüber nach!!!! Das Internet hat uns zwar sehr viel Aufschlussreiches über Fliegen geliefert. Die Todesursache kennen wir jedoch bis heute nicht! Woran ist unser Haustier gestorben?
 
 Mit vielen Anstrengungen konnten wir von unserem plötzlich und unerwartet dahingegangenen Mitbewohner noch ein Erinnerungsfoto machen und Abschied nehmen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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