Samuel Nitsche

The Award of a Hero: Teil 5: No Way Back

Eines war Cellaryl sehr deutlich bewusst, als er Richtung Borealis schritt: Es gab kein Zurück. Sie wussten, dass er ihre Warnung ignoriert hatte. Die Warnung dieser geheimnisvollen Person, die sich "G." nannte. Nun, da er ihnen offen den Kampf angesagt hatte, würden sie ihn mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Das neuerliche Attentat des Agenten hatte das mehr als deutlich gemacht. Bei dem Gedanken an den feigen Mörder, der nie wieder ein Insurance-Reclaim sehen würde, füllte sich Cellaryls Herz erneut mit Dunkelheit. Es gab kein Zurück mehr - nicht für ihn - aber auch nicht für sie!
Der Morgen war hereingebrochen und tauchte die Umgebung in eine friedlich-frische Atmosphäre. Einige Vögel sangen ihre Lieder und die gesamte Welt erschien so unschuldig, so rein. Doch Cellaryl wusste es besser. Er kannte das dunkle Gesicht Rubi-Ka's, die Schmerzen dieses Planeten und die Grausamkeit seiner Bewohner. Der Friede war eine Illusion. Das Glück eine Utopie. Niemand würde ihm seine Romena zurückholen können - niemand.
Entschlossen ging der Privatdetektiv seinem nächsten Ziel entgegen, der nächsten Station seines persönlichen Rachefeldzugs gegen die Mörder seiner einzigen Liebe. Ein gefährliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
 
Die Wachen waren leicht zu täuschen. Cellaryl war sich zwar sicher, dass die Wachen, insbesondere die Sentinels, ihn gerne zu den Ereignissen der letzten Tage befragen würden, doch stellte es kein großes Problem dar, den implantierten ID-Chip unbrauchbar zu machen und sein Äußeres dahingehend zu verändern, dass ihn niemand ohne weiteres erkennen würde. Mit der Zerstörung seines ID-Chips hatte er zwar seine Identität auf diesem Planeten zerstört und würde von allen Annehmlichkeiten des öffentlichen Lebens ausgeschlossen sein, doch er hatte nichts mehr zu verlieren. Er hatte schon lange nichts mehr zu verlieren. Im Prinzip war er seit dem Augenblick tot, seit dem er sich entschieden hatte, sich gegen sie aufzulehnen und er seinem Hass Raum gegeben hatte, der seither unaufhörlich in ihm loderte.
Nun stand er vor dem großen Büro der Insurance Niederlassung in Borealis. Während einer kurzen Rast war er die Bilder durchgegangen, die er von Al bekommen hatte. Tatsächlich hatte er den Insurance Mitarbeiter neben dem in schwarz gekleideten Agenten ausfindig machen können. Er wusste, wie sein Ziel aussah, er wusste, wo sein Ziel war, er wusste, warum es sein Ziel war. Entschlossen betrat er die kühle Empfangshalle. Sie war sehr geräumig und gab einem irgendwie das Gefühl, klein und unbedeutend im Universum zu sein.
Cellaryl ließ sich nicht irritieren. Ohne zu zögern steuerte er direkt auf den Aufzug zu. Er war selbst davon überrascht, dass ihn keiner der Sicherheitsbeamten stoppte. Es schien, als hätte sein entschlossenes Auftreten und seine Zielstrebigkeit die gewünschte Wirkung erzielt.
Hastig schaute er sich im 1. Stockwerk um und orientierte sich. Er musste unbedingt erfahren, wie sein Ziel hieß und wo genau es sich aufhielt.
In diesem Moment bog gerade eine Dame mittleren Alters um die Ecke. Sie war das, was man sich unter einer grauen Maus vorstellt, ein resignierter, unscheinbarer Bürohengst. 'Was muss das nur für ein Leben sein in diesen modernen Gefängissen' dachte Cellaryl bei sich, als er entschlossen auf die Frau zuhielt. "Entschuldigen Sie, Miss, ich bin von der RubiNet Private Versicherung." sagte er mit dem reizendsten Lächeln, das er besaß. "Ich suche diesen Mann hier - es handelt sich lediglich um einen kleine Formfehler bei uns im Netz. Irgendwo muss sich da ein Fehler eingeschlichen haben und in unserer Bilddatenbank etwas durcheinander geraten sein..." Der Detektiv hielt der Dame sein ComPad mit dem vergrößerten Bild des Insurance Angestellten direkt vor die Nase, so dass sie gar nicht anders konnte, als hinzusehen. "Das ist John Markson. 4. Stock, Zimmer 412" knurrte die Angestellte teilnahmslos. Diese Leute waren wie Maschinen. Lediglich darauf programmiert, Befehle auszuführen. Cellaryl fragte sich, ob diese Personen überhaupt Menschen mit einem eigenen Verstand waren.
Ermutigt durch so viel Glück machte er sich schnurstracks auf den Weg in den 4. Stock. Alle Mitarbeiter, denen er begegnete, behandelten ihn, als wäre er gar nicht vorhanden. Cellaryl war sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt wahrnahmen. Wäre noch ein Funke Menschlichkeit in ihm gewesen, er hätte tiefstes Mitleid für diese Menschen in ihrem tristen Alltag empfunden. Sie schienen keinerlei Emotionen zu besitzen, oder so gedrillt worden zu sein, sie nicht zu zeigen.
Doch das Einzige, was Cellaryl empfand war der Hass, der ihn vorantrieb, der ihn zu dem machte, was er war: Ein gnadenloser Rächer auf der Jagd nach seinen Peinigern.
 
Cellaryl fand sich in einem langen, sterilen Flur wieder, als sich sein Körper im 4. Stock manifestierte. Er verließ die Aufzugsplattform und schritt langsam den Korridor entlang. Langsam näherte er sich dem Büro mit der Nummer 412, während sich seine Hände zu Fäusten ballten. Unbeirrbar setzte er einen Fuß vor den anderen, mit jedem Schritt seinem Opfer näher kommend. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er endlich vor der Türe stand. Beinahe unhörbar öffnete sich die Tür und gab den Blick auf ein kleines Vorzimmer frei. Der Trox, der wohl eigentlich als Wache fungieren sollte und seine Füße auf den kleinen Schreibtisch vor sich gelegt hatte, hatte keine Chance, rechtzeitig zu reagieren.
Wie der Blitz schoß der Abenteurer vor, war mit wenigen Schritten bei dem völlig verdatterten Fleischkloß und stieß ihm die Faust mitten ins Gesicht. Noch ehe der von dem wuchtigen Schlag benommene Wachmann einen Ton von sich geben konnte, war Cellaryl hinter ihn getreten, legte ihm den Arm um den Hals genau über den Kehlkopf, verkeilte diesen natürlichen Hebel mit seinem zweiten Arm und presste den massigen Hals der Wache durch diese Technik mit Leichtigkeit zusammen. Es dauerte weniger als 5 Sekunden, bis der riesenhafte Körper erschlaffte und sich die Seele des Trox auf den Weg zum nächsten Insurance-Reclaim machte.
Cellaryl achtete darauf, dass der leblose Körper aufrecht sitzen blieb, bis er sich auflösen würde. Die ganze Aktion war so unglaublich leise vonstatten gegangen, dass er sich sicher sein konnte, keine Aufmerksamkeit erregt zu haben.
Langsam bewegte sich der Privatdetektiv Richtung Verbindungstür und wollte bereits zu seiner Waffe greifen, als er etwas bemerkte, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Triumphierend machte er kehrt und ging zu der kleinen Freisprechanlage, die das Vorzimmer mit dem Büro verband. Inständig hoffte er, dass sein Abhörversuch unbemerkt blieb, als er auf die Lautsprechertaste drückte.
"Natürlich wird alles zu unser aller Zufriedenheit erledigt werden... Natürlich! ... Wir sind mich Hochdruck dabei..." Wer immer sich auch in dem Büro befand, er schien zu telefonieren und nicht bemerkt zu haben, dass die Gegensprechanlage aktiv war. Es war eine männliche Stimme, die von guter Erziehung und hoher Bildung zeugte. Sie hatte keinerlei Akzent oder sonst etwas Auffälliges an sich.
"Selbstverständlich, G. ... Ja, ich weiß, was das bedeutet ... Seine Insurance Daten wurden bereits gelöscht und sind nicht reaktivierbar. Und sollte er seine DNA erneut scannen lassen, habe ich einen Wurm ins System eingeschleust, der die Anfrage unschädlich macht, bevor sie überhaupt ins Hauptsystem gelangt! ... Richtig, er wird schon sehen, was passiert, wenn man sich mit Ihnen anlegt, G. ... Nein, es kann gar nichts schief gehen. Er ist schon jetzt so gut wie gelöscht auf diesem Planeten. ... Nun, das damals mit dieser - wie hieß sie doch gleich? ... Gence, richtig. Das Fiasko mit ihrer Flucht war ja nun mit Sicherheit nicht meine Schuld! ... Nein, das lasse ich mir nicht nachsagen! Ich bin mir keiner Schuld bewusst und lasse mich von Ihnen nicht dafür verantwortlich machen! Wenn ich es mir genau überlege - waren nicht Sie die Person, die für das Projekt verantwortlich war? ... Jaja, weisen Sie nur jegliche Schuld von sich ... Ich habe ja gar nicht das Bedürfnis, Sie anzuklagen, nur beleidigen lasse ich mich von Ihnen nicht ... mhm ... Ist ja gut - lassen wir die gegenseitigen Schuldzuweisungen ... mhm ... Ja, ich werde es in meinem nächsten Bericht an das Komitee erwähnen ... Natürlich, Sie kennen meine Genauigkeit ... bis ins kleinste Detail! ... Ok, alles klar. Bis dann ..." (klick)
Tausend Fragen schossen Cellaryl durch den Kopf, als er vorsichtig die Lautsprechertaste los ließ. Zu viele Fragen und Gedanken, um sie im Augenblick zu ordnen. Doch eins war ihm direkt ins Herz geschossen. Der Mann hatte seinen Gesprächspartner mit "G." angesprochen. Klar und deutlich sah Cellaryl die Nachricht vor sich, die er an diesem dunkelsten Tag seines Lebens auf seinem ComPad empfangen hatte.
 
"Hallo, Herr Detektiv
Sie wissen jetzt, wozu wir in der Lage sind. Begraben Sie ihre kleine Freundin und gehen Sie ihrer Arbeit nach. Ich warne Sie vor weiteren Ermittlungen in dieser Angelegenheit. Es sei denn, Sie wollen so enden wie Ihr kleiner Betthase, der seine Nase unbedingt in fremde Angelegenheiten stecken musste.
MfG
G."
 
Grenzenloser Zorn stieg in ihm auf. Er war auf der richtigen Spur - er war den Hintermännern dieses unmenschlichen Verbrechens näher denn je. Er war hier, um Vergeltung zu üben und er würde seinen selbstgewählten Auftrag erfüllen!
Innerlich sprühend vor Wut und Hass ging er doch äußerlich ruhig auf die Verbindungstür zu, während er die BBI Faithful Pistole zog.
Der Mann mittleren Alters, der in dem Büro hinter einem großen Schreibtisch saß, schaute erstaunt auf, als sich die Tür öffnete. Er riss seine Augen weit auf und öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus, als er die Mündung der auf ihn gerichteten Waffe registrierte.
"Guten Morgen. Mr. Markson nehme ich an?"
Unfähig zu sprechen nickte der Bürokrat nur leicht. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug und sah aus wie ein Mann, der es gewohnt war, in schicken Lokalen über Fragen von gewaltigem Ausmaß zu verhandeln. Er war ohne Frage eine Persönlichkeit, die man automatisch respektierte und deren Anweisungen man ohne Widerworte befolgte. Schnell hatte er sich wieder im Griff und setzte ein freundschaftliches Lächeln auf.
"Das ist aber eine Ehre, Herr Cellaryl, der berühmte Detektiv. Setzen Sie sich doch. Was beschert mir die Ehre Ihres Besuchs?"
"Danke, ich stehe lieber, während ich abdrücke. Aber zuerst hätte ich gerne ein paar Fragen beantwortet." entgegnete Cellaryl ungerührt und so kalt wie ein Eisklotz.
"Ich verstehe nicht..."
"Sie verstehen mich sehr gut, Mr. Markson. Ich möchte Antworten! Und zwar plötzlich!"
"Nun, solange Sie keine Fragen stellen, habe ich einige Schwierigkeiten, dieser Aufforderung nachzukommen." erwiderte Markson spitz.
"Sie wissen ganz genau, was ich wissen möchte. Aber gut, ich will Ihrem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen: Warum musste meine Klientin sterben? Wer ist der Agent, der mich zweimal versucht hat umzubringen? Und - wer ist G.?"
"Es tut mir leid, wenn Ihnen Ihre Klienten wegsterben, aber ich kann Ihnen beim besten Willen nicht helfen..."
Drohend trat Cellaryl einen Schritt auf Markson zu. Der Kerl war aalglatt. Wahrscheinlich hätte er seine eigene Tochter ohne mit der Wimper zu zucken dem Höchstbietenden verkauft.
"Hören Sie zu, Markson, ich bin nicht in der Stimmung, mit Ihnen Spielchen zu treiben! Also - entweder, sie sagen mir jetzt, was ich wissen will, oder ich beginne mit einem ganz anderen Spielchen, das Sie in die tiefsten Höllen körperlichen Schmerzes führen wird!"
Cellaryl sah einen Funken von Angst in den Augen seines Gegenübers aufblinken. Er spürte, dass er den Mann soweit hatte, dass er auspacken würde. Er spürte, dass er der Lösung des Rätsels ganz nahe war.
 
Plötzlich öffnete sich die Tür und Cellaryl überkam die innere Unruhe, die nahende Gefahr anzeigte. Blitzschnell ließ er sich fallen und drehte sich um. Die Schüsse aus der vollautomatischen Waffe des in der Tür stehenden Wachmanns verfehlten ihn haarscharf und ein Regen aus Staub, Holz- und Glassplittern regnete auf Cellaryl herab. Noch bevor er den Boden berührte, hob der Detektiv seine Waffe und drückte ab. Der Schuss traf die Wache genau zwischen die Augen und die Wucht des Geschosses schleuderten ihn in das Vorzimmer zurück, wo er gegen zwei seiner Kollegen prallte. Geistesgegenwärtig feuerte Cellaryl auf den Türschließmechanismus, während er sich auf die Seite rollte. Die Kugeln zerstörten den Schaltkreis und die schwere Stahltür fiel herunter, eine Barriere zwischen ihm und den Angreifern bildend.
Schnell orientierte sich der Abenteurer. Markson war spurlos verschwunden. Er musste heimlich Alarm ausgelöst und dann, als die Wachen hereinkamen, einen versteckten Aufzug benutzt haben. Anders konnte sich Cellaryl die plötzlichen Geschehnisse nicht erklären.
Fieberhaft versuchte er, sich einen Plan zurecht zu legen. Die Tür würde die Wachen nicht lange aufhalten, und diese Leute waren gewiss keine Anfänger. Seine Augen suchten den Raum ab, während die Wachen draußen begannen, die Türe aufzuschweißen. Der Anführer, ein ehemaliger Soldat, trieb seine Kollegen zur Eile an. Schließlich gab der Stahl nach. Zwei Wachen sicherten den Eingang, während sich der Anführer zusammen mit einem jüngeren Wachmann, eng an die Wand gepresst, in den Raum schoben. Verdutzt blicken sie in das scheinbar verlassene Zimmer. Es war niemand zu sehen, schon gar kein Amok laufender, schwer bewaffneter Eindringling. Sich gegenseitig Deckung gebend, schritten die Beiden durch das Büro. Die Atmosphäre schien wie elektrisiert und die Stille drohte die beiden voll konzentrierten Männer zu erdrücken.
Der Anführer ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Fest an die Wand gedrückt pirschte er durch den Raum, ließ dabei seinen jungen Kollegen auf der anderen Seite des Büros niemals aus den Augen. Plötzlich fühlte er sich von hinten gepackt und zur Seite gerissen. Instinktiv versuchte er, sich gegen die Bewegung zu wehren, doch der Angriff hatte zu schnell statt gefunden, als dass er hätte verhindern können, dass die plötzliche, starke Drehbewegung sein Genick zerbrach.
Der junge Wachmann, der sich voll auf den großen Schreibtisch konzentriert hatte, nahm die Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Er riss seine Waffe herum, sah jedoch nur noch die aufflammende Mündung der Pistole, deren Geschosse sein Gesicht im Bruchteil einer Sekunde in eine blutverschmierte, unidentifizierbare Masse verwandelten.
 
Cellaryl trat ganz hinter der vermeintlichen Wand des Hologramms hervor. Die optische Täuschung verbarg eine kleine Nische mit allerhand Material - und einem Aufzug. Er wusste nun, wie sein Opfer ihm entwischen konnte und war irgendwo dankbar, dass die versteckte Kammer existierte.
Schnell steckte er einige Dinge ein, die sich als nützlich erweisen konnten. Da er nicht wusste, was ihn erwartete, verzichtete er darauf, den geheimen Aufzug zu benutzen.
Die beiden Wachen, die das Vorzimmer sicherten, hatten wohl die Schüsse gehört, konnten aber wegen der Bauweise des Büros nicht sehen, was in dem Raum vor sich ging. Seelenruhig bewegte sich Cellaryl außerhalb ihres Blickfeldes auf die Tür zu, zog den Stift und warf die soeben gefundene, höchst effektive Handgranate in das kleine Vorzimmer. Die Explosion schien die gesamte Etage zu erschüttern. Alarmsirenen begannen zu läuten und ein Tumult im gesamten Gebäude war vorprogrammiert. Doch genau das war es, was Cellaryl erreichen wollte: Chaos.
Schnell zog er sich die Uniform des Anführers über, der etwa seine Statur hatte und dessen Uniform auch noch tadellos aussah, krallte sich den Ausweis des jüngeren und hastete aus dem Büro. Auf dem Flur regte sich keine Menschenseele. Es schien, als ob sich hier im Moment niemand außer Markson aufgehalten hätte.
Schnell schritt Cellaryl auf den Aufzug zu und beamte sich in den 1. Stock. Dort kamen ihm Massen von Angestellten entgegen. Als Sicherheitsbeamter versuchte er, die Flucht der Mitarbeiter etwas zu koordinieren und seine Rolle so gut zu spielen, dass er nicht auffiel. Währenddessen dachte er angestrengt nach, wie er die Sicherheitskontrollen im Foyer überwinden konnte, durch die er mit Sicherheit nicht ohne weiteres durchkommen würde.
"Bitte beruhigen Sie sich, gehen Sie gemäßigt zu den Aufzügen und vermeiden Sie Panik..." Es schien beinahe, als dass die ruhige und bestimmte Stimme des Detektivs Wirkung zeigte. Langsam bahnte er sich einen Weg durch die Menge, beruhigend auf die in Panik geratenen Massen einredend.
Nach einiger Zeit lichteten sich die Menschenmengen und ließen den 1. Stock schlussendlich verlassen zurück. Cellaryl war bisher keinem einzigen Wachmann begegenet. Sie waren wohl alle entweder im vierten Stock oder riegelten die Ausgänge ab. Nun, da die Etagen so gut wie evakuiert waren, würden sie bald eintreffen, ausgebildetes Wachpersonal, das im Umgang mit Waffen geübt war. Der Abenteurer wusste, dass er sich nicht auf einen Kampf einlassen konnte. Er würde in jedem Fall den kürzeren ziehen.
Von einem plötzlichen Einfall motiviert, hastete er in eines der kleineren Büros am Ende der Etage. Er verriegelte die Türe und zerstörte den Schließmechanismus. Dann kramte er in seinem Rucksack herum, bis er gefunden hatte, was er suchte.
Schnell brachte er die Haftmine aus der kleinen Kammer im 4. Stock an der Gebäudewand an. Mit geschickten Fingern machte er das kleine Höllengerät scharf und stellte den Zeitzünder auf 1 Minute. Schwitzend stieß er den großen Schreibtisch um und schob danach den schweren, metallenen Aktenschrank unter Aufwendung all seiner Kraft zwischen Schreibtisch und der Mine gegenüberliegender Wand. Es blieb ihm keine Zeit. In wenigen Sekunden würde ein Sondereinsatzkommando in das Büro stürmen und ihn in Stücke schießen. Seine stählernen Muskeln drohten an dem Gewicht des Schranks zu versagen, doch Cellaryl zwang sich weiter. Noch 10 Sekunden.
Mit einem letzten Stoß brachte er das Ungetüm aus Stahl und Eisen in Stellung und kauerte sich dahinter.
KA-WUMMMMMM!
Die Explosion schien das Fundament des Gebäudes zu erschüttern. Die Druckwelle ließ den Schreibtisch zerbersten und stieß den mächtigen Aktenschrank um. Doch wie von Cellaryl beabsichtigt fiel er nicht zu Boden, sondern wurde von der Wand abgestützt und schützte den Privatdetektiv vor den alles verschlingenden Flammen. Es regnete große und kleinere Betonbrocken, die Luft schien zu glühen und der Lärm war so ohrenbetäubend, dass Cellaryl die Sinne zu schwinden drohten. Die Luft anhaltend kauerte er sich in den Schutz des Aktenschranks und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis die unbeschreibliche Hitze, die ihm einige Haare versengt hatte, langsam nachließ und nur noch das Pfeifen in seinen Ohren und das Prasseln der einbrechenden Decke zu hören war.
Noch ehe sich der Rauch gelegt hatte, sprang Cellaryl aus dem großen Loch, das die Mine in die Wand des Gebäudes gerissen hatte, fing sich geschickt ab und war wenige Sekunden später in den Gassen von Borealis verschwunden.
 
Sie hatten ihn aus der Insurance-Datenbank gelöscht. Sie hatten seine Identität gelöscht. Sein Tod, würde den endgültigen Tod bedeuten. Es gab kein Zurück mehr. Um Cellaryls Mundwinkel spielte ein hartes Lächeln. Es gab schon lange kein Zurück mehr.  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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