Luc Petrich

Ewiger Kampf

 
Hoch in den Bergen pfiff der Wind durch die Täler und
brachte Schnee über die scheinbar toten Hänge der Gebirge, doch es
herrschte, wenn auch wenig, Leben auf den Bergkuppen. Eine in eine
braune, zerschlissene Kutte gehüllte Gestalt hockte inmitten des
Schnechaos auf einem kleinen Stein. Reglos saß sie abgeschieden,
teilnahmslos auf jenem Stein und starrte ins nichts. Das einzig
lebhafte an dieser Figur schien ihre Robe, die immerwährend im Wind
flatterte und einen langen, grauen Bart, einfache Kleidung und eine
Sichel freigab. Allerdings das Unsäglichste an dieser Erscheinung war,
dass sie so unfassbar unberührt war. Ein anderer hätte sich
schnellstmöglich in eine Höhle verkrochen und sich wie ein Tier Schutz
vor der Kälte gesucht. Ein Feuer entzündet hätte er, doch nicht jene
Figur auf dem Stein.

Horchte man scharf zu, würde man hören wie diese verschneite Person mit
sich selbst redete. Es waren nur ganz leise, kurze Sätze, die sie
vereinzelt wiederhohlte. Die sich wiederhohlenden Worte mischten sich
mit dem Rauschen des Windes und es wirkte fast, als wäre ein
natürlicher Vorgang verebbt, nachdem der Einsiedler aufgehört hatte die
Wörter zu widerrufen. Nun hat er aufgeblick und fixierte einen anderen
Punkt, eine schneebedeckte Anhöhung. Er schien regelrecht aufgetaut,
dann würde sein Blick strenger, sein Körper spannte sich an und er
dachte unaufhörlich an das Amulett, welches auf einer Anhöhung vor ihm
lag. Ein anderer würdes nicht sehen, zumal es unter einer Schneedecke
lag, doch er sah es, ganz deutlich, durch den Blicke abschirmenden
Schnee. Alles in ihm fokusierte sich auf das Amulett, sein Blick, seine
Gedanken, selbst seine Emotionen. Hauptsächlich Zorn, daneben aber auch
Trauer, denn schließlich war es schon seit Zeiten bei ihm gewesen.

Es brachte ihm auch gutes,... aber nein es musste zermalmt,
zerüttet,... zerstört werden! Seine Linke war nun eine Faust, die
versuchte er zu öffnen. Es schien als würde es ihm höchste, körperliche
Anstrengungen abverlangen und er keuchte bereits nach einigen Sekunden,
atmete stoßartig aus. Dann hielt er wieder die Luft an und versuchte
seine Faust weiter aufzuklappen, halb geöffnet war sie nun, Hoffnung
machte sich breit, nicht mehr viel, dann hätte er es geschafft, dabei
war er schon am Ende seiner Kräfte. Das Fünkchen Hoffnung entschwand
wieder so schnell wie es gekommen war und machte Platz für
Enttäuschung. Hilflos musste der Emerit ansehen wie sich seine Hand
wieder zur Faust schloss, dann kippte er kraftlos, seitwärts in den
Schnee.

Von seiner Magie verlassen fühlte nun auch der Asket die Kälte der
Berge. Die einst so unverwundbare Gestallt, schien jetzt direkt
empfindlich und rappelte sich wie ein niedergeschossenes Tier auf.
Wütend steuerte er auf die Stelle zu, die er zuvor hartnäckig
angestarrt hatte. Im Schnee tastete seine Hand nachdem was er suchte
und sie fand es. "[B]Verfluchtes Amulett![/B]", spie er aus. Dann griff
er auf seine letzten Kraftreserven zurück und hohlte aus, um den
falschen Glücksbringer über den Abhang in das Tal zu schleudern. Es
half ihm nichts, außer seine Wut zu bewältigen, denn morgen, wenn er
aufwachte, fand er es wieder um seinen Hals und dann würde er erneut
versuchen es zu zerstören...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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