"Hallo
Triff
mich heute abend im The Cup.
Bitte, es
ist extrem wichtig - es geht sozusagen um Leben und Tod!
Danke,
Cellaryl"
Zufrieden
versendete Cellaryl die kurze Nachricht an die Person, von der er hoffte,
weitere Informationen zu bekommen. Die Verwirrung in Borealis war so groß
gewesen, dass es nicht weiter schwierig für ihn gewesen war, aus der Stadt zu
fliehen.
Cellaryl
wusste, dass er alles hinter sich zurückgelassen hatte. Spätestens, als überall
Fahndungsbilder mit seinem Gesicht darauf ausgestrahlt wurden. Instinktiv
spürte er, dass sein Leben nie wieder so sein würde wie früher. Doch hatte er
überhaupt eine Wahl gehabt?
Solange
er auf sein Ziel fixiert war, sein Instinkt die Kontrolle über ihn hatte,
fühlte er sich stark, fühlte er sich im Recht und war bereit, allein gegen den
Rest der Welt zu kämpfen.
Doch wenn
er etwas zur Ruhe kam, seine Gedanken abschweiften und er nachdachte, dann
kamen sie wieder. Die Schatten. Die anklagenden Gedanken, die ihm mehr
zusetzten als jede Kugel, als jeder Schlag oder Tritt. Die quälenden Fragen,
die seine Seele nicht losließen. Die Gefühle, die seinen Hass verurteilten und
ihn zur Rechenschaft zogen.
War nicht
er es gewesen, der Romena umgebracht hatte? Immer und immer wieder sah er sie
da liegen, blutüberströmt, geschunden und getötet. Sie erschien so real. Es
war, als ob sie direkt vor ihm liegen würde, mit diesem gequälten
Gesichtsausdruck, den leeren Augen, die um Hilfe zu schreien schienen.
"Warum? Warum Cellaryl?" Ihre Stimme brannte wie Feuer in seinen
Ohren und zerriss sein Herz. Sie lag da und klagte ihn an. "Warum?"
Die toten Augen schienen ihn zu durchboren
und Cellaryl meinte, den kalten Hauch des Todes zu spüren, der ihn
plötzlich umgab. Vergeblich versuchte ein Teil von ihm, die Bilder zu
verdrängen. Doch der Teil seiner Seele, der die Projektion seiner geliebten
Romena festhielt und sich nicht von ihrem Bild lösen konnte, war stärker.
"Du
wolltest mich beschützen..." Die Worte in seinem Kopf vernebelten seinen
Verstand. Was war Wirklichkeit, was Einbildung? Cellaryl wusste es nicht,
wollte es gar nicht wissen. Er war zum willenlosen Spielball seiner Gefühle
geworden. "Du warst es, Cellaryl, du wolltest mich beschützen... warum
.... warum?" Vergeblich wehrte er sich gegen die Anklagen, die Jäger
hatten ihn umfangen und zerrissen seine Seele. "Warum warst du nicht da,
als ich dich gebraucht habe? Warum hast du mich nicht beschützt? Du hast mich
im Stich gelassen... ich habe dir vertraut... Wo bist du gewesen? Du hast
gesagt, du würdest mich beschützen, du hast es mir versprochen! Ich habe dich
geliebt! Du hast mich im Stich gelassen! Du hast mich im Stich
gelassen..." Verzweifelt hielt Cellaryl sich beide Hände an die Ohren. Er
schrie vor Schmerz, krümmte sich zusammen und versuchte mit aller Kraft, ihre
Stimme, ihr Bild aus seinem Kopf zu verbannen. Doch genau das konnte er nicht
tun. Das Bild, ihr Bild, ihr grausam zugerichteter Körper war das, was ihm die
Kraft gab, immer weiter zu kämpfen und seinen Hass zu schüren, der ihn vorwärts
trieb. Er konnte sie nicht aus seinen Gedanken verbannen, es war alles, was er
noch hatte.
"Du
warst es, Cellaryl! Du hast es versprochen! Du hast versagt..." Die
Stimmen in seinem Kopf wurden immer lauter, nahmen jeden Platz seines
Bewusstseins für sich in Anspruch und hämmerten gnadenlos auf ihn ein.
"Warum warst du nicht da? Du hast mich im Stich gelassen! Cellaryl! Wo
warst du?" Beide Hände an den Kopf gepresst wälztes er sich auf dem Boden,
ein Schweißfilm bedeckte seinen Körper und seine Augen füllten sich mit Tränen.
"Nein... ich war es nicht... Romena..." "Wo warst du, als ich
dich gebraucht habe?" Seine Tränen benetzten den kalten Waldboden in
seinem Versteck. Er wusste, dass er schuldig war und gleichzeitig war überzeugt
davon, dass er selbst das Opfer darstellte. Schuldiges Opfer, hasserfüllter Liebender,
rächender Trauergast, geschlagener Sieger und richtender Held - er war Alles
und gleichzeitig das Gegenteil davon.
"Du warst es, Cellaryl, du! Du hast mich im Stich gelassen! Du
hast mich umgebracht! Cellaryyyyl....."
Es
dunkelte bereits, als seine Sinne zurückkehrten. Langsam nahmen die Bilder vor
seinen Augen Formen an und die Dunkelheit seiner Bewusstlosigkeit schwand. Eine
Weile blieb er benommen auf dem Boden liegen. Die Schatten waren gewichen und
Cellaryl spürte, wie der Hass seine Seele wieder füllte. Er fühlte sich, als
hätte er keine einzige Träne mehr im Leib. Er würde sie nicht mehr brauchen.
Langsam
erhob er sich, während seine Augen hart und unbeweglich wurden. Er war wieder
der Jäger und er würde sein Ziel finden.
Er
wusste, dass er sich beeilen musste und hoffte inständig, dass sein Informant
seiner Aufforderung gefolgt war und ins The Cup kommen würde.
Der
Privatdetektiv hatte seinen Kragen hochgeschlagen und einen Hut tief ins
Gesicht gezogen, als er durch die Tore von West Athen trat. Niemand beachtete
ihn, er war nur ein weiterer Mensch, der irgendwie versuchte, seinem Leben
einen Sinn zu geben.
Schnell
eilte er in Richtung The Cup, seine Gedanken klar auf sein Ziel fixiert. Er
würde sie rächen, er würde zu Ende bringen und vollenden. Sie hatten ihm sein
Glück genommen und er war bereit, ihnen dafür das ihre zu nehmen. Er war ganz
nah, das wusste er. Schritt um Schritt näherte er sich seinen Peinigern um sie
für ihre Missetaten zu bestrafen. Er war ihr Richter und würde es sein.
Von
niemandem beachtet trat er ins The Cup und nahm die zierliche Gestalt in einer
abgelegenen Ecke wahr. Sie war gekommen.
Ohne Ben
zu grüßen, setzte er sich zu der Frau an den Tisch. Er wollte nicht, dass sein
Freund ihn so sah - mit den harten, hasserfüllten Augen und dem Wunsch nach
Rache.
"Schön,
dass du kommen konntest."
"Nun,
ich bin mal gespannt, was so wichtig sein kann."
Cellaryl
betrachtete sein Gegenüber. Sie war recht klein, hatte orange leuchtendes Haar
und blitzende Augen, die allerdings immer von einem leichten Schatten der
Trauer und des Schmerzes überdeckt waren.
Er hatte
Gence ganz zu Anfang kennengelernt, als er nach Rubi-Ka gekommen war. Damals
war er zum ersten Mal im The Cup gewesen und hatte sie auf einen Drink
eingeladen. Sie waren ins Gespräch gekommen, und Gence hatte ihm ihre
Geschichte erzählt.
Sie war
ein Versuchsprodukt. So hatte sie es ihm erzählt. Er wusste nicht viel, bei
Weitem nicht alles, da sie verständlicherweise nicht gerne über ihre Vergangenheit
sprach, doch laut ihrer Aussagen war sie das Produkt eines Omni-Tek
Experiments. Das nach Omni-Tek Aussagen missglückte Produkt. Es war wohl
irgendein Versuch mit mutierten Lebensformen gewesen, der in die Hosen gegangen
war.
Irgendwie
war dieser Frau mit der bewegten Vergangenheit die Flucht geglückt, bevor man
sie beseitigen konnte. Doch ihr Leben lang war sie an eine Flasche gebunden.
Cellaryl wusste nicht genau, was es war, das sie trank, er wusste nur, dass es
sie zerstörte und sie auf der anderen Seite nicht ohne das Zeug leben konnte.
Sie wäre bestimmt hübsch gewesen, doch sah man deutlich die Spuren, die ihr
Lebensbringer an ihrem Körper hinterließ.
"Es
geht um deine Vergangenheit, Gence."
Ihre
Augen verdüsterten sich.
"Was
willst du, 'Detektiv'? Ich spreche nicht gerne über meine Vergangenheit!"
"Das
weiß ich, aber ich habe Informationen, die dich wahrscheinlich interessieren
werden."
"Na
da bin ich ja mal gespannt."
"Kennst
du einen John Markson?"
"Nie
gehört."
"Nun,
allem Anschein nach kennt er dich aber."
"Möglich."
"Und
was sagt dir der Name 'G.'?"
"Was
willst du, Cellaryl? Fröhliches Personenraten?"
"Also
ok. John Markson ist leitender Angestellter der Insurance-Verwaltung in
Borealis. Er steckt in irgendeiner großen Sache drin. Nun ja... ich war gestern
in Borealis... in der Insurance-Verwaltung..."
"Du
warst das? Sag mir sofort, dass das nicht stimmt!"
"Doch,
es ist wahr, ich ... äh ... hatte eine kleine Verabredung mit Herrn Markson,
die etwas anders verlief als geplant."
"In
den Nachrichten hieß es, ein bewaffneter Irrer sei in das Gebäude eingedrungen
und habe mehrere Menschen niedergeschossen."
"Nun
ja, ich sah mich zur Waffengewalt gezwungen, als die Sicherheitsleute mir ihre
Knarren unter die Nase hielten. Aber sie sind ja alle wieder am Reclaim
aufgewacht...."
"Was
zum Kuckuck hast du dort gewollt?"
"Wie
gesagt, ich wollte etwas mit Markson plaudern. Er steckt in irgendeinem Ding
drin. Außerdem habe ich eindeutige Indizien dafür, dass er in den Mord an
meiner Klientin verwickelt ist."
"Ich
habe von dem Verbrechen gehört. Ähm... sucht man dich deswegen nicht? Ich
glaube, die Wachen hier wollten dich gerne einmal zu den drei anderen Leichen
befragen, die sie bei der ermodeten Frau gefunden haben..."
"Jaja,
ich weiß, die hätten gern paar Infos von mir. Leider bin ich im Moment recht
ausgelastet und habe auch nicht das Bedürfnis, mich erklären zu müssen. Diese
Schweine haben meine Klientin ermordet!"
Gence sah
ihn forschend an.
"Du
hast sie geliebt, nicht wahr?"
Cellaryl
schluckte. Die Enthüllung kam ihm etwas zu plötzlich. Niemand sollte von seinen
persönlichen Motiven wissen. Es würde ihn verwundbar machen.
Er sah
die vom Leben so geschlagene Frau an. Im Stillen bewunderte er sie. Man hatte
ihr so viel genommen und dennoch war sie den "Schatten der Freiheit"
beigetreten, einer Organisation, die nur im äußersten Notfall zur Waffe griff
und ihre Probleme normalerweise auf diplomatischem Weg löste. In ihren Augen
war nicht die Spur von Rache zu sehen. Sie schien mit sich selbst Frieden
geschlossen zu haben. Cellaryl wusste, noch hatte er die Möglichkeit dazu. Er
könnte den Schatten ebenfalls beitreten - sie würden ihn zu schützen wissen.
Doch sein Hass und sein Durst nach Rache war zu groß.
Er nickte
leicht.
"Ja,
ich habe sie geliebt. Am Tatort habe ich einige Indizien gefunden. Außerdem
habe ich eine Nachricht von einer Person namens 'G.' erhalten, die mich damit
warnen wollte. Nun, gestern also, als ich in die Insurance-Verwaltung
eingedrungen bin, telefonierte John Markson gerade - mit 'G.'. Sie haben deinen
Namen genannt!"
"Was?
Hey, ich hab damit nichts zu tun!"
"Keine
Sorge, das weiß ich und glaub ich dir auch. Aber irgendwo bist du in diesem
ganzen Verwirrspiel doch integriert. Markson hat irgendwas gesagt, du seist
damals geflohen. Ich gehe deshalb davon aus, dass Markson und 'G.' in
irgendeiner Beziehung zu der Einrichtung stehen, die diese Versuche mit dir
gemacht hat."
Gence sog
hörbar die Luft ein.
"Puh,
das sind allerdings heiße Informationen."
"Kannst
du dich an irgend etwas aus dieser Zeit erinnern? Ich weiß, dass es weh tut,
aber du musst mich verstehen - ich muss diese Schweine kriegen!"
Prüfend
sah ihn Gence an.
"Ich
hoffe sehr, dass du weißt, was du tust!"
"Ich
tue das, was ich tun muss!" erwiderte Cellaryl hart.
Nachdenklich
stierte Gence ins Leere.
"Ich
weiß nicht viel. Allerdings hat sich ein Name in mein Gedächtnis eingebrannt.
Ich werde ihn wohl nie vergessen. Ich weiß nicht, wie der Typ aussieht, aber
ich kenne seinen Namen. Er war der Verantwortliche für die Experimente und ich
habe einmal seinen Namen aufgeschnappt, als die Narkotika und anderen Drogen
nicht sofort gewirkt haben."
"Sag
ihn mir." Wie ein wildes Tier nahm Cellaryl die Fährte auf.
"Prüfe
dich, Cellaryl! Warum tust du das alles? Für deine Liebe oder für deine
persönliche Befriedigung? Der Weg der Rache führt dich ins Verderben - ich
weiß, wovon ich rede! Dein Hass wird dich besiegen!"
"Mein
Hass gibt mir Kraft!" Die Augen des Jägers schienen Funken zu versprühen.
"Es
ist ein Spiel mit dem Feuer! Sieh zu, dass es dich nicht verzehrt!"
Sie
blickte ihn lange und durchdringend an. Doch Cellaryl hielt ihrem Blick stand.
"Jeder
Mensch muss sein eigenes Schicksal finden. Ich werde dich nicht daran hindern.
Ich kann dich nur warnen - Lass nicht zu, dass dein Zorn dich vernichtet! Der
Mann hieß Berger, Theodor Berger."
"Ein
seltsamer Name."
"Das
ist wahr. Bitte Cellaryl, denk noch einmal über dein Vorhaben nach. Die
Schatten der Freiheit würden dich bestimmt aufnehmen! Du kannst lernen, zu
vergeben. Und einiges kannst du auch vergessen."
"Mein
Weg steht fest Gence. Ich muss tun, was zu tun ich gezwungen bin!"
Traurig
sah Gence ihn an.
"Ich
hoffe, wir sehen uns wieder..."
"Wir
werden sehen." antwortete der Detektiv zuversichtlich. Dann erhob er sich
und verließ das The Cup.
Er hatte
die Informationen, die er brauchte. Ein so außergewöhnlicher Name war sicher
sehr selten und es dürfte nicht weiter schwierig sein, den Besitzer ausfindig
zu machen.
Während
er im Wald außerhalb West Athen nach einem Unterschlupf suchte, dachte er über
das nach, was Gence ihm gesagt hatte. Sie mochte Recht haben, doch für ihn gab
es nun einen Weg. Er war sich sicher, dass sein Schicksal den Mördern das Ende
bescheren würde. Es war sein Auftrag - es war sein Lebensinhalt.
Als er
eine kleine Höhle gefunden hatte, wählte er sich mit seinem ComPad in das
Rubi-Ka weite Adressverzeichnis ein. Jeder, der sich auf Rubi-Ka frei bewegen
und ein wenig Komfort genießen wollte, musste einen ID-Chip implantiert haben
und im Adressverzeichnis registriert sein. Anders war es weder möglich, in
Shops einzukaufen, noch diverse Verkehrsmittel oder das Insurance-Reclaim zu
benutzen. Nur ganz radikale Datenschützer oder Terroristenorganisationen ließen
sich das Implantat entfernen.
Es gab
wirklich nur einen Theodor Berger auf Rubi-Ka, dessen genaue Adresse eine
Suchanfrage zutage förderte.
Zufrieden
lud sich Cellaryl die Daten herunter und legte sich dann hin, um seit langem
wieder ein wenig Schlaf zu bekommen. Der morgige Tag würde aufregend genug
werden.
Früh am
nächsten Morgen machte sich Cellaryl auf den Weg nach Borealis, wo Berger
wohnhaft war. Es schien, als ob die gesamte Stadt in die Geschichte verwickelt
wäre. Immer wieder führten ihn seine Spuren in die Metropole.
Natürlich
war es nich ungefährlich, sich in Borealis wieder blicken zu lassen, doch dank
eines speziellen Nanoprogramms hatte Cellaryl sein ID-Implantat so verändert,
dass er nunmehr unter dem Namen "Anarghon Tarjano" registriert war.
So würde er den Scans der Wachen entgehen und konnte sich ganz darauf
konzentrieren, die nächste Person der Kette zu beschatten, die ihn, wie er
hoffte, zu denen führen würde, die sein Leben zerstört hatten.
Es war
nicht schwer, Theodor Berger zu folgen. Der Mann schien sich vollkommen sicher
zu fühlen und Cellaryl hielt dank seiner guten Kondition mühelos Schritt.
Berger
steuerte auf den Ausgang von Borealis zu. Er verließ die Stadt und steuerte auf
eine Reihe von Ruinen außerhalb der Stadt zu. Cellaryl folgte ihm unbemerkt bis
zu einer Tür, an der Berger Halt machte. Er schien eine Schlüssel-Card
herauszunehmen und war wenige Augenblicke später durch die Tür verschwunden.
Cellaryl
verließ seine versteckte Position und näherte sich der Tür. Er betrachtete sie
eingehend. Auch wenn es auf den ersten Blick so schien, als wäre es nichts
weiter als die gewöhnliche Tür eines heruntergekommenen Viertels, war es doch
bei eingehender Betrachtung eine außergewöhnlich gute und vor allem sichere
Konstruktion. Möglicherweise wäre es einem Agenten gelungen, sie aufzubrechen,
doch für den Abenteurer bestand nicht die geringste Chance, ohne einen
Schlüssel hineinzukommen.
Da es
noch sehr früh war, ging Cellaryl davon aus, dass Berger nicht der Letzte war,
der die geheimnisvolle Tür betreten würde.
Schnell
versteckte sich der Privatdetektiv ganz in der Nähe des Eingangs und wartete.
Er musste sich nicht lange gedulden, bis ein weiterer Mann auf geheimnisvolle
Tür zukam. Er schien ein normaler Nanotechniker auf dem Weg zu seiner Arbeit zu
sein - doch Cellaryl glaubte nicht, dass es in dieser Gegend viele
Arbeitsplätze für Nanotechniker gab.
Schnell
und beinahe unhörbar trat er hinter den Mann.
"Guten
Tag Sir, dürfte ich mir einmal Ihren Schlüssel ausleihen?"
Noch bevor
der andere etwas erwidern konnte, wurde er durch einen starken Schlag an den
Hals zu Boden gestreckt. Der Mann war sofort bewusstlos und würde das auch eine
Weile bleiben. Cellaryl zog den leblosen Körper hinter ein paar eingefallene
Mauern und durchsuchte ihn. Er wurde schnell fündig und nahm den Schlüssel an
sich.
Wenige
Momente später öffnete sich die Tür vor ihm. Der Detektiv fand sich in einem
mit Neonlicht erhellten Korridor wieder, der in eine Art Empfangsraum mündete.
Als würde er das jeden Tag tun, schritt er energischen Schrittes an dem
Schalter mit der Wache vorbei, in der Hoffnung, den Sicherheitsbeamten durch
sein forsches Auftreten täuschen zu können. "He, Sie! Kommen Sie doch mal
her." Mist! Der Wachmann hatte eine Hand an seinen Gürtel gelegt, in dem
mit Sicherheit eine Waffe steckte. Verwundert dreinblickend trat Cellaryl an
den Schalter. "Was gibt es denn, Herr Wachmann?" "Ähm
entschuldigen Sie, Sir, ich kenne Sie nicht..." "Wollen Sie mich
ernsthaft aufhalten? Ich habe einen Termin mit Theodor Berger, ich könnte mir
vorstellen, er wird recht ungehalten darüber sein, wenn ich mich wegen Ihnen
verspäte." "Hm, wenn Sie einen Termin haben... dürfte ich um Ihren
Namen bitten?" "Ich heiße Cellaryl und bin hier, um jemandem einen
Satz heiße Ohren zu verpassen!" Noch während seiner Worte griff Cellaryl
urplötzlich durch die kleine Öffnung am Schalter, packte den Wachmann am Kragen
und riss ihn mit aller Kraft gegen die Scheibe. Der so verpasste Schlag
schickte den Beamten ins Reich der Träume, während seine gebrochene Nase eine
hässliche Blutspur an der Scheibe hinterließ. Der Abenteurer ließ den
bewusstlosen Körper los und trat durch die Tür etwas weiter den Gang entlang in
das kleine Wachhäuschen. Schnell beseitigte er die Blutspuren und legte den
Wachmann so unter das Fenter, dass man ihn von außen nicht sehen konnte.
Er war im
Fuchsbau seines nächsten Opfers. Niemand hatte sein Eindringen bemerkt.
"Na dann, auf zur Fuchsjagd" murmelte Cellaryl, während er seine
beiden Pistolen durchlud.