Ariane Hofmann

Keine Antwort

Sie zitterte, als sie versuchte den Stift aufzusetzen, immer wieder entglitten ihr die Gedanken und sie musste sich sammeln. Gereizt steckte sie eine Haarsrtähne fest, die ihr stehts auf's neue ins Gesicht glitt und ihr die Sicht versperrte. An die Fensterscheibe klatschten die Regentropfen und trommelten einen unregelmäßigen Rythmus. Ab und zu ließen Blitze das nächtliche Zimmer taghell erleuchten und beendeten ihr Erscheinen mit einem grummeligen Donnern. Sie schaute noch einmal sehnsüchtig auf ihr Handy, dessen Display sie nur dank dem Schein mehrerer Kerzen auf ihrem Schreibtisch erkennen konnte. Ein Klos drückte in ihrem Hals und ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen. Mit ihrem Ärmel wischte sie sie weg und setzte erneut den Stift auf das säuberlich vorbereitete Papier. Noch einmal blickte sie flehentlich auf das Display und begann dann im Kerzenschein zu schreiben:" Du! Warum Du? Warum antwortest Du mir nicht? Nie antwortest Du mir, auch diesmal nicht. Warum? Du gibst mir das Gefüh überflüssig zu sein, Dich zu belästigen... Warum sagst Du es mir dann nicht? Warum lässt Du mich warten und in meinen Gefühlen ertrinken? Wenn wir uns gegenüber stehen, sagst Du stehts etwas, gibst mir das Gefühl, dass Du mich magst. Ich bin dann froh und gehe weniger traurig nach Hause. Doch am Abend, wenn ich Dich frage, antwortest Du nie, lässt mich allein. Und ich dachte wir sind Freunde. Warum bist Du am Tag so anders, als in der Nacht? Sag, bin ich Dir was wert? Aber Du antwortes mir ja nicht, jetzt, wo ich Dich brauche. Und wenn ich auch nur wüsste, dass Du auch nur einen Moment an mich denkst. Aber das tust Du ja nicht. Du bist der Einzige, dem ich traue, der einzige Mensch, der mir was wert ist. Aber Du antwortes ja nicht... Ich fühle mich fremd und allein in dieser Welt, nur Du scheinst vom selben Planeten zu stammen wie ich, nur Du verstehst mich. Aber warum antwortes Du dann nicht? Warum lässt Du mich allein, mit quälenden Gedanken, wenn nur Du mich daraus erlösen kannst und wenn es nur ein Wort wäre. Dann wüsste ich, dass es Dich gibt und ich wüsste, dass Du weißt, dass es mich gibt. Dann würde ich mich leicht fühlen und könnte im Geist von dieser Welt fliehen, weil ich wüsste, dass Du dort irgendwo bist. Aber Du antwortes ja nicht. Gibt es Dich, ist irgend etwas echt von dem was ich glaube? Warum antwortest Du mir nicht? Ich will nicht allein sein, in dieser Welt voll Hass, nur Du, allein Du, kannst mich überreden zu bleiben. Aber Du antwortest mir ja nicht..."
Sie ließ denn Stift aus ihrer Hand gleiten und bettete ihren Kopf auf dem frisch beschriebenem Papier. Mit tränenverklebten Augen betrachtete sie im Kerzenschein ihr Spiegelbild auf einem Wasserglas, mit dessen Inhalt sie kurz zuvor eine tödliche Mischung geschluckt hatte. Mit einem Seufzer tat sie ihren letzten Atemzug genau in dem Moment, in dem das Display ihres Handys aufleuchtete.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.06.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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