Samuel Nitsche

The Award of a Hero: Teil 8: Ashes to Ashes

Das grelle Neonlicht reflektierte sich in den weißen Wänden und tauchte den gesamten Raum in eine alles ausleuchtende Helligkeit. Kein Schatten, keine Abwechslung, nur das grelle Weiß. Man sagt, Licht sei Wärme, Licht sei Liebe. Doch dieses Licht war alles Andere als das. Kalt, gefühllos, alles kontrollierend und anklagend.
Es gab keinerlei Gegenstände in dem kleinen Zimmer, in dem Cellaryl in eine Ecke gekauert da saß. Nur dieses grelle, gefühllose Licht, das ihm keine Möglichkeit ließ, den Klauen seiner Feinde zu entkommen.
So nah... so nah war er dran gewesen, an der Person, die sein Inneres getötet hatte. So unheimlich nah. Es war seine Chance gewesen. Doch er hatte versagt. Er hatte wieder versagt. Wie damals. Es änderte sich nichts, alles wiederholte sich. Er war ein Versager. Alles vergeblich. Alle Bemühungen umsonst. Nun wartete er hier auf das, was sie mit ihm anstellen würden. Er wusste, dass er nicht entkommen konnte. Genauso wenig, wie dieser Raum ihm Verstecke bot würden sie ihm Gelegenheiten geben, zu entkommen. Es war ihr Triumph. Der Triumph der Mörder.
Cellaryl versuchte, diese Gedanken und Hoffnungslosigkeit abzuwehren, doch die Trostlosigkeit seiner Umgebung spiegelte exakt die seiner Zukunft wieder. Er hatte seine Chance verspielt. Und das Schicksal war kein gnädiger Richter - es würde ihm keine zweite Chance lassen - SIE würden ihm keine zweite Chance lassen.
In seinem Kopf hämmerten die Gedanken gegen sein Bewusstsein. Ein wirrer Strudel an Gefühlen, Erinnerungen und Gedanken, der ihn langsam an den Grund der Resignation führte. Die absolute Stille schien ihm seinen Verstand zu rauben und er versuchte vergeblich, zu Schreien und die Fesseln seiner inneren Gefangenschaft zu durchbrechen.
Warum tat er das alles? Tat er es für sie? Oder tat er es für sich? Zweifel an seiner Mission, an seinem Hass, an dem, was ihn antrieb machten sich breit. War es seine Geliebte, für die er kämpfte? War es seine zerbrochene Liebe? Oder war es sein Rachedurst, seine eigene Befriedigung? War er der Gute? Oder der Böse? Auf welcher Seite stand er?
Warnungen seiner Freunde schossen ihm durch den Kopf. "Dein Hass wird dich verzehren..." Waren es seine Freunde gewesen? Oder seine Feinde? Wer war überhaupt Freund, wer Feind?
Zweifel und innere Anklagen überfluteten seinen Verstand. Trotz des hell erleuchteten Zimmers umfing ihn langsam Dunkelheit und nahm ihn mit. Mit hinein in den Abgrund der Resignation...
 

Die Hände vor dem Gesicht zusammengeschlagen drang plötzlich ein Geräusch an das Ohr des Privatdetektivs. Er blickte auf und Momente später öffnete sich die Tür. Ein Wachmann betrat den Raum. Allein! Plötzlich keimte Hoffnung in Cellaryl auf. Vielleicht war es doch noch nicht zu spät, vielleicht war sein Schicksal gnädig mit ihm und er bekam eine zweite Chance. Nach außen hin zusammengesunken spannte sich jede Faser seines gestählten Körpers, bereit, sich diese zweite Chance zu erkämpfen. Langsam kam der Mann auf ihn zu.
Fassungslos bemerkte der Abenteurer, dass der kräftig gebaute Wärter seine Waffe nicht im Anschlag hatte, sondern sie ihm locker von der Seite hing. Was für ein Schwachkopf! Innerlich grinsend fasste Cellaryl neuen Mut, als sich der Wächter plötzlich zu ihm niederkauerte. Es wäre ein Leichtes für den Abenteurer gewesen, dem Wachmann mit einer schnellen Bewegung am Kopf zu packen und ihm das Genick zu brechen. Freiheit! schrie eine Stimme in seinem Innern. Er sah seinem Gegenüber in die Augen, bereit, alles zu riskieren und einen weiteren Menschen zu töten. Diese Leute waren garantiert nicht in irgendeiner Insurance-Datenbank gespeichert...
Blitzschnell schoss er vor und packte seinen Schlüssel zur Freiheit am Hals. Doch er drückte nicht zu. Er sah in die Augen des Mannes und was er sah, ließ ihn verharren. Trauer spiegelte sich in den Augen des Wächters. Und Mitleid... Was ging hier vor?
 

"Ich heiße Rob."
Den ausgebildeten Soldat schien es nicht zu stören, dass Cellaryls Hand noch immer seinen Hals umfasste, jederzeit bereit, ihm die lebensnotwendige Luft zu nehmen.
"Hallo... Rob..."
Die Beiden schauten sich an und in diesem Augenblick wurde eine starke, unerklärliche Bande um sie geschlungen, die ihre Herzen zusammenfügte. Mit einem Mal fühlte sich Cellaryl diesem, seinem Feind so verbunden, als würde er ihn schon jahrelang kennen.
Und er verstand... er verstand, was sich in den Augen des Andern spiegelte.
"Ich... ich habe sie gekannt."
"Wen, Romena?"
Rob nickte.
Cellaryl wusste, dass es nicht der Zeitpunkt war, weitere Fragen über die Umstände zu stellen, die Rob mit seiner geliebten Romena zusammengeführt hatten.
"Du hast sie sehr geliebt... ich habe es in deinen Augen gesehen, als ich dich abführte..."
Cellaryl senkte seinen Blick. Langsam löste er seine Hand vom Hals seines vermeintlichen Gegners.
"Warum bist du hier, Rob?"
Der Detektiv hob seinen Kopf und sah direkt in die tiefblauen Augen seines Gegenübers. Lange sahen sie sich an und Cellaryl begann zu begreifen, was dieser Mann durchgemacht und mitangesehen haben musste.
Einen Moment lang glaubte er, direkt in die Seele seines neuen Verbündeten sehen zu können.
Dann begann Rob plötzlich zu grinsen und der unsichtbare Schutzwall zu seinem Herzen wurde wieder undurchdringlich. Es war die natürliche Schutzfunktion eines Menschen, der zu oft gute Miene zu bösem Spiel machen musste...
"Ich bin schon zulange in diesem Geschäft. Muss mir mal ne neue Branche suchen. Also lass ich zur Abwechslung mal Leute frei, anstatt sie einzusperren.... und verteile Leben... anstatt es zu nehmen..."
Das Grinsen verblasste.
Cellaryl blickte seinen Befreier durchdringend an.
"Du warst es, der Gence zur Flucht verholfen hat..."
Rob nickte und setzte dann sein Grinsen wieder auf.
"Komm, lass uns gehen. Ich glaube, wir Beide haben Einiges hier in Ordnung zu bringen."
Der ehemalige Wachmann stand auf und bot Cellaryl seine starke Hand an. Der Detektiv fasste sie, stand mit Schwung auf und legte eine Hand auf Rob's Schulter, während er ihn ansah.
"Du tust das Richtige... Freund!"
Rob grinste und zuckte mit der Schulter..
"Ich weiß!“
Er lächelte.
„Ich glaube, du hast etwas verloren..."
Der neue Freund überreichte Cellaryl seine beiden Pistolen, die Ersatzmagazine... und auch die "Spezialmunition"...
Der Detektiv lud seine Waffen, steckte sie in die Schulterhalfter und wog dann vorsichtig die beiden rot markierten Nanomagazine in der Hand. Er würde sie brauchen... er würde sie benutzen.
"Lass uns gehen, ist nicht sehr gemütlich hier..."
Die beiden Männer näherten sich der Tür. Rob fummelte etwas mit seiner Chipkarte herum und die Tür öffnete sich. Fast im selben Augenblick hörte man knappe, militärische Rufe. "Halt! Stehenbleiben! Was haben Sie da zu suchen?"
Vielleicht wäre es gut gegangen, wenn Rob sich eine schnelle Erklärung für Cellaryls Befreiung hätte einfallen lassen. Doch jeder macht einmal einen Fehler. In diesem Fall wurde der Fehler brutal bestraft.
Statt ruhig auf die 3er Patroullie einzureden, hob Rob seine Maschinenpistole und eröffnete das Feuer auf die Soldaten. Einer der Wächter taumelte nach hinten, während die anderen Beiden sich zu Boden warfen und sofort das Feuer erwiderten. Die Kugeln durchschlugen Robs Panzerung, Brust und Bauch und der kräftige Kämpfer wurde nach hinten geschleudert.
Alles war furchtbar schnell gegangen und Cellaryl wusste noch gar nicht richtig, was geschehen war. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle und er hechtete sich seitlich durch die Tür in den Flur. Während er noch in der Luft schwebte, erfasste er die beiden Angreifer und feuerte aus beiden Pistolen.
Kugeln schlugen über ihm in die Wand und Putz und kleine Metallteilchen rieselten auf den Detektiv hinunter, der die Abzüge seiner Waffen immer und immer wieder durchzog.
Eines der Geschosse traf den Kopf eines Wachmanns und tötete ihn sofort. Der Andere wurde von den Kugeln mehrmals in die Brust getroffen und gegen die weiße Wand geschleudert. Als Cellaryl aufhörte, zu schießen, rutschte der leblose Körper langsam zu Boden und hinterließ eine hässliche Blutspur an der Wand. Alles war mit Blut bespritzt und der Geruch von Pulver und Tod lag in der Luft.
Der Abenteurer rappelte sich auf und stürzte zu seinem neuen Freund, der in einer dunkelroten Lache lag. Seine Augen irrten wild umher, bis sie schließlich Cellaryl erfassten, der sich über ihn beugte, Trauer und Entsetzen in den Augen.
"Rob... hörst du mich? Rob!"
Das schmerzverzerrte Gesicht des Freundes verformte sich zu einem leichten Grinsen.
"Ich... ich... habe... das Richtige... getan!" presste er unter Schmerzen hervor.
Cellaryls Augen füllten sich mit Tränen!
"Ja, mein Freund, das hast du!"
Der Detektiv wusste, dass Rob zu schwer getroffen war. Er fühlte die Faustgroße Austrittswunde an dessen Rücken, als er den Verbündeten leicht aufrichtete, der noch vor wenigen Minuten sein Feind gewesen war.
Rob hustete und spuckte Blut. Die dunkelrote Flüssigkeit drang aus mehreren Wunden, floss über Cellaryls Hände und nahm das Leben des Wächters mit sich.
"Du.. musst... zerstören! Selbst.. zerstörung... im Haupt... terminal!"
"Ja Rob.. ich werde es zerstören! Ich werde alles zerstören!" Der Detektiv drückte Rob fest die Hand. Die beiden Freunde sahen sich an. Auf Robs Gesicht war Schmerz zu lesen, doch seine Augen lächelten.
"Ich... habe... richtig.. gehandelt!" flüsterte er und versuchte zu lächeln.
Dann brachen seine Augen. Einige Augenblick verharrte Cellaryl in dieser Stellung, seinen Befreier in den Armen, während das Blut unaufhörlich weiter floss. Dann legte er Robs Kopf zu Boden und schloss ihm die Augen, während sich eine einzelne, heiße Träne ihren Weg über sein Gesicht bahnte.
Rob war gut gewesen. Besser als er. Besser als die meisten Menschen. Er hatte Dinge getan, die er nicht hatte tun wollen. Doch er hatte stets an das Gute geglaubt... und das Gute getan, obwohl es seinen Tod bedeutet hatte. Zorn stieg in dem Abenteurer auf. Es war nicht fair. Es war einfach nicht fair! In seinem Herzen loderte Hass auf. Tiefer Hass. Hatte er sich noch vor wenigen Minuten gefragt, ob es richtig war, was er tat, so kümmerte es ihn nun kein bisschen mehr.
Einzig der Wunsch nach Rache beherrschte ihn. Schmerz und Trauer verwandelten sich in Wut und Hass, als er die langen Flure entlang schritt, die Pistolen umkrampft. Oh ja, er würde zerstören. Er würde alles zerstören, jeden einzelnen Teil, was immer es auch war, gegen das er kämpfte. Cellaryl glaubte nicht mehr daran, dass G. die Antwort auf alles sein konnte. Doch es war ihm egal, wer oder was sich hier abspielte, er würde es zerstören! Er würde nehmen, was ihm genommen wurde, was Rob genommen wurde, was Romena genommen wurde. Zuviel Blut war geflossen - zuviel von geliebten Menschen. Nun würde es durch das Blut derer gesühnt werden, die es vergossen hatten.
Eine Tür öffnete sich und ein kleiner, gedrungener Wissenschaftler trat heraus. Ein Schrei entfuhr ihm, als er den blutüberströmten Rächer sah, der zielstrebig die Gänge durchschritt. Ohne mit der Wimper zu zucken, ohne eine Gefühlswallung hob Cellaryl den rechten Arm und drückte ab. Der Wissenschaftler wurde gegen die Wand geschleudert als ihn die tödliche Kugel zwischen die Augen traf.
Ohne inne zu halten schritt Cellaryl weiter. Es war ihm egal, wer die Leute hier waren. Für ihn waren sie schuldig. Schuldig an Robs Tod, schuldig an Romenas Tod, schuld an seinem Schicksal. Gnade würde es nicht geben - auch sie hatten keine Gnade gezeigt, als sie ihm das Liebste genommen hatten.
Als er um eine Ecke bog, immer in die Richtung gehend, in der er den großen Konferenzsaal vermutete, stand plötzlich eine weitere, bewaffnete Patroullie vor ihm. Doch noch ehe sie bemerkten, was passierte, hob Cellaryl, keinen Moment im Schritt innehaltend, seine Waffen und durchlöcherte die beiden Soldaten. So völlig überrascht hatten sie nicht einen Schuss abgeben können.
Obwohl die Pistolenschüsse recht laut waren, schienen sie keine weiteren Wachen auf den Plan zu rufen. Oder es gab keine weiteren Wachen um diese Zeit, denn es war mittlerweile 01.20 Uhr, was Cellaryl auf seinem ComPad sehen konnte, das er ebenfalls von Rob wieder zurückbekommen hatte.
Raschen Schrittes näherte sich der Privatdetektiv dem großen Konferenzsaal, während sein Hass immer größere Flammen in ihm schlug. Er war das verzehrende Feuer seines eigenen Hasses und das Werkzeug des Zorns, der ihn beherrschte. Er würde über sie kommen, bevor sie überhaupt wussten, was mit ihnen geschah.
 

Berger saß an dem großen Schreibtisch, wie Cellaryl gehofft hatte. G. oder wer immer sein Vorgesetzter war, hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, was mehr als verständlich war, nachdem ein gefährlicher Gegner es schaffen konnte, in den gut gesicherten Bunker einzudringen.
Berger schaute auf, als sich der Abenteurer mit erhobener Pistole näherte.
"Was..." Berger versuchte, nach seiner Waffe zu greifen, die an seine Seite geschnallt war. Cellaryls BBI spuckte Feuer und Berger wurde von seinem Stuhl geschleudert. Auf den sich am Boden windenden Gangster zielend, kam Cellaryl näher.
"Was wollen Sie?" wimmerte Berger, während er sich die zerschmetterte Schulter hielt.
"Wo ist sie?"
"Wer?" Ohne Mitleid trat der Detektiv dem am Boden Liegenden in die Seite. Berger stöhnte vor Schmerz.
"Frau Gromanov? Sie ist nicht mehr hier..."
"Wo ist sie?"
"Ich weiß es nicht... Aaahh..." wieder traf ihn ein Fußtritt.
"Ich lass mich nicht belügen! Wie nimmst du Kontakt zu ihr auf?"
"Sie... sie ruft mich an und kommt. Ich weiß nicht, wer sie ist... ich weiß nichts! Bitte..."
Cellaryl kniete sich zu ihm an den Boden, die Pistole unter das Kinn des bleichen Verbrechers gepresst und sah ihm direkt in die Augen, so dass dieser den Hass lodern sehen konnte.
"Erinnerst du dich an Gence?"
"Gence? Wer ist das... Argh..."
"Du solltest dich besser erinnern, du miese Versuchsratte!"
"Ja, ja, Gence... so eine kleine... die ist vor Jahren hier abgehauen..."
"Du warst verantwortlich für das, was ihr angetan wurde, richtig?"
"Nein, nein, ich habe davon nie etwas gewusst, ich schwöre!"
"Du weißt also nichts von den Versuchen, die hier an Menschen durchgeführt werden?"
"Nein, gar nichts, gibt es sowas? Bitte..."
Von Ekel gepackt ließ Cellaryl den Mann los und stand auf.
Seine Augen waren hart, als er in seine Tasche griff und ein rot markiertes Magazin herausholte.
"Bitte... lassen Sie mich in Ruhe... ich habe nichts getan..."
Abscheu überkam den Abenteurer, als er den Feigling so vor sich liegen und wimmern sah. Nicht einmal im Angesicht des Todes hatte er die Courage, seine Fehler einzugestehen...
Cellaryl steckte das Magazin in seine BBI Faithful und lud sie durch.
"Theodor Berger, ich sehe es als erwiesen an, dass Sie Menschen entwürdigt, auf das schlimmste missbraucht, misshandelt und ermordet haben! Das ist verachtenwürdig. Aber außerdem sind Sie ein feiger Lügner..." sagte der Detektiv, als er langsam die Pistole auf Berger richtete.
"Ich spreche Sie schuldig in allen Anklagepunkten und verhänge die Todesstrafe über Sie. Sie werden für das büßen, was Sie getan haben und nie wieder einem Menschen gefährlich werden! Mögen Sie nach dem Tod einen gnädigen Richter finden - ich bin es nicht!"
Als die Worte verklungen waren, krümmte sich der Finger des selbsternannten Richters und das nanobehandelte Geschoss besiegelte das Urteil.
Noch lange, nachdem der Schuss verklungen war, stand Cellaryl so da - unfähig etwas zu denken oder zu empfinden. Dann sicherte er wie mechanisch seine Waffe, steckte sie ein und ging zum Computerterminal des Verurteilten. Mit der Chipkarte, die er bei dem Toten gefunden hatte, verschaffte er sich Zugang zum System und durchsuchte die Datenbanken.
Ihm wurde übel, als er die Versuchsunterlagen, Statistiken und Zahlen vor sich auf dem Bildschirm sah. Das Urteil war wahrlich berechtigt gewesen.
Nachdem er zig Akten und Beobachtungsunterlagen durchgelesen hatte, stieß er auf eine höchst interessante und aufschlussreiche Akte. Er begann zu lesen. Seine Züge wurden hart, als er das Dokument auf sein ComPad lud. Er hatte genug gesehen - sein nächstes Ziel war klar. Und es würde der finale Rachefeldzug sein. Er war kurz vor dem Ziel. Der Tag der Abrechnung war nahe.
Nach einigem Suchen fand er, was Rob ihm mitteilen hatte wollen - ein Programm, das die Selbstzerstörung der gesamten Forschungseinrichtung auslösen konnte. Nach einigen Minuten atmete er nochmals tief durch und aktivierte dann das Programm mit einem auf dem persönlichen ComPad Bergers gefundenen Code. Eine rote Lampe ging an und die Sirene heulte auf. Cellaryl brachte sie mit einem gezielten Schuss zum Schweigen und zerstörte dann sämtliche Eingabegeräte an diesem Terminal. Niemandem sollte es gelingen, die Selbstzerstörung rückgängig zu machen.
Durch einen Schalter verschloss er im gesamten Bunker sämtliche Türen. Lediglich ein einziger Fluchtaufzug im Konferenzraum führte noch nach draußen.
Alle würden bei dem Inferno umkommen. Sie alle waren schuldig. Das Urteil war gesprochen. Cellaryl wurde mit dem Aufzug an die Oberfläche gebeamt, während unten das Chaos losbrach. Vergeblich versuchten Wissenschaftler, Angestellte und Wachen die Türen zu öffnen.
Der Abenteurer zog den Stift einer Handgranate, legte sie in den Notaufzug und schickte sie nach unten. Sie würde die letzte Fluchtmöglichkeit zerstören.
Hier oben, vor den Toren von Borealis war nichts zu hören vom dem Drama, das sich unten abspielte. Doch Cellaryl war davon nicht bewegt. Seine Gesichtszüge waren kalt, als er auf einen kleinen Hügel kletterte, von dem aus er das Gebiet gut überblicken konnte. Das Urteil war gesprochen.
Während er bewegungslos da stand, die Arme vor der Brust verschränkt, begann plötzlich ein Grollen, das tief aus dem Innern der Erde zu kommen schien. Der Ton schwoll an und plötzlich öffnete sich die Erde und ein riesiger Feuer und Rauchpilz stieg auf. Felsen, Erde, alles wurde durch die Luft geschleudert. Der Boden riss an mehreren Stellen auf und Flammen schlugen daraus hervor.
Der Rauch war so stark, dass er den Himmel zu verdunkeln schien, während die Forschungsstation, die so vielen Menschen das Leben gekostet hatte, in Flammen aufging.
Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Cellaryl spürte ihre Anwesenheit, bevor er die Gestalt aus den Augenwinkeln wahrnahm, die sich neben ihn stellte und mit ihm gemeinsam dem Feuerwerk folgte.
"Ich wusste, dass du kommen würdest."
Die Gestalt erwiderte nichts, schaute nur auf die hoch lodernden Flammen.
"Es ist schön, dich wieder zu sehen, Erendir!"

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Samuel Nitsche, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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