Jutta Herchenhan

Die Reise ins Ungewisse

Die Reise ins Ungewisse.

 

 

Wieder einmal sitze ich hier, den Reisekatalog meines  Stamm-Reisebüros „Monki-Tourist“ vor mir. Verträumt blättere ich darin, denn er liegt seit Wochen hier und ich kann mich nicht entscheiden eine Reise zu buchen.

In Spanien war ich schon zu oft, Italien ? ach ich weis nicht so recht. Die Türkei reizt mich auch nicht gerade, und Tunesien ? nun ja seit der schrecklichen Welle nun auch nicht gerade mein Traumziel.

Aber immer wieder finde ich ohne es zu wollen zu dieser  bestimmten  Seite des Kataloges, Schottland zum Schottenpreis. Wie von unsichtbarer Hand gesteuert, ist es wieder diese Seite die mich fasziniert.

Glassgow, Edienburgh, hm, ich überlege, sind wohl nicht gerade die Ziele die mich an Schottland reizen würden.

Aber  das Schottland  der romantischen Schlösser, Burgen, Moore, der Weiten der Highlands, kleine Dörfer die noch nach den Mythen aus vergangenen Zeiten leben, das wäre mein Traum Schottland. Wie sollte ich das verwirklichen ?

Ich überlege weiter, in mir eine Unruhe die ich mir nicht erklären kann, warum kann ich mich nie erinnern wie ich immer wieder diese Seite aufschlage ? sie liegt einfach vor mir.

Da ich eigentlich ein realistischer Mensch bin denke ich nicht weiter darüber nach, und lege den Katalog zur Seite ohne einen Entschluss gefasst zu haben. Es gibt ja noch so viel anderes zu tun als einen fast unbezahlbaren Urlaub zu planen, der dann vileicht doch nur Enttäuschungen bringt weil man doch nur das Touristen-Schottland zu sehen bekommt, endlose Ladenstrassen, Hotels mit mehreren Sternen, Stadtrundfahrten, und ein fragliches Nachtleben. Danach steht mir nicht der Sinn.

Aber ein Gedanke hat sich in mir festgesetzt, ich will Schottland sehen, und zwar mein Schottland. Mein ureigenes Schottland mit Schlössern geheimnisumwobene Burgen, dem Nebel über der Themse.

Ich weis noch nicht wie, aber der Wunsch wird zur Manie, kein Wunsch mehr ein unsichtbares Drängen. Ich muss es schaffen, wenn auch allein, denn ich weis dass man mich auslacht, und versucht es mir auszureden, dieses Risiko gehe ich nicht ein, und darum bleibt es mein geheimnisvolles Vorhaben. Keiner wird es erfahren.

Etwas Geld habe ich mir ja angespart, es sollte für den Notfall sein, aber nun bin ich mir sicher dass ich in meinem innersten Ich genau dafür gespart habe, um mein Schottland zu sehen.

Da ich nicht zu den Mode – Laufstegen nach Paris will, ist es nicht viel Gepäck was ich brauche. Einige nette aber praktische Sachen sind schnell  gepackt. Ein Blick auf Last Minut im PC und  bevor ich mir recht überlegte was ich tue ist der Flug gebucht. Wie im Trance spielt sich alles ab.

Eine Reise ins Unbestimmte, kein Hotel, kein Plan wo mich meine Reise hinführt. Endstation Flugplatz dann nichts weiter wie Ungewissheit, Abenteuer pur.

Das Dilemma begann im Flugzeug, das erste mal in der Luft, oh Gott wie leichtsinnig, Flugangst pur, aber ich redete mir ein , danach hast Du den schönsten Urlaub Deines Lebens. Das half , und bevor es noch schlimmer werden konnte setzten wir zur Landung an.

Innerlich ärgerte ich mich nun über mein Schul-Russisch dass ich wohl nie im Leben brauchen kann, hätte man uns mal besser englisch gelehrt, aber zu spät, ich musste mich irgendwie verständlich machen. An die Verständigungsschwierigkeiten hatte ich natürlich zu hause überhaupt nicht gedacht, und wenn schon sicher hätte es mich von meinem Unternehmen auch nicht abgehalten.

Aber nach einigem hin und her fand ich auch einen Schalter mit einem netten deutsch sprechenden  Angestellten, der mich erst mal entsetzt ansah als ich ihm offenbarte dass mein Ziel ungewiss war. Als ich das angebotene fünf Sterne – Hotel ablehnte dass er mir anbot , zuckte er zunächst entnervt die Schulter.

Somit verlies ich allein und ängstlich das Flughafengebäude. Hatte ich mir wohl doch zu viel zugemutet ? In mir war nichts mehr von Abenteuerlust,  insgeheim wünschte ich mich zurück nach hause. Hätte ich mir die alten Schlösser doch nur zu hause am PC angeschaut. Indem ich mir Gedanken machte wie es nun weitergeht, sehe ich einen ganz in schwarz gekleideten Herrn mittleren Alters direkt auf mich zukommen. Mir wurde etwas bange , dachte ich doch : Lieber Gott steh mir bei, und lass ihn vorbei gehen. Doch mein Gebet wurde nicht erhört , diese dunkle Gestalt kam direkt auf mich zu , nahm seinen Hut ab, verbeugte sich kurz und näselte etwas wie Welkomm Lady  ----- den Namen konnte ich leider überhaupt nicht verstehen. Ich fühlte mich total unwohl, hob die Hände und alles was ich rausbrachte war, no no  das muss eine Verwechslung sein. Ich schüttelte den Kopf, doch das alles machte keinen Eindruck auf den, wie ich nun aus der Nähe sehen konnte , recht ansehnlichen Herrn, Er stellte sich vor mit Mister Grahinem.

Er zeigte auf ein Auto wo ich wohl einsteigen sollte, was mich dazu brachte fluchtartig den Platz verlassen zu wollen, doch vergebens er fasste nach meinem Arm, lächelte und sagte in gebrochenem deutsch, oh Miss nicht weglaufen, ich werde sie bringen zu meinem Herrn, Er wird ihnen alles erklären, keine Angst Miss.

Ich wusste instinktiv dass es vergeblich sein würde ihm zu entkommen, und es war ja auch niemand da der mir hätte helfen können. Voller Angst stieg ich in die Nobelkarosse, und dachte wenn es meine letzte Fahrt ist dann wenigstens vom besten.

Nun begann eine Fahrt die die schönste meines Lebens hätte sein können, wenn nicht die Angst gewesen wäre. Angst davor wo sie wohl enden würde, und Angst vor der schweigsamen Gestalt neben mir.

Ich wagte nicht Fragen zu stellen, so kannte ich mich selber nicht, total eingeschüchtert und sprachlos.

Wir fuhren  endlose Strassen, und  die Wälder rechts und links der Strasse waren dunkel und unheimlich.

Durch zahlreiche Dörfer ging die Fahrt, nirgends waren Menschen zu sehen, nur Häuser, eher Hütten säumten die Strasse.

Es gab schon längst keine Ortsschilder mehr so dass man hätte sehen können wo wir sind.

Und immer wieder diese Angst in mir vor dem was kommen würde, und wo wohl unsere Fahrt endet.

Nach dreistündiger Fahrt bogen wir in einen Waldweg ab, ich dachte man muß das schlagen meines Herzens hören solch eine Angst machte sich in mir breit.

Nach ungefähr einem Kilometer standen wir vor einem riesigen Tor, dass sich auf Knopfdruck öffnete und sofort wieder schloss als wir es passiert hatten.

Nun war wohl das Ende gekommen, denn im innern sah ich die v viel zu oft gepriesenen schottischen Gespenster vor mir, nun ging die Phantasie mit mir total durch und mir war  richtig schlecht geworden.

Da sah ich das Schloß, ich stutzte, und dachte das kann doch nicht wahr sein. Genau dieses Schloß war es das ich so oft in meinen Träumen gesehen habe. War ich zu gestresst oder war es die Angst, die allmählich von mir abzufallen schien. War es ein Spuk der mich narrte ?

Ich kannte dieses Schloss, ich kannte alle Räume die es besitzt. Ich wurde neugierig, ich wollte sehen wie es in dem Schloss aussah, ob es wirklich dieses Schloss war dass ich aus meinen Träumen kannte. Plötzlich war nur noch  Neugier und  Ahnung des mystischen in mir, keine Angst mehr.

Ich stieg aus dem Auto aus, den Fahrer hatte ich total vergessen, ich lief langsam und voller Andacht auf das Schloss zu.

Ich stieg die breite Treppe empor, und sah wie durch Schleier den Mann vor mir der auf dem Portal stand, alt schon aber voller Kraft stand er da, und schien mich zu erwarten. Ich fragte mich nicht mehr was das alles zu bedeuten hatte,  es kam mir vor als wäre ich endlich nach langen Jahren zu hause angekommen.

Der Mann der da stand breitete seine Arme aus als ich ihm entgegen kam, ich lief in diese Umarmung hinein als wäre es selbstverständlich nach hause zu kommen, als wäre ich nur Tage weggewesen und nicht fast ein ganzes Leben.

Es hätte so viele Fragen gegeben, aber im Moment war alles so unwichtig geworden, nur die Heimkehr zählte, und die unbeschränkte Freude , das unendliche Glück bei meinem Vater zu sein. Er musste es mir nicht erst sagen, ich wusste es einfach.

Es wird immer ein Rätsel bleiben, warum und woher er wusste wann ich komme oder ob ich komme. War es wirklich die innere Eingebung die mir sagte wo sich meine Wurzeln befinden. Ich wusste ja dass ich ein Adoptivkind war, aber ich wusste nichts von meiner Vergangenheit.

Ich wollte ein Spukschloss sehn, gefunden habe ich eine Heimat, das Glück einen Vater zu haben, wenn auch noch immer Fragen offen sind. Ich glaube die Zeit wird noch Antworten bringen. Das Wort Warum wird noch oft über unsere Lippen kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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