Rudolf Geiser

Herzlichen Glückwunsch! (4)

Heute: Er gratuliert einem pensionierten Feuerwehrmann zum 65. Geburtstag.
 
 
Lieber Josef, liebe Gäste!
 
Wenn man kleine Jungs fragt, was sie einmal werden möchten, wenn sie groß sind, antworten die meisten: Lokomotivführer, Baggerfahrer oder Feuerwehrmann. Berufswünsche ändern sich im Lauf der Jahre, der eine bearbeitet dann Schadensfälle bei einer Versicherung, der nächste verkauft alte Möbel, und Josef wird Feuerwehrmann.
 
"Josef hatte schon immer so was Löschendes im Blick", erzählt seine Mutter und schildert mit bewegenden Worten, wie ihr Mann zum rauchen heimlich in den Garten musste, um nicht nass zu werden, und wie die Familie zu Weihnachten verzweifelt in einen dunklen Christbaum starrte, während der Junge Wassereimer nachfüllte. Finstere Zeiten damals. "Mein Mann war manchmal so verärgert, dass er am liebsten das ganze Haus angezündet hätte. Natürlich wusste er, wie aussichtslos dies war."
 
Die Eltern ließen Josef gründlich untersuchen. Die niederschmetternde Diagnose lautete auf "Hydromanie", eine Art krankhafter Löschsucht, die nur bei der Feuerwehr in passende Bahnen gelenkt werden konnte. Josef meldete sich freiwillig, und eine beispiellose Karriere nahm ihren Lauf. In kurzer Zeit brachte er es vom Schlauchwäscher bis zum Schlauchtruppführer, bevor er später sein ganzes Talent an der Spritze unter Beweis stellen konnte. Sein schönster Moment, so hat er oft betont, war der, als die Handdruck- von der Dampfspritze abgelöst wurde. Da standen ihm die Tränen in den Augen, und - man kann es verstehen.
 
Liebe Gäste, unser Josef spritzt schon lange nicht mehr. Er lebt im wohlverdienten Ruhestand und darf mit Recht stolz sein auf das, was er geleistet hat. Und wenn ich nun die Gitarre nehme, um ihm ein Geburtstagsständchen zu bringen, dann geschieht das in dem Bewusstsein, einen wirklich Großen zu feiern.
 
 
Nachbars Garten ist voll Rauch,
Josef holt den größten Schlauch.
Retten, löschen, bergen, schützen,
schon sieht man den Josef spritzen,
und wo der Grill noch eben stand,
da ist jetzt Wasser, und kein Land.
Der Nachbar schaut, der Grill ist leck,
Steaks und Würste schwimmen weg,
hinaus aufs Meer, ein letzter Gruß.
Das ist der Schlauchtrupp-Jupp-Blues,
uh yeah, der Schlauchtrupp-Jupp-Blues.
 
Omas Katz sitzt auf dem Dach,
Josef denkt nicht lange nach.
Retten, löschen, bergen, schützen,
schon fängt Josef an zu spritzen,
und wo die Katz noch eben saß,
da ist jetzt alles pudelnass.
Die Oma schaut, das Dach ist leer,
dreimal hoch die Feuerwehr,
und für den Josef einen Kuss.
Das ist der Schlauchtrupp-Jupp-Blues,
uh yeah, der Schlauchtrupp-Jupp-Blues.
 
Im Theater wird es laut,
Josef hat sich aufgebaut.
Retten, löschen, bergen, schützen,
schon spritzt Jupp die ersten Pfützen,
und wo Herr Biedermann grad war,
da ist jetzt kaum noch Brandgefahr.
Der Chor, der schaut, still ruht der See,
weh uns, weh uns, jemine!
Ein Gasometer und kein Ruß.
Das ist der Schlauchtrupp-Jupp-Blues,
uh yeah, der Schlauchtrupp-Jupp-Blues.
 
Das war der Schlauchtrupp-Jupp-Blues,
uh babe, der Schlauchtrupp-Jupp-Blues.
 
 
Unserem Josef ein dreifaches Wasser: marsch, Wasser: marsch, Wasser: marsch! Herzlichen Dank.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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