Maureen Böhnstedt

Weg

      Im Haus war es still geworden. Ihr Fernseher war noch an und sie hörte nocheinmal dieses traurige Lied. Tränen rannen über ihr Gesicht und sie wollte und konnte sie nicht aufhalten. Diese Gedanken fluteten wiedermal ihren Kopf, wollten nicht weggehen. Das Lied war zu Ende und sie starrte auf den Fernseher. Ließ langsam ihren Blick im Zimmer umher schweifen. Sie fragte sich in Gedanken, warum das alles. Spürte den Drang auszubrechen, zu gehen, alles hinter sich zu lassen. Wie klein kam ihr doch diese große Wohnung vor. Es war, als ob die Möbel immer näher kamen und sie erdrücken wollten. Sie musste raus, weg. Ihr war egal wohin, egal wie kalt es draußen war. Sie packte die nötigsten Sachen ein und suchte ihr ganzes Bargeld zusammen. Holte ihren Schlafsack und das Zelt hervor, daß sie das letzte mal mit ihm benutzt hatte. In der Wohnung ließ sie alles wie es war. Als sie ihren Motorradschlüssel suchte hielt sie den Wohnungsschlüssel in der Hand. Kurz überlegte sie, ob sie ihn einstecken sollte. Doch wofür? Sie brauchte ihn nicht mehr. Genauso wenig wie ihre Fotoalben, ihren Schmuck oder sonst irgendwas, was sie an ihr Leben hier erinnerte. Noch ein kurzer Blick in die Wohnung und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
Ihr Motorrad stand vor der Tür. Routuniert schnallte sie ihre Sachen drauf, setzte sich und fuhr los in die dunkle Nacht. Sie wußte nicht wohin. Wußte nur, daß sie von hier weg musste.
Irgendeine Kraft lenkte sie. Ihr war egal wie spät es war, oder wie kalt. Sie fuhr einfach. Spürte wieder diese Freiheit, spürte das Leben.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.05.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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