Daniel Meyers

Vampir

Es war in einer stürmischen Oktobernacht. Der Wind wehte schaurig durch die Strassen von Abbey, einem kleinen Städtchen. Mit Einbruch der Dunkelheit wurden die Menschenmengen immer weniger, bis nur noch das Gesindel und der Nachtwächter auf den Beinen waren. Aufgabe des Nachtwächter war es, Nacht für Nacht durch die Strassen der Stadt zu laufen und die Sicherheit der friedvoll schlummernden Bürger zu gewährleisten. Nicht immer war dieses Amt leicht, es barg auch viele Gefahren. Manchmal hatte er es mit dem Abschaum der Gesellschaft zu tun, denn oft waren des Nachts Einbrecher, Mörder und andere Verbrecher im Schutze der Dunkelheit unterwegs, um ihren "Beruf" auszuüben. Dabei lief er oft Gefahr, selbst eines Nachts eines ihrer Opfer zu werden. Doch die Bewohner des Städtchen konnten seelenruhig schlummern, denn der Nachtwächter passte ja auf sie auf. Er hatte keinen alltäglichen Namen, dieser Nachtwächter. Dancadas lautete sein Name. Einfach nur Dancadas, kein weiter Vorname und kein Nachname. Vor einigen Jahren zog er mit seiner Familie in die Stadt. Diese waren einst Bauern gewesen, doch nachdem eine Dürreperiode fast die gesamte Ernte vernichtete, hatten sie keine andere Wahl, als in die Stadt zu gehen, wenn sie nicht verhungern wollten. Doch anders als erwartet, war das Leben in der Stadt nicht einfach. Die gutbezahlten Stellen waren für die obersten der Gesellschaftsschicht vorgesehen. Keiner wollte die neuen Mitbewohnern der Stadt in einer Arbeit einstellen. Überall gab es die gleichen Begründungen: "Wir stellen nur Lehrlinge ein..", "..keine Bauern...",.. "Selber kein Geld..". Kurz gesagt, um die Familie Dancadas's stand es nicht gut. "Wenn wir nicht bald eine Arbeit finden, dann werden wir alle hier sterben", sagte der Familienvater am späten Abends in der spärlich eingerichteten Hütte am Stadtrand, in der sie eingezogen waren. Dicht gedrängt saßen oder lagen sie auf dem Boden.
Eltern, Großeltern, Tante, und 6 Kinder teilten sich die geringe Fläche.
Dancadas war nicht dabei. Er hatte es noch nie leiden können, wenn er so beengt mit den anderen leben musste. Er war auch der einzige, der dagegen war, als die Familie beschloss ihr Glück in der Stadt zu versuchen. Auf dem Land hätte er wenigstens noch im Heu schlafen können. Es hätte genug Platz gegeben, und vor allem wäre es warm gewesen. Da er aber nicht der Hausherr war, und daher nichts zu sagen hatte, musste er sich der Entscheidung der anderen anschließen, egal ob es ihm gefiel oder nicht. Leise schlich er durch die Menschenleere Stadt. Unvorsichtig, denn es trieben sich viele dunkle Gestalten herum. Das machte Dancadas nichts aus. Verträumt schaute er in den Himmel, betrachtete den Vollmond und die Sterne. Dabei dachte er daran, wie es auf dem Lande war, wenn sie abends auf der Wiese lagen und, wie er in dieser Nacht, die Sterne beobachteten. Die ganze Nacht hätte er dastehen können, und nur in den Himmel schauen können. Bis ein lautes Geschrei ihn aus seinen Gedanken zurückholte.
"Was da wohl los sein mag?", dachte er sich, und neugierig, wie er war, ging er dem nach. Als er ankam, standen schon viele Menschen um den Ort des Geschehens herum. "Schon das dritte Mal diese Woche.", hörte Dancadas jemanden sagen. "Wann stellen sie endlich einen Nachtwächter ein, das kann doch nicht so weiter gehen man ist sich ja seines Lebens nicht mehr sicher!" Am Boden vor ihm lag ein Schal, den Dancadas aufhob. Erschrocken erkannte er ihn, als den Schal seiner Tante. Blutbefleckt! Das Schlimmste befürchtend trat er durch die Menge hindurch. Was er dann sah versetzte ihn einen großen Schock. Und hätte er am vergangenen Tag irgend etwas in den Magen bekommen, so würde es spätestens bei diesem Anblick wieder emporsteigen. Vor ihm lagen seine Tante, und sein Vater. Beide waren übelst zugerichtet. Da auch deren Kleidung zerfetzt und unordentlich lag, konnte man annehmen, dass die Mörder nach Geld oder Wertsachen gesucht haben. "Hier sind noch mehr!", rief einer der im Eingang der Hütte stand. Fassungslos sah Dancadas dort den Rest seiner Familie. Alle waren tot. Noch nicht einmal davor, die Kinder umzubringen, haben die Mörder zurückgeschreckt. Es war unfassbar. Während sich der Rest der Leute wieder zur Nachtruhe begab, lief Dancadas noch immer auf und ab. "Wollen sie sich nicht schlafen legen, junger Mann?", wurde er freundlich gefragt. "Ich und schlafen?", antwortete er erbost. "Meine gesamte Familie wurde heimtückisch niedergemetzelt, und sie sehen drüber hinweg als wäre es alltäglich. Und dann soll ich schlafen können?" "Schon gut.", kam es sogleich beschwichtigend, denn man fürchtete, dass der junge Mann, in seiner Verzweiflung Amok laufen könnte. "Wir werden etwas tun, sobald der Tag anbricht. Jetzt können wir nichts mehr tun, das sehen sie doch auch ein, oder?" Still nickte Dancadas, doch schlafen konnte er in dieser Nacht nicht mehr. Gleich am nächsten Tag gab es eine kurze Ansprache auf dem Marktplatz. Da ihn auch in so schwerer Zeit seine Neugierde nicht losließ, hörte er sich die ganze Sache an. Allerdings war es schon spät, so konnte er nur noch hören: "...und wer bereit ist, den Posten des Nachtwächters zu übernehmen, soll sich bitte melden." Große Stille herrschte. Man hätte vermutlich sogar eine Stecknadel fallen hören können, so still war es. Keiner meldete sich freiwillig. Das würde keiner wagen, denn keiner wollte in der nächsten Nacht tot aufgefunden werden, so wie die Familie von Dancadas. "Ich werde die Aufgabe übernehmen!" Alles schaute auf und zu Dancadas hin. Etwas erstaunt waren sie und sie bewunderten seinen Mut, sich solch einer Aufgabe zu stellen. Nach einer kurzen Einweisung, dass er die schlafenden Bürger zu schützen habe, und dass er die Befugnis habe jederzeit jemanden festzunehmen, der ihm verdächtig vorkomme, ging Dancadas in die kleine Hütte zurück. Wie oft hatte er es sich in den letzten Tagen gewünscht, mehr Platz zu haben. Nun hatte er Platz genug, doch der Preis dafür war hoch. Gleich in der nächsten Nacht begann er mit seiner Arbeit. Von nun an verschlief er den ganzen Tag, auch in den weiteren Nächten. Das war nicht verwunderlich, da er die ganze Nacht über wach war und seiner Pflicht nachging. Immer wieder musste er an seine Familie denken, die von einem in der Nacht umherstreunenden Verbrechen ermordet worden war. Seit dem Tag schwor er sich, dass so etwas nie wieder passieren sollte. Von nun an lief er jede Nacht seine Runden durch Abbey um die schlafenden, und noch zu später Stunde durchs Städtchen gehende Bürger vor solchen Verbrechern zu beschützen. Doch manchmal hasste er seinen Job. Während alle Menschen vom Paradies und anderem träumten, musste er für sie schuften, sich mit Dieben und anderem Gesindel herumschlagen. Dieses zu wissen ärgerte ihn auch in jener schicksalhaften Nacht. Er war wie in jeder Nacht auch auf Nachtwache. Zunächst schien es eine friedliche Nacht zu werden. Das einzige Geräusch, dass er vernahm, waren die Laute der Eulen, die sich zu ihrer nächtlichen Jagd begaben. Leise hallten seine Schritte auf dem Pflaster fort. Hier und da vernahm man nocheinige Stimmen. Mütter, die ihren Kindern zum einschlafen ein Lied vorsangen. Nach einiger Zeit verloschen auch die letzten Lichter. Zunächst dachte sich Dancadas nichts dabei, als er bemerkte, dass es plötzlich so still war. Er schob es darauf, dass es bereits nach Mitternacht war, und ging ruhig weiter. Doch dann vernahm er ein Geräusch hinter sich. Es klang wie ein Echo seiner eigenen Schritte, aber Dancadas wusste sofort, dass ihn irgend jemand verfolgte. Warum derjenige dies tat, war ihm unklar; sobald er sich umdrehte, um zu sehen, wer es ist, der ihn verfolgt, war niemand hinter ihm und es war wieder ruhig. "Was treibst du für ein Spiel, Fremder?!", rief Dancadas in die Nacht hinaus. Eine Antwort erhielt er nicht. Statt dessen huschten einige aufgeschreckte Ratten vor ihm davon.
"Ach, ich habe schon Halluzinationen", murmelte er leise zu sich.. "Jetzt verfolge ich sogar die Ratten. Es ist wohl besser wenn ich Schluss mache für heute." So ging er in Richtung seiner Hütte. Er war fast angekommen, als ein Schatten an ihm vorbei huschte, und in einer Gasse neben ihm verschwand. "Nun habe ich aber wirklich jemanden gesehen, ich hatte also keine Wahnvorstellungen." Dancadas schaute dorthin, wo die Gestalt verschwunden war. "Wenn du glaubst, du könntest mich reinlegen, hast du dich geirrt Freundchen.", mit diesen Worten folgte der Nachtwächter der Gestalt in die Gasse. Er war gewiss, dass er es mit einem Gangster zu tun hatte, vermutlich einer, den er bei der Ausübung seiner Taten behindert hatte.
Oh wie er diese Leute hasste. Mit einem Mal jedoch schreckte er auf. Irgendetwas stimmte nicht. Es spürte es: irgendwas war absolut nicht in Ordnung. Er verspürte den Drang wegzulaufen, doch er wusste nicht wovor. Jäh schien völlige Stille zu herrschen, nicht ein einziges Geräusch vernahm er. Und vor sich, am Ende der Sackgasse, wo er den Flüchtigen vermutet hatte, war nichts, außer unheimlichen dunklen Nebelschwaden. Langsam dämmerte ihn, dass er in eine Falle getappt war. "Bloß schnell weg hier", dachte er bei sich und drehte sich blitzartig um, um schnell aus der Gasse zu verschwinden. Dabei prallte er mit einer anderen Person zusammen, die sich als die Gestalt entpuppte, die er zuvor verfolgt hatte. Dancadas wusste zunächst nicht was er sagen sollte. So fragte er sein Gegenüber einfach nur: "Wer bist du?" Zu seinem Erstaunen antwortete dieser ihm: "Ich bin Darius, der Vampir, und der Durst führt mich zu dir."
Offensichtlich hatte er es mit einem Spinner zu tun, der sich für ein Fabelwesen hielt, und zudem in Versform redete. Daher machte sich Dancadas auch nichts aus ihm, schüttelte dessen Hand ab, und forderte ihn auf:" Lass mich in Ruhe du Irrer, und geh dahin zurück, wo du hergekommen bist. Solche Leute wie dich wollen wir in dieser Stadt nicht haben. Also los, verschwinde!" Dann stieß er sein Gegenüber zur Seite, und wollte schnell weiterlaufen, denn etwas mulmig war ihm doch bei der Sache. Doch da wurde er unsanft zurück gerissen, und fühlte etwas Spitzes in seinen Hals eindringen. Kurz darauf spürte er wie der Vampir saugte und schluckte. "Es ist also doch wahr." So weit konnte Dancadas noch denken, bevor er vor Angst und großem Blutverlust ohnmächtig wurde.
Er erwachte aus seiner Ohnmacht, weil er starke Schmerzen verspürte. Außerdem hatte er einen sonderbaren Blutgeschmack im Mund, doch konnte er sich zunächst nicht daran erinnern, was passiert war. Dann sah er Darius, der ihn nur unfreundlich anschaute und genau so unfreundlich ansprach. "Ist ja schön, dass du auch mal aufwachst und jetzt liege nicht so faul hier rum, sondern komm mit." Noch leicht benommen folgte ihm Dancadas. Als er Darius fragen wollte, wohin sie gehen würden, hätte er sich um ein Haar selbst in die Zunge gebissen.
Mit Entsetzen stellte er fest, dass seine Eckzähne länger waren, als normal, und äußerst spitz. Dancadas war klug genug um zu begreifen, dass er nun ein Vampir zu sein schien. Trotzdem machte er einen Ansatz: "Was ... was hast du mit mir gemacht...warum ... und was?", fragte er seinen Erschaffer verwirrt.
Eine Antwort darauf erhielt er nicht. Stattdessen warf ihm Darius einen böse vernichtenden Blick zu, der Dancadas sofort schweigen ließ. Mit einem Wink deutete Darius ihm, ihm zu folgen. Es kam dem neuen Vampir ewig lange vor, doch nach einem unendlichen Fußmarsch kamen sie bei einem Friedhof an. Eigentlich erwartete Dancadas nicht, noch einen Menschen dort zu sehen. Wer sollte auch in tiefster Nacht, sich auf einem Friedhof rumtreiben? Und doch war noch jemand unterwegs. Es war der Kapplan, der am Friedhof zu wohnen schien, denn Dancadas erblickte direkt daneben ein kleines Häuschen, aus dem noch Licht schien.
Darius ging auf den Kapplan zu, und schon folgte der zweite Schreck an diesem Abend für Dancadas. Darius ergriff den erschrockenen Menschen und zerrte ihn zu dem neuen Vampir her. "Los , beiss ihn und dann trink!", verlangte Darius barsch von seinem Zögling. Der jedoch blieb starr vor Schreck und Entsetzen darüber was Darius da von ihm verlangte, unfähig, etwas zu sagen, wies er ihn mit beiden Händen ab. Darauf biss Darius übelgelaunt selber den sich verzweifelt wehrenden Menschen, und saugte ihn ohne Gnade bis auf den letzten Blutstropfen aus. "Warum machst du das?", fuhr Dancadas ihn an: "Warum? Du .. du hattest kein Recht ihn zu töten.." Wütend wurde er darauf von Darius ergriffen. "Du bist wirklich eine Schande für Vampire", fuhr er ihn ärgerlich an.
"Ich hätte dich doch besser verrecken lassen sollen!". Mit letzteren Worten schleuderte er Dancadas mit nur einer leichten Bewegung weg von sich. Als sich dieser mühsam vom Boden aufrappelte und sich umdrehte, war er allein da. Kein Darius, oder sonst jemand. Er war ganz allein. Verwirrt fragte er sich, warum Darius das getan hatte. Doch eine Antwort fand er nicht.
Glücklicherweise wusste er aus alten Geschichten, dass er sich vor Sonnenaufgang einen Unterschlupf suchen musste. Das tat er dann auch. Nach langem Suchen fand er ein Erdloch, welches groß genug war, dass er hineinpasste. Alleine und etwas traurig verbrachte er dort den nächsten Tag. Als er in der nächsten Nacht erwachte, hatte er großen Durst. Dann erinnerte er sich daran, was er war, doch alles in ihm sträubte sich dagegen, einen Menschen anzugreifen, oder letztlich auch zu töten. Also wollte er es mit Tieren versuchen. Dabei hatte er allerdings wenig Glück. Er fing so wie in der ersten Nacht, als auch in den drauffolgenden Nächten so gut wie gar nichts. In der fünften Nacht hielt er es nicht mehr aus.
Der brennende Durst und all das Erlebte waren einfach zu viel für ihn, daher brach er erschöpft zusammen. Dabei war es kurz vor Morgengrauen und er hatte es nicht geschafft sich rechtzeitig zu verbergen. Kurz vor der Morgendämmerung kam eine Gruppe fremder Vampire vorbei, die Dancadas sogleich entdeckten.
"Hey schaut mal!", riefen sie durcheinander. Sofort kamen die anderen neugierig näher. "Wer ist das denn?",.. "Kennt ihn jemand?...", "Wer das wohl sein mag...", "Er sieht noch sehr jung aus..". Alle redeten durcheinander, so dass der Anführer der Gruppe Mühe hatte, sie zu beruhigen. Dann schaute er sich den Fremdling etwas genauer an. "Der sieht ja ziemlich mitgenommen aus. Ich denke es wäre das Beste, wenn wir ihn erst mal mitnehmen, denn die Sonne geht bald auf." So nahmen sie Dancadas erst mal mit zu ihrem Unterschlupf, einer halben Ruine nahe dem Wald, und ließen ihn sich dort erst mal richtig ausschlafen, was dieser dringend nötig hatte. Als er nach mehreren Nächten aufwachte, wusste er zunächst nicht, was los war. Irritiert schaute er sich um. Er lag auf einem weichen Bett. "Also stimmt es nicht, dass Vampire in Särgen schlafen müssen", dachte er sich. "Da hast du recht. In einem Sarg kann es manchmal ziemlich ungemütlich sein, da ist so ein weiches Bett schon vorzuziehen."
Schnell schreckte er hoch. Hatte er etwa laut ausgesprochen, was er dachte. Und wer hatte ihm geantwortet? Nun noch mehr verwirrt weil er niemanden sah, stand er auf und taumelte zur Tür. Er erwartete, dass sie abgeschlossen sein würde.
Doch sie war offen. Langsam ging er weiter, bis er in einem etwas größeren Raum ankam. Es schien etwas wie ein Versammlungsort zusein. Dancadas entnahm dies der Tatsache, dass es viele Sitzgelegenheiten sowie Decken, Lampen,Bücher, und vieles mehr gab. Nach einigem Zögern wagte er sich weiter vor und ging ganz in den Raum hinein. Innerhalb von Sekunden, nachdem er den Raum betreten hatte, wurde er zugleich von mehreren fremden Vampiren umringt. Er kannte keine anderen Vampire, außer Dariuz, der ihn vor Nächten allein gelassen hatte. All die fremden Vampire machten ihm Angst, daher wich er zitternd vor ihnen zurück. Weglaufen konnte er nicht, denn dazu war er nicht kräftig genug.
Doch so schnell wie sie ihn umringt hatten, so schnell verschwanden sie auch wieder. Und Dancadas konnte einen Vampir erblicken, dem alle anderen Platz machten. Er schien so etwas wie der Anführer zu sein. "Hab keine Angst. Es wird dir keiner etwas tun.", sagte der freundlich zu ihm. "Wer bist du?" Zögerlich antwortete er ihm: "Ich. .ich heiße Dan.. Dancadas.." "Immer mit der Ruhe mein Kleiner. Du bist ja richtig erschöpft. Du musst schon lange nichts mehr getrunken haben. Hier hast du ein bisschen." Mit diesen Worten reichte der Anführer des Clans ihm eine Schale Blut, die Dancadas gleich gierig austrank. Leise bedankte er sich. "Wenn du etwas brauchst, oder Probleme hast, dann kannst du zu mir kommen." "Aber.. wie .. wie heißt du denn?", fragte Dancadas ihn.
"Mein Name ist Antonio", kam die Antwort sogleich. "Ich bin der Anführer dieses Clans. Vielleicht möchtest du mir deine Geschichte erzählen?" "Ja.. gerne ..", antwortete ihm Dancadas. Und er erzählte Antonio seine ganze Geschichte, wie er zum Vampir gemacht wurde, wie er von Dariuz im Stich gelassen wurde und wie er danach versuchte alleine zurechtzukommen. "Du kannst einem ja wirklich leid tun", sprach der Anführer mit bemitleidender Stimme. "Bei mir war das ganz anders ,ich wollte schon immer ein Vampir werden. Und mein Erschaffer hat sich zum Glück auch gut um mich gekümmert, und mir alles beigebracht, was ich weiß. Nun da du anscheinend nirgendwo hingehörst, kannst du bei uns bleiben." "Danke", bedankte sich Dancadas leise. "Aber nicht doch. Du musst dich nicht bedanken", erwiderte sein Gegenüber. "Wir haben dir gerne geholfen.
Schließlich konnten wir dich nicht einfach so liegen lassen." Dancadas freute sich sehr darüber, endlich jemanden gefunden zu haben, Wesen, die ihm gleich waren, und die seine Freunde werden würden. So dachte er zumindest. "Ich muss nun gehen", die Stimme des Anführers holte Dancadas aus seinen Gedanken zurück.
"Ich war noch nicht jagen. Vor Tagesanbruch werde ich aber spätestens wieder zurück sein. Wenn du möchtest, kannst du dich gerne hier umsehen." Bevor Antonio ging, wies er den Neuen noch auf eine wichtige Sache hin: "Bitte denk daran, dass du keinen Ärger machst. Solltest du Schwierigkeiten haben, dann komm zu mir, und wir können darüber reden, ja?" Dancadas versprach es ihm, worauf Antonio beruhigt seiner Wege ging. Nun ging es erst mal daran, zu erforschen, wo er eigentlich gelandet war, daher ging auch Dancadas los, und schaute sich in der näheren Umgebung um. Nahe der Ruhestätten lag ein weiter Wald, in welches er zunächst hineinging. Es war schön ruhig in dem Wäldchen. Hohe Tannen standen dicht an dicht, sie ließen keinen Schimmer des leuchtenden Vollmondlichtes in das Unterholz hinein. Dadurch entstand eine völlige Finsternis, die währte, solange man sich im Wald befand. Es schien fast so, als sei der Wald von der Welt abgeschnitten, vom Mond vergessen und unbeschienen.
In einem Strauch raschelte es. Ein Dachs, der sich auf die nächtliche Jagd machte. Im Dunkeln der Bäume, würde er es leicht haben, Beute zu finden, wenn sich der Wind nicht drehen, und so seine Witterung ihn verraten würde. Beute!
Das war das Schlagwort. Erst jetzt bemerkte Dancadas, wie hungrig er doch war. Seufzend ließ er den Dachs allein seiner Wege ziehen. Es war schon bedauerlich, dass er es sich nicht so einfach machen konnte, wie die nachtaktiven Tiere des Waldes. Denn erstens kannte er sich nicht gut aus in dem Wald und würde daher lange brauchen, um Tiere zufinden; und zweitens war in ihnen nicht viel Blut enthalten. Nachdenklich setzte er seinen Weg fort. Vielleicht würden sich doch noch ein paar Menschen finden. Menschen, die einen nächtlichen Spaziergang machten. *Ach nein*, dachte er, *wer sollte schon mitten in der Nacht einen Spaziergang in einem dunklen Wald machen*. Plötzlich hörte er mehrere Stimmen, zwar leise, doch er erkannte schon, dass es Vampire waren, die er schon mal im Clan gehört hatte. Und tatsächlich, als er näher bei ihnen war, konnte er sie erkennen. Er war froh, dass es sich nicht um Fremde handelte, deshalb ging er frohen Mutes auf sie zu. "Hallo!", begrüßte er sie freudig.
Doch schienen sie darüber nicht sehr erfreut zu sein. "Sei doch leise", flüsterten sie ihm zu. "Du verscheuchst noch unser Opfer!" Interessiert schaute Dancadas sie an. "Also seid ihr auf Jagd?" "Ja sind wir", antworteten sie ihm. "Das ist ja schön, ich habe auch großen Hunger", erwiderte er. "Darf ich mit euch kommen?" Der Clan, der nur leicht verärgert war, weil Dancadas sich so laut verhalten hatte, war eigentlich relativ nett. "Aber natürlich kannst du...", wollten sie ihm erlauben, mitzukommen. Doch sie wurden aufbrausend von einem anderen Vampir unterbrochen. "NEIN, DER KOMMT NICHT MIT!LOS VERSCHWINDE!", schrie ein Mitglied des Clans ihn an "Aber, wieso?...ich dachte ..ich könnte..", stammelte Dancadas. Er konnte nicht verstehen, warum ihn dieser Vampir nicht dabei haben wollte. "FRAG DOCH NICHT SO BLÖD. LOS VERSCHWINDE ENDLICH! WIR WOLLEN DICH NICHT DABEI HABEN!", schrie ihn dieser erneut an. "Aber Ragnok, er kann doch ruhig mitkommen, er macht doch nichts...", versuchte ein anderer Ragnok zu beruhigen. Doch der regte sich nur noch mehr auf.
"NEIN, ICH SAGTE DER KOMMT NICHT MIT UND DABEI BLEIBTS AUCH! ALSO LOS VERZIEH DICH ENDLICH!"
Als Dancadas zu den anderen des Clans schaute, nickten sie nur , Ragnok zustimmend. Schließlich gab er nach. Mit ihnen streiten, das wollte er nicht, er hatte Antonio ja versprochen keinen Ärger zu machen. Also ging er allein zur Ruhestätte zurück, ohne in dieser Nacht etwas getrunken zu haben. Dabei überlegte er die ganze Zeit, was dieser Ragnok bloß gegen ihn hatte, er kannte ihn ja noch nicht mal.
Obwohl er früher als die anderen zurück ging, kam er doch erst später an, da er den Weg nicht sofort fand. Die anderen Vampire waren schon dort, und begrüßten ihn mit einem schadenfrohen Grinsen. "Hey du! Antonio will dich sprechen!", sagte einer von ihnen. "Und er sieht nicht sehr erfreut aus. Tja jetzt kriegt unser Kleiner aber mächtig Ärger." Das ganze wurde lauthals mit einem Lachen der restlichen Clanmitglieder quittiert. Dancadas jedoch dachte sich nichts dabei, und ging, gut gelaunt, zu Antonio hin. Kaum hatte er ihn begrüßt, fing dieser an loszuwettern. "Warum fängst du jetzt an Ärger zu machen? Ich sagte dir dich das du herkommen kannst, wenn etwas los ist. Aber das du gleich Mitglieder des Clans angreifst, das hätte ich nicht von dir gedacht. Ich habe mich wohl doch in dir geirrt." "Aber Antonio. ", fing Dancadas an sich zu verteidigen. "Ich habe doch nichts gemacht. Ja gut, ich hatte eine kleinere Auseinandersetzung, aber ich habe sie nie direkt angegriffen. Das würde ich nie tun. Bitte glaube mir. Ich sage die Wahrheit. Und es tut mir leid, wenn ich dich verärgert haben sollte." Nachdenklich musterte Antonio den Vampir. Dann schaute er ihn freundlicher an und ließ ihn gehen, mit den Worten: "Bitte halte dich in Zukunft zurück. Es wäre für alle Besser, wenn sich jeder an die regeln hält." Dancadas versprach ihm, sich zu bessern, obgleich er sich keiner Schuld bewusst war. Die nächsten Nächte verliefen ruhig.
Bis Dancadas eines Nachts wieder zu Antonio gerufen wurde. Auch diesmal dachte sich Dancadas nichts dabei, und ging frohen Mutes zum Anführer des Clans.
Antonio stand mit dem Rücken zur Tür. Als Dancadas eintrat und ihn zunächst freudig begrüßen wollte, drehte er sich um. So wütend hatte Dancadas ihn noch nie gesehen. Die Begrüßung blieb ihm im Hals stecken. "Warum machst du das eigentlich? Langsam reicht es mir!", wetterte Antonio los. "Wir haben dich gerne aufgenommen. Jeder war freundlich zu dir. Wir haben dir alles gegeben, was du brauchst. und dich so behandelt, als wenn ich dich erschaffen hätte! Ich wollte dir das geben, was dir dein Erschaffer nie gegeben hat. Und was machst du? Das ist also der Dank für meine Mühen!" sagte er wütend. Dancadas stand da und verstand die Welt nicht mehr. "Aber .. aber ich habe doch gar nichts gemacht. Was meinst du?", fragte er vorsichtig. Genauso wütend wie zuvor kam sie Antwort: "Tu doch nicht so. Du weißt ganz genau, was ich meine"
"Nein, ich weiß es wirklich nicht."
"Hör zu mach nicht noch alles noch schlimmer als es sowieso schon ist ,du hast Mitglieder des Clans angegriffen, sie beleidigt und ihnen mit Absicht die Opfer verscheucht und solche Spielchen! Ragnok hat es mir erzählt !"klärte ihn Antonio auf. "Das denkst du wirklich von mir? Das würde ich niemals tun!" sagte Dancadas entrüstet. "Ich weiß nicht wem ich glauben soll, Ragnok ist einer im Clan dem ich sehr vertraue, obwohl ich ihm auch so etwas zutrauen würde...aber er kann das unmöglich nur so gesagt haben, es muss stimmen, wenn du weiter so machst darfst du nicht länger hier bleiben...und jetzt geh.." erwiderte Antonio .Dancadas war sehr enttäuscht darüber das Antonio ihm so was zutraute und er fühlte sich verletzt. In dieser Nacht war er so enttäuscht, dass er schwor sich zu rächen. Er war ratlos und gekränkt. In seiner Verzweiflung zündete er die Ruhestätten des Clans und alles was dazugehörte an und ging fort. Später, als er alleine dastand bereute er es ein wenig aber er wollte sich auch nicht von Ragnok unterdrücken lassen. Er hatte es geahnt, dass er sich gegen ihn verschworen hatte. Ein Träne lief ihm über das Gesicht.
Er hatte gedacht endlich einen Clan gefunden zu haben de ihn alles zeigen konnte und der ihn mochte, bei denen er weiterleben konnte. Doch ihm wurde schmerzlich bewusst ,dass er sich da geirrt hatte. "Also wieder alleine!", dachte er sich. In einiger Entfernung stand er vor den abgebrannten Trümmern, dort wo der Clan einst gehaust hatte. Plötzlich tat ihm all das so leid, er empfand tiefste Schuldgefühle. "Warum habe ich das getan, Antonio war doch so höflich, er nahm mich auf, und was tue ich?", redete er mit sich selbst. Aber andererseits war da das Gefühl von Wut und Enttäuschung. Wie sehr hatte er sich gefreut, dass er in den Clan aufgenommen wurde. Besonders Antonio mochte er sehr leiden.
Plötzlich hörte er jemanden. Er schaute nach und sah einen Vampir, der mit dem Rücken zu ihm vor den noch rauchenden Trümmern stand, regungslos. Es war Antonio, wie er erkannte. Aus einem Reflex heraus wollte er ihm zurufen und zu ihm gehen. Doch er hielt sich zurück. Er dachte daran, wie sich Antonio über ihn geärgert hatte, dachte daran, was er vor einigen Stunden getan hatte. Er hatte den gesamten Clan ausgelöscht, umgebracht. Das würde ihm Antonio nie verzeihen. Und um es herauszufinden, indem er zu ihm ginge, davor hatte Dancadas zuviel Angst. So ging er leise fort.
Dancadas dachte noch lange darüber nach, was geschehen war. Er wünschte sich immer wieder, es ungeschehen machen zu können, aber er wusste selber, dass dies nicht geht. So ging er stundenlang ziellos umher, ohne darauf zu achten, wohin er eigentlich ging. "Vielleicht sollte ich doch zurückgehen." , dachte er bei sich. "Vielleicht versteht er es. Nein er wird es nicht verstehen. Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll." Seufzend und in seine Gedanken versunken, lief Dancadas immer weiter. Längst hatte er das Revier des alten Clans verlassen, doch das bemerkte er nicht. Jäh wurde seine Reise unterbrochen, als er gegen eine Tür lief. "Was ist das denn?";, rief er verwundert aus und rieb sich den Kopf. Dann starrte er fassungslos zu dem Gegenstand hin, mit dem er zusammengeprallt war. "Ich glaub' s nicht., rief er immer wieder aus, während er neugierig wie er war, die Tür betastete.
"Wie kann das sein? Eine Tür, mitten im Wald. Und eine sehr hübsche noch dazu. Obwohl." Dancadas stutzte. Irgendwie kam ihm die Tür bei näherem Hinsehen unheimlich vor. Nicht nur, dass es normalerweise keine Türen im Wald gibt, außer sie gehören zu einer Ruine; nein, viel mehr machten ihm die eingeschnitzten Bilder Angst, die er auf den zweiten Blick sah. Es waren verschiedene Wesen zu erkennen. Einige erinnerten ihn an die Fabelwesen, von dem ihm vor langer Zeit, als er noch Mensch war, seine Mutter immer Geschichten erzählt hatte. So sah er geflügelte Elfen, kleine lustig aussehende Zwerge, doch überschattet wurden diese von einen Kreatur, die aussah wie ein gewaltiger Racheengel. "Ja, das ist das richtige Wort dafür, Racheengel, genauso sieht er aus." Dancadas fröstelte es, wenn er zu ihm hinsah.
Riesige Flügel ragten an seiner Seite empor unter denen allerlei finster aussehende Gestalten hervorschauten. Einige ähnelten auch Vampiren, doch sie hatten ein sehr entstelltes Gesicht, mehr Dämonen gleichend. Weitere Gestalten sahen aus wie Menschen.
Einzig ihre Hände unterschieden sie von einem Menschen. An dessen Stelle besaßen sie messerartige Klingen. Dancadas schaute weiter. Auch am Rande der Tür sah er Schnitzereien.
Ein Drache mit mehreren Köpfen und einem langen schuppigen Schwanz schlängelte sich an dem Türrahmen entlang.
Von seiner Neugier überwältigt löste sich Dancadas schließlich von den Bildern und fing an nach einem Türgriff oder etwas ähnlichem zu suchen. Aber er fand nichts. "Hmm, also das kann nicht sein. Bei einer Tür muss es doch einen Griff zum Öffnen geben. Wo könnte der sein?" Er schaute sich die Tür nochmals an. Dann fiel sein Blick erneut auf den Drachen. Er erkannte schließlich, dass sich alle Köpfe des Drachen ausschließlich am Rande der Tür befanden und sozusagen auf das Geschehen blickten. Alle, abgesehen von einem, der sich fast mittig befand, und den Vampir vor der Tür anzustarren schien. "Vielleicht?" dachte sich Dancadas, und bewegte seine Hand auf den Kopf des Drachen zu. Hatte dieser sich da nicht bewegt? Oder war es eine Täuschung. Dancadas hielt inne. Er wusste, wenn er wissen wollte, ob dies der Türgriff war, dann müsste er ihn auch anfassen. Aber was, wenn der Drache ihn nun beisst? Sich ärgernd über diesen, seiner Meinung nach, dummen Gedanken griff er nach dem Drachenkopf. Plötzlich bewegte dieser sich unter seiner Hand, schien weicher zu sein. Schnell ließ Dancadas ihn los und sprang zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn der Drache fauchte jäh und schnappte nach vorn. Dann ging er wieder zurück in die Tür, während diese sich laut knarrend öffnete. Dancadas zögerte noch, sie zu durchqueren. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Als er sich jedoch mitten im Türrahmen befand, wurde er widerwillig in einen dunklen Sog hineingezogen. Mit einem lauten Knall schlug die Tür zu. Verzweifelt versuchte der Vampir irgendwie festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Weder wusste er wo er war, noch wo oben oder unten ist. Er war völlig orientierungslos.
Nach kurzer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, lichtete sich schließlich der dunkle Nebel, der ihn bis dahin umgeben hatte. Auch fühlte er wieder Boden unter sich. Als er schließlich klar sehen konnte schaute er sich als erstes nach der Tür um. Irritiert registrierte er, dass diese nicht mehr vorhanden war. Sooft er sich auch um seine eigene Achse drehte, er konnte sie nicht erblicken. "Das ist unmöglich." Er schüttelte den Kopf und lachte los. "Da lauf ich nichtsahnend durch den Wald, denk mir nicht Böses und lauf gegen eine Tür, die eigentlich nicht hätte da sein dürfen. Dann beisst mich fast die Türklinke, dann wird ich hierher befördert, und dann ist zu allem Überfluss auch noch die Tür weg. Oh man, entweder ich wird wirklich verrückt, oder das ist nur ein Albtraum. Ja das wird es sein. Ich bin eingeschlafen und träume das nur. Sicher wache ich gleich auf." So wartete er einige Zeit. Bis es ihm dämmerte, dass er vielleicht doch nicht träumte. Dies zu kontrollieren, kniff er sich kurz ganz fest. "Aua! Also ich träume doch nicht. Wo bin ich hier dann bloß gelandet?" Er musste feststellen, wo er war. Also ging er los, bis er zu einem Sandweg kam. Dort sah er eine Gestalt entlanggehen, die er nicht erkennen konnte. "Na beißen wird sie wohl nicht, ich frag sie einfach mal." sagte er zu sich und ging auf die Gestalt zu. "He du!" rief er ihr zu. "Ich bin neu hier, und weiß absolut nicht, wo ich denn eigentlich hier bin. Also dachte ich, ich frag dich mal. Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?" Anstatt einer Antwort drehte sich die Gestalt um. Gerade noch rechtzeitig konnte Dancadas zur Seite springen, als er sah, wie neben ihm krachend, ein Baumstamm zerbarst.
Was er dann sah war ziemlich furchterregend .Die Gestalt war um einiges größer als er, hatte krallenartige Hände und guckte ihn böse an. "Was willst du hier und wer bist du überhaupt?"

Dancadas war erst einmal starr vor Schreck. "Ich.. ich heiße Dancadas und bin nur durch eine Tür gegangen und dann landete ich hier.." "Das wird höchstwahrscheinlich deinen Tod bedeuten , wer hier überleben will muss stark sein. Das, wo du bist nennt sich übrigens Schattenreich. Eigentlich müsste ich dich gleich töten denn unbefugten ist eigentlich kein Zutritt erlaubt aber ich werde dich wohl erst mal zu Nemesis ,dem Anführer bringen. Er wird wissen was er zu tun hat." sagte das Wesen bösartig. Dancadas schaute sich noch einmal um. Diese Gegend fand er nicht sehr angenehm und ihm war auch unwohl bei dem Gedanken ,dass er nun zu dem Anführer ,dieses Ganzem, was auch immer es war, zu kommen. "Jetzt komm endlich", sagte die Gestalt und zog Dancadas mit sich. Sie liefen eine Weile durch einen dichten Wald ,der ziemlich unheimlich erschien. Alles war von einem grauem Nebel durchzogen und oft kamen von irgendwo her schreckliche Geräusche. Urplötzlich tauchten vor einem komische Figuren auf, die aber so schnell wie sie kamen auch wieder verschwanden, so dass Dancadas keine Zeit blieb sie zu erkennen. Es war nicht zu übersehen ,dass es hier ganz anders war, als in dem Ort, in dem Dancadas vorher gewesen war. Ein bisschen bereute er es auch die Tür geöffnet zu haben aber auf der anderen Seite war er doch neugierig und dachte, dass er eh nicht bei Antonio hätte bleiben können. Nun wartet er erst mal ab wohin die Gestalt ihn führte. Nach einiger Zeit hatten sie auch ihr Ziel erreicht und standen vor einem riesigen Palast. So etwas kannte Dancadas wirklich nur aus Märchen. Er war, genauso wie die Tür, geschmückt mit lauter Verzierungen die verschiedene Wesen zeigten . Dancadas konnte gar nichts mehr sagen so überwältigt war er. Allerdings konnte er sich das alles nicht näher angucken denn er wurde ganz schnell immer weiter gezogen bis sie plötzlich vor einem Thron standen.
Und wieder erstarrte er als er sah wer auf diesem Thron saß. Es war Nemesis, daran war kein Zweifel. Ihn hätte Dancadas auch erkannt, wenn es ihm keiner gesagt hätte. Die Gestalt auf dem Thron, Nemesis, strahlte eine große Macht aus. Oder war es nur seine Erscheinung, die ihn so mächtig vorkommen ließ?
Nemesis trug eine glänzend, schwarzschimmernde Rüstung, die mit feinen goldenen Linien verziert war. Aus dem ebenso verzierten Kopfschutz schauten schwarze, blitzende Augen heraus. Und an der Seite umfasste Nemesis ein langes Schwert, ebenfalls schwarz, mit verzierten Linien, die jedoch, nicht wie auf der Rüstung golden, sondern silberfarben waren.
Die Gestalt, die Dancadas hergeführt hatte, sprach mit leiser Stimme einige Worte in fremder Sprache, von denen Dancadas nicht ein einziges Wort verstand. Kaum hatte sie ausgesprochen erhob sich Nemesis und die Gestalt warf sich vor ihm auf die Knie. Das wunderte Dancadas schon sehr, doch er ahnte, dass er dem Beispiel folgen sollte, wenn er Nemesis überleben wollte. Er schaute zu Nemesis, und dieser schaute ihn an. In seinem Blick gegenüber dem Vampir war nicht Gutes zu sehen. Es war ihm anzusehen, dass er den Vampir offensichtlich für ein zufälliges, aber unnötiges Übel hielt, das er sofort beseitigen könne, wenn er wollte. Nemesis zog sein Schwert ein Stück hinaus. Dies sah Dancadas und er ließ sich sofort, wie die Gestalt vor ihm, auf die Knie fallen. Den Kopf zum Boden gewandt sagte er: "Ich bitte vielmals um Verzeihung, ich bin nicht genau mit den Sitten dieses Reiches vertraut. Es lag nicht in meiner Absicht Euch zu beleidigen, ganz im Gegenteil. Ich hoffe Ihr nehmt es mir nicht übel." Dann wartete er auf eine Reaktion. Er spürte förmlich, wie Nemesis ihn mit seinen Blicken abzutasten schien. Dann, nach Minuten des Wartens hörte er, wie Nemesis sein Schwert wieder einsteckte. Dann sprach er zu Dancadas: "Steh auf Vampir, und sei für heute mein Gast!" Die Art wie er dies sagte war gewaltig. Kein Wesen würde es sicher wagen, diese bitte abzulehnen. Dancadas kam sie auch eher vor wie ein Befehl. Also nahm er, übermäßig dankend, die Einladung an.
Nemesis rief laut in fremder Sprache nach jemanden und eine art Soldat erschien vor ihm. "Er wird dich begleiten, solange du in diesem Reich verweilst!" klärte er Dancadas auf, als sich der Soldat an dessen Seite stellte.
"So ist das also" dachte Dancadas bei sich. "Ich bin also kein Gast, sondern ein Gefangener, wie ein Vogel im Goldenen Käfig. Aber so schlimm scheint es ja vorerst nicht zu sein."
Doch es sollte noch schlimm werden. Dancadas ging ein wenig durch den Palast, immer den Soldaten an seiner Seite.
Dass Nemesis ihm folgte, ahnte er nicht. Jedenfalls kam er an einem Platz vorbei; an dem ein anderer Soldat, der überraschenderweise ein Vampir zu sein schien, dastand. Er war gefesselt und wurde von zwei Soldaten bewacht.
Dancadas, neugierig wie er nun mal war fragte nach: "Wer ist das? Warum steht der da? Was hat der gemacht weil er dasteht?" "Sei still!" fauchte sein Begleiter ihn an. Telepatisch versuchte sich Dancadas Kontakt zu dem Gefangenen zu verschaffen. #Wer bist du? Warum bist du hier?# Der andere schaute ihn kurz an und erwiderte ihm dann #Ich heiße Isidor. Ich kämpfte versteckt gegen Nemesis, diesem Tyrannen. Aber er hat mich entdeckt Soll ich dir helfen?#, bot Dancadas ihm an. #Ja, wenn du die Wachen ablenken kannst. Aber riskier nicht zuviel.
#Keine Sorge, ich pass schon auf#
Doch Dancadas war mal wieder zu unvorsichtig, und riskierte zuviel. Um die Wachen abzulenken, rannte er plötzlich los und beschimpfte und beleidigte Nemesis in allen möglichen Sprachen, die ihm einfielen. Sofort drehten sich die Wachen zu ihm um, blieben aber stehen, da sie ja von Nemesis den Befehl bekommen hatten, den Platz auf keinen Fall zu verlassen.
Da erschien Nemesis hinter einer Ecke und brüllte sie an: "Los schnappt euch den Blutsauger!"
Dancadas überlegte blitzschnell. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass er sich nur im ersten Stock befand. Mit einem Satz war er draußen und rannte so schnell er konnte. Hinter sich hörte er Nemesis fluchen: "Du kannst dich vor mir nicht verstecken. Ich werde dich kriegen!" Dann hörte er Pferdegetrappel, und als er sich umdrehte sah er die Soldaten, ihnen allen auf einem schwarzen Rappen voran Nemesis auf sich zukommen. Glücklicherweise befand sich ein dichter, nebliger Wald direkt vor ihm, auf den Dancadas zulief.
Schimmernd glaubte er in wenigen Metern Entfernung so etwas wie eine Tür zu erkennen.
"Ob das wohl?" dachte er hoffnungsvoll.
Seine Hoffnung bestätigte sich. Einige Minuten später befand er sich vor einer Tür, die merkwürdigerweise offen war und gerade dabei war, sich zu schließen. Schnell sprang Dancadas. Gerade noch rechtzeitig kam er durch, bevor die Tür sich ganz verschloss.
Zurück in der Menschenwelt atmete er erst mal auf.
"Hallo, wer bist du denn? Du bist ja ganz schön außer Atem. Woher kommst du?" hörte er jemanden sagen. Erschrocken drehte er sich blitzschnell um.
Doch die Vampire , die ihn angeredet hatten, schienen freundlich zu sein. "Ich ..ich heiße Dancadas.", antwortete er ihnen. "Dancadas?.. ein interessanter Name. Zu welchem Clan gehörst du?" kam sogleich die nächste Frage. Dancadas schüttelte den Kopf. "Nein, ich gehöre zu keinem Clan", entgegnete er. Dabei wurde er traurig, denn er dachte an Antonio und dessen Clan den er damals vernichtet hatte. "...bei uns bleiben?.." riss ihn aus seinen Gedanken heraus. "Was sagtet ihr gerade, bitte?" , fragte er ungläubig nach. "Wir wollten wissen, ob du bei uns bleiben möchtest? Ich heiße übrigens Pablos." "Ja gerne Pablos, ich bleibe gerne bei euch." So ging er mit ihnen zu ihrem Zuhause. "Wir haben so etwas wie einen Anführer hier. Wenn du möchtest, dann stell ich dich ihm vor", sagte Pablos.
"Ja ich habe nichts dagegen, " sagte Dancadas und ging mit Pablos mit.
Dieser blieb bei einem anderen Vampir stehen und sagte zu diesem: " Ich habe jemanden mitgebracht Antonio. Das hier ist er , er heißt Dancadas".
Dancadas traf es wie ein Schlag als er den Namen vernahm. Und als sich der Vampir umdrehte sah er es.
Vor ihm stand: Antonio!
Dan ..Dancadas ...du?! Antonio wusste gar nicht was er sagen sollte als er ihn plötzlich sah. Dancadas ging es genauso. "Kennt ihr euch etwa?", fragte Pablos verunsichert. "Ja ....das tun wir..."antwortete ihm Antonio. Sein Gesichtsausdruck blieb die ganze Zeit gleich. Weder Freude noch Wut spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. "Aber...aber woher...?", hakte Pablos weiter nach. Daraufhin wandte sich Antonio ab und ging. Dancadas schaute ihm traurig nach. "Dancadas, bitte erzähl mir was vorgefallen ist zwischen dir und Antonio." bat Pablos ihn; und es wurde ihm die ganze Geschichte erzählt.
"...und seit dem habe ich nie wieder was von Antonio gesehen oder gehört.. bis jetzt.", beendete Dancadas seine Erzählung. Jetzt waren auch ein paar andere Clanmitglieder dazugekommen. Du musst mit ihm reden, ich bin sicher er verzeiht dir wenn du ihm deine damalige Situation erklärst. Wir würden dich doch alle gerne hier behalten", sagte einer des Clan und die anderen stimmten ihm alle zu. "Nein .....es ist besser ich gehe...er wird es mir nie verzeihen..."sagte Dancadas darauf. Doch die anderen redeten solange auf ihn ein bis er sich dann doch entschied es zumindest zu versuchen. Antonio saß draußen auf einen Stein, guckte in die sternenklare Nacht und sah sehr nachdenklich aus. "Antonio...es ..tut.. mir leid.. "fing er an als er ihn sah und kam näher auf ihn zu. Der Anführer blickte auf aber als er ihn sah senkte er wieder den Kopf. "Du musst mir glauben bitte....ich wollte es nicht...in deinem Clan ..sie waren alle gegen mich...Ragnok.. er war es der gesagt hat.. ich würde Ärger machen...er wollte mich loswerden...niemand hat mich akzeptiert in deinem Clan! Ich war verzweifelt..." "Doch.. ich ..ich...akzeptierte dich immer...."sagte Antonio darauf leise und leeren Blickes. "Deswegen....tut es mir ja leid...ich verstehe es wenn du es mir Nicht verzeihst...aber ich kann nicht mehr als mich bei dir zu entschuldigen...und Du hast ja auch den anderen geglaubt.. "ergriff Dancadas wieder das Wort. "Du hast recht ..."traurig blickte ihn der Anführer an. "Ich werde dir verzeihen....und ich weiß das dich alle hier mögen werden.. dann wird es nie wieder so weit kommen...und wenn du Probleme hast.. bitte rede mit mir. "sagte er. Dancadas war sehr glücklich und versprach es ihm. In dieser Nacht redeten sie noch lange, über das was war, in glücklichen Zeiten, und über das, was sie erlebt hatten in der Zwischenzeit, wobei Dancadas jedoch von den Ereignissen in der Schattenwelt nichts erzählte. Es wurde wieder fast so wie früher. Doch das Glück sollte nicht lange andauern.
Zunächst verlief alles friedlich. Dancadas war froh, dass Antonio noch lebte und nicht wie die anderen, beim Feuer umgekommen war. Denn er hatte ihn, seit er den Clan verließ sehr vermisst. Und sie hatten sich noch vieles zu erzählen. Doch Antonio hielt sich immer etwas zurück. Und Dancadas wusste, es würde noch einige Zeit dauern, bis wieder alles normal werden würde. "Mach dir keine Gedanken darum, "sagte Antonio, der Dancadas nachdenklichen Eindruck bemerkte. "Es ist nun einmal geschehen, du darfst so was nur nie wieder tun.
Und du kannst doch bei jedem Problem zu mir kommen." Dancadas glaubte ihm, und er war froh, wieder bei ihm zu sein. Doch von seinen Erlebnissen im Schattenreich erzählte ihm Dancadas nichts. "Was hast du?" fragte ihn Antonio. Denn Dancadas sah nicht gerade gut aus.
"Nein, nein, es ist alles in Ordnung, wirklich, mir geht es gut." entgegnete dieser. Dabei stimmte das gar nicht. Er hatte große Angst. Angst vor denen, die ihn verfolgten. Am nächsten Tag konnte er nicht gut schlafen. Ständig wurde er von irgendwelchen Albträumen gequält. Die anderen wachten, durch sein Geschrei auf. Doch immer wenn ihn Antonio besorgt nach dem Grund fragte, winkte er ab und meinte, es sei alles in Ordnung. "Ich habe eben schlecht geträumt , das ist alles."
So ging das mehrere Nächte lang.
Nach einer Woche hatte Antonio genug. Er stellte Dancadas zur Rede. "Ich sehe es dir doch an das etwas mit dir nicht stimmt. Sag mir, was dich so quält.
Oder vertraust du mir etwa nicht?" Letzteres sagte er etwas vorwurfsvoll.
"Nun gut, " kam zögerlich die Antwort. "Als ich.. damals fortging.... durch ein Tor... Das Schattenreich..." Und er erzählte ihm die ganze Geschichte.
Auch die Sache mit Nemesis. Antonio wusste nicht ob er verwundert, gelassen, schockiert oder gleichgültig reagieren sollte.
Doch diese Entscheidung sollte er bald nicht mehr zu fällen haben.
Am folgenden Tag wachte er durch markerschütterndes Geschrei auf. "Ach, er hat wieder seine Alpträume", dachte er und schlief weiter. Doch die Überraschung die ihn am Abend erwartete war eine böse. Er ging zu Dancadas Sarg um ihn zu wecken. Doch als er ihn öffnete, war dieser leer. Auch nach langer verzweifelter Suche, konnte er Dancadas nicht finden.
Als er traurig nach seiner suche zum Clan zurückging kam ihm Pablos entgegen. "Antonio...ich hab dich schon gesucht ich muss dir was erzählen es geht um Dancadas.. "empfing er ihn. "Was weißt du ?Sag schon!" entgegnete Antonio aufgeregt. "Ich habe ihn gesehen ,er wurde von mehreren dunklen Gestalten festgehalten und weggezerrt ,doch ich konnte nichts machen sonst hätten sie mich womöglich auch mitgenommen", erklärte Pablos. "Oh nein.. ich muss ihm helfen...ich glaube ich ahne schon wo sie ihn hingebacht haben! Hör zu ich muss zu ihm, ich werd eine Weile weg sein!", sagte Antonio "Du kannst uns doch nicht einfach alleine lassen!" Ich muss ,ihr werdet es schon schaffen für ein paar Tage ohne mich!" antwortete ihm Antonio schnell noch und schon war er verschwunden.

Antonio lief eine lange Zeit, doch schon bald fand er das Tor, welches zum Schattenreich führte. Irgendwie schaffte er es hindurchzugelangen. Sogleich machte er sich daran, sich nach Dancadas zu erkundigen. Dieses war kein ungefährliches Unterfangen, denn er lief dabei Gefahr, selber gefangen zu werden. So dachte er nach, wie er am unauffälligsten zu Dancadas gelangen könne. Auf seinem Weg traf er plötzlich auf eine Gruppe von Soldaten. Da man ihn im Schattenreich nicht kannte, ging er vorsichtig auf sie zu und fragte sie: "Verzeiht, wenn ich euch belästige, aber könntet ihr mir sagen, wo ein Vampir festgehalten wird, ich weiß seinen Namen nicht mehr, nur dass er ein Feind unseres Herrschers ist. Und ich würde zu gern den sehen, der es wagt, sich gegen ihn zu stellen." Dabei versuchte er möglichst unschuldig zu wirken, doch er hatte Glück, die Wachen kauften ihm die Geschichte ab.
"Wir sind gerade auf dem Weg zur Burg, wo er festgehalten wird. Wenn du möchtest, dann kannst du mit uns kommen." Dieses Angebot ließ sich Antonio natürlich nicht entgehen und er ließ sich von den Nemesis Soldaten zu Dancadas führen.
Nach ein paar Stunden erreichten sie die Burg. Sie war nicht auffällig, ganz im Gegenteil. An vielen Stellen war sie mit Moos bewachsen. An den vergitterten Fenstern rankten sich verschiedene Pflanzen an der Wand hoch. "Wo finde ich diesen Vampir?", hakte Antonio nach. "Na, du scheinst ja ganz versessen darauf zu sein, ihn zu sehen. Wenn du's so eilig damit hast. Also geh einfach den Gang da vorne runter. Dann gehst du die Steintreppe hinunter bis ganz nach unten. Dort die letzte Zelle. An der Tür ist ein Guckloch, da kannst du durchschauen."
Antonio bedankte sich flüchtig und eilte dann sofort nach unten. Vor der Treppe sah er eine schlafende Wache. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass auch niemand sonst in der Nähe war, schlich er sich an diese Wache heran, und nahm sich den Schlüsselbund, der neben der Wache an der Wand an einem Haken hing.
Dann ging er eilends die Treppe hinunter und schaute sich nach der letzten Zelle um.
Er schaute dort durchs Guckloch und sprach den drinnen angeketteten leise an. "Psst, Dancadas?" Dieser hob erstaunt den Kopf. "Antonio? Bist ...bist du das?", fragte er ungläubig nach mit einer, wie Antonio bemerkte, schwachen Stimme.
Antonio versuchte mit Hilfe der Schlüssel, die er der wache genommen hatte, die Tür zur Zelle aufzumachen, was ihm auch gelang. Schnell stürmte er herein. "Dancadas!", rief er erschrocken aus, als er seinen Freund in den Ketten sah.
Dancadas sah ziemlich mitgenommen aus, und hatte mehrere Wunden, von denen einige noch nicht ganz verheilt waren.
"Wer hat dir das angetan?", fragte er ihn. Dancadas wollte versuchen zu antworten, doch Antonio, der sah, dass es schlecht um ihn stand gebot ihm ruhig zu bleiben. "Ich habe der Wache vorhin den Schlüssel abgenommen, die schlief einfach. Die Tür habe ich damit aufbekommen, vielleicht klappt es ja auch bei den Ketten.", sagte Antonio voller Hoffnung. Diese Hoffnung wurde bestätigt, als er die Schlüssel ausprobierte. Einer, der Kleinste, passte in die Ketten.
"Du bist frei!", flüsterte er Dancadas zu. Dieser lächelte nur froh darüber. "Aber wie sollen wir hier rauskommen?", sagte er danach mit hoffnungsloser Stimme.
Das war in der Tat ein großes Problem. Einfach rausspazieren konnten sie schließlich nicht. Antonio überlegte. Die Wache im Gang hatte ihn noch nie zuvor gesehen. "Wir könnten es ja versuchen. Ja das könnte klappen." "Was denn?", fragte Dancadas ihn darauf leise. Der andere Vampir antwortete: "Lass mich nur machen. Vertrau mir, ich werde dich schon hier rausbringen."
Er legte Dancadas wieder leicht die Ketten an, zur Tarnung, und ging mit ihm nach oben. Die Wache stellte natürlich sofort zur Rede. "Hey, was soll das. Bleib sofort stehn! Wohin willst du denn mit dem Gefangenen?" "Ein Befehl von Nemesis", entgegnete Antonio, und fügte so ernst und vorwurfsvoll wie möglich hinzu: "Und wenn du nicht die ganze Zeit schlafen würdest, dann hättest du auch was davon mitbekommen."
Der Wache war dies sichtlich unangenehm. "Hör mal, wenn du bei ihm bist, dann erwähne bitte nichts von dem Vorfall hier, dass ich geschlafen habe.", bat sie Antonio. "Nun gut, ich werde drüber hinwegsehen. Auf dem weiteren Weg nach draußen, wobei Antonio seinen Freund fast tragen musste, wurden sie nicht weiter aufgehalten. Die Soldaten, die Antonio hergeführt hatten, waren nicht mehr zu sehen. Vermutlich waren sie bereits auf dem Weg zu einem anderen Ort.
Ohne weitere Zwischenfälle, gelangten die Vampire zu dem Ort, an dem die Tür stand, die in ihre Welt führte. Doch war von der Tür keine Spur.
Da ertönte mit einem Mal ein lautes Getrappel von Pferdehufen. Schnell zog Antonio Dancadas zur Seite in ein Gebüsch. An der Stelle wo sie zuvor standen, stieg ein Reiter in einer glänzend, schwarz verzierten Rüstung, ab. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, daher konnten sie ihn auch nicht erkennen. Doch sollte dieser Vampir, der in der Rüstung steckte, noch eine wichtige Rolle für Dancadas weitere Zukunft haben. Der Fremde murmelte mehrere Worte in einer fremden Sprache. Kurz darauf stieg ein dunkler Nebel auf. Wie aus dem Nichts erhob sich die Tür, und öffnete sich, nachdem der Fremde kurz nur den Drachenkopf, in der Tür, berührte. Nachdem er seinem Pferd etwas zurief, das darauf in die entgegengesetzter Richtung weglief, durchquerte er die Tür. "Das ist unsere Chance", flüsterte Antonio. "Komm schnell!", zerrt er Dancadas mit. Unerwartet waren sie plötzlich von Soldaten umringt. Ihren Blicken nach zu urteilen, waren sie nicht freundlich gestimmt. Währenddessen begann sich die Tür immer weiter zu schließen. Geistesgegenwärtig gab Antonio seinem Freund einen Stoß, der diesen durch die Tür beförderte. Die Soldaten erhoben darauf ein lautes Geschrei und gingen auf Antonio los. Doch der schaffte es, noch rechtzeitig vor ihnen, durch das Tor zu gelangen. Die Soldaten schafften es nicht mehr und standen fluchend vor der leeren Stelle, wo noch wenige Sekunden zuvor das Tor gestanden hatte.
In ihrer Welt wieder angekommen, wurde Dancadas auf schnellstem Wege zum Clan gebracht. Die Vampire dort waren alle sehr besorgt um Dancadas. Doch der erholte sich sehr schnell. Schon nach zwei Nächten ging er allein auf Jagd. Antonio jedoch folgte ihm heimlich, da er sich noch um ihn sorgte. Die Nacht war noch jung, und so waren auch noch einige junge Menschen unterwegs.
Vor der Stadt entdeckte Dancadas einen jungen Jugendlichen. "Hey du!", sprach er ihn an. "So spät noch unterwegs?" Dabei lächelte er ihn, seine Eckzähne zeigend an. Der Mensch schaute ihn an. "Hey, Fasching ist noch nicht. Also los hau ab. Ich hab kein Bock auf solche wie dich!" "Aber ich habe Hunger", widersprach Dancadas. "Dann geh zu nem Imbiss,", der Mensch erschien genervt. "Eine gute Idee, das kann ich gut gebrauchen. Einen Imbiss!", sprach Dancadas. Gleich darauf packte er den Menschen und biss ihn in den Hals. Der Jugendliche war so geschockt darüber, dass er keine Gegenwehr leistete. Als er es versuchte, war er schon zu schwach um Gegenwehr zu leisten. Doch anstatt sein Opfer zu töten, fügte sich Dancadas eine Wunde an seinem eigenen Handgelenk zu und ließ sein Blut in den Mund des Menschen laufen. Philippus, so hieß der Mensch, merkte dass, und versuchte das Blut wieder auszuspucken. Doch Dancadas zwang ihn, es herunterzuschlucken.
Kurz darauf krümmte sich Philippus in Krämpfen am Boden, die nach einigen Minuten aufhörten.
Einige Zeit blieb er still liegen. Dann richtete er sich langsam auf. Er schaute sich kurz um, fühlte seine Zähne, und erblickte dann Dancadas vor sich stehend. "Warum hast du das gemacht!??", fauchte er ihn voller Hass an. Dancadas jedoch lachte nur. "Reg dich ab, du bist nun ein Vampir, also find dich damit ab." Ohne seinen Schützling zu beachten, ging Dancadas zurück zum Clan. Philippus folgte ihm nach einiger Zeit. Allerdings nicht weil Dancadas ihm sympathisch war, sondern weil er wusste, dass er einen Schlafplatz für den Tag brauchen würde.
Antonio stellte Dancadas sofort zur Rede: "Was hast du gemacht?" "Ich, wieso? Ich hab nichts gemacht." "Komm Dancadas, sag mir die Wahrheit. Du hast einen Neuen erschaffen!", sagte Antonio vorwurfsvoll. "Na und?", war die einzige Reaktion von Dancadas. "Wir brauchen aber keine neune!", warf ihm Antonio vor. "Das ist mir doch egal.", erwiderte Dancadas und ging.
Antonio war enttäuscht von ihm. Doch eine Chance wollte er ihm noch geben. "Wenn du schon einen Neuen erschaffen hast, dann kümmere dich wenigstens um ihn!", ermahnte er ihn noch.
"Ja ,ja," Doch Dancadas war es nicht ernst. Genauso wenig war Philippus daran interessiert, seine Zeit mit Dancadas zu verbringen. Er war frustriert darüber, dass dieser ihn zu einem Vampir gemacht hatte. Doch langsam schien er gefallen an seinem neuen Dasein zu finden. Immer häufiger mussten die Clanmitglieder ihn zügeln, wenn er auf Jagd ging, denn er tötete oft nur zum Spaß, und machte sich keine Mühe seine Spuren zu beseitigen. "Dancadas, bring ihm endlich bei wie er sich zu benehmen hat. Es ist dein Kind!", hielten sie ihm immer vor. Trotzdem, es war Dancadas egal, was mit Philippus geschah. Dass er ihn zum Vampir gemacht hatte, geschah nur aus reiner Neugier. Doch um ihn kümmern? Nein, das würde er nicht tun. Und es kam noch schlimmer.
Eines Nachts, Dancadas war wieder allein auf Beutezug, entdeckte er einen jungen Mann. Er beobachtete ihn kurz, und fasste einen spontanen Entschluss...

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Daniel Meyers).
Der Beitrag wurde von Daniel Meyers auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Daniel Meyers als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Dicht am Leben von Stefanie Dietz



Begleiten sie Stefanie Dietz auf eine poetische Reise voller bunter Bilder. Mit viel Humor, Gefühl, Herz und Verstand nimmt sie den Leser mit in eine Gedichtwelt, in der man sich wohlfühlt. Mal lustig, mal besinnlich, mal traurig, mal kritisch - so wie das Leben selbst. Ein Lesegenuß der besonderen Art für alle, die Gedichte mögen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Horror" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Daniel Meyers

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Cats von Daniel Meyers (Fantasy)
Ein ganz normaler Schultag... von Carrie Winter (Horror)
A Night in the Highlands von Thomas Fischer (English Stories)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen