Wolf-Alexander Melhorn

Selbstgespräch mit einem Fremden - eine Parabel

 


Ich saß im Garten meines Lebens.

Das war nicht selbstverständlich.
Er gab mir aber Ruhe - war Schutz vor meinen Ängsten.

Sein Blütenzauber tränkte mir mit Duft die Seele und meine Augen sogen ihre Farben in mich ein.
Der Reichtum, den das alles zeigte, schäumte mir die Kräfte auf, Beglückendes zu leben und was Besonderes zu sein!
Und ich genoss in Demut meine Größe.

Ein Leben, das zufrieden war.





Da trat ein Mann an meine Bank heran, die mir der Platz für Sonne war.

„Darf ich mich setzen?“ fragte er.

Wo genau er stand, vor mir, das konnte ich nicht deutlich sehen, weil die Sonne blendete. Doch war die Stimme freundlich. Als sei das einer. den man gerne trifft, um gönnerhaft auch mal die Freude aufzuteilen, die einem Augenblicke bieten.

Wohlwollend bat ich ihn daher, mit einem Wink der linken Hand, sich herzusetzen.
Nicht, dass ich mir davon etwas versprach! Mir könnte keiner etwas geben!
Nein! Ich war bereit, von Meinen einem abzugeben.

Der Fremde setzte sich nach kurzem Dank und schwieg.

Mir schien das durchaus angemessen.
Er stimmte sich wohl gleichfalls ein, in diesen Abend.
Gemeinsam würden wir gedanklich so des Gartens Reichtum nachvollziehen.
Ich würde ihm danach die Bauten dann noch näher bringen. Wie ich alles hier erdacht; von der Abgestimmtheit meiner Ordnung und meiner kleinen Möglichkeit, dazu selbst auch der Vollkommenheit noch etwas abzuringen.

Stolz kam bei dem Gedanken in mir hoch! Schließlich ist es stets bereichernd, bescheiden seine Schätze auszubreiten, als seien sie in Wahrheit nichts - und dabei doch gewiss sein des Besonderen, wenn dabei auch ein Fremder solches Ausmaß sieht! Dann zollt auch der – mir sei das dann gegönnt! – dem Wert noch die Bewunderung!

„ Ich sah nur selten einen solchen Garten, werter Herr“ sprach kurz darauf der Fremde.

Nickend stimmte ich ihm zu.
Sein Gesicht war immer noch nicht klar zu sehen, weil - auch auf seinem neuen Platz - mich weiterhin die Sonne störte. Ich sah nur, seine Kleidung war mehr unauffällig, sein Alter schwierig zu bestimmen.
Doch ließ der Tonfall keinen Zweifel, dass er meinte, was er sagte.

„Wie vieles sich doch machen lässt", nickte er dann anerkennend.

„Ja. So manches galt es zu erwägen. - Doch wissen wir, die Möglichkeit ist oft nicht Chance, sondern Risiko. Ich bin zum Glück ein Mensch, der auch die Pflichten einer Zukunft kennt! “
Er sollte daduch merken, dass ich vom Leben was verstand.

Ich nickte danach träge in die Sonnenwärme und fügte dem, in schicklicher Bescheidenheit, nach einer Zeit noch an: „Nicht nur Gedankenspiele…- Modelle habe ich gemacht dafür! Dass alles zur Bestimmung finde!“

" Ja. Und manches ist davon getan. “ stimmte er - wohl lächelnd, so genau sah ich das nicht - nach einer kurzen Pause zu. „Gewiss hat man sie oft darum beneidet.“

Er schien mich fast zu kennen!
Denn genau so fühlte ich mich! Wie er sagte. Stets war das jene Art von Anerkennung, die mir als Lohn die Zweifel der Vergangenheit ein wenig milder stimmte.
Als ich mir dessen plötzlich so bewusst, kam mir auch vieles wieder in den Sinn: Was ich geplant, erhofft, verworfen! Und wie das Schicksal mich – ganz Hans im Glück! – jeweils zur rechten Zeit davor bewahrte, so manchem Denken mit der Tat zu folgen.

„Sie sitzen also hier…“ fuhr er darauf mit Ruhe fort. „Bedenken wieder mal die Wechsel ihrer Lebenszeiten… – Und die Zufriedenheit, mein Herr ....“, hier hörte ich verblüfft zum ersten Male Spott in seiner Stimme" ... hält Sie von neuem Handeln ab.“

Erst kam Verwunderung, dann Ärger in mir hoch.
Wie konnte der es wagen, auf solche Art Erklärungen zu fordern? Ich hatte ihn hier schließlich eingelassen! Ihm einen Platz bei mir gewiesen, um ihm Gelegenheit zu geben, Ähnliches wie ich – wenn auch nur nachvollziehend - zu empfinden!

Die Klugheit hielt mich allerdings zurück, ein scharfes Wort dazu zu sagen.
Ich blinzelte zu ihm hinüber, bereit, mir jenen nun doch näher anzusehen.
Doch war er da schon aufgestanden und wieder blickte ich in grelles Licht. Unmöglich, jenen zu erkennen, der es wagte, mehr von mir zu fordern, als ich dem Leben geben wollte.

Das war ich nicht gewohnt, mich für mein Lebenswerk noch höhnen lassen!

Doch gab die Stimme noch nicht auf. Auch wenn sie nicht zu Schärfe fand.
„Wer Lebensraum besitzt wie Sie, mein Herr, der muss ihn auch für andere gestalten! - Der darf die Dinge nicht nur für sich selbst bestimmen und sich dem Vorgestellten überlassen, um dabei Wege für sich frei zu halten.“

Was sollte das? Mein Leben ging nur mich was an!

Er sah mein Ungehaltensein, mein fehlendes Verstehen und fuhr, als wolle er mir damit helfen, ruhig fort: „ Ihr wart stets nur bereit, Euch Möglichem und Schein zu unterwerfen! Seid dem Ergebnis aber ausgewichen, sobald Euch Wirklichkeit zu binden drohte. - So ist ein Leben mehr vertan, mein Herr, wenn letztlich die Beliebigkeit den Mut entschuldigt und Angepasstheit gar als Lebensweisheit handelt!"

„ Was glauben Sie denn, wer ich bin?“ fauchte ich empört zurück. "Mein Leben war ein steter Kampf! Missgönnt ihr mir jetzt den Erfolg?"

Musste ich mir so was bieten lassen?

Ein mildes Lachen kam zurück.
„ Ein Kampf? Gewiss! – Doch immer nur um euer Wollen, werter Herr. - Ihr baut Gerüste eures Willens, verbrennt sie wieder mit der Zeit - und dann erfindet Ihr Euch neue Spiele. Ein Kreislauf leeren Lebens - auch wenn dem der Erfolg beschert! - Handeln ist nur Teil des Lebens! Nicht es selbst! - So vertut man seine Zeit, anstatt darin zu reifen!“

Nun bin ich zweifellos ein Mensch von großer Duldsamkeit! Wohl keiner, das das leugnen würde! Doch dafür hätte ich ihn töten können und ich weiß schon lange, wie man Menschen sterben lässt, ohne dadurch blutbefleckt zu werden. Denn niemals dulde ich, dass jemand meine Werte und die Ordnung schmutzt!

Als sei das nicht schon frech genug, kam es jedoch noch schlimmer!

Er stand jetzt hinter mir! Doch fühlte ich mich nicht bedroht. Weshalb ich mich erheben wollte, um all dem nun ein Ende zu bereiten.
Doch legte er nur sacht die Hand auf meine Schulter und drückte mich so auf die Bank zurück.

„ Ihr lebt in Eurem Garten Eden, wie viele Euresgleichen, werter Herr! – Doch seht Euch um! - Gegeben habt Ihr nur an Euch! Genommen immer andern! – Zwar dafür auch bezahlt, doch immer weniger, als Ihr dafür bekommen! - So seid Ihr Vorbild nur dem Neid! - Verlasst Ihr daher einmal Euren Garten, bleibt davon Dauerhaftes nicht zurück. - Denn Ihr lebt nur Zufriedenheit durch Augenblicke!"-

Er klopfte mir noch einmal freundlich auf die Schulter.
"Bedenkt auch dies, in Eurer Muße. - Dann werdet Ihr ein großer Mann!“
Dann war er plötzlich weg. So überraschend, wie er kam.

Rechtschaffene Empörung blieb tief in mir zurück! Auch weil ich nicht die Möglichkeit zu scharfer Richtigstellung hatte.

 


Entschlossen reckte ich erneut mir das Gesicht zur Sonne und lehnte mich zurück, um wieder die Gelassenheit herbeizutrotzen.
Doch nur sehr mühsam fand ich wieder jenes Glück der ersten Augenblicke.

Ich war daher entschlossen, niemand mehr zu mir zu lassen!
Das hatte ich dazugelernt!

 


 

 
 
 
 
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.05.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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