Hartmut Pollack

Georges in Versuchung

 
Georges in Versuchung
 
Georges eilte zu seiner Bar, um eine Erfrischung zu holen. Er fühlte in sich eine unbändige Unruhe. Eine Erfrischung konnte die Erlösung sein - konnte.
Während er sich in Richtung Bar bewegte, kreisten seine Gedanken wie fliegende Moleküle in dem von Valeria erhitzten Kopf.
Diese Frau auf der Massagebank, Valeria, war wie ein weiblicher Vulkan. Er spürte das leidenschaftliche Verlangen in ihr. Es pochte wie heißes Magma gegen den regulierenden Verstand. Er fürchtete den Ausbruch, doch andererseits war er von ihr fasziniert.
Er sah den Ausbruch des Vulkans der Leidenschaft voraus, fürchtete ihn und fühlte ein Verlangen danach. Georges sah die Gefahr, dass  er die Kontrolle über sich verlor.
Beim Massieren sah er das pulsierende heiße Blut, fühlte den erregten Pulsschlag ihres Herzens, spürte die Erregung in ihr.
Sie lag nicht als Körper, der eine erholsame Massage verlangte, vor ihm, sie war eine erregende weibliche Herausforderung.
Er hatte ungewollt reagiert, als seine Männlichkeit sich spannte.
Verlockend war sie, dazu wunderschön.
Georges war zutiefst verunsichert.
Er hatte heute mit Laura gefrühstückt, sie in einer wundersamen Liebe genossen. Er hatte das Schwingen ihrer gemeinsamen Seelen gespürt. Er war völlig überrascht gewesen.
Laura hatte ihn überrascht mit einer Harmonie zwischen Leidenschaft und Liebe, zwischen Abenteuer und Gemeinsamkeit.
Das Toben ihres lüstigen Körpers war nur ein Teil des Liebesaktes. Georges hatte in sich echte, tiefe Gefühle gespürt.
Wollte er dies so schnell wieder verlieren ? Wollte er das ?
Dort auf der Massagebank lag der willige Körper einer leidenschaftlichen Frau. Er brauchte nur zuzugreifen. Er wusste es, Valeria genau so.
Natürlich schmeichelte das seiner männlichen Eitelkeit.
Aber konnte er die Risiken für seine echten Gefühle abschätzen ? Wollte er das eigentlich ?
Georges war an der Bar angekommen. Er griff wie gewohnt zu zwei Pikkolo. Ein kleiner Schluck Sekt konnte jetzt nicht schaden, dachte er sich.
Georges nahm zwei Sektschalen mit.
Danach eilte er zurück zur Massagebank.
Der Rückweg ging erheblich schneller. Die erotische Spannung war bei Georges Überlegungen erheblich gesunken. Er fühlte, er konnte wieder einigermaßen normal denken.
Valeria hatte die Zeit genutzt, um auch den letzten Teil der Kleidung zu entfernen. Sie lächelte ihm ohne eine Spur der Verlegenheit entgegen. Ihre Augen blitzten voller Erwartung.
" Du hast aber schrecklich lange gebraucht, um Getränke zu holen," flüsterte sie.
"Entschuldige, ich musste erst noch die Sektkelche suchen," log Georges ohne große Überzeugungskraft.
"Wetten, das hast du erfunden, " kam ihm Valerias Antwort entgegen.
"Ich habe es mir in der Zwischenzeit etwas bequemer gemacht. Bitte setze die Energiemassage fort und gehe bis zum Wurzel-Chakra."
Georges bemerkte erst jetzt, dass sich Valeria gänzlich entblößt hatte und völlig nackt vor ihm lag.
"Ich hätte dich auch mit dem reizenden Slip massieren können," stotterte er leicht verlegen.
"Ohne Bekleidung spüre ich die männlichen Energien deiner Hände besser, lieber Georges. Lass mir dies Vergnügen," hörte er Valeria mit einem verführerischem Lächeln antworten.
Georges schluckte und antwortete: "Wenn es dir hilft, warum nicht, Valeria !"
Es fiel Georges schwer, diese Worte zu sagen, aber in seinem Herzen hatte er eine Entscheidung getroffen.
Zu offensichtlich war das Begehren Valerias. Georges würde sie mit allem Geschick bis zu einem Orgasmus massieren, aber er würde sie nicht als Frau nehmen.
Langsam begann er erneut mit seiner Chakren-Massage. Er begann im Bereich des Sakral-Chakras , näherte sich aber immer mehr dem Wurzel-Chakra, dem Bereich der erogenen Zonen von Valeria.
Seine Finger streichelten sanft die Unterbauchzone des weiblichen Körpers, doch der Daumenballen drückte leicht in das erotische Zentrum der schönen Frau. Dabei führten beide Hände kreisförmige Bewegungen aus.
Valeria spürte die Wärme seiner Hände. Sie erzitterte unter dem sanften Streicheln der Finger. Allmählich verlor sie das Gefühl für eine Körpermassage.
Andere Gefühle gewannen die Oberhand. Sie floss unaufhaltsam wie in einem Strom in das Wasser der Lust hinein.
In ihrer Fantasie spürte sie Georges nur noch als Liebesgott, sah weniger den Mann in ihm als vielmehr die Verkörperung des göttlichen Flusses der Leidenschaft. Sich selbst fühlte sie immer weniger als Körper, sie wurde stärker und stärker zitterndes Fühlen, immer mehr bebendes Genießen, war körperlos eingehüllt in den heißen Atem der Leidenschaften.
Im Takte des Streichelns wiegte sie sich mit, zog mit den Bewegungen ihrer Unterleibsmuskulatur Georges Hände weiter und weiter in Richtung ihrer Lustzone.
Valerias Stöhnen war leiser, aber intensiver und zugleich heftiger geworden. Allerdings war sie nicht imstande irgend ein Wort aus ihren halb geöffneten Lippen zu bekommen.
Lebendiges Fühlen, gefühltes Leben pur war sie.
Im Rosengarten der Lust sah sie das Licht der Massageleuchten als Sonne des Glückes, fühlte sie das heftige Atmen von Georges als den himmlischen Hauch der Liebe. In ihren Gedanken lag sie nicht mehr, sie schwebte engelsgleich in der heißen Luft temperamentvoller Lust.
Georges hatte die Veränderung in Valerias Wesen wohl bemerkt. Seine Hände befanden sich im Bereich des Wurzel-Chakras und wirbelten einen Tanz voller erotischer Andeutungen um das Zentrum der Lust herum.
Valerias Körper war wie Wachs in seinen Händen. Sie zog ihn allerdings wortlos immer näher und näher in das dunkle Dreieck der weiblichen Lüste. Georges tanzte mit seinen erhitzten Fingern lediglich an den Ufern des Flusses der Lust entlang. Er spürte die Feuchtigkeit des Luststromes, doch er tauchte nicht hinein. Nur den Druck seiner Hände erhöhte er leicht.
Valeria schien dies gänzlich den Atem zu rauben. Sie spürte in sich ein wachsendes rauschhaftes Gefühl. In ihr begann sich die Welt aufzulösen. Verzerrte Träume voller Lustfantasien nahmen überhand. Die Realität löste sich für eine Welt auf, in der es nur noch Gefühle gab.
Die Wogen der letzten Erregung rollten ihren Rücken empor. Valeria spürte wie sie der gestaute Strom der Wollust überrollte, ihr völlig den Verstand nahm, sie in eine andere Welt versetzte.
Ihre Gefühle schlugen in dieser Welt wogenartig über sie zusammen, ließen sie völlige Freiheit genießen, schwebten durch alle Landschaften ihrer erotischen Träume und wehrten sich gegen alle einengenden Momente der Vernunft. Die Fluten ausufernder Leidenschaft tobten im Orkan der letzten Lust.
Valerias Körper zuckte außer Kontrolle hoch und runter, sie erstarrte dabei fast, bis urplötzlich der Schrei der Erlösung aus ihr herausbrach. Gefühlswellen schlugen über sie zusammen und ihre Lenden zuckten im Schrei der Erleichterung mit einer Wucht nach oben, dass Georges Hände sich vom Körper lösten. Valeria schlug um sich und wimmerte leise fast wie ein neugeborenes Kind.
Der Moment der Erfüllung hatte sie umschlossen, sie war in den Wolken des Glücks. Ganz sanft ließ sie sich von diesen Wolken nach unten in die Welt des Realen zurück gleiten.
Georges hatte die sich steigernde Wollust bei Valeria bemerkt und genossen. Er konnte bei diesem Strom von leidenschaftlichen Gefühlen auch nicht ruhig bleiben. Valerias Lust sprang auf ihn über. Seine Männlichkeit stand steil nach oben, nur gehalten vom dünnen Stoff der Trainingshose.
Georges dachte nicht im Traum daran, seine erotischen Streicheleien zu unterbrechen. Nichts wäre seiner Meinung nach für Valeria schlimmer, als sie aus ihrer Welt der Gefühle zu reißen.
Gleichzeitig dachte Georges auch nicht daran, Valerias Gefühlsausbruch durch sein Eindringen zu stören. Er wollte warten, bis Valeria aus der Welt der Leidenschaft wieder zurück war. Doch in sich spürte er eine affenrattengeile Lust.
Valeria war wieder in der Welt des Massagesalons angekommen. Sie öffnete ihre Augen und sah in das erhitzte Gesicht von Georges.
Plötzlich hatte sie ein schlechtes Gewissen. Was hatte sich der von ihr so geliebte Mann wohl bei ihrem leidenschaftlichen Ausbruch gedacht ? Sie hielt es für besser, ihm etwas Zeit zum Verarbeiten der eben erlebten Situation zu geben und hauchte deshalb nur: " Hast du noch etwas Sekt zum Trinken da, Georges? Ich habe eine ganz trockene Kehle."
Georges kam sofort zu sich und beeilte sich zu sagen: "Aber natürlich."
Als sie den Sekt zusammen tranken, klingelte es an der Tür des Salons.
"Oh," sagte Georges. "Das ist mein nächster Kunde. Zieh dich bitte an, Valeria."
Valeria schlüpfte in ihre Kleider, gab Georges einen Kuss und sagte:" Bis zur nächsten Woche."
"Klar," erwiderte Georges und begrüßte danach seinen nächsten Kunden.
 
pk 05 / 06

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hartmut Pollack).
Der Beitrag wurde von Hartmut Pollack auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.05.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Hartmut Pollack

  Hartmut Pollack als Lieblingsautor markieren

Buch von Hartmut Pollack:

cover

Über den Tag hinaus von Hartmut Pollack



Poetische Gedanken über Liebe und Natur
Über den Tag hinaus zu schauen, heißt für mich, neben dem Alltag, dem normalen Alltäglichen hinaus, Zeit zu finden, um das notwendige Leben mit Gefühlen, Träumen, Hoffnungen, Sehnsüchten, Lieben, das mit Lachen und Lächeln zu beobachten und zu beschreiben. Der Mensch braucht nicht nur Brot allein, er kann ohne seine Träume, Gefühle nicht existieren. Er muss aus Freude und aus Leid weinen können, aber auch aus vollem Herzen lachen können. Jeder sollte neben dem Zwang zur Sicherung der Existenz auch das Recht haben auf romantische Momente in seinem Leben.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Leidenschaft" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Hartmut Pollack

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Kaulo oder die Schlacht bei Cannae von Hartmut Pollack (Erinnerungen)
Die nackte Wahrheit von Klaus-D. Heid (Leidenschaft)
Kleiner Aufsatz über Karlis Leben von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen