Gaby Schumacher

Jagdtrieb? Nöö, griinns!

 
 
 
 
 
 
 
Irren ist menschlich...
Im Hundebuch stand, Eurasier hätten so gut wie keinen Jagdtrieb. Ich ahnungsloses Etwas las es und frohlockte, ohne mal meinen Verstand einzusetzen und misstrauisch geworden, besser gründlichst darüber nachzudenken. Vielleicht wäre mir dann etwas aufgefallen?
Aber die Entscheidung war gefallen. Mein Herz stand längst in Flammen, brannte lichterloh für Teddy&Co.
Später dann kam mir denn doch der frevlerische Gedanke, ob da jemand eventuell ein "Vögelchen" gehabt hatte?! Oder kennen sie irgendeinen Wauwau so ganz ohne Leidenschaft für alles, was fliegt, kriecht oder sich in die Erde buddelt?

Da mein Matochen extrem für die Freiheit und unüberwachte lange Ausflüge schwärmte, wurde er zum Leinenhund. Es war auch ganz gut so. Er drehte nämlich total durch, sah er Mäuschen, Hasen und Katzen. Liefen die ihm über den Weg, wurde er so eigenartig lebhaft, zerrte wie wild und war kaum mehr zu beruhigen. Liebe Worte wurden ignoriert, Schimpfe drang ins eine süsse Ohr hinein und wanderte unregistriert zum zweiten wieder `raus.
Koomisch...mein Hund hatte doch gar keinen Hinterherflitzinstinkt. Sagte zumindest dieses schlaue Buch und das musste es doch wissen.

Dann kam der Tag, an dem endgültig die Wahrheit ans Licht kam. Matochen hing, damit er auch ohne Freiheit ein wenig Freheit geniessen könnte, an einer 10m-Langlaufleine, die ich aus Mitleid mit meinem armen, bedauernswerten Wauwau meistens auf maximale Länge ausfuhr. Er genoss das sichtlich. Bald dann auch ich, wenn auch ein bissel anders.

Denn mein geliebter Vierbeiner erspähte einen Fasan, der in aller Gemütsruhe doch tatsächlich die Frechheit besass, in unmittelbarer Nähe über Matochens Wanderpfad zu trippeln. Schon beinahe provokativ setzte er elegant die eine Kralle vor die andere.

"Todsünde!", urteilte mein Hund, flippte aus und bewies mir, was so ein Racker auch angeblich ohne jeden Jagdinstinkt trotzdem so alles fertigbrachte. Er legte sich mit Tempo 300 in seine ausgefahrene Leine "rumms!" und es machte eine Sekunde später deutlichst hörbar "bumms!". Das "Bumms" kam von mir. Im Matsch auf der vom Regen des Vortages aufgeweichten Wiese liegend, entfuhr mir ein relativ unanständiges Wort. Wäre ich nicht so schwer sauer gewesen, hätte mich doch glatt deswegen mein Gewissen gequält. Aber ich sah aus wie dreimal durch einen Sumpf gewälzt und sämtliche Knochen gaben mir zu verstehen, diese Behandlung empfänden sie als ausgesprochen rücksichtslos und obendrein glatt unverschämt. An deren Rache denke ich nicht ganz so gerne zurück. Jedenfalls wünschte ich mir da damals, ich hätte gar keine.

Krampfhaft hielt ich die Leine fest und vermasselte meinem tobsüchtigen Teddy endgültig seinen Plan, hinter dem Vögelchen herzuwetzen und "Grünen Fasan" zu kosten. Jenem stolzen Tier war wohl doch ein Licht aufgegangen, was Matochen geplant hatte. Es hatte sich schleunigst in recht fixer Joggingmanier verzogen. Von weitem hörte ich noch seinen gepfefferten Wutschrei.

Ich schaute auf meinen deprimiert neben mir stehenden Hund und kriegte auch noch Mitleidsanfälle. Mein Zorn verrauchte. Ich knuddelte ihn.

War es denn Matochens Schuld, dass irgendwelche "doofen" Zweibeiner ihm den natürlichen Jagdtrieb derart abgezüchtet hatten, dass jener mich äusserst nachdrücklich in den Dreck hatte knallen lassen?

Mein Mato war das Musterexemplar eines Jagdhundes!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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