Gaby Schumacher

Erkältung ohne Erkältung!

 
So keck waren wir...
 
Kinder sprühten schon immer vor Ideen, mit denen sie die armen Eltern in nullkommanix auf die Palme beförderten, heutzutage, vor zehn Jahren und sogar auch in unseren Kindheitstagen, nur damals eben anders. Schliesslich wollten und wollen sie sich für die ewige Erziehungsschikane denn auf ihre relativ heimtückische Weise revangieren.

So auch wir. Eines hatten mein älterer Bruder und ich, die viel jüngere Schwester, gemeinsam: Wir ergänzten uns vortrefflich, ging es ums Blödsinnquatschen und -machen. Da waren wir unschlagbar!

Wir entschieden eines Tages, die vergangenen Wochen wären viel zu normal und ohne nennenswerte Schimpftiraden von Seiten unserer Erziehungsberechtigten abgelaufen. Es wurde ´mal wieder Zeit, diesbezüglich für Abwechslung zu sorgen.

Wir schwärmten für Tischfußball. Damit vertrieben wir uns so manche Nachmittage. In unserem recht grossen Kinderzimmer stand ein gemütlicher Schaukelstuhl. Leistete unser Vater uns manchmal Gesellschaft, sass er dort und vertiefte sich in die Tageszeitung. Wir wussten, wir müssten abwarten, bis er auf seiner geliebten Wissenschaftsseite angelangt wäre. Bei deren Lektüre wirkte er immer leicht weggetreten und merkte gar nichts mehr.

Wir brauchten uns nicht lange zu gedulden. Das war auch gut so, denn bei dem Gedanken an das, was wir vorhatten, machten wir uns vorher schon vor Lachen fast in die Hose. Sicherlich für unsere Eltern erstaunlich innig aufs Spiel konzentriert, zählten wir in unserem Herzen die Minuten: "Eins, zwei, drei - los!"

Vater schwelgte ganz offensichtlich in chemischen Sphären. Wir agierten und kramten winzige Knistertütchen aus der Tasche. Es machte `ratsch`und wir pusteten deren geheimnisvollen, nebelweißen Inhalt quer durch den ganzen Raum.

Es vergingen nur Sekunden, doch uns erschienen sie wie Minuten.
Anscheinend hatten die gelesenen chemischen Formeln unseren Vater zutiefst beeindruckt. Er vermochte sich ganz eindeutig nicht so ganz von ihnen zu trennen und schnappte plötzlich per tiefem Atemzug auffällig nach "O-0". Wie ein Donnergebrüll folgte das `Hatschi!`, so dass selbst wir beiden Sünderlein, die doch die Ursache dafür kannten, tüchtig zusammenschraken. Bei den zwei `Hatschies`danach waren wir dann schon gegen den Schrecken gefeit.

Unser Erzeuger merkte immer noch nichts. Er nieste und nieste wie verrückt: "Hach, ich werd`mich doch nicht erkältet haben..?" Wir litten. Unser mitleidiger Gesichtsausdruck geriet gefährlich ins Wanken. Wie laange noch...?

Mutter betrat das Zimmer, sah auf ihren unentwegt schnupfenden Ehemann, schnüffelte einmal und konnte sich das Grinsen kaum verkneifen, als sie daraufhin der Pflicht Gehorsam leistend die von ihrem Nachwuchs bereits erwartete Standpauke vom Stapel liess: "Niespulver! Was fällt euch denn ein?!"

Bei diesem Wort tauchte Vater aus der um seinen Verstand wirbelnden Chemie wieder auf, starrte uns ein bisschen fassunglos an, schüttelte dann sein Haupt und fing an zu lachen: "Ne wirklich! Ihr seid ´se aber auch...!"

Endlich erlöst. Wir prusteten los.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.06.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Ob Pythagoras mit der Behauptung recht hatte:

Jeden Mensch kann man mit Zahlen definieren, konnten wir bislang nicht nachvollziehen und auch Sokrates, der zu sagen wusste:

« Selbsterkenntnis ist das Erstrebenswerteste » hat uns keine Formel hinterlassen, die uns zeigt, warum jeder Mensch so ist, wie er ist, warum wir uns mit dem Einen verstehen, mit Anderen jedoch nicht, was die Ursachen von Glück und Unglück sind.

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