Germaine Adelt

Von einer die auszog einen Verlag zu suchen ...

Der Bedarf muss wirklich riesig sein, wenn man sich vor Augen führt, welche Arroganz manch ein Verlag inzwischen an den Tag legt. Offensichtlich können es sich die Herrschaften auch leisten. Ich habe selbst erlebt wie eine Mail mit den Worten begann: „Also noch mal ...“ nur weil ich es gewagt hatte detailliert nach den Kosten zu fragen (die ich noch immer nicht kenne ...) Vielversprechend auch die, die gleich auf der Homepage verkünden, dass man mindestens ein ¼ Jahr warten muss. Auf eine Antwort, nicht auf das Buch ...

Zufällig und parallel zu den Ereignissen musste mein Auto zur Durchsicht. Und da drängten sich mir die Vergleiche auf. Der Kfz-Meister (der hier auf e-stories auch Lyrik veröffentlicht) möge nachsichtig sein. Aber wenn ich mir vorstelle ich bringe ihm mein Auto und er sagt: „Bevor Sie nicht ihren Fahrstil (Schreibstil) ändern, so dass es der breiten Masse der anderen Verkehrsteilnehmer (Leser) gefällt, übernehme ich den Auftrag nicht.“ Nun das will ich sehen. Natürlich würde der Mann ja eher tot umfallen, als so etwas zu sagen. Und er könnte auch umgehend seine Werkstatt schließen, da sich so was niemand bieten lassen würde. Warum aber müssen wir uns das von einigen Verlagen gefallen lassen?

 
Oder nehmen wir e-stories. Alles „für umsonst“. Wir können veröffentlichen wann und wie wir wollen. Und jedes Mal wenn ich eine Benachrichtigungsmail erhalte, da hätte jemand einen Kommentar abgegeben, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Was da für ein Aufwand getrieben wird und alles kostenlos. Dennoch habe ich es nie erlebt, dass ich mir anhören musste: „Du nervst langsam.“ Nur weil ich z.B. eine technische Frage habe, da ich meinen Text irgendwie nicht reingestellt kriege. Oder, oder. Zugegeben, eher friert die Hölle zu, als dass e-stories so mit den Autoren umspringt. Dennoch selbst bei „für umsonst“ wäre irgendwann Schluss mit lustig. Da stellt sich dann doch die Frage, warum manch ein (und das sind einige) Verlag glaubt er könne die Leute so behandeln und bekommt noch Geld dafür.

Denn wir reden hier von den Verlagen, die wir bezahlen sollen. Und nicht die, die unbedingt unsere Bücher verlegen wollen und uns noch Geld dafür geben.

Leider gibt es kein allgemeines Erfolgsrezept. Und ich weiß wie sehr ich solche Sätze gehasst habe, in der Zeit als ich weder ein noch aus wusste. Daher nachfolgend für die, denen es ähnlich geht eine Mischung aus Ratschlag und Erfahrung.

Als aller erstes sollte man sich unbedingt die Frage stellen:

Was will ich? Viel wichtiger noch die Frage: Was will ich nicht?

Ich (sowie sicher die meisten Autoren hier auf e-stories) wollte eigentlich nur einmal mein  Buch in der Hand halten und die vage Hoffnung „gesehen zu werden“. Zu diesem Zweck brauche ich keine utopisch hohen Auflagen. Schon gar nicht brauche ich ein ausgefeiltes Marketingprogramm, wo der Verlag für mich (kostenpflichtig) Lesungen veranstaltet. Ich dann quer durchs Land reise (die Fahrkosten natürlich selbst tragen muss) um all das abzuleisten. Die wenigsten von uns haben Zeit dafür von den Kosten ganz zu schweigen. Genauso erfolglos sehe ich es mit dem Buchhandel. Ein Autor formulierte sinngemäß: „ Als Nobody den Buchhandel zu beliefern ist so als wolle man einen Strand mit einer Schippe voll Sand auffüllen.“ Recht hat er. Wollen wir realistisch bleiben. Wenn es nicht um den Buchladen um die Ecke geht, den wir beliefern, weil man sich kennt u.s.w. ist es doch jenseits aller Vernunft sich darauf einzulassen. Womöglich noch mit einem Buchhandelsrabatt der uns letztlich in den Ruin treibt. Mich selbst wollte man (übrigens äußerst geschickt!) dazu überreden mich auf einen Buchhandelsrabatt einzulassen, der mir pro verkauftes Buch einen Verlust von mindestens 2 Euro eingebracht hätte.

 
Hätte ich nicht hartnäckig nachgefragt, ich hätte es am Ende nicht bemerkt, bzw. nicht wahr haben wollen, dass Verlage so etwas tatsächlich durchziehen. Und so glaube ich nicht nur die Geschichte, sondern bin voller Mitleid, wenn einer in einem der vielen Foren berichtet, er habe sich das Marketingprogramm angetan. Ist losgezogen und hat Werbung gemacht, ist über Umwege sogar im Lokalfernsehen gelandet. Als er dann nach Hause kam, wartete eine Rechnung von 40.000,-  Euro auf ihn. Weil zwar der Verkauf gut anlief, er aber das mit dem Verlustrabatt übersehen hatte. Er konnte nur noch die Notbremse ziehen und knabbert nun ewig an den Schulden. Sein Buch war dann nicht mehr lieferbar. Daher also der Begriff.
 
Machen wir uns nichts vor. Um den Fuß in die Tür zu kriegen, muss man investieren. Und wenn man sich ganz pessimistisch klar macht, dass man das Geld für die Erstauflage nie wieder reinkriegt, ist man vor Enttäuschungen einigermaßen sicher. Vor allem aber bewahrt man sich davor Unsummen zu investieren für den Spruch: „Das Geld kriegen Sie locker durch den Verkauf wieder rein...“

Wo sind denn die Helden, die es vom Nobody auf die Bestsellerliste geschafft haben? Ich habe noch keinen getroffen. Und vermutlich ist es leichter den Jackpot zu knacken.

Also Vorsicht wenn die Verlage anfangen vorzurechnen, welche hohen Einnahmen da warten. Für den Verlag vielleicht, für den Autor sicher nicht. Mir hat ein Verlag tatsächlich horrende Einnahmen vorgerechnet, wenn ich das Buch für so und soviel verkaufe. Auf meine unschuldige Frage was mit den Herstellungskosten pro Buch sei, die man ja abziehen müsste kam die lapidare Antwort: „Natürlich haben wir alles berechnet von dem Moment an, wo sie das Buch in den Händen halten...“ Soviel dazu ...

 
Dringend rate ich dazu auf den Instinkt zu hören, auf das Bauchgefühl. Wenn (egal wann) einem das Gefühl sagt, hier stimmt was nicht, sollte man unbedingt drauf hören. Wenn sich beispielsweise die Verlage untereinander nicht einmal einig sind, was allein den Buchhandelsrabatt angeht: der eine sagt es ist mein Ermessen, üblich sei aber 45%, der andere sagt 30% daran kann weder er noch ich was ändern, und der dritte meint das entscheidet der Buchhandel selbst – sollte das einem sehr zu denken geben.
 
Genauso wichtig ist es wie viel Geld man investieren will bzw. kann. Wer richtig sparen muss sollte über einen Eigenverlag nachdenken. Dazu braucht man dann keinen teuren Verlag, sondern kann die Herstellungskosten mit einer Druckerei aushandeln. Der Nachteil wäre, dass man sich wirklich um alles selber kümmern muss. Von Rechnung schreiben bis Nachhaken wenn die Käufer nicht zahlen. Von ISBN bis Pflichtexemplar. Aber was will man machen, wenn man keine finanziellen Möglichkeiten hat. Aber auch hier ist Vorsicht angebracht. Ein Autor (hier von e-stories) musste alles aufgeben, von Eigenverlag bis Webseite, weil er es finanziell nicht mehr tragen konnte. Zu hohe Anfangsinvestition, zu viele säumige (Nicht)Zahler ...

Zwar gibt es Verlage die anfangs sehr kostengünstig scheinen, dann aber immer mehr aufstocken. Ich habe es erlebt, dass sich einfach so der Preis verdoppelt hat, weil, egal was ich tat immer der Satz kam: So geht das nicht. Also musste das Cover neu gemacht werden, der Text erneut formatiert u.s.w. Als dann noch ganz plötzlich noch ein Lektorat dringend notwendig wurde und so die Kosten explodiert wären, habe ich dann doch einmal angefragt was dass nun soll. Die lapidare Antwort war, dass der Text wenigstens mal einer Deutschlehrerin vorgelegt werden muss ... Also eine Korrektur für die vielen kleinen Fehlerteufelchen – kein Thema. Dazu kann ich jedem raten. Aber eine Deutschlehrerin brauche ich dann wohl doch nicht ...

 
Unbedingt sollte man im Internet recherchieren. Wenn über einen kostengünstigen Verlag im Internet steht: „Die Qualität ist unterste Schublade, nach dreimaligem Aufschlagen fällt der Umschlag ab.“ sollte man dann wohl doch die Finger davon lassen.
 
Wobei auch teure Verlage nach dem „so geht das nicht“ Prinzip agieren. Die einen recht hohen Grundpreis festlegen (dies noch ausgesprochen günstig nennen) aber nicht wissen, wie das Cover gestaltet werden soll und noch nicht eine einzige Zeile gelesen haben, von dem was man veröffentlichen möchte. Eine Kostenexplosion also vorprogrammiert ist.
Ich selbst habe es erlebt, dass ein renommierter Verlag mir einen Kostenvoranschlag machte, schon mal den Verkaufpreis für das Buch festlegte aber bis heute noch immer nicht weiß, was ich eigentlich veröffentlichen will. Den Verlag interessierte nur die Seitenzahl, mehr nicht. Ein Manuskript wollten die nicht sehen, bevor ich nicht den Kosten zugestimmt hätte. Kurzzeitig hatte ich mich ja der Illusion ergeben, dass der Verlag zufällig über e-stories meine Texte kannte. Aber als die Herrschaften mich dann irgendwann in der Mail mit Herrn Adelt anredeten, war klar, dass dem nicht so war.
Ich könnte noch ewig weiterschreiben, aber letztlich bleibt es dabei.

Wir sind keine Bittsteller. Wir haben uns hier bei e-stories als Autoren bewährt. Ob nun Lyrik oder Prosa oder beides. Wir haben es einfach nicht nötig unsere Würde abzugeben, nur weil wir davon träumen einmal unser Buch in der Hand zu halten. Natürlich wollen die Verlage verdienen, sollen sie ja auch. Aber es soll alles im Rahmen bleiben und mit einem Hauch von Würde und Respekt. Ganz einfach weil wir es verdient haben.

Und wenn „mein“ Verlag mir einerseits den Respekt zollt, wie ich ihm auch und er mir andererseits nicht permanent sagt: „Sie müssen aber...“ Dann weiß ich dass es sich letztlich gelohnt hat nicht entnervt aufzugeben. 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.06.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Buch von Germaine Adelt:

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Bringt mir den Dolch von Germaine Adelt



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