Der Bedarf muss wirklich riesig sein, wenn man sich vor Augen führt, welche Arroganz manch ein Verlag inzwischen an den Tag legt. Offensichtlich können es sich die Herrschaften auch leisten. Ich habe selbst erlebt wie eine Mail mit den Worten begann: „Also noch mal ...“ nur weil ich es gewagt hatte detailliert nach den Kosten zu fragen (die ich noch immer nicht kenne ...) Vielversprechend auch die, die gleich auf der Homepage verkünden, dass man mindestens ein ¼ Jahr warten muss. Auf eine Antwort, nicht auf das Buch ...
Zufällig und parallel zu den Ereignissen musste mein Auto zur Durchsicht. Und da drängten sich mir die Vergleiche auf. Der Kfz-Meister (der hier auf e-stories auch Lyrik veröffentlicht) möge nachsichtig sein. Aber wenn ich mir vorstelle ich bringe ihm mein Auto und er sagt: „Bevor Sie nicht ihren Fahrstil (Schreibstil) ändern, so dass es der breiten Masse der anderen Verkehrsteilnehmer (Leser) gefällt, übernehme ich den Auftrag nicht.“ Nun das will ich sehen. Natürlich würde der Mann ja eher tot umfallen, als so etwas zu sagen. Und er könnte auch umgehend seine Werkstatt schließen, da sich so was niemand bieten lassen würde. Warum aber müssen wir uns das von einigen Verlagen gefallen lassen?
Denn wir reden hier von den Verlagen, die wir bezahlen sollen. Und nicht die, die unbedingt unsere Bücher verlegen wollen und uns noch Geld dafür geben.
Leider gibt es kein allgemeines Erfolgsrezept. Und ich weiß wie sehr ich solche Sätze gehasst habe, in der Zeit als ich weder ein noch aus wusste. Daher nachfolgend für die, denen es ähnlich geht eine Mischung aus Ratschlag und Erfahrung.
Als aller erstes sollte man sich unbedingt die Frage stellen:
Was will ich? Viel wichtiger noch die Frage: Was will ich nicht?
Ich (sowie sicher die meisten Autoren hier auf e-stories) wollte eigentlich nur einmal mein Buch in der Hand halten und die vage Hoffnung „gesehen zu werden“. Zu diesem Zweck brauche ich keine utopisch hohen Auflagen. Schon gar nicht brauche ich ein ausgefeiltes Marketingprogramm, wo der Verlag für mich (kostenpflichtig) Lesungen veranstaltet. Ich dann quer durchs Land reise (die Fahrkosten natürlich selbst tragen muss) um all das abzuleisten. Die wenigsten von uns haben Zeit dafür von den Kosten ganz zu schweigen. Genauso erfolglos sehe ich es mit dem Buchhandel. Ein Autor formulierte sinngemäß: „ Als Nobody den Buchhandel zu beliefern ist so als wolle man einen Strand mit einer Schippe voll Sand auffüllen.“ Recht hat er. Wollen wir realistisch bleiben. Wenn es nicht um den Buchladen um die Ecke geht, den wir beliefern, weil man sich kennt u.s.w. ist es doch jenseits aller Vernunft sich darauf einzulassen. Womöglich noch mit einem Buchhandelsrabatt der uns letztlich in den Ruin treibt. Mich selbst wollte man (übrigens äußerst geschickt!) dazu überreden mich auf einen Buchhandelsrabatt einzulassen, der mir pro verkauftes Buch einen Verlust von mindestens 2 Euro eingebracht hätte.
Wo sind denn die Helden, die es vom Nobody auf die Bestsellerliste geschafft haben? Ich habe noch keinen getroffen. Und vermutlich ist es leichter den Jackpot zu knacken.
Also Vorsicht wenn die Verlage anfangen vorzurechnen, welche hohen Einnahmen da warten. Für den Verlag vielleicht, für den Autor sicher nicht. Mir hat ein Verlag tatsächlich horrende Einnahmen vorgerechnet, wenn ich das Buch für so und soviel verkaufe. Auf meine unschuldige Frage was mit den Herstellungskosten pro Buch sei, die man ja abziehen müsste kam die lapidare Antwort: „Natürlich haben wir alles berechnet von dem Moment an, wo sie das Buch in den Händen halten...“ Soviel dazu ...
Zwar gibt es Verlage die anfangs sehr kostengünstig scheinen, dann aber immer mehr aufstocken. Ich habe es erlebt, dass sich einfach so der Preis verdoppelt hat, weil, egal was ich tat immer der Satz kam: So geht das nicht. Also musste das Cover neu gemacht werden, der Text erneut formatiert u.s.w. Als dann noch ganz plötzlich noch ein Lektorat dringend notwendig wurde und so die Kosten explodiert wären, habe ich dann doch einmal angefragt was dass nun soll. Die lapidare Antwort war, dass der Text wenigstens mal einer Deutschlehrerin vorgelegt werden muss ... Also eine Korrektur für die vielen kleinen Fehlerteufelchen – kein Thema. Dazu kann ich jedem raten. Aber eine Deutschlehrerin brauche ich dann wohl doch nicht ...
Wir sind keine Bittsteller. Wir haben uns hier bei e-stories als Autoren bewährt. Ob nun Lyrik oder Prosa oder beides. Wir haben es einfach nicht nötig unsere Würde abzugeben, nur weil wir davon träumen einmal unser Buch in der Hand zu halten. Natürlich wollen die Verlage verdienen, sollen sie ja auch. Aber es soll alles im Rahmen bleiben und mit einem Hauch von Würde und Respekt. Ganz einfach weil wir es verdient haben.
Und wenn „mein“ Verlag mir einerseits den Respekt zollt, wie ich ihm auch und er mir andererseits nicht permanent sagt: „Sie müssen aber...“ Dann weiß ich dass es sich letztlich gelohnt hat nicht entnervt aufzugeben.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.06.2006.
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Bringt mir den Dolch
von Germaine Adelt
Was haben eine Hebamme, ein Englischstudent, eine Bürokauffrau, ein Übersetzer, eine Technische Zeichnerin, ein Gymnasiast, eine Reiseverkehrskauffrau, ein Müller, eine Sozialpädagogikstudentin, ein Kfz-Meister, ein Schulleiter i.R., ein Geographiestudent und ein Student der Geschichtswissenschaften gemeinsam?
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