Carolin Schmitt

Supergirl

Mel saß bei David Jäger, dem Torwart der ersten Mannschaft ihres Sportvereins und machte ein Termin für ihr ganz spezielles Torwarttraining aus. Mel war so was wie der Ersatztorwart in ihrer Mannschaft, aber das sollte sich mit Hilfe des Torwarttrainings ändern. David hatte es gerade geschafft einen kurzen Blick in Mels Timeplaner zu werfen. "Wow, jetzt bin ich mir sicher. Du hast keinen Freund." Staunte er. "Du hast ja gar keine Zeit!" Mel lachte, klappe den Timeplaner zu und packte ihre Trainingssachen. "Spielst du heut? Viel Glück!" wünschte sie David noch im Weggehn. Sie setzte sich weiter oben zu ihren Freundinnen um sich das Spiel der ersten Mannschaft anzuschauen. David ging verdutzt zu seiner Mannschaft zurück. "Mensch Mel, das war David Jäger!!!! Was hat er gesagt?" fragte eine ihrer Freundinnen, Naomi. Diese war seid einiger Zeit in David verknallt. Mel und ihre andre Freundin Nina lachten einander an, weil sie es die ganze Zeit geahnt hatten. "Net viel." Antwortete Mel keck. "Nur unsre neuen Trainingszeiten." Dann wandte sie sich dem Spielfeld zu und bemerkte gerade noch so, wie David in ihre Richtung starrte. Gleich darauf suchte sein Blick das Weite. "Süss is er ja schon..." dachte sie bei sich und grinste verschmitzt. David saß unten und errötete weil er Mels Blicke bemerkt hatte. "Oh, ich glaub, da bahnt sich was an!" witzelte Nina. "Naomi, ich glaub, du hast wenig Chancen... Mel, bist du bei uns?" stichelte sie weiter. Mel gab ihr einen freundschaftlichen Stups in die Rippen und erwähnte wie nebenbei den Namen: Martin. Dieser war Ninas neuste Entdeckung und er würde in weniger als zwei Minuten hinter den drei sitzen. Nina lief rot an und versuchte, an was anderes zu denken, aber da hörte sie schon die Stimme hinter sich die ihr so gefiel. "Hey Mädels! Auch mal wieder da? Gutes Spiel Mel!" Martin setzte sich neben Mel und philosophierte mit ihr über Handball.
Nina und Naomi zogen sich zurück. "Sie kriegt immer die süßesten Jungs, dabei sieht sie gar net so toll aus!" beschwerte sich Nina. "Ich weiß auch nicht, irgendwie glaube ich, Jungs stehen auf Mädels die so sind wie sie. Ich meine, die sich auch mal im Dreck rumwälzen und sich mit ihnen anlegen..." stellte Naomi fest. "Des glaub ich net! Komm, wir angeln uns einfach einen von der 1b!" muntert Nina Naomi und sich selbst auf. Die zwei machten sich gegenseitig noch a bissel schicker und stolzierten dann zurück zu Mel.
"Achtung, da kommen wieder die kleinen Prinzessinnen!" grölte Martin als er die zwei zurückkommen sah. Die gesamte 1b, die sich mittlerweile hinter Mel und Martin gesammelt hatte, fing an darüber zu lachen. "Mel, sei mir nicht böse, aber die zwei passen doch überhaupt nicht zu dir! Komm doch hoch zu uns." Bot Martin seiner Kumpelin an. Mehr war Mel aus ihrer Sicht für keinen der Jungs. Sie nahm das Angebot dankend an und setzte sich zwischen Moritz und Jan. Die zwei Brüder waren mit Abstand die größten Heartbreaker der 1b, auch wenn die andern allesamt auch nicht ohne waren. Allerdings wussten die beiden Brüder das auch und hatten deswegen extra für Mel Platz gemacht. "Aber Jo und Katja wollten auch noch kommen!" warf Mel plötzlich ein. Die drei waren schon ewig die besten Freundinnen und wohnten jetzt sogar zusammen und natürlich mussten sie auch zusammen aufs Handballspiel! "Wisst ihr, die blonde, die so gut tanzen kann und die kleine Rothaarige." Erklärte Mel noch mal den Jungs. "Macht ja nischt! Die sin ja nett, im Gegensatz zu den zwei." Kommentierte Sebastian, Mels Cousin der auch in der 1b spielte und deutete auf Nina und Naomi. Die Mädels versuchten, nicht hinzuhören, aber das war so schwer, vor allem wenn man die Jungs so süß fand wie Nina und Naomi! "Hi Süsse! Na du? Heut dürfen wir wieder unsern Lieblingen zugucken!" freute sich Jo kurze Zeit später, nahm Mel in den Arm und setzte sich dann neben sie. Jan war gewichen. "Eure Lieblinge?" fragte Moritz Mel interessiert. "Wer is denn deiner?" Moritz kannte Mel von allen am längsten und in all den Jahren hatte er sich immer als eine Art Bruder für sie gesehn, aber bei ihrem gemeinsamen Abiball hatte es bei ihm gefunkt. Leider nur bei ihm! Mel grinste mal wieder ihr unwiderstehliches Lächeln. Und Moritz schmolz dahin. "Also, David sieht am Besten aus, keine Frage... Sven is logischerweise am nettesten... Eigentlich bist DU mein Liebling!" antwortete Mel keck und traf damit genau in Moritz' eh schon offene Wunde. Der sonst so selbstbewusste Heartbreaker drehte sich verlegen zu seinem Nachbarn auf der andern Seite und fing an über belangloses zu quatschen. Katja erschien, wie immer, erst lange nach dem Anpfiff. Sie war noch bei ihrem Freund gewesen, da konnte es immer a bissel später werden.
"Und, habt ihr gewonnen?" fragte Katja gegen die Trommel der Fans anschreiend und drückte Mel zur Begrüßung ein Bussy auf die Backe. "Na klar!" gab sich Mel wie immer selbstsicher. Die letzten 10 Minuten schauten dann alle noch gespannt zu, aber schon mit dem Halbzeitpfiff verließen die Jungs ihre Plätze und gingen raus ein Bier trinken. Die Mädels quatschten über uninteressante Dinge, Nina und Naomi waren schon verschwunden. Während Mel Jo erklärte, was passiert war, bemerkte Katja, dass die drei offensichtlich beobachtet wurden. "Hey ihr zwei! Guckt euch den mal an. Wenn ich´s net besser wüsste würde ich sagen, wir werden Beobachtet und zwar von David Jäger!" Jo fing plötzlich an zu lachen. "Fräulein Tscherne, was is so witzig?" fragte Mel auch schon grinsend. Jo gab ihrer Freundin mit nur einem Blick und einer Geste zu verstehen, was sie meinte. Alles andere hätte eh nur die Aufmerksamkeit des längst zurückgekehrten Moritz' erregt. Mel schüttelte nur lachend den Kopf und setzte sich wieder neben Moritz und die langsam wieder eintrudelnden andern Jungs.
Etwa 30 Minuten später gingen die drei Freundinnen als Fans der Siegermannschaft aus der Halle. Als die drei sich von den Jungs, die noch einen trinken gingen, verabschiedet hatten, und sich auf dem Heimweg befanden, lachten und sangen sie so laut, das in manschen Häusern das Licht anging, aber sie störten sich net dran. Katja war verliebt, Mel hatte mal wieder ihr Handballspiel gewonnen und Jo hatte es an diesem Tag geschafft, endlich den süssen Typ aus dem Büro, in den sie arbeitete auf sich aufmerksam zu machen.

Als Mel am nächsten Morgen aufwachte, hörte sie vom Wohnzimmer schon Musik. Kaum aus ihrem Zimmer, roch sie auch schon den wohligen Duft frischer Brötchen, vermischt mit ihrem Lieblingsduschgel, Axe for men benutzt von Moritz Tießt, einem ihrer Mitbewohner. (hatte ich das schon erwähnt?)Sie grinste zufrieden und folgte dem Duft. "Guten Morgen! Ich hab kein Kater, Naomi und Nina wollen doch net einziehen und David hat da geschlafen! Er duscht grad... Katja und Jo kommen auch gleich." Mel konnte in diesem Augenblick net anders: sie musste Moritz einfach in den Arm nehmen und ihm ein Kuss aufdrücken. "Du bist der Beste!" schob sie dieser Geste noch im Küche verlassen hinterher und setzte sich dann an den schon gedeckten Frühstückstisch. Moritz stand in der Küche als hätt' er grad ein Wunder erlebt.
Jo und Katja kamen wirklich kurz darauf, sahen aber alles andere als wach aus. Da sie schon von David wussten, waren sie extra früher aufgestanden um sich anzuziehen und VOR den Jungs das Bad zu besetzten. Sie hatten nämlich nicht vor gehabt, David zu zeigen, wie wohl man sich im luftigen Nachthemd fühlt. Moritz gegenüber hatten sie in dieser Hinsicht allen Scham abgelegt, seid er morgens nur in Boxershorts (und T-Shirt, ab und zu) durch Haus stolzierte. Mel zog sich nicht extra wegen David um. Sie blieb in ihrem Shorty.
"Mädels, ich fühl mich einsam. Kann nicht noch jemand von meiner Art einziehen?" witzelte Moritz als alle am Tisch saßen. "Martin zum Beispiel. Oder David." Letzterer war gerade aus dem Bad gekommen und setzte sich jetzt direkt Mel gegenüber. Das gefiel ihr gar nicht. Sie hasste es, beobachtet zu werden. Die Mädels wechselten einen Blick und ließen dann Jo sprechen: "Solang er süß, knackig und solo is, kann hier jeder einziehen!" Die andern zwei pflichteten Jo tatkräftig bei und Moritz lachte einfach nur noch. "Also, könnte David einziehen, oder?" fragte er, als er sich etwas beruhigt hatte. Jo musterte David demonstrativ von Kopf bis Fuß und antwortete dann frech "Aber sofort!" David war solche Direktheit nicht gewohnt und errötete deswegen leicht, aber die andern lachten schonwieder. So ungefähr ging das Frühstück auch weiter: Es wurde viel gelacht, viel gequatscht und viel Scheiße gelabert! Das führte dazu, das Katja und Mel viel zu spät bei ihren drei Pferden auftauchten. Sie hatten sich einige Tage vorher mit Kamila zum Ausreiten verabredet. Kamila wartete demonstrativ enttäuscht am Zaun gelehnt und empfing die zwei mit einem Launischen "Morgen" Gebrummel. Jo war übrigens zu Hause geblieben. Sie hatte "Küchendienst" und mal abgesehen davon, konnte sie sowieso net reiten.
Die Jungs hatten sich ins Gästezimmer zurückgezogen. "Ich kann bei euch net einziehen! Ich würde dir ja die ganzen Mädels wegschnappen!" kommentierte David "Ja, das stimmt wohl..." witzelte Moritz. "Überleg´s dir! Die Mädels sind total in Ordnung!" David wusste nix vom Abiball, aber trotzdem korrigierte er seinen Kumpel: "Du meinst: Mel ist total in Ordnung. Verstehe..." dann stieß er Moritz freundschaftlich in die Seite. "Guter Geschmack Hr. Stief!" Der blockte ab. "Ja, Mel is total nett und mehr net. Ich kenn sie schon so lang... Wenn, dann wäre schon vorher was gelaufen." David glaubte das nicht wirklich denn er hatte Moritz' Blicke zu Mel gesehn, hatte gesehn wie sein Freund mit dem Mädel umging und das war für ihn eindeutig gewesen. Aber er stichelte nicht weiter.
Bei den Mädels waren Jungs das Thema. Die drei ritten durch den Wald, alle ein völlig anderes Pferd, alle einen andern Reitstil und trotzdem alle in Jeans und Turnschuhen. "Es is schon komisch..." fing Katja gerade an. "Du kennst so viele süße Jungs, aber verknallt bist du in keinen. Oder hat es dir David angetan?" Natürlich hatte sie sich damit an Mel gerichtet. Mel lachte und antwortete dann kopfschüttelnd, das einzige männliche Wesen das sie liebte, wäre ihr Pferd Brian. Kamila lachte und grinste kopfschüttelnd zu Mel. "Du bist schon ein seltsames Wesen" fing sie an. "Wenn ich zum Beispiel gestern neben Moritz Stief gesessen wäre..." Katja machte weiter: "Oder wenn mein Trainer David Jäger wäre..." Mel lachte nur noch mehr und forderte die andern zwei dann zum Galopp auf indem sie selbst davon galoppierte.

Beim Abendessen war David dann praktisch schon eingezogen. Kamila hatte sich entschlossen, da sie am nächsten Morgen durchaus auch mit Mel in die Uni fahren konnte, ebenfalls bei den Verrückten zu bleiben. "Also Jungs:" fing Jo an "Wenn ihr helft, den Speicher auszubauen, könnt ihr unten Katjas und mein Zimmer haben, weil dann nämlich da oben Girlscamp hinkommt!" Jo war voller Tatendrang und 100% davon überzeugt, die Jungs würden ihr helfen. "Heut nemmer." Antwortete Moritz auf Jos indirekte Frage und ließ sich mit den Worten: Ich bin ferdisch, demonstrativ auf die Couch fallen. Jo räumte lachend das Geschirr ab und strahlte Mel an. Diese wusste genau was ihre Freundin jetzt dachte und schüttelte deswegen nur den Kopf. "Frauen..." jammerte Moritz daraufhin David vor. "Ich werde sie nie verstehen..." "Is auch besser so, glaub mir!" warf Mel ein und setzte sich zu Moritz auf die Couch. Dieser legte wie ein junger Hund sein kopf auf ihren Schoß. "Och wie süß! Mel, verheimlichst du uns was?" fragte Katja interessiert. "So einiges, glaub mir!" antwortet Mel "aber das macht doch jeder!" und sie lachte. Moritz lachte nicht. Er suchte Davids Zustimmung, aber dessen Gesicht sagte nicht: "Sie mag dich" sondern "Ich hab's gewusst!" Kamila hielt es in diesem Moment für einen Hinweis angebracht. "Mel, wir müssen morgen früh raus! Ich geh hoch, okay?" Mel nickte nur und fuhr Moritz mit verträum-grinsendem Gesichtsausdruck durchs Haar. "Mein kleiner Hund braucht mich noch a bissel." Witzelte sie. Kamila lachte und verschwand dann. Moritz grinste selig, kuschelte sich noch mehr an Mel und schloss die Augen. Er genoss den Moment. David fand die zwei immer süsser und beschloss deswegen, sich mit Mel zu unterhalten. "Hast du eigentlich einen Freund, oder hat Moritz noch Chancen?" fing er an. "Ich hab keinen Freund weil ich viel zu wenig Zeit hab!" gab Mel relativ schroff zurück. Sie hasste dieses Thema. "Für Moritz hätte ich auch net mehr Zeit..." "Damit könnte ich leben." Flüsterte dieser daraufhin in der Überzeugung, nicht gehört zu werden. Mel hörte ihn aber, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Es machte sie auf eine seltsame Art glücklich. David lächelte. In seinen Augen waren die zwei das perfekteste Paar das man sich vorstelle kann.

Als Mels Wecker am nächsten Morgen fröhlich zu klingeln begann, gefiel ihr das gar nicht. Sie suchte nach dem Übeltäter, fand ihren armen Kenny-Wecker und haute mit erbarmungsloser Kraft/Wut drauf, woraufhin er keinen Ton mehr von sich gab. Mel drehte sich um und schlief einfach weiter. Genau fünf Minuten später hielt es ihr Radio für angebracht, auf voller Lautstärke loszudröhnen. Mel stand wie hypnotisiert auf, brachte ihr fieses Radio mit einem Knopfdruck zum schweigen und ließ sich dann wieder rücklings ins Bett fallen um weiterzuschlafen. Als dann jedoch um Punkt halb sechs ihre Zimmertür aufgestoßen wurde und ihre Freundin Kamila zu singen und zu tanzen anfing, gab Mel auf. Wie sie ihre Freundin zum schweigen brachte, hatte sie immer noch nicht rausgefunden. "Morgen Süße! Aufstehn!!!! Uni wartet." Schrie Kamila freudig. "Is ja gut." Schrie Mel sauer zurück. "Kriegst du von denen Geld oder was?" dann stand sie wütend auf und zog sich an. Mel hatte beschlossen, sich in sexy Klamotten zu werfen um mal wieder die Jungs auf sie aufmerksam zu machen. Kamila beäugte Mel zwar erst skeptisch, fand's aber dann doch ganz gut. Überaschenderweise saß Moritz am Frühstückstisch als die Mädels aus Mels Zimmer kamen. "Morgen Mädels! Setzt euch, nehmt euch 'n Keks." Begrüßte er die zwei. "Hey Mel! Sieht stark aus!" fügte er sichtlich beeindruckt hinzu. "Danke, danke. Wieso noch hier?" entgegnete Mel und nahm Moritz' Weihnachtsplätzchen an. "Mein Prof is krank. Hat was! Jetzt darf ich sogar noch länger bleiben als ihr!" grinste der und dabei hatte Mel wieder dieses glückliche Gefühl wie am Abend zuvor. "Jaja und wir müssen in die Uni! Toll! Echt super!" jammerte Mel sarkastisch und ließ sich wiedermal nichts von ihrem Glücksgefühl anmerken. Kamila fing an zu lachen und stellte den dümmsten Vergleich der Weltgeschichte auf. Daraufhin schrien Moritz und Mel gleichzeitig: "KAMILA!" Dann wechselten sie einen Blick und lachten. "Oh Gott!" witzelte Kamila daraufhin. "Ich muss hier raus! Love is in the air..." und sie verschwand in die Küche. Mel folgte ihr, immer noch lachend. "Du bist verrückt Kamila." Kommentierte sie, als sie sich etwas beruhigt hatte. Kamila schenkte ihr und sich selbst Orangensaft ein und stellte sich ihr Frühstück zusammen. Mel ging wieder zu Moritz. "Kamila is heut gut drauf..." verteidigte sie ihre Freundin und senkte dann den Blick in ihr Glas. "Aber du bist uns ja gleich los." Fügte Mel noch hinzu bevor sie ihren Saft trank. Moritz ließ anklingen, dass er nichts dagegen hätte, wenn die Mädels noch a bissel länger bleiben würden. "Ich auch net." Sagte Mel ohne sich was dabei zu denken. "Aber unser Prof is net krank." Und damit stand sie auf, brachte ihr Glas in die Küche und die zwei Mädels verschwanden. Moritz seufzte leicht, gab es dann jedoch auf sich die eben gesagten Sätze schön zu drehen und packte ebenfalls sein Zeug für die Uni.

Mels Plan ging auf, die Jungs in der Uni drehten sich fast alle nach ihr um. Kamila schüttelte nur den Kopf als Mel sie anlachte. "Und was is mit Moritz? Der hockt jetzt zu Hause und denkt, er hätte überhaupt..." fing sie an, weiter kam sie nicht weil gerade ihr Schwarm vorbei lief. "Moritz denkt wahrscheinlich: Endlich sind se weg." Kommentierte Mel und lächelte dann Timm, Kamilas Schwarm an. Kamila schenkte ihr dafür einen vernichtenden Blick auch wenn sie wusste ,dass ihre Freundin sowieso nichts von dem jungen Mann wollte, der ihr so gefiel. "Wieso bist du so davon überzeugt, dass Moritz nix von dir will?" fragte sie kurze Zeit später. "Wieso bist DU so davon überzeugt, dass ICH was von ihm will?" stellte Mel die Gegenfrage. Kamila schenkte Mel einen Blick, der sagte: Das ist ja wohl offensichtlich und bog dann in ihren Hörsaal ab. Mel musste noch eine Tür weiter, auch wenn sie Kamila gern weiter befragt hätte.
Als die zwei Mädels sich drei Stunden später in der Bibliothek wieder trafen, hatte Mel das Gespräch vom Morgen jedoch schonwieder vergessen. Sie dachte in diesem Moment viel mehr an die Prüfung, die ihr bevorstand. Kamila traf Mel zwischen einem Stapel Bücher über Anatomie, Chirurgie und Diagnostik an. Mel studierte Medizin und hatte zum ersten Mal Angst vor einer ihrer Prüfungen. "Hey Mel! Schwer am pauken?" fragte Kamila leise genug um die andern Studenten nicht zu stören. "Ja, sieht man doch. Ich hab irgendwie schiss vor dem Test." Kamila schnappte sich einen Stuhl und setzte sich zu ihrer Freundin. "Schreibt ihr jetzt ´nen Test?" fragte sie verwundert. "Ja, sonst würde ich ja net pauken wie ne Verrückte! In Chirurgie, das is Hauptfach!" "Ganz ruhig Mel! Das schaffst du schon!" Kamila klappte zwei der Bücher zu und nahm Mel in den Arm. Mel lachte. "Danke Große! Was würde ich nur ohne dich machen?" - "Du wärst ein wandelndes Medizinlexikon!" gab Kamila zurück und lachte ebenfalls. Dann fing sie an, ihrer Freundin zu berichten, wer alles aus ihrer Vorlesung ein Date mit Mel wollte. Mel schmunzelte bei jedem Namen ein bisschen mehr, bis sie zu dem Schluss kam, ihr Outfit hätte Wirkung gezeigt. "Also, um deine Frage von vorhin zu beantworten: Ich hatte eigentlich nicht wirklich daran gedacht, du würdest was von Moritz wollen, aber nach verschiedenen Reaktionen deinerseits zu diesem Thema, zweifle ich jetzt daran." Fing Kamila plötzlich an. Mel brauchte etwas bis sie wieder wusste, um was es ging. Dann konnte sie antworten: "Moritz is richtig nett, mehr nicht. Wir kennen uns schon so lange... Hättest du recht, wäre schon vorher was gelaufen." Dabei wich Mel Kamilas direktem Blick aus. Daraufhin packte Kamila Mel bei den Schultern und forderte eine 100% Aussage. Mel sagte nur, sie müsse gehen und verschwand.

Als Mel nach Hause kam, war sie erleichtert, da der Test doch nicht so schwer war wie alle dachten, und sie war Happy, wegen der vielen Dates, die sie hätte haben können. Sie hatte allen abgesagt, einfach nur weil sie die Jungs zappeln lassen wollte. Das Haus war leer, dachte Mel. Jo war arbeiten, Katja bei ihrem Freund, David trainierte und Moritz war in der Uni, dachte sie, aber Letzterer saß auf der Couch. Mel kam rein "Ich bin so gut, ich bin so gut." Daraufhin richtete sich Moritz auf, weil er die Stimme erkannt hatte, und sagte nur: "Ich weiß." Mel erschrak leicht. "Du bist da? Prof krank?" entgegnete Mel als sie sich wieder etwas gefasst hatte. "Nee, keine Lust auf die letzte Vorlesung. Wie war der Test?" Mel stellte ihre Tasche ab und zog ihre Jacke aus. Danach ging sie in die Küche und erst dann antwortete sie: "Einfacher als ich gedacht hatte." Moritz sank zurück auf die Couch und studierte weiter die Fernsehzeitung. Mel schnappte sich eine Flasche Wasser und hatte plötzlich eine verrückte Idee. Sie ging zu ihrem Kumpel, setzte sich zu ihm und fing ganz harmlos an zu trinken. Moritz wunderte sich zwar ein bisschen weil sich Mel zu ihm gesetzt hatte, anstatt in den Sessel oder auf die andre Couch, aber es war ihm eigentlich ganz recht, also sagte er nichts. Er machte ihr nur ein bisschen mehr Platz, indem er sich flach an die Lehne legte. "Und was kommt heut im Klotzofon?" fragte Mel gewohnt nebensächlich und lehnte sich zurück, sodass ihr Rücken an Moritz' Becken lag. Das war diesem zuerst unangenehm, aber er nahm es hin. Er merkte nur langsam, wie das Kribbeln in seinem Bauch begann. Mel streifte wie zufällig sein Arm, als er ihr die Zeitung gab. Da er die Ärmel hochgekrempelt hatte, merkte er diesen Hauch einer Berührung und bekam an der Stelle Gänsehaut. Schnell ließ er sein Arm wieder im Pulli verschwinden, damit Mel das nicht merkte und nicht vielleicht noch mal tat. Mel lächelte als sie das aus dem Augenwinkel beobachtete. "Du, Moritz..." fing sie ein Gespräch an. "Jaaa?" fragte dieser gespielt gespannt. "Wie spricht man einen Jungen am besten an?" Mel fand das Thema passend, Moritz stutzte. "Wie meinst du das jetzt?" - "Naja, wenn ich ,ne Verabredung will. Du bist doch ein Junge, wie würdest du angesprochen werden wollen?" Moritz dachte erst, er könnte seinen Ohren nicht mehr trauen, fing dann aber einfach mal an, Mel a bissel zu helfen. Er schloss mit dem Satz: "Manschen Jung musst du auch einfach nur sagen: Hi, wie geht's? oder wenn du mutig bist, sagst du so was wie: Du siehst gut aus, oder so. Das kommt gut an." Mel bedankte sich und schmunzelte verdächtig. "Was is?" fragte Moritz deswegen. Mel lächelte ihn aus vollem Herzen an und sagte dann: "DU siehst gut aus." Dann beugte sie sich vor, und gab Moritz einen Kuss. Aber nur einen kurzen. Als Moritz die Augen wieder öffnete, grinste sie ihn frech an. Ihr Gesicht war höchstens 5cm von seinem entfernt und er spürte, wie das Kribbeln in seinem Bauch fast unaushaltbar geworden war. Er versuchte, zu sprechen, aber er schaffte es nur, den Mund zu öffnen, sagen konnte er nichts. Mels Blick wurde auf einmal ernster. Sie hatte Moritz erst einmal so erlebt, bei seiner ersten Freundin. Damals war er nämlich richtig verliebt gewesen. Alle Beziehungen die danach kamen, waren kurz und mehr eine Verknalltheit. Mel wollte jetzt nichts falsches tun, deswegen machte sie überhaupt nix. In ihrem Kopf flog alles durcheinander. Es erschien ihr so, als wüsste sie überhaupt nix mehr, als könne sie noch nicht mal die einfachsten Matheaufgaben lösen. Moritz ging es nicht viel anders. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte, ob er überhaupt was tun sollte, ob er sie küssen sollte. Sie lagen einen langen, peinlichen Augenblick so da, bis plötzlich die Tür aufging und David seine Erscheinung durch ein lautes Hallo kundgab. Mel stand zögernd auf, schenkte Moritz noch einen tiefen, verwirrten blick und begrüßte dann David in gewohntem Ton. Moritz stand ebenfalls auf, begrüßte seinen Kumpel flüchtig und rannte dann in sein Zimmer. Zuerst wollte David ihm folgen, aber Mel hielt ih zurück.
"Was ist los?" wollte er dann wissen. Mel zuckte mit den Schultern und antwortete "Ich glaube, ich hab was falsch gemacht." Sie brauchte noch einen kurzen Moment, dann fasste sie Mut und fügte zu ihrer Antwort noch hinzu: "Und das muss ich jetzt wieder gut machen." Und damit entschwand sie Richtung Moritz' Zimmer.
Schon als sie seine Tür öffnete, bereute sie diese Entscheidung wieder. Mel war nervös und wusste immer noch nicht was sie machen sollte. Einerseits hätte Mel nie gedacht, Moritz würde was für sie empfinden, andererseits wollte sie nicht ihren besten Freund verlieren. Mel war hin- und hergerissen. Moritz lag auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er musste nicht zur Tür schauen, er wusste das Mel sie geöffnet hatte. David hätte schon längst was gesagt. "Es tut mir leid." Stammelte Mel. Moritz sah sie nicht an als er reagierte "Heißt das: Du wolltest nur ausprobieren ob ich recht hab?" fragte er, wobei er krampfhaft zu unterdrücken versuchte, das seine Stimme zitterte. Er wollte Mel nicht merken lassen, dass er weinte. Sie hörte es trotzdem. "Naja, eigentlich wollt ich nur ausprobieren wie du reagieren würdest." Antwortete Mel kleinlaut. Langsam näherte sie sich dem Bett. "Was hättest du gemacht, wenn ich dich geküsst hätte?" fragte Moritz weiter. Mel schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht... Ich hätte mich wahrscheinlich gefreut." Sie wusste nicht, ob es richtig war, so was zu vermuten. Moritz biss die Zähne zusammen, atmete tief durch und forderte Mel dann auf, zu gehen. Mel tat was man ihr sagte. Sie wollte nicht noch mehr falsch machen. Sie ging in ihr Zimmer, legte sich ins Bett und kauerte sich unter ihrer Decke zusammen. Dann fing sie an zu heulen, sie konnte gar nichts dagegen tun.
Mel wusste selbst nicht, wie lange sie so da lag. Irgendwann hörte sie, dass ihre Zimmertür geöffnet wurde, aber die Tränen liefen ihr weiter leise über ihre Wangen. Ihr Tür wurde sorgfältig wieder geschlossen und jemand schlich sich fast an. Als die Bettdecke vorsichtig zurückgeschoben wurde, konnte Mel aus ihren vertränten Augen nur ein verschwommenes Gesicht wahrnehmen. Erst an der Stimme erkannte sie Moritz. "Nicht weinen." Flüsterte er. "Supergirls don't cry." er strich ihr zärtlich über die feuchte Wange, sie erzitterte unter dieser Berührung. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und sagte das, was sie selbst gerade erst rausgefunden hatte. Mit bebender Stimme flüsterte sie "Ich liebe dich." Moritz zögerte ein Moment bevor er sich zu ihr beugte, doch dann versanken die zwei in ein langen, leidenschaftlichen Kuss.

-Ende-

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.06.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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