ARMANDO:Ich habe schon lange nicht mehr in den Spiegel geguckt!
Ob ich mich wieder erkenne?
meine Identität raubten sie mir!!! alles was mir wichtig war, mich ausmachte!!!
sie begruben mein Willen in diesen dicken Beton Wänden!!!
diese Mauern werden nicht auch meine innere Freiheit einengen!
Ich lasse mir nicht meine Ideale zerstören!!
INGRID: Nach diesen 4 Jahre hier, sind auch meine Sinne ziemlich betäubt mein lieber Freund!
Mit etwas Glück bekomme ich einmal pro Monat das Licht der Welt zu sehen, zumindest für ein Paar Stunden..
Du solltest öfters an all die Sachen denken die dich früher mal inspirierten und dir Kraft schenkten…. Ich tue es auch
ARMANDO: Da hast du Recht, Ingrid!
Aber dieser Mangel an Licht lässt mich matt werden,
gestern träumte ich davon, dass schwarzes Blut aus meinen zerschnittenen Adern floss,
und durch die Angst, daran zu ertrinken bin ich wieder aufgewacht…
ich habe Angst vor der Einsamkeit!
Früher flüchtete ich vor ihr und sieh mich nun heute an…
Was wäre wenn ich nicht deine Stimme hören würde…
INGRID: Du bist deiner Einsamkeit und diesem Grauen nicht alleine ausgeliefert,
mehrere Kameraden teilen unserer Schicksal, das wenige an Hoffnung, das uns
bleibt, darf uns nicht verloren gehen…
ARMANDO: Unglaublich
Ich kann es kaum fassen!! Hoffnung!!!
Dieses Wort hast du seit meinem Aufenthalt hier gemieden!
Ingrid: Man muss da mit solchen Begriffen vorsichtig sein!
Nach so vielen Tagen
Versinke auch ich in der Angst
hier nie mehr lebend raus zu kommen
ich will nicht an meinem eigenen Pessimismus ersticken
Armando: Diese Machtlosigkeit weckt meine tiefste Hoffnungslosigkeit..
Es dreht sich wie tausende Achterbahnen in meinem Kopf!
Kopf - Kopf – Kopf - Kopf
Diese absurde Situation
was sich wohl im Kopf meiner Liebsten abspielen mag?
Ingrid: Diese Frage kenne ich nur zu gut, Armando!
Ich musste mich früher schon mal von meinen Kindern trennen,
sie außer Landes schaffen,
um sie vor den gesichtslosen Gestalten auf Motorrädern
zu schützen…
vor denjenigen, die sich für ein paar Pesos in den Elendsvierteln anheuern lassen
und meine Angehörigen töten wollten…
Armando: Gott, wie schrecklich!
Ja …die Liebsten
meine Liebsten…
Meine Mutter, die schlechteste Köchin der Welt….
Tante Stella, die weise Frau
meine allerliebste Violeta
wir wollten doch zusammenziehen,
in die Hauptstadt;
und dort versuchen, etwas zur Verbesserung unseres Landes beizutragen!
aber nach dieser Entführung kommt für mich nur in Frage unser Glück woanders zu versuchen, mit Violeta aus dem Land zu fliehen…
Ins Ausland!
Ingrid: Ahh…Ausland!; hatte fast vergessen, dass es außerhalb dieser Mauern noch etwas anderes gibt!…
ich weiß du würdest alles geben, um Violeta wieder zu sehen! Ich kenne sie bis ins Detail aus all deinen Erzählungen!
Mit ihr würdest du sogar in den Krieg ziehen, verhungern und sterben, solange sie auf deiner Seite ist…..
Armando, du muss sie mir unbedingt vorstellen, wenn wir hier raus sind!
falls wir irgendwann einmal hier rauskommen sollten
Armando: verdammt, was sie wohl in diesem Augenblick empfinden mag?
Diese Ohnmacht frisst mich auf wie Säure …
Nach 5 Jahren des Zusammenseins scheint alles dahin zu schmelzen…
Gefangen in diesem Raum habe ich sogar die Erinnerung an frische Luft verloren,
an die schönen warmen Sonnenstrahlen,
den Duft vom frischen Obst,
das satte grün der Wiesen,
das Leuchten der funkelnden Sterne,
ich habe alles verloren!!!
Hätte ich mich von der Politik nur fern gehalten….
Ingrid: Dieser Korruptionssumpf,
beherrscht von Cliquenchefs
die unbequemen politischen Hoffnungsträger ermorden!
ARMANDO: zweimal versuchten sie dich zu töten, aber dein Wille ist gross!
Riesengross!
Du hast dein Leben dem Kampf gegen die Korruption gewidmet!
Die tägliche Bedrohung für dich gewählt!
Beide: Jahre eingesperrt Mitten im Niemandsland,
wir dürfen nicht zulassen, dass der Schmerz uns bezwingt!
Ingrid: auf einer Parkbank in der Stadt werde ich meine Schuhe ausziehen
Armando: Ich werde mir die Kleider vom Leib reissen und in das erfrischende Wasser springen
Ingrid: Ich werde barfuss durch das frische kühle Grass gehen
Armando: Und ich mich frei-und reinschwimmen wie ein Delphin
BEIDE: Ich werde erwachen beim Zuhören deines Lachens, den Gesang der Freiheit hören…
Ich werde dir sagen, dass mein Winter zu Ende ist, dass ich jetzt im Roulette des Lebens auf Freiheit setze!
Freiheit!!
MEINE FREIHEIT!!!
(für Ingrid/N.B.)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.06.2006.
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