Eleonore Görges

Ein schöner Sommer-Samstag

Heute ist Samstag, einer dieser schönen Sommer-Samstage, an denen, wenn man die Augen aufmacht, schon die Sonne durch das Fenster lugt und einem freudig begrüßt. An dem die Vögel besonders geschwätzig sind, weil sie schon viel eher bemerkt haben, dass es ein schöner Sommer-Sonnen-Samstag wird.

Es ist also Wochenende, irgendwie liebe ich Wochenenden, schon seit zig Jahren. Das ist wohl so, wenn man immer berufstätig ist, man mag diese freien, ungezwungenen Tage, an denen man einmal nicht m u s s, sondern tun und lassen kann, was man will.
Und da heute ein Sonnen-Samstag ist, habe ich mich entschlossen, nach dem Frühstück in den Nachbarort zum Markt zu fahren. Markt, herrlich bunt, duftend, viele Menschen und viel Leben – und besonders schön und lebhaft an einem Sonnen-Samstag.

Also machte ich mich nach dem Frühstück, welches ich am Wochenende auch besonders mag, weil es da immer frisch duftende Brötchen gibt (ich habe sie vor langer Zeit einmal „lachende Brötchen“ getauft und seither nennen wir sie auch so), ländlich chick, passend für einen Markt eben, stattete mich noch mit einem schönen Einkaufskorb aus, denn der macht sich auf einem Markt immer besonders gut – dann setzte ich mich in mein Auto und fuhr los.

Ein paar Nachbarn schliefen noch, denn es ist ja Samstag, vielleicht wissen sie noch gar nicht, dass es ein Sonnen-Samstag ist, sonst wären sie sicher auch schon aufgestanden, um den wunderschönen Tag zu geniessen, diese herrliche Luft einzuatmen, dieses Licht zu sehen, dieses freie Gefühl zu fühlen –und vielleicht sogar, um lachende Brötchen zu essen.

Unterwegs genoss ich die schönen Vorgärten, die voller Blüten sind und auch das Grün der Bäume und Sträucher ist noch schön frisch, weil es noch Frühsommer ist. Alles leuchtet und strahlt in einem ganz besonderen Licht und es liegt eine Leichtigkeit in der Luft, die man einfach fühlt und gerne aufnimmt.
Auf der Landstrasse blühen am rechten Wegrand einige Mohnblumen, fast wie Soldaten stehen sie über ein paar Meter aufgereiht, eine nach der anderen, manchmal stehen auch zwei oder drei zusammen. Heute Morgen waren sie besonders schön, denn die frühe Sonne hat sie irgendwie grazil wirken lassen, fast filigran und zerbrechlich. Dabei bewegten sie sich im leichten Wind, nicht wie Soldaten, sondern wie eine Gruppe graziöser Tänzerinnen, im gleichen Rhythmus – es sah so leicht aus und beflügelte mich.

Ein paar hundert Meter weiter fuhr auf dem Radfahrweg ein Junge, so ca. 12 Jahre dürfte er jung sein – von weitem schon sah ich, wie er diesen Sonnen-Samstag begrüßte und auch genoss. Er fuhr mit seinem Fahrrad und es sah aus, als ob er flöge, denn er hatte beide Arme weit ausgebreitet, radelte vor sich hin und zeigte mir so seine Lebensleichtigkeit, die sich auch wieder auf mich übertrug.Ob er auch von den tanzenden Mohnblumen beflügelt wurde?
Für mich sah es jedenfalls so aus.

Noch froher gelaunt, als bei meiner Wegfahrt zu Hause, kam ich auf den Markt – ach dieses bunte Treiben, ich habe es immer schon geliebt. Marktstände unter bunten Schirmen sind bestückt mit Obst und Gemüse, mit duftenden Kräutern und Gewürzen und auch mit Blumen, die natürlich mit ihrer Pracht alles überbieten.
Die Menschen sind geschäftig, aber auch geschwätzig, manche sind in Eile, andere wiederum nehmen sich die Zeit für einen Plausch, oder einfach, um das ganze Flair zu geniessen.
Irgendein Kuchen- und Brotstand bietet sogar frischen Kaffee an und dieser Duft zieht mir so intensiv in die Nase, dass ich ihm nicht widerstehen kann und mir die Zeit für eine Tasse Kaffe nehme, obwohl ich zu Hause ja schon zwei Tassen getrunken hatte. Dieser Kaffe aber, dieser Duft, dieses Umfeld – da konnte und wollte ich nicht widerstehen – und er schmeckte auch so, wie ich mich fühlte, einfach supergut.

Meinen Einkaufskorb habe ich dann bestückt mit neuen Pfälzer Kartoffeln, mit frischem Freilandsalat und den dazugehörenden Kräutern, dann noch ein paar Tomaten und eine Salatgurke und zur Krönung noch frischen Stangenspargel.
Als i-Tüpfelchen habe ich noch zwei Schalen Erdbeeren gekauft, die mir so wunderschön rot entgegenlachten . Jetzt kann man sie kaufen, denn jetzt werden sie nicht mehr importiert, sondern wachsen in unserem Umfeld und schmecken dementsprechend gut.

So richtig tief zufrieden, schwer tragend an einem gut gefüllten Marktkorb, machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto, aber nicht, ohne vorher noch mal einen Blick über dieses herrlich bunte Treiben zu werfen und es in mich aufzusaugen, um noch eine Weile geniessen zu können.

Wer weiss, wann es wieder einen so herrlichen Sonnen-Samstag gibt, an dem einfach alles stimmt

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.06.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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