Neulich habe ich ihn wiedergesehen.
So ganz zufällig, als ich grade beim Kaufhof mein neues Parfüm bezahlte. Bezahlt per Eurocard, natürlich mit Paybackpunkten und Prozenten.
Was heißt unbezahlbar?
Ein Parfum unbezahlbar? Nein, natürlich wäre es nicht unbezahlbar gewesen, immerhin verdiene ich Geld, weil ich arbeite. Aber ich überlege natürlich trotzdem, was nötig ist und was nicht. Manchmal werden dann, wenn ich die Notwendigkeit einer Anschaffung bedenke, Dinge bezahlbar oder eben nicht.
Die Notwendigkeit dieser Anschaffung war ganz einfach. Mein Liebling liebt diesen Duft an mir. Das allein schon rechtfertigt die Anschaffung.
Außerdem rechtfertigt diese Anschaffung die Tatsache, dass ich eine Frau bin. Ich hülle mich gerne in Düfte, schminke mich gerne und ziehe mich sogar manchmal gerne schick an.
Nicht immer, weil ich Zweckmäßigkeit mindestens ebenso gerne habe, wie Luxus. Luxus ist schlicht teurer als Zweckmäßigkeit. Und deshalb überlege ich schon, was ich zweckmäßig oder notwendig oder einfach zu teuer finde.
Für mich, für meinen Mann, für mein gutes Gefühl. Und für sein gutes Gefühl.
Es ist gut, mich im Arm zu halten und schöne Worte zu sprechen.
Leise und schmeichelnd.
Auch daran ist nicht verwerfliches. Finde ich. Es gehört dazu, sich selbst in eine angenehme Position zu stellen, um angenehm auf die Menschen zu wirken, die man selbst als sehr angenehm empfindet. Die man liebt.
Ich hatte immer geglaubt, eine Begegnung mit ihm würde mich aus meiner, damals mühsam wiedererlangten Fassung bringen. Was hatte ich gelitten. Wie sehr hatte er mir wehgetan.
Glaubte ich damals zumindest. Ich glaubte wirklich, er hätte den aktiven Part übernommen, mich aus seinem Leben zu kicken, mit seiner Art, alles in Beziehungen sehr einfach zu betrachten und sich so wenig wie möglich festzulegen. Damals meinte ich, nicht ohne ihn sein zu können. Wollte ihm beweisen, dass es nichts besseres für ihn geben konnte, als mich selbst. Kindlicher Glaube – wie wenig erwachsen ich doch damals war.
Es gibt sie tatsächlich, diese Partnerschaften, in denen jemand auserkoren ist, zu leiden. Und der andere vorgibt zu lieben, sich aber nur selbst liebt. Ohne böse Absichten, sicherlich. Und beide Parts sind aktiv – der eine lebt, der andere leidet.
Ich hatte mich daran gewöhnt, aktiv zu leiden, verlernt den Wohlgeruch vom Dunst zu unterscheiden. Verlernt, klar zu sehen, dass ich - und nur ich – für mein eigenes gutes Gefühl Sorge tragen musste.
Ich spürte kein innerliches Ziehen in der Herzgegend, fühlte mich nicht schlecht, mein Magen rebellierte nicht und ich hatte keinen Kloß im Hals.
Wie ein Parfüm, das nicht die vermutete Intensität hat, die man sich selbst eingeredet hatte.
Fortgewedelt – mit einer einzigen Handbewegung vor der Nase, wie um ein lästiges Insekt zu vertreiben.
Passte dieser Duft doch sowieso nicht zu mir. Dinge, die nicht dem Wohlgefühl zuträglich sind, verdienen es nicht, wie ein wertvolles Parfüm mit Behutsamkeit behandelt zu werden. Die Notwendigkeit des Besitzes dieser Flasche war überflüssig geworden. Sie war ja schon in Vergessenheit geraten. Nichts rechtfertigte mehr, Platz dafür aufzuheben. Nichts rechtfertigte mehr, diesem Duft noch Belang zu verschaffen.
Einer Eingebung folgend nahm ich die kleine hübsche Schachtel, die ich soeben gekauft hatte aus der Tüte, entfernte das Cellophanpapier und öffnete die Verpackung.
Die Kassiererin beobachtete mich, hatte sie meine Blicke gesehen und meine Gedanken erraten?
Lächelnd fragte sie, ob sie die Verpackung gleich hier im Geschäft behalten sollte?
Ja, sagte ich, das wäre sehr nett. Und lächelte zurück.
Ich lege es gleich an. Wissen Sie, ich liebe diesen Duft. Er ist kostbar. Und er passt so gut zu mir.
© Birgit Seitz 30.05.04
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.06.2006.
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