Annalena Harbecke

Der Hof


Das leise Plätschern des schmalen Baches durchzog die Stille, die sonst nur von dem musikalischen Gesang der zahlreichen Vögel durchdrungen wurde, die in den Ästen der alten Linde saßen. Eine leichte Brise die diese lieblichen Töne sanft vor sich hertrug streifte Alfreds Gesicht, wie die liebkosende Hand seiner Frau, so zart und weich und warm.
Ein dezenter Duft von Rosen und anderen Blumen lag in der Luft. Ein Duft den das schönste Parfum nicht wiedergeben konnte.

Alfred atmete tief durch und legte den Kopf leicht in den zarten Windhauch. Seine halb geschlossenen Augen nahmen die grünen, saftigen Weiden und vereinzelten Bäume nur verschwommen wahr.
Er kannte diese Weiden so gut, dass er sie mit ganz geschlossenen Augen hätte genauso gut sehen können. Die Weiden, die seine Heimat waren.

Als Kind hatte er hier, zu den Füßen seiner Großeltern, die sich an den jungen Fratz erfreuten, mit Steinen und Eicheln gespielt.
Nun war er der Großvater, aber kein kleiner Fratz spielte zu seinen Füßen. Bloße Erde, nichts als Staub.

Wie stolz war er gewesen, als er das erste Mal alleine das Vieh hüten durfte, dass auf den Weiden graste. Ein leises Lächeln überflog sein Gesicht, als er sich an diese schönen Tage erinnerte. Tage voller Frieden und ohne Sorge.
Nun hütete niemand mehr das Vieh, die Weiden waren leer.

Auf dieser Bank auf der er saß, unter der alten Linde im Hof, hatte er seiner Frau den Heiratsantrag gemacht. Er hatte ihr den schönsten Ring geschenkt, den er sich leisten konnte, aus echtem Gold, mit einem kleinen, roten Stein.
Er erinnerte sich noch sehr genau daran, wie schön sie ausgesehen hatte. Ihre langen blonden Locken bewegten sich leicht im Wind und ihr strahlendes Lächeln hatte den sonnigen Tag noch heller und viel schöner werden lassen.
Dieses Lächeln fehlte ihm, ihm fehlten auch die Locken, die später zwar grau und stumpf, aber immer noch so schön gewesen waren.

Seine Tage waren dunkler geworden, seit diesem einen im letzten Winter. Die Sonne schien nicht mehr so hell, die Vögel sagen nicht mehr so fröhlich und die Weiden waren nicht mehr so grün. Selbst die Bank schien kalt und leer. Zuviel Platz für eine Person. Die Leere neben ihm schien ihn zu erdrücken. Keine Hand mehr zu halten, keine Wärme. Niemand da, der den Hof nach ihm weiterführen würde.

Alfred richtete sich auf, schaute auf die Weiden, auf denen schon lange kein Vieh mehr graste und wieder verschwamm sein Blick.

Als ich diese Seite fand, wollte ich unbedingt etwas veröffentlichen und da ich keine Kurzgeschichte in petto hatte, habe ich schnell eine geschrieben.
Sicherlich noch verbesserungswürdig, über Meinungen und Kritik würde ich mich freuen!
Annalena Harbecke, Anmerkung zur Geschichte

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