Karin Arndt

Arbeitslosenblues


Ich wache auf, aber öffne noch nicht die Augen. Ich drehe mich noch mal um, ich hab ja Zeit. Nach einigem Gewälze schaue ich dann doch mal auf den Wecker. 11:32 Uhr. Naja, was soll’s, will ich wohl mal aufstehen. Aber nicht jetzt sofort. Ich mache das Radio an und bleibe im Bett liegen. Der Kleine hat das natürlich mitbekommen und pocht erst zart an der Tür, dann immer bestimmter. Begleitet wird dies von seinem fordernden „Mau,mau!“.
 

 
Ok,ok, ich steh ja auf. „Guten Morgen, mein Kleiner“, sage ich, als ich vom Schlafzimmer ins Bad schlurfe. „Mau, mau….rrrrt!“ „Ja, du kriegst gleich dein Frühstück.“
 

 
Ich mache das Radio im Bad an, stelle mich unter die Dusche und überlege, wie ich diesen Tag wohl rumkriegen könnte. Saubermachen? Nö, keinen Bock. Vielleicht irgendwas einkaufen. Könnte ja was Nettes kochen. Nö, für mich alleine lohnt das nicht. Hm, mal sehen.
 

 
Jetzt erstmal frühstücken und Fernseher an. Britt- Der Talk um eins, Thema: Hör auf mit deinen Beleidigungen, du Drecksau.“ Meine Fresse, sind das wieder Freaks. Wo gabeln die bloß solche Leute auf? Ist ja echt nicht zum aushalten. Mal durchzappen. Sat 1- Mittagsmagazin mit einem unglaublichen Gewinnspiel. Die stellen da ähnlich intelligente Fragen wie bei Britt (z.B.: Wie viele Monate hat ein Jahr? A: 10, B: 12). Wie schlimm kann’s eigentlich noch werden? Weitergezappt- alles Unterschichten- Hausfrauensendungen oder irgend so’ ne Rentnerscheiße auf den Öffentlichen. Egal, kuck ich halt Kallwass.
 

 
Ich leg mich auf die Couch und lasse mich in die übliche Lethargie fallen, in der ich fast alle Sendungen ertragen kann. Danach läuft eine dieser Gerichtshows. Klar, die nehm ich auch noch mit. Was soll ich sonst auch machen, um die Zeit tot zu schlagen?
 

 
 Werd mir mal den Laptop holen und im Internet nach Stellen suchen, auch wenn ich weiß, dass es da nichts gibt. Hab ja schließlich gestern erst gekuckt. Egal, ein bisschen Hoffnung ist da immer. Und wird wieder mal enttäuscht. Wieder mal frustriert stelle ich den Laptop zur Seite und überlege, mir ne DVD zu leihen. Für heute abend. Aber was? Irgendwas horromäßiges wäre schon gut, damit hier mal was passiert. Gähn! Aber jetzt noch nicht. Ich schmeiß mal ne Maschine Wäsche an. Ist zwar noch nicht so viel, aber irgendwas muß ich ja machen.
 

 
Laufe schon den ganzen Tag in T-Shirt und Trainingshose durch die Gegend. Stimmt nicht, die meiste Zeit liege ich ja. Warum ruft Thomas eigentlich nicht an? Der könnte sich ruhig mal melden. Ob ich ihn anrufe? Nee, will ja auch nicht stören. Ach was soll’s. Rufe ihn jetzt an, bevor ich hier völlig vereinsame.
 
Hm, blödes Gespräch. Hatten uns irgendwie nicht richtig was zu sagen. Soll heute abend nochmal anrufen.
 

 
Na gut. Was jetzt? Weiter abhängen. In die Glotze schauen. Könnte ja auch eigentlich Katrin mal wieder anrufen. Nee, die ist jetzt eh am Arbeiten oder beim Pferd, da stör ich auch nur. O Mann, ich könnte hier echt die Wände hochgehen. Gib mir doch mal einer was zu tun! War das noch schön, als ich das viele Gras aus Holland hatte. Da wusste ich, wie ich den Tag rumkriege. Da habe ich immer schön von Tüte zu Tüte gelebt und mich während der Breitphasen auf dem Sofa wohl gefühlt. Da hatte ich kein Problem damit, mir diesen Medienmüll reinzuziehen.
 
Ja gut, ist aber jetzt halt auch nicht. Fahr ich halt zu Aring und hol mir einen hoffentlich guten Film, damit der Abend nicht ganz so deprimierend wird.
 

 
Auf dem Weg hole ich mir ne Pizza. Da geht wenigstens noch ein bisschen Zeit drauf und ich sehe mal was anderes. Was anderes! Den Supermarkt, wie aufregend.
 
Meine Güte, was gäbe ich dafür wieder nen Job zu haben, was Produktives leisten zu können. Wofür bin ich eigentlich nütze? Ok, ich mache den Haushalt, das ist für Thomas schon angenehm, dass er sich da um nichts kümmern muß. Aber das ist jetzt nicht wirklich ne ausfüllende Tätigkeit, wobei man ne gewisse Befriedigung empfindet. Muß halt gemacht werden und ich machs, weil ich eh nix zu tun habe.
 

 
Würde gern mal wieder was richtig Nettes mit Thomas unternehmen. Wenigstens am Wochenende oder an seinen freien Tagen mal ne Abwechslung. Aber da wird wohl nix draus. Der ist ja immer so kaputt und will sich nur ausruhen, wenn er zu Hause ist. Kann ich ja verstehen, ging mir ja damals auch so. Ich versuche ja auch, darauf Rücksicht zu nehmen und ihn nicht mit meinem Kram vollzuballern, Aber oft gelingt mir das nicht. Hngrrr- verdammte scheiße, ich muß mal hier raus!!!
 

 
Jetzt ist es gleich 18:30 Uhr und die Simpsons laufen. Die Pizza backt im Ofen. Weiß nicht, habe mich früher mehr über Simpsons gefreut, alles schon zu oft gesehen. Ist irgendwie auch langweilig. Zur Pizza trinke ich ein Glas Wein. Schmeiße den Film rein. Pfff, irgendwie ist der auch öde. Hab das auch alles schon so oft in so vielen Varianten gesehen. Trink ich halt noch n Wein, um mich schläfrig zu machen, damit diese Unruhe endlich mal weg ist. Nach dem Film rufe ich Thomas an. Wieder mal heftige Sachen bei ihm an der Arbeit passiert. Steffen spinnt echt!
 

 
Packe mich wieder aufs Sofa und hoffe, dass wenigstens das Spätabendprogramm was hergibt. Der Kleine legt sich auf meine Beine und schläft. Das ist schon süß. Wie erwartet ist das Programm nicht toll, aber man kann damit den Abend rumkriegen. 23:30 Uhr. Soll ich ins Bett gehen? Nee, wozu. Dann wache ich morgen früher auf und der Tag wird noch länger. Rauch ich halt noch eine. Auf Kabel 1 läuft irgend so n Fickelfilm, ganz schön blöd. Dabei fällt mir allerdings auf, dass es bei uns auch schon wieder ganz schön lange her ist. Mann, hätte auch gern mal wieder geilen Sex mit Thomas. Vielleicht morgen, wenn er von der Arbeit kommt. Aber wahrscheinlich wohl eher nicht. Noch mehr Unzufriedenheit. Noch eine rauchen, noch ein Glas Wein. Gleich ist es 1 Uhr, da kommt Domian (ich nenne ihn immer Dummian). Vielleicht erzählt ja einer der Anrufer ne interessante Geschichte. Ist aber eh fast immer das gleiche. Ach, ich habe solchen Liebeskummer…Dummes Gesülze. Ich kuck’ s mir trotzdem bis zum Schluß an. Um 2 Uhr gehe ich ins Bett, wie fast immer.
 

 
Hier Kleiner, dein Gute- Nacht- Leckerlie, schlaf schön. Unzufrieden, deprimiert und irgendwie nicht richtig müde liege ich im Bett.
 

 
Was kann ich morgen bloß machen?
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Seit Menschengedenken wurden Geschichten über die Lust in der Liebe verfasst. Fand der Leser früher die lustbetonenden Texte noch eher versteckt unter dem Deckmantel der damals gängigen literarischen Sprache und konnte nur erahnen, was der Schreiber damit eigentlich ausdrücken wollte, so ist dies heute "Gott sei Dank" nicht mehr von Nöten. Erotische Literatur hat sich dem Wandel der Zeit unterworfen. Was damals in Gedichten und Balladen gepriesen wurde, nämlich wie lustvoll die Erotik ist, wird heute in aller Deutlichkeit in erotischen Geschichten wiedergegeben. Fasziniert hat sie die Leser in jedem Jahrhundert.

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