Marcel Ohler

Im Banne des Lichts

Ja, ich habe es gesehen. Habe es gespürt, gefühlt. Diese Wärme, diese gleißende Wärme. Wie die Strahlen der Sonne berührte sie die Sanftheit meiner Haut. Dank ihrer Konsistenz konnten sich meine unzähligen Härchen, welche sich geradlinig aus den zusammengezogenen Poren hinauf in die Lüfte erstreckten, gleichmäßig beruhigen. War die Kälte, fiebrig zitternd überstanden. Wo bin ich? Der Raum war dunkel. Unheimlich dunkel. Kaum das ich meine Hände vor Augen wiedererkannte. Mein Verstand hüllte sich in lautloses Schweigen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Was war bloß mit mir geschehen? Ich tastete mich an glattgezogenen, kahlen Wänden blindlinks durch mein Schicksal. Kein Fenster, kein Loch oder noch so kleinste Ritze verriet mir den momentanen Aufenthalt. Meine gegenwärtige Lage. Unbehagen sorgte für eine schlimme Befürchtung. Gefangen! Ja, ich war ein Gefangener. Gefangen im Nichts. Im Nebel des Vergessens. Ich wunderte mich über diese spontan, literarische Eingebung, da ich im Allgemeinen reichlich wenig mit diesen Bücherwürmern und Stubenhockern zu tun hatte. Schließlich sah ich mich gezwungen, die Ohren zuzuhalten. Schienen meine Sinne vor Schmerzen zu schreien. Alles werde ich sagen, sollte man mich verhören, alles. Kein mir bekannter Name durfte verschwiegen werden, sofern sich daraus eine spürbare Erleichterung ergab. In rasch, abfallenden Szenarien überfiel mich vergangenes Gedankengut. Völlig unvorbereitet, sodass nur unzureichend Zeit übrig blieb, eine korrekte Zuordnung vorzunehmen. Stand ich etwa dem Tode nahe? Man kannte doch diese Aussagen. Jeder der nahe genug am Abgrund stand, erzählte von plötzlichen Persönlichkeitsfilmen. Eine Biographie erlebter Höhepunkte.

Bei Gott, es war soweit. Ich erkannte einen riesigen Krater, inmitten einer bewälderten Landschaft. Vermutlich der Einschlag eines Kometen, Millionenjahre vor unserer Zeitrechnung. Doch was hatte er mit mir zu schaffen? Der Trichter eines Kometen, wie absurd und befremdlich. Keine zehn Kühe könnten mich in diese Ödheit treiben. Zwei Personen, schattengleich umrundeten das Gebilde. Suchten wahrscheinlich eine passende Position für ihren Abstieg. Was habe ich da gesagt? Woher wollte ich das wissen? Es konnten genauso gut zwei Selbstmörder sein, die sich aufmachten einen besonderen Suizid zu vollziehen. Ich schüttelte den Kopf. Welch ein Unfug. Wie krank musste ich sein, für soviel Blödsinn. Da, Stimmen! Ich vernahm Stimmen, laut und deutlich. Wortfetzen, die sich zu vollständigen Sätzen formten.

            „Irgendetwas muss 1908 hier geschehen sein. Die Frage ist nur was. Schon seit Jahrzehnten tauchten immer wieder die verschiedensten Hypothesen auf.“
            „Und welche von denen ist deine?“
Er lachte. 
            „In Anbetracht der Augenzeugenberichte, in denen von einem länglichen Objekt samt bläulich-weißem Licht die Rede war, von einer übernatürlichen Lebensform. Auch auf die Tatsache hin, dass du mich für verrückt hältst, Steve, die Existenz ferner Kulturen ist möglich, hundertprozentig.“
            „Sam, wie lange kennen wir uns schon?“
            „Eine ganze Weile.“ 
            „Richtig, also wieso sollte ich dir in irgendeiner Form widersprechen, zumal ich selbst desgleichen für möglich halte. Uns fehlt nur noch der Beweis.“
            „Ich hätte nichts anderes erwartet.“
Sam war zufrieden. 
            „Siehst du den Wald dort drüben oder vielmehr das, was von ihm übrig blieb.“ Steve nickte. Sam deutete auf die vor ihnen liegende Fläche eines scheinbar abgerodeten Waldes. 
            „Wir haben´ s wohl gleich geschafft?“ 
            „Ja, der Krater ist nicht mehr weit.“

            „Steve, Steve“, stotterte ich. Ein Gefühl von Vertraulichkeit beschlich mich. Möglicherweise war es mein Bruder, mein Vater oder Onkel? Erinnere dich, du Narr! In fester Absicht, die eigene Unwissenheit zu bekämpfen, schlug ich mir auf die Stirn. Immer und immer wieder. Hoffend einen Geistesblitz zu erhaschen. 
            „Steve, Steve“, fuhr ich unentwegt fort.
Das Gespräch der Beiden ging weiter.

            „Der Legende nach, muss es genau hier passiert sein.“ 
            „Bist du dir sicher?“
Sie hatten ihr Zielgebiet erreicht. Endlich, nach Monaten und Tagen intensivster Vorbereitung. Die Expedition musste ein Erfolg werden, komme was wolle. Ihr guter Ruf stand auf dem Spiel. Längst hatten sich die vergangenen Triumphe verflüchtig, waren neue Taten gefordert. Die Presse wartete förmlich darauf. Weshalb eine Enttäuschung auch das entgültige Aus ihrer beider Karrieren bedeutete. Doch wollte man sich angesichts der gegebenen Verhältnisse nicht darüber äußern.  
            „Absolut. Alle Zeichen deuten darauf hin.“ 
            „Zeichen?“, hackte Steve nach. 
            „Ja, sieh dir die Kanten an. Zwar scheinen sie jetzt verwittert, doch zum Zeitpunkt des Aufschlags ...!“ 
            „Ich hab´ s!“, schrie Sam, „Dort müssen wir runter. Gib mir das Seil. Mach es mit dem Hacken am Boden fest.“ 
            „Wird es halten?“ 
            „Frag nicht so blöd, natürlich. Hast du etwa Angst?“ 
            „Wenn ich´ s mir recht überlege.“ 
            „Du bist ein Idiot, Steve, komm, abwärts.“
Kraftvoll rammte Steve den Hacken in den noch feuchten Waldboden, befestigte das Seil mit dreifachem Knoten und sicherte für Sam den Abstieg, um sodann hinterher zuklettern. Die Ausmaße des Trichters hielten sich in Grenzen, zumal man größeres gewohnt war, doch verlieh eine unheilvolle Stille der Örtlichkeit etwas Besonderes. 
            „Wie findest du ihn?“ 
            „Er ist einfach, einfach überwältigend.“ 
            „Ja, das ist er.“ 
            „Hammer!“, sagte Sam forsch und hielt Sam eine fordernde Hand vor die Nase. 
            „Ich werde ein paar Gesteinsproben entnehmen, für später.“ 
            „Klar“, entgegnete Steve. 
            „Vielleicht lassen sich Rückschlüsse auf die Herkunft ziehen. Die Bestätigung meiner Theorie.“
Plötzlich erhob sich ein Schrei inmitten des grau bedeckten Himmels. Erschreckend und merkwürdig zugleich, ähnelte er weder Mensch noch Tier. 
            „Was war das? Hast du das gehört?“. Sam wirkte sichtlich beunruhigt. 
            „Keine Ahnung.“
Anspannung machte sich auf ihren Gesichtern breit. Vergeblich lauschten sie dem weiteren Treiben, in bitterer Nachdenklichkeit. War man zu weit gegangen? Hatten sie etwas Schändliches getan? Doch es blieb still. Zu still. Der Schrei hatte sich zum einmaligen gewandelt. 
            „Wird schon irgendwas gewesen sein. Erst letzte Woche brachten sie in den Nachrichten was über übernatürliche Phänomene. Das meiste, das man so mitbekommt, als das Ufozeug und so, ist alles andere als Übernatürlich.“
Sam hortete zwei faustgroße Brocken vom Boden des Kraters. 
            „Wart es ab Steve, ich glaube wir werden die Ersten sein.“
Er lachte. 
            „Hey, mal was ganz Neues.“
Steve deutete auf eine bislang nicht beachtete Höhle gegenüber von ihnen.
            „Ich werde verrückt, eine Höhle. Die Götter meinen es gut mit uns, Steve.“ 
            „Wie kommt die denn hierher?“ 
            „Eine Eruption muss sie freigelegt haben. Auszuschließen, dass sie später entstanden ist, als der Krater.“ 
            „Du meinst, sie ist mit dem Einschlag entstanden?“ 
            „Nein, vermutlich existierte sie bereits, als der Komet aufprallte, stürzte ein und wurde unlängst durch Einwirkung von Naturgewalten vom Schutt der Versiegelung wieder befreit.“
Sam´ s Erklärung klang einleuchtend. 
            „Sollten wir sie uns mal ansehen?“ 
            „Gute Idee“, antwortete Sam.
Erwartungsvoll machten sie die Beiden auf den Weg.

Sie gehen zur Höhle. Ich hab kein gutes Gefühl dabei. Ein klitzekleiner Funke Angst beseelt mich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie außer einer lauernden Gefahr, anderes finden werden. Tut mir leid, Jungs, aber in diesem Fall kann ich euch  nicht helfen. Da müsst ihr schon selber raus. Tut mir leid. Ich möchte jetzt nicht in eurer Haut stecken. Eher würde mich interessieren, wer mich hier festhält und weswegen. Seht sie euch an diese Dummköpfe, riskieren ihr Leben, allein für ein bisschen Ruhm. Reicht ihnen wohl nicht, dass sie den Krater hinabgestiegen sind. Es ist doch stets dasselbe, kriegt man den Finger, will man gleich die ganze Hand.

            „Gib mir die Taschenlampe.“ Sam leuchtete hinein. 
            „Kannst du was erkennen?“ 
            „Noch nicht. Warte ich geh hinein.“
Steve hielt sich zurück. Er war froh, dass Sam seine Feigheit übersah. Dass sein Eifer ihm immer spezielle Punkte verbarg. 
            „Mein Gott, Steve, komm’ her, das musst du sehen.“ 
            „Kannst du´ s beschreiben?“ 
            „Komm einfach her und schau dir das an. Du würdest deinen Augen nicht trauen.“
Nur zögernd leistete Steve der Anweisung Folge. Orientierungslos näherte er sich dem flackernden Licht der Taschenlampe, welche am anderen Ende der Höhle unkontrolliert in alle Richtungen tänzelte. 
            „Erfasst du es?“ 
            „Nein.“
Sam leuchtete in die Dunkelheit. 
            „Das ist ...“
Mit staunender Mimik erspähte Steve, die unbekannten Ausläufer der Grotte. Schroffe, grün befleckte Felswände spiegelten sich im zaghaften Lichte eines unterirdischen Sees. Erweckten den Eindruck des Verborgenen, des Geheimnisvollen. Steve war von Anfang an begeistert, geradezu hingerissen, jedoch stark genug, seine Freude äußerlich zurückzuhalten. Fasziniert über diesen einzigartigen Fund, dachte er an die Publicity, die ausgiebigen Pressekonferenzen, die sie gäben würden, um ihre eigene Perfektion öffentlich unter Beweis zu stellen. Sämtliche Einwände der Journalisten waren mit einem Male Schnee von gestern. Sie hatten es geschafft. Nur Wenige vor ihnen konnten sich dergleichen Taten rühmen. Ob es Lebewesen gab, unbekannte Tierarten, die nur darauf bauten, katalogisiert zu werden? Steve verfiel in wildesten Spekulationen. Noch nachfolgende Generationen würden ihre Namen in Stein meißeln. Auf gleicher Stufe wie Einstein oder Newton. Ja, es war ein glanzvoller Tag in ihrer ungeschriebenen Biographie. Die Dürre vegetierte zur Oase. 
            „Wir müssen den See untersuchen. Falls wir auf eine fremde Spezies stoßen, wäre das unser beider Zenit.“
Sam kniete sich ans Ufer und befüllte einige Plastikröhrchen für nachhaltige Laborversuche, in deren Verlauf die Qualität und etwaige Bestandteile des Wassers präziser lokalisiert werden sollten. Jäh erhallte leises Geplätscher, wie ein Schwimmer der gemächlich seine Runden dreht. Danach ein Schleifen, als würde jemand sein abgefaultes Holzbein hinterher ziehen. 
            „Ein Tier?“
Sam blickte zu Steve. 
            „Vielleicht.“ 
            „Es kam von dort drüben.“
Er marschierte nach rechts. Steve´ s Herz pochte bis zum Hals. Zum Glück wusste niemand über seinen verkümmerten Mut bescheid. Er hasste es nämlich, sich andauernd beweisen zu müssen. Neue Herausforderungen in Angriff zu nehmen. Die höchsten Berge, die tiefsten Schluchten rund um den Erdball zu bezwingen, nur der Persönlichkeit wegen. Allein für seine Familie war es ihm wert, solcherlei Aufwände anzustreben. Könnte er dem etwas entgegensetzen? Seine miserable Schulausbildung etwa? Oder seine abgebrochene Schlosserlehre? Jetzt erst begriff er die Worte seines Vaters, der meinte, dass ein anständiger Beruf das non plus ultra sei. Damals, als junger Heißsporn lachte er noch darüber. Verstand er sich doch als Abenteurer, ohne wirkliches Zuhause. 
            „Eine Pflanze, Steve, es ist ein lebender Organismus!“
Steve eilte herbei. 
            „Schau!“, sagte Sam erfreut.
Ein kleines Pflänzlein, grünstängelig, mit roten, rundlich zusammengepressten Blüten erwuchs am Beginn einer im Schwarz schmal, abfallendenden Schleifspur, ähnlich der Furche eines Pfluges. 
            „Das Geräusch musste von ihr gekommen sein.“ 
            „Wunderbar. Sofort ausreißen und mitnehmen.“, befahl Steve.
Gleichsam grob griff Sam nach dem zierlichen Gewächs, als es seine Mitte öffnete, wie Menschen ihren Mund und ein aalglatter Wurm, spitz gezahnt, nach Sam´ s Finger schnappte. Kaum, dass er sie reflexmäßig zurückziehen konnte, hatte das Biest ihm bereits einen abgebissen. Ein schmerzerfüllter Schrei durchdrang die Höhle. 
            „Er hat meinen Finger. Diese Mistgeburt hat meinen Finger. Schnell gib mir das Verbandszeug. SCHNELL!“ 
In Strömen, soweit Steve das in der Dürftigkeit der Sicht beurteilen konnte, glitt das Blut an seinem Arm herab und sorgte für eine ziemliche Sauerei. Eiligst streifte er seinen Rucksack von der Schulter und zog einen Erste-Hilfe-Kasten heraus. Verbandszeug! Verbandszeug! Wunden schließen! Schnell! In seinem Kopf herrschte ein wüstes Durcheinander. Alles kam so überstürzt.
            „Wo bleibt das verdammte Verbandszeug!“, rief Sam mit letzter Kraft und verlor dabei immer mehr Blut. 
            „Hier!“
Gerade noch rechtzeitig konnte Steve Schlimmeres verhindern. 
            „Danke!“
Sam schien bereits halb bewusstlos. 
            „Los, lass uns verschwinden!“, gab ihm Steve zu verstehen. 
            „Willst du kneifen?“
Steve war über soviel Beständigkeit verblüfft. 
            „Noch nicht genug?“ 
            „Genug? Es gilt eine Rechnung zu begleichen. Dieser biotopische Misthaufen hat meinen Finger, klar? Mein wichtigstes Stück. Außerdem wäre es pure Dummheit, sich diese Sensation entgehen zu lassen. Bedenke nur das viele Geld, dass wir damit verdienen könnten. Wir hätten für immer ausgesorgt. Liegt das nicht in deinem eigenen Interesse?“
Sie waren sich einig. Man bezog Position, lauernd. Die Beute beidseitig im Visier. Sam gab mit kurzem Nicken das Startsignal. Wie von Nadeln gestochen, stürmten sie vor, in fester Absicht das scheußliche Etwas zu entwurzeln. Es für die Fachwelt aufzubereiten. Sie wussten um ihr Risiko, die Gefahr, der sie sich aussetzten. Trotzdem oder gerade deswegen verlockte die Lust des Reizvollen. Jedoch hatte niemand mit der Intelligenz der Pflanze gerechnet, als diese sich blitzartig aufblähte. Mutierend zu einem unüberwindbaren Hindernis. Furchteinflössender als jemals zuvor. Wieder öffnete es sie ihren garstigen Schlund, entwich eine wurmförmig, bezahnte Zunge dem schleimigen Rachen. Brüllend wie ein Löwe. Sam wich angewidert zurück.
            „Die Leuchtfackel, beeil dich!“
Mittels dumpfen Schlag, auf die glatt, polierte Oberfläche eines Steines, entfacht, warf er die Fackel, mit gezielter Präzision, ins Maul des Monsters, welches hernach  explosionsartig verendete und seine Peiniger über und über mit schwarzer Paste bedeckte. Eine übelriechende Soße aus verrecktem Getier. Widerspenstig hatte sich das Etwas zur Wehr gesetzt, wollte den Fremdkörper wieder herauswürgen, doch dauerte dieser Vorgang zu lange, alsdann das Innenleben resignierte und ein lauter Knall, alle Wünsche zunichte machte. Sam atmete auf. 
            „Adios Amigo!“, grinste er und vergaß dabei völlig den Verlust seines Fingers. 
            „Ich brauch ein Bad“, sagte Steve naserümpfend. 
            „Schön siehst du aus Steve. Richtig elegant.“ 
            „Nicht zu vergleichen mit dir, wolltest du sagen“, lachte Steve. 
            „Los, hauen wir ab. Ist vielleicht besser so.“
Sam hatte ihn abermals verblüfft. 
            „Ok, verschwinden wir.“, willigte Steve ein.

Ja, geht Armselige, ehe es zuspät ist. Nein, lass sie liegen. Nicht zum Wasser. Verschwendet nicht eure kostbare Zeit mit dem Reinigen von Taschenlampen. Haut ab! Macht schon!

Jäh bebte die Grotte unter ihnen. Fielen Felsbrocken herab. Glitten von der Decke in den See. Peitschten ihn auf zu einem tosenden Meer. Ängstlich rannte man zum Ausgang. Sprachlos stumm. Als Sam von einem Stein getroffen hernieder sank und in ein aufgerissenes Erdloch stolperte. Steve machte kehrt, vermochte aber nichts mehr auszurichten, angesichts der stärker werdenden Erschütterung. Geschockt verließ er die Stelle des Geschehens und brachte sich mit knapper Not in Sicherheit. 
            „Mach´ s gut mein Freund“
Währendessen war Sam auf etwas Weichem gelandet. Behaglich wohl und geborgen, fühlte er sich wie in Abrahams Schoss. Hatte er alles nur geträumt? Lag er womöglich nur daheim in seinem kuscheligen Bett, ohne je anderes fabriziert zu haben? Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche, hielt es gegen das nährende Nichts. Doch, was er erkannte, deckte sich nicht im Geringsten mit dem was er vermutete. 
            „Nein, nicht ihr schon wieder.“
Das Flämmlein erlosch und ein schmackhaftes Büffee fand seinen Anfang. Sam´ s komprimierte Schreie beendeten sein Dasein für immer.

Und Steve? Ja, ich lief ins Freie, ins Licht wie ich glaubte.

Vibrationen. Es setzt sich in Bewegung. Kommt auf mich zu. Ich will raus. Hallo! Hallo! Hört ihr mich? Ich will raus. Ich habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. War brav und anständig, mein ganzes, verkorkstes Leben lang. Hallo! Antwortet mir, wieso haltet ihr mich fest? Kraftlos und schwach neig ich mich auf die Knie. Sollten sie mich doch töten? Wenn´ s ihnen dann besser geht, nur zu. Obwohl ich mir keinen Reim darauf bilden kann. Kommt, bringt es hinter euch. Mir soll´ s recht sein. Hauptsache weg. Auf nimmer Wiedersehen. Eine Klappe vor mir schob sich träge nach oben. Gefolgt, von grellem, blendend weißem Licht in der die Umrisse einer zu klein geratenen Person sich greifbar in mein Hirn brannten. 
            „Bist du Mensch oder Tier?“, fragte es beinah lautlos, verschwommen.
Ich schüttelte den Kopf. Mein schweigsames Grübeln veranlasste es, die Unterhaltung gedanklich fortzusetzen, telekinetisch. Bist du Mensch oder Tier? Spielt das eine Rolle? Mensch oder Tier? Bist gestern war ich noch ein Mensch, dachte ich. Was hattest du in der Höhle zu suchen, du und das Tier? Ich bin kein Tier. Wer ist Steve? Steve, Steve. Der Mann aus meiner Vision. Du Steve? Ich? Nein! Ich erschrak. Steve, sollte das am Ende mein Name sein? Meine wiederkehrende Identität? Ich weiß nicht, wer Steve ist. Du Sam? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Vielleicht bin ich´ s. Vielleicht auch nicht

Nach einer Weile kannte ich ihr Geheimnis. Es ließ mich wieder allein. Erneut in Einsamkeit versunken, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Törichter Idiot. In diesem Verließ hier haben sie dich eingesperrt. Die Lichtwesen, wie sie sich nennen. Ihre Population wird es sein, die uns vertreibt, vom Planeten verdrängt. Um dies zu erreichen züchten sie in unterirdischen Gängen eine spezielle Pflanze, welche von innen heraus die Erde bewachsen wird, um für das Volk des Lichts die nötige Atmosphäre zu schaffen. Mensch und Tier dient dabei nur als Futter, als angenehmer Beigeschmack. Sam, mach´ s gut.

 

 

 

  

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.08.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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