Gaby Schumacher

Ich und das Monster!


 
 
Quinny erinnert sich...
 
Tja, Leute, wie Ihr ja längst alle wisst, residieren Mato, Fee und ich schon seit geraumer Zeit im Hundehimmel. Euch ist hoffentlich klar, dass dort nur die hinein kommen, die sich auf Erden durch ihr Verhalten ausgezeichnet haben?! Das ´mal so ganz bescheiden nebenbei bemerkt!!

Natürlich schwelgen wir Drei in Erinnerungen an unser Erdenleben bei Frauchen. Wau, war das manchmal aufregend!

Da muss ich Euch unbedingt etwas erzählen. Ich war ja nun nicht einer der Mutigsten. Ehrlich gesagt, oft ein furchtbarer Angstwauwau. Aber dessen brauche ich mich nicht zu schämen, denn...

Wir wohnten ja fast auf dem Lande am Rande von Düsseldorf. Ein schönes Naturschutzgebiet war auch in der Nähe. Wie es in einer solchen Umgebung so ist, liefen da Kühe, Fasane, Katzen, Igel und Mäuse herum.

Einmal verirrte sich irgendetwas in unsere kleine Vordiele. Wie es da wohl ´rein gekommen war? Wahrscheinlich hatte jemand die Haustür nur angelehnt und dieses Ding war voller Entdeckungsdrang ins Haus geflutscht.

Kaum drinnen, verliess den Eindringling aber aller Mut. Er merkte, wie ungeheuerlich das, was er da gewagt hatte, für ein Wildtier war, bekam Panik und drückte sich zitternd in die Ecke zwischen Haustür und Wand. Dort hockte der Abenteuerer bebend und wusste sich keinen Rat mehr. Alles war so riesig und fremd, viel größer als er selber.

So dachte Frauchen später darüber...


Ich aber sah das damals anders...

Frauchen putzte gerade das Erdgeschoß, Mato war unten im Keller, hörte dem Klavierspiel des Papas zu, Fee und ich rangelten mit unseren Ersatzschwestern in der oberen Etage um ein Bällchen.

Plötzlich ein gellender Schrei durchs ganze Haus. Das war doch Frauchens Stimme. Die klang aber nicht so besonders fröhlich, nein, eher erschreckt:

"Kinder, kommt ´mal ganz schnell. Hier sitzt etwas!!" Ihre Kinder sausten heran. Allerdings nur wir vierbeinigen, die Menschenwelpen ließen sich wie immer Zeit damit.

Vorsichtshalber ließ ich meinem vierpfotigen Chef Mato den Vortritt. Der war der Selbstbewussteste von uns und würde, was immer uns da erwartete, garantiert wissen, was zu tun wäre. Auch Fee durfte gerne vor mir unten angelangen. Erstens war sie ja eine Frau und ich Kavalier und zweitens war sie ein riesiger Schäferhund. Ich sagte mir:
"Lass die vorgehen. Hinter ihr kannste dich wunderbar verstecken!"
Fee hatte auch absolut nichts dagegen einzuwenden. Typisch Frau, die trieb die Neugierde.

Im Erdgeschoss angekommen, stellten wir drei super tapferen Superhelden uns im Gänsemarsch auf und schlinsten erst einmal misstrauisch durch die angelehnte Glastür. Schließlich hatten wir die Pflicht, uns zu vergewissern (natürlich da nur aus sicherer Entfernung), ob unser geliebtes Frauchen noch am Leben war.

Ich atmete auf. Frauchen wirkte noch nicht so ganz tot, obwohl sie ja doch etwas blass um die Nasenspaitze herum war. Wir spürten ihre Nervösität, wurden prompt auch nervös und schnupperten angespannt in Richtung Haustür.

Irgendwoher kannte ich diesen Geruch. Ich riskierte einen neugierigen Blick an Fee vorbei zur Wand direkt hinter dem Eingang.

Leider muss ich Euch gestehen, dass mir im nächsten Moment die Beine vor Angst nur so schlotterten, ich meine schöne, buschige Rute innerhalb einer Sekunde zwischen meine dann wackelnden Laufwerkzeuge klemmte und, je länger ich auf dieses Etwas starrte, zunehmend wie Espenlaub zitterte.

Meine beiden vierpfotigen Kumpel Mato und Fee wagten es doch tatsächlich, sich bis auf einen halben Meter diesem Untier da in der Ecke zu nähern. Oder schämten die sich bloß vor Frauchen, zuzugeben, dass ihnen, solch großen Hunden, die Buxe mit Grundeis ging bei dem, was sie da erblickten?

Dort hockte ein Monster, sag`ich Euch, wie es schlimmer nicht hätte aussehen können. Mit riesigen, fast schwarzen Augen, einem die Dolchzähne bleckenden Maul und vier mit schrecklichen Krallen bewaffneten Beinen. Zwei dieser Furcht erregenden Schlagwerkzeuge streckte es uns drohend entgegen.
"Godzilla ist ja harmlos dagegen!", sagte ich mir und beschloss zur Rettung meines Lebens schleunigst den Rückzug.
Ich entschuldigte meine Feigheit: In Gefahr ist sich jeder selbst der Nächste.

Gott sei Dank stand das Wohnzimmer weit offen. Wie ein geölter Blitz flitzte ich hinein und verkroch mich, völlig fertig mit den Nerven, unterm Couchtisch. Dorthin verfolgte mich dieses Schreckensgeschöpf garantiert denn doch nicht.

Ich war gerettet. So langsam beruhigte ich mich und riskierte nach nur zwei weiteren Minuten doch tatsächlich einen schüchternen Blick unter der Tischdecke durch zum Ort des Grauens. Was ich da sah, ging über meinen Verstand und das, obwohl ich von mir mit Fug und Recht behaupten konnte, davon nicht allzu wenig mitbekommen zu haben.

Frauchen bewies doch fast hündischen Mut (und das, obwohl sie da meiner Unterstützung verlustig ging!), nahm einen kleinen Pappkarton und setzte das kleine, bibbernde Etwas hinein. Bei dem Anblick fing mein Magen unüberhörbar laut an zu rumoren.

"Martina, Katharina!", forderte Frauchen meine jüngeren Ersatzschwestern auf.
"Kommt mit. wir bringen das Mäuschen zurück auf die Wiese!"

In dem Moment verging ich fast vor Scham.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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