Das Wasser des großen Brunnens im Stadtpark von Graz glitzerte und perlte im strahlenden Morgenlicht. Auf einer der vielen Parkbänke saß bereits ein kleiner Mann von undefinierbarem Alter und schälte eine Banane. Ein alter, offensichtlich ziemlich müder Mann steuerte auf die Bank zu, um sich hinzusetzen.
"Darf man?"
"Darf man was?"
"Ich meine, darf man sich setzen?"
"Normalerweise darf man, aber heute ausnahmsweise nicht!"
"Herzlichen Dank lieber Herr!"
"Ich bin kein lieber Herr. Manchmal kann ich sogar richtig böse sein!"
"Schönes Wetter heute, nicht?"
"...richtig böse! Meine Frau sagt immer..."
"Es sollte doch heute eigentlich regnen, oder?"
"...dass man sich sehr vor mir in Acht..."
"Na ja, besser zu heiß, als immer nur dieser Regen!"
"...nehmen sollte. Ich kann ganz schön ungehalten werden!"
"Ach ja? Interessant, wann passiert das normalerweise?"
"Donnerstag vormittags, oder auch wenn ich Frauenkleider trage..."
"Haha, wirklich wahr?"
"Ja, vor allem donnerstags, manchmal aber auch dienstags, früh am Morgen!"
"Nein, ich meine..."
"Sie haben hier gar nichts zu meinen, soviel ist mal klar!"
"Manchmal tragen Sie also..."
"Hören Sie auf! Frechheit, sind Sie überhaupt von hier? Sie machen mir nicht so den Eindruck!"
"...Frauenkleider?"
"Jetzt reicht es mir aber", schrie der kleine Mann, und drückte seinem Sitznachbarn unvermittelt seine Banane mitten ins Gesicht.
Dann erhob er sich mit einem letzten strafenden Blick von der Parkbank, und als er sichtlich wütend davoneilte, konnte man ihn noch erregt murmeln hören. "Ich habe es ihm doch gesagt, dienstags auch! Auch dienstags, früh am Morgen! Dass einem die Leute niemals richtig zuhören können..."
Vorheriger TitelNächster TitelDer Text ist zwar frei erfunden, aber kommt doch mal nach Graz und haltet Ausschau nach Bananenessenden alten Männern in unserem Stadtpark...Gerhard Wetz, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2006.
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