Michael Mews

Die Froschschenkel

Die Kugel, in der ich bequem und entspannt lag war wohl temperiert und völlig durchsichtig. Schwebend glitt sie durch die sich auftürmenden Wolkenlandschaften, die vom Mond beleuchtet wurden, um dann immer tiefer zu sinken. Jetzt sah ich das weite, offene Meer unter mir. Über mir die dunklen Wolken, die nicht den ganzen Himmel bedeckten, so dass das Mondlicht  sich glitzernd im Meer spiegelte. Gerade beobachtete ich noch die Milchstraße und nun die fast schwarzen Wellen, mit ihren Schaumkronen. Je tiefer ich schwebte, umso deutlicher erkannte ich die Höhe der Wellen, sie waren sehr hoch und mächtig wild.

 

 

„Ein sehr starker Sturm muss da draußen sein“, sagte ich zu mir und kuschelte mich gemütlich zur Seite, um alles besser betrachten zu können. Am Horizont wurde es heller, aber den Sonnenaufgang konnte ich nicht bewundern, da nun die Kugel mit mir in das Meer eintauchte und immer tiefer in die absolute Finsternis sank. Ich ließ die Kugel leuchten, um etwas sehen zu können und bemerkte einige Fische, die sich durch meine Anwesenheit nicht stören ließen.

 

 

Dann wachte ich auf, streckte mich und ging in das Badezimmer. Unter der erfrischenden Dusche dachte ich an meinen Traum, den ich noch so gerne weiter geträumt hätte.

 

 

Es dauerte nicht lange bis ich im Büro war. Beim eintreten fragte ich einen Mitarbeiter „klappt heute alles?“,

 

„ja“ sagte er und ich fragte

 

„warum?“ und ging weiter. Im Büro verging die Zeit so, wie die Vogelgrippe kommen sollte: wie im Fluge und als es schon nach 13 Uhr war, verließ ich das Büro um in einem nahe gelegenes Restaurant zu speisen.

 

 

Nach Durchsicht der Speisekarte bekam ich Appetit auf Froschschenkel und rief nach dem Ober, der auch gleich kam.

 

„Herr Ober, haben sie Froschschenkel?“, fragte ich und er antwortete:

 

„Nein mein Herr, ich laufe immer so“. Überrascht durch seine Antwort bestellte ich mir, da der Hunger nicht sehr groß war, eine Suppe, die der Ober mir auch gleich brachte. Ich kostete die Suppe. Der Ober fragte:

 

„Mein Herr, schmeckt ihnen die Suppe?“, ich schaute ihn an und sagte:

 

„Das Salz ist ausgezeichnet, bei der Suppe bin ich noch nicht“.

 

 

Als ich das Restaurant verließ, brauste nicht nur der Verkehr an mir vorbei, sondern in Gedanken auch der Herr Ober mit seinen Froschschenkeln.

 

 

 

 

P.S.:

 

Der Spruch mit dem Froschschenkel und dem Salz entstand in den 30-ern Jahren, in Berlin.

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Michael Mews).
Der Beitrag wurde von Michael Mews auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Michael Mews als Lieblingsautor markieren

Buch von Michael Mews:

cover

Auch auf Leichen liegt man weich - Kurzgeschichten von Michael Mews



"Auch auf Leichen liegt man weich" ist eine Sammlung schaurig schöner und manchmal surrealer Kurzgeschichten, in denen Alltagsbegebenheiten beängstigend werden können und Schrecken auf einmal keine mehr sind - vielleicht!

Wir begegnen Lupa, der ein kleines Schlagenproblem zu haben scheint und sich auch schon einmal verläuft, stellen fest, dass Morde ungesund sind, und werden Toilettentüren in Flugzeug in Zukunft mit ganz anderen Augen betrachten.

Und immer wieder begleiten den Erzähler seine beiden guten Freunde: die Gänsehaut und das leichte Grauen ...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (4)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Michael Mews

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Mord auf der Nussschale von Michael Mews (Wie das Leben so spielt)
7 Punkte, warum Sie als Mann NIEMALS ... von Helena Ugrenovic (Humor)
Meine Familie und ich von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen