Heiko Flehmig

Joshua und das Malteserkreuz

Joshua ging hinaus in den Garten. Er wollte nachschauen, ob der kleine Grashüpfer noch dort saß. Dort, wo er ihn gefunden hatte, bevor ihn seine Mutter zum Essen rief. Er ärgerte sich. Immer wurde er zu den scheinbar unmöglichsten Zeiten ins Haus gerufen. Entweder steckten gerade seine beiden Hände bis zu den Ellenbogen im Sand und versuchten genügend Material für eine Kaninchenhöhle zu organisieren oder er war auf der Jagd nach der kleinen schwarzen Katze, die immer so frech über den Hof streunerte. Ein anderes Mal, wie heute, hatte er eine neue aufregende Entdeckung gemacht. Joshua hätte lieber den Mittag und Nachmittag damit verbracht, den Grashüpfer genauer zu beobachten, als sich mit so etwas unwichtigem, wie dem Mittagessen, zu beschäftigen. Denn Mittagessen bedeutete, die Hose vom Sand befreien, die Hände waschen und ruhig am Tisch sitzen. Ganz so wie es ihm seine Eltern, die ältere Schwester Margitta und seine Großmutter vorlebten. Trotzdem trottete er missmutig ins Haus. Aus Erfahrung hatte er feststellen müssen, dass es weitaus schlimmer sein konnte, dem Ruf der Mutter nicht zu folgen. Erst letzte Woche hatte er am Nachmittag Hausarrest bekommen, weil er nicht ins Haus gegangen war. Hausarrest an einem strahlenden Sommernachmittag. Nein, das wollte er nicht noch einmal riskieren. Mit hängenden Schultern und schlurfenden Schritten ging er ins Haus und das, obwohl es heute sein Leibgericht, Pfannkuchen mit Apfelmus, zu essen gab.

Aber jetzt war das Essen vorbei und der Tisch abgeräumt. Er durfte wieder zum Spielen nach draußen. Der Grashüpfer saß nicht mehr an der Stelle, an der er ihn gefunden hatte. Mist. Joshua suchte langsam den Boden ab. Er kroch mit seiner geflickten Jeanshose über den Rasen. Da es sommerlich warm war, trug er außerdem nur ein grellgelbes T-Shirt und, wie immer, keine Schuhe. Hoffentlich war der Grashüpfer hier noch irgendwo. Seine Augen arbeiteten sich aufmerksam Meter für Meter vor und achteten auf jede Bewegung. Auf dem Gänseblümchen saß ein kleiner schwarzer Käfer und zur Butterblume flog eine Biene. Nur nirgends war der grüne Hüpfer von vorhin.

Dann erregte etwas anderes Joshuas Aufmerksamkeit. Ungeduldig strich er sich die blonden Locken aus dem Gesicht, damit er besser sehen konnte. Im Gras glitzerte etwas, das aussah wie eine Kette. Aufgeregt lief Joshua barfuss zu der Stelle, beugte sich vor und untersuchte den Gegenstand. Tatsächlich, es handelte sich um eine silberfarbene Kette mit einem Anhänger daran. Die Kette bestand nicht aus so feinen Gliedern, wie er es von den Ketten seiner Mutter kannte. Sie waren sehr viel grober gearbeitet und erinnerten ihn an die Türkette der Haustür seines besten Freundes Kai. Der Anhänger sah aus wie ein Kreuz, hatte jedoch eine Form, die Joshua unbekannt war.

Aufgeregt nahm er den Fund und lief damit zu seiner Mutter, die auf dem Sofa in der Küche ihren Mittagsschlaf hielt. Joshuas Vater war Schreiner und arbeitete in einer kleinen Werkstatt in der Stadt. Joshuas Mutter ging jeden Tag ins Krankenhaus, wo sie als Krankenschwester ihr Geld verdiente. Sie hatte schon um fünf Uhr in der Frühe aufstehen und zur Arbeit gehen müssen. Nach dem Mittagessen legte sie sich deshalb eine halbe Stunde hin und wollte von niemandem gestört werden. Joshua konnte auf ihre Müdigkeit heute keine Rücksicht nehmen und schüttelte aufgeregt mit beiden Händen heftig an ihren Schultern. Es dauerte eine Weile, bis sie wach wurde und ihn mit müden Augen fragend anschaute. Stolz wie der Entdecker der sieben Weltwunder präsentierte Joshua seiner Mutter seinen Fund. Auch wenn sie nicht ganz so begeistert schien, wie ihr Sohn, untersuchte Joshuas Mutter trotzdem interessiert das Schmuckstück.

Vorsichtig drehte sie den Anhänger von links nach rechts und umgekehrt und versuchte etwas zu finden, das auf den Besitzer des Fundes schließen lies. Nach einer Weile schaute sie Joshua ratlos an. Es schien sich bei dem Fund nicht um eine normale Kette zu handeln. Die beiden vermuteten, dass es eine selbst geschmiedete Arbeit, entweder sehr alt oder aufgrund einiger Fehler in den Kettengliedern schlecht gearbeitet, war. Auch das Kreuz hatte leichte Dellen und Stellen, die aussahen, als hätte jemand versucht, Teile aus dem Metal heraus zu beißen. Noch mehr als diese Besonderheiten irritierte sie jedoch die Form des Kreuzes. Sie wusste, dass sie solch einen Anhänger schon einmal gesehen hatte oder zumindest das Symbol kannte. Sie konnte allerdings nicht genau sagen woher. Joshuas Mutter schickte ihren Sohn zum Wohnzimmerschrank, um das Lexikon der Familie zu holen. Dieses Buch war zugegeben schon alt, auch lagen einige Seiten lose zwischen den restlichen eingebundenen. Joshua wusste aber, dass es den Eltern schon oft seine Fragen beantwortet und damit gute Dienste geleistet hatte.

Joshua wurde immer aufgeregter. Wenn seine Mutter extra im Lexikon nachschlug, dann musste es sich um einen großen Schatz handeln. Es sah sich schon mit dem Bürgermeister auf der Titelseite der lokalen Tageszeitung. Der Bürgermeister schüttelte ihm lächelnd die Hand und gratulierte zu dem großartigen Fund von unschätzbarem Wert.

Während seine Mutter langsam die Texte des Lexikons studierte, trippelte Joshua von einem Fuß auf den anderen und beobachtete nervös seine Mutter. Sie blätterte langsam, schüttelte in die Ausführungen versunken hin und wieder den Kopf und las leise vor sich her murmelnd Texte über Kreuze und ihre Bedeutung. Nach einer Weile begann sie zu lächeln. Sie richtete sich auf und zeigte strahlend auf die Abbildung eines Kreuzes, dass genau wie der Anhänger aussah.

Sie reichte Joshua das Buch. Jetzt konnte er die Unterschrift unter der Zeichnung erkennen, Malteser Kreuz. Langsam las Joshua die Erläuterungen. Demnach war das Malteserkreuz das Symbol des Malteser- und des evangelischen Johanniterordens sowie deren Hilfswerke.

Das Kreuz bestand im Gegensatz zu normalen Kreuzen aus acht nach außen gerichteten und vier nach innen zeigenden Spitzen. Joshua schaute hoch und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Klar, deswegen war ihm das Zeichen bekannt vorgekommen. Die Krankenwagen in seiner Lieblingsfernsehserie trugen auch dieses Symbol. Als er weiter las, stellte er fest, dass die ersten Kreuze schon aus dem 6. Jahrhundert bekannt waren. Es wurde auch von den Johannitern genutzt, die während der Kreuzzüge in Jerusalem und später auf Zypern und Malta Kranke versorgten. Joshua schaute auf den Anhänger. Was, wenn sein Anhänger schon so alt wäre. Dann könnte er sicherlich viel Geld mit dem Verkauf der Kette verdienen. Im Geiste sah er sich mit dem Computer, den er nicht zu Weihnachten bekommen hatte, weil er zu teuer gewesen war.

Ein religiöses Zeichen, dass jetzt den ­Hilfswerken als Zeichen dient.
Joshua betrachtete das Kreuz genauer. Bilder von Rittern und Kämpfen mit Halbschwertern schossen ihm durch den Kopf. Auch seine Mutter schien in Gedanken versunken zu sein. „Dein Ur-Urgroßvater hatte einmal so eine Kette, glaube ich.“ Joshua sah seine Mutter fragend an. Sein Ur-Urgroßvater? Seine Mutter erhob sich, ging ins Wohnzimmer zu dem großen Eichenschrank und öffnete die untere Schublade. Neben einem riesigen Besteckkasten lagen zwei Fotoalben. Die Alben bestanden aus einzelnen verstärkten Pappseiten, auf denen vergilbte Fotographien klebten. Die einzelnen Seiten hielt an der rechten Seite eine dicke Kordel zusammen. Auf dem Deckblatt stand in großen Buchstaben ´Erinnerungen Familie Bredenbeck´. Bredenbeck war der Mädchenname seiner Mutter, das wusste Joshua. Auch hatte er das Album schon einmal gesehen.
Nur die Bilder selbst wollte er sich noch nie anschauen. Seine Mutter begann im Album zu blättern. Jetzt sah Joshua ernst blickende Männer und Frauen, die sich für die Kamera in Position gestellt hatten. Sie trugen schwarze Kleidung mit weißen Spitzen bei den Frauen und weißen Hemden bei den Männern. Die Männer trugen weiterhin schwarze Zylinder, wie Joshua einen getragen hatte, als er sich im Karneval als Dracula verkleidet hatte. Die Köpfe der Frauen zierten Spitzenhäubchen. Alle blickten ernst, vielleicht sogar ängstlich, so als würde gleich ein Monster aus der Kamera fliegen.

Joshuas Mutter betrachtete eingehend die Fotographien und deutete dann auf einen großen Mann am rechten Rand einer Menschengruppe, die um ein Ehepaar posierte, welches auf Stühlen saß. Dann zeigte sie auf ein weiteres Foto des gleichen Mannes mit einem großen Schäferhund. „Das war dein Ur-Urgroßvater Joseph. Eine Kette kann man leider nicht sehen. Ich bin mir aber sicher, dass er sie getragen hat. Mutter erzählte mir davon. Wir können sie heute Abend fragen. Sie ist vorhin zu ihrer Schwester gefahren.“ Nach diesen Worten schlug Joshuas Mutter das Album zu und legte es zurück in die Schublade. Dann ging sie zurück zum Sofa und legte sich wieder hin, was für Joshua das Zeichen war, sie nicht weiter zu stören und nach draußen zu gehen.

Joshua lief zu seinem Baumhaus. Das Wort Baumhaus war mehr als übertrieben. Tatsächlich handelte es sich um acht Bretter, die zwischen zwei dicken Eichen so angebracht worden waren, dass sie eine Plattform bildeten. Auf die Idee ein Dach oder Seitenwände für das Baumhaus zu bauen, war Joshua bislang noch nicht gekommen. Wenn er auf seinem Baumhaus saß, stellte er sich immer vor, auf einem Floß sitzend über die Weltmeere zu schwimmen. Und welches Floß hatte schon ein Dach oder Seitenwände?

Heute konnte Joshua allerdings nicht in Seenot geraten und von Piraten als Schiffbrüchiger verfolgt werden. Heute dachte er an seinen Ur-Urgroßvater Joseph und die Frage, ob sein Fund wirklich ursprünglich mal ihm gehört hatte oder nicht.

Er nahm den Anhänger aus der Hose und drehte ihn in der Hand hin und her. Warum war der Anhänger so zerstört? Hatte ein Ritter die Kette im Kampf getragen und waren die Dellen von Schwertern geschlagen? Joshua sah es genau vor sich. Zwei Ritter standen sich gegenüber. Der eine Ritter trug eine schwarze Rüstung und ein schwarzes Schild, der andere hatte eine metallene Rüstung mit einem roten Überwurf, auf dem ein großes weißes Kreuz leuchtete. Sein Schild war genauso bemalt. Der schwarze Ritter spuckte dem anderen wütend ins Gesicht und ein erbitterter Kampf begann. Hieb um Hieb schlugen sich beide gegenseitig auf die Schilder, die sie sich jeweils schützend vor den Körper hielten.
Da, wieder schlug der schwarze Ritter mit voller Wucht auf den anderen ein. Doch diesmal konnte der andere den Schlag nicht mit dem Schild abwehren. Er wurde an der Schulter getroffen. Und jetzt bemerkte Joshua auch die Kette, die der rote Ritter trug. Es war die gleiche, die er in den Händen hielt. Der rote Ritter taumelte zurück. Er schüttelte benommen den Kopf. Doch dann schien seine Kraft zurück zu kommen. Mit einer flinken Bewegung sprang er zum schwarzen Ritter und schlug auf ihn ein. Der schwarze Ritter war scheinbar von diesem Angriff so überrascht, dass er seine Deckung vergaß. Er wurde von einem kräftigen Schlag getroffen und sank verwundet zu Boden.

Das Klirren der Schwerter noch im Ohr, hielt Joshua den Anhänger fest in seiner Faust. Nein, von einem Schwertkampf war der Anhänger nicht demoliert worden. Vielleicht zeugten die Schäden doch von einem Piratenüberfall. Vielleicht hatte die Kette einem Kaufmann gehört, der seine Waren mit einem Schiff über das Mittelmeer transportierte. Aus einem Hinterhalt war das Schiff von wild aussehenden Piraten überfallen worden. Trotz erbitterter Gegenwehr, hatten die Piraten das Schiff geentert und die Schätze von Bord geholt. Einiges wurde hierbei zerstört oder zumindest beschädigt, so auch die Kette mit dem Anhänger, die ab sofort von einem der wildesten Piraten mit einer großen schwarzen Augenklappe getragen wurde.

Joshuas Herz schlug aufgeregt bis zum Hals. Piraten, Ritter? Oder ein Raubfeldzug von Robin Hood? Ja, das konnte es gewesen sein. Robin und seine Mannen hatten dem bösen Sheriff von Nottingham das Gold und Silber aus seiner Schatztruhe gestohlen, um die Schätze an die Armen zu verteilen. Weil die Kisten, die sie aus dem Schloss des Sheriffs transportieren mussten, überquollen, waren einige Stücke vom Karren gefallen, mit dem Robin und seine Gefolgsleute flohen. Dazu gehörte auch die Kette. Sie fiel aus einer der größten Kisten und gelangte unter die Räder des Karren, wodurch sie beschädigt worden war.

Joshua meinte den Schrei des Sheriffs deutlich zu hören, als dieser bemerkte, dass Robin ihm all sein Gold gestohlen hatte. Dann überlegte er, dass, wenn diese Geschichte so passiert wäre, die Kette sicherlich nicht in Deutschland sondern in der Nähe von Nottingham hätte gefunden werden müssen. Die Wikinger fielen ihm ein. Im Fernsehen hatte er gesehen, dass Wikinger zu ihrer Zeit überall in Europa geplündert hatten. Er sah ein Schiff, dessen Segel das Zeichen von Wikingern trug.
Ein Horn erklang, als die Wikinger zum Angriff starteten und ein Dorf überfielen. Die meisten Dorfbewohner waren so überrascht von dem Angriff, dass sie keine Möglichkeit hatten, zu den Waffen zu greifen und sich zu wehren. Doch einer der Dorfbewohner hatte sich zu einem Mittagsschlaf in seine Hütte begeben. Jetzt rannte er aus seinem Haus und stürzte mit seinem Schwert auf einen der Angreifer zu. Bei seinem ersten Schlag köpfte er einen Wikinger. Dieser fiel auf den Boden. Eine Kette rutschte vom kopflosen Körper in das lange Gras, während der Dorfbewohner zum nächsten Angreifer rannte.

Joshua schüttelte angewidert den Kopf. Nein, mit einem Schlag, das konnte sicherlich nicht wahr sein. Es machte alles keinen Sinn.
Vielleicht hatte seine Mutter recht gehabt. Er sollte warten, bis seine Großmutter von ihrem Besuch wieder nach Hause kam und sie fragen, ob sie etwas zu der Kette und dem Anhänger sagen konnte.

Lange musste Joshua auf seine Oma warten. Es war einfach verflixt.
Immer, wenn man jemanden aus der Familie brauchte, kam er zu unmöglichen Zeiten und grundsätzlich zu spät. Wenn er aber in Ruhe spielen oder forschen wollte, stand immer gleich jemand da und verbot ihm, die Gardine zu verbrennen, wenn er testen wollte, ob sie wirklich so schnell wie im Fernsehen Feuer fing oder erlaubte ihm nicht den Fußball gegen das Garagentor zu schießen.

Joshuas Großmutter kam erst zum Abendbrot zurück. Natürlich hatte sie keine Zeit, seine Fragen zu beantworten, weil sie erst essen wollte.
„Nach dem Abendbrot, mein Junge. Deine Fragen haben sicher noch Zeit, oder?“ Sie hatte einfach keine Ahnung. Er trug in seiner Hosentasche einen wertvollen Schatz und sie dachte nur ans Essen. Unruhig wartete er, bis seine Großmutter fertig gegessen hatte. Er selbst konnte vor Aufregung keinen Bissen herunter bringen. Als der Tisch abgeräumt war, legte er die Kette auf den Küchentisch und sah seine Großmutter fragend an. Er war sich sicher, dass sie erfreut die Hände zusammenschlagen und ihn glücklich in die Arme schließen würde, weil er, Joshua, das wertvolle Erbstück der Familie wieder gefunden hatte. Umso enttäuschter war er, als sie interessiert erst das Schmuckstück und dann ihn fragend anschaute. Nein, sie kannte es nicht. Auch konnte sie nicht bestätigen, dass ihr Großvater Joseph solch eine Kette getragen hätte. Sie war verwundert und meinte, dass Joshuas Mutter sich das eingebildet haben müsste. Schließlich hatte sie ihren Großvater als Kind oft besucht und hätte sicherlich bemerkt, wenn er solch auffälligen Schmuck getragen hätte.

Joshua war sehr enttäuscht. Er war dem Geheimnis seines Fundes keinen Schritt weiter gekommen. Niemand konnte ihm sagen, welches sagenumwobene Schicksal der Kette widerfahren und wie sie schließlich zu ihm gekommen war.

In dieser Nacht schlief Joshua sehr unruhig. Er träumte von Rittern, Piraten, Wikingern und einfachen Dieben. Alle hatte sie nur das eine Ziel, die Kette mit dem Anhänger zu erobern. Doch keinem gelang es. Denn die Kette wurde von einem unschlagbaren Helden verteidigt, von ihm Joshua, dem einzigwahren WikingerPiratenRitter, dem Verteidiger des heiligen Amulettes mit dem Malteserkreuz.

Am nächsten Morgen war Joshuas erster Gedanke bei der Kette und ihrem Anhänger. Er taste neben sich auf dem Stuhl und war froh, dass beides noch dort lag, wo er es am Abend hingelegt hatte. Er würde heute leider nicht viel Zeit haben, um dem Geheimnis seines Fundes auf die Schliche zu kommen. Es war Samstag und seine Mutter hatte beschlossen, mit ihm in die Stadt zu fahren, um neue Hosen für ihn zu kaufen. Joshua hasste Einkaufen mit seiner Mutter. Sie konnte sich dafür begeistern, ihn stundenlang Hosen probieren zu lassen, bis sie die angeblich perfekte für ihn gefunden hatten.

Auch heute war wieder so ein Tag. Als sie das siebte Geschäft verlassen hatten und wieder in der Fußgängerzone standen, zog ihn seine Mutter am Arm. Aufgeregt deutete sie auf eine Frau mit einem Hund. Die Frau trug eine schwarze Brille. Sie hatte in der linken Hand einen Bügel mit dem sie den Hund hielt und in der rechten Hand einen Blindenstock. Der Hund trug ein weißes Geschirr und ein gelbes Tuch auf dem Rücken. Joshua schaute dem Gespann irritiert zu und fragte sich, warum seine Mutter so aufgeregt war. Er sah sich die beiden noch einmal genauer an. Und plötzlich verstand er, was seine Mutter so begeistert hatte. Am Hals des Hundes baumelte eine silbernfarbene Kette mit einem Anhänger. Es war der gleiche, den er in seiner Hosentasche trug. Der Hund war ein Blindenhund, der vom Malteserhilfsdienst ausgebildet worden war und aus diesem Grund die Kette mit dem Anhänger trug. Joshua blickte zu der Frau. Sie kam ihm bekannt vor. Es war die Schwester eines Nachbarn. Und jetzt konnte sich Joshua vorstellen, wie die Kette auf ihr Grundstück gelangen konnte. Erst letzte Woche, war der Nachbar mit seiner Schwester bei seiner Familie zu Besuch gewesen, weil Joshuas Vater den beiden helfen sollte, die neue Wohnung der Blinden für sie umzubauen. Bei dieser Gelegenheit musste der Hund die Kette mit dem Anhänger verloren haben.

 

Auf eure ehrlichen Kommentare bin ich gespanntHeiko Flehmig, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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