Ich sass draussen, auf der Veranda meines Vaters, und genoss die lauwarme Herbstsonne, welche die Blätter von der kleinen Linde rechts des Hauses schon etwas zu verfärben begann.
Er trat durch die Schiebetür, stellte zwei Gläser auf den winzigen Tisch. Dann stützte er sich an das morsche Geländer und starrte auf die kleinen Hügel, die auf dem Lande vor dem Haus dahinvegetierten.
„Weisst du, mein Junge“, meinte er leise, „Frauen sind wie Zahnpasta.“
Ich lächelte, da ich wusste, dass nun ein Vergleich kam, den nur mein Vater machen konnte.
„Nicht die Menge der Zahnpasta, die du auf die Bürste schmierst, macht die Zähne sauber, sondern die Art und Weise, wie du dir die Zähne putzt. Und genau so ist es mit den Frauen. Nicht mit wie vielen du bisher zusammen warst, ist wichtig. Sondern die Art und Weise, wie du sie behandelt hast.“
Er drehte sich um und ging auf den Sessel zu, setzte sich und hob das Glas.
„Cheers!“
„Cheers!“
Wir nahmen beide einen Schluck, und wie ich es vermutet hatte, war es Whiskey.
Er nahm das Kissen unter seinem Hintern weg und warf es auf den Boden. Das hatte er immer gehasst. Er war schliesslich ein Mann, er brauchte nicht auf einem Kissen zu sitzen.
„Das gleiche gilt auch für Melonen“, sagte er, nachdem das Kissen mit einem dumpfen Aufschlag auf den Boden gefallen ist. „Nicht die grösste Melone ist die Beste, sonder das, was dahinter steckt, das zählt.“
Ich lächelte, da ich genau wusste, was er bei den Frauen als Melone sah. Ich nahm noch einen Schluck.
„Nicht der, der am schnellsten im Ziel ist, ist der wahre Sieger. Sondern der, der die Strecke am besten überwältigt hatte.“
Hier musste ich zum ersten Mal die Stirn runzeln. Diese Gegenüberstellung verstand ich nicht ganz. Mein Vater merkte es, und lächelte mich an.
„Ich will dir einen Rat geben, mein Junge.“ Viel sagend schaute er zu mir: „Schnapp dir nicht gleich eine Freundin, dass du der Erste von allen bist. Lass dir Zeit, und finde die Richtige.“
Er stand auf und ging nach drinnen, um sich noch einen Whiskey zu gönnen.
Mein Vater war schon immer anders gewesen.
Wahrscheinlich war er auch der einzige, der einem 24jährigen Sohn Ratschläge in Sachen Frauen gab.
Lange blieb ich draussen sitzen, während sich mein Vater drinnen die Sportschau anschaute.
Ich hatte noch nie wirklich innig und andächtig gebetet, doch diesmal tat ich es.
Nach der Beerdigung sass ich mit meiner Freundin draussen, auf der Veranda, und ich erzählte ihr von den Vergleichen, die er gemacht hatte.
Wir schauten auf die kleinen Hügel und tranken etwas Whiskey.