Wolfgang Scholmanns

Weiter geht`s mit uns - nicht mit den Verstorbenen

Tränen am Grab, Beileidsbekundungen, sich möglichst schnell verabschieden usw. . Ich habe schon oft solche Szenen bei Bestattungen erlebt und mich manchmal gefragt: „Wie geht wohl der Hinterbliebene damit um? Welche psychische und soziale Reaktion wird dieser bedeutsame Verlust in ihm hervorrufen?
Neulich erzählte mir ein Bekannter, dass sein Vater vor zwei Wochen verstorben sei und ihm seine Mutter, schon kurz nach dem Tod des Vaters, mit so entsetzlichen Forderungen kam wie: „ Du musst deine Trauer auch nach außen hin bekunden und sie nicht nur auf deinen inneren Zustand beschränken. Schwarze Kleidung trägt man als Zeichen der Trauer. Das ist schon seit jeher so.“Na ja, was ich so von Trauerkleidung tragen halte, will ich hier mal nicht so ganz deutlich machen, aber als ob es wichtig wäre, seine Trauer derart zu bekunden. Wer es möchte, der kann’s ja gerne tun, sollte dann aber auch so tolerant sein und die Einstellung anderer, zu dieser Art der Trauerbekundung, akzeptieren. Das aber nur mal am Rande, weil’s mir gerade so einfiel.... das Gespräch mit meinem Bekannten meine ich.
Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit der Psychologie und absolviere, in dieser Richtung, auch ein Fernstudium. Gerade bei Verlusten, sei es durch Tod, sei es Scheidung oder Trennung sonstiger Art, werde ich von Personen aus meinem Verwandten- oder Bekanntenkreis ganz oft danach gefragt, wie man denn mit solchen Verlustsituationen umgehen muss oder kann. Ich kann da immer nur antworten: „ Jeder Mensch verarbeitet Verluste, wie z.B. den eines geliebten Menschen, auf eine einzigartige Weise. Wichtig ist es nur, nach intensiver Trauer, ins Leben zurückzufinden und loszulassen.
Für viele ist das nicht so einfach, ich weiß! Sie neigen dazu, sich stark mit dem Verstorbenen zu identifizieren, indem sie z.B. Kleidung oder Schmuck von ihm tragen oder ständig ein Foto von ihm bei sich tragen um unzertrennlich mit ihm verbunden zu sein.
Ein wichtiger Faktor ist hier natürlich die Art des emotionalen Bandes das man zu dieser Person hatte. Der Verlust von Kindern, Partnern, Geschwistern oder Eltern, ist in der Regel, für den Hinterbliebenen, am schwersten zu verarbeiten. Solche Verarbeitungsprozesse verlangen meistens sehr viel Zeit. Dann gibt’s da auch noch Menschen die versuchen dem Schmerz zu entkommen, indem sie sich in Alkohol oder andere Drogen flüchten. Das sind natürlich keine geeigneten Bewältigungsstrategien um so einen Verlust zu verarbeiten. Manchmal passiert es dann, dass so ein Mensch sich zusätzlich noch psychische Probleme einhandelt nämlich dann, wenn dieses Fluchtverhalten den Charakter einer Sucht annimmt.
Im Normalfalle jedoch, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo die Trauerphase vorbei und das Ende der Auf- und Abgefühle und des sich Zurückziehens erreicht und ein Wiederteilnehmen am Leben möglich ist.
Matt Galan, ein Psychologe auf dem Gebiet der Psychosomatik und Persönlichkeitsentwicklung, schreibt in seinem Buch „Leben heißt Loslassen“: „Alles was wir festhalten, hält auch uns fest.“ Recht hat er, denn nur wenn wir loslassen, können wir uns dem ständigen Wandel des Lebens, dem Entstehen und Vergehen und dem Kommen und Gehen anvertrauen, und nur dann können wir im Fluss der Schöpfung sein.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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