Gaby Bleckmann

Auf der Suche nach dem goldenen Phönix - Teil 3

Auf ihrer verzweifelten Suche nach dem goldenen Phönix begegnet die Waldelfenprinzessin Taranee an der Grenze zu den Felsenbergen dem verbannten Zentaur Heron, der sich ihr anschließt.   Gemeinsam reisen die beiden durch das karge Land im Norden des Zauberwaldes, stets in der Hoffnung, das mächtigste Wesen zu finden und ihre geliebte Heimat zu retten.   Dann hat Heron während der nächtlichen Wache eine seltsame Vision.

 

 

 

Zwei Menschen aus dem Kreis der Steine

Von gutem Herz und edlem Blut

 

Bringen alten Streit ins Reine

 

Durch sie wir alles wieder gut

 

 

Taranee wiederholte ein wenig ungläubig die Worte der Prophezeiung, die Heron in der Nacht erhalten hatte, und starrte dabei nachdenklich in ihren Teebecher.   Es war noch früh am Morgen und sie war müde, weil sie die letze Hälfte der Nacht Wache gehalten hatte.   Er wirkte nicht viel munterer, vermutlich lag es an der Vision, von der er ihr gerade erzählt hatte und nach dem, was sie über solche Dinge gehört hatte, konnte sie froh sein, dass er so munter war.   >>Was hältst du davon, Taranee?<<, drang seine Frage durch ihre Gedanken.   Sie wußte nicht so recht, was sie antworten sollte, deshalb nahm sie einen Schluck Tee, um ein wenig Zeit zum Überlegen zu gewinnen.   Als das nicht ausreichte, knabberte sie verlegen an dem harten Stück Brot in ihrer Hand, dann sagte sie unsicher: >>Ich weiß es nicht.   Wenn jener, der dir diese Vision schickte, unser Freund ist, dann sollten wir seinen Rat befolgen und die Menschen aus dem Steinkreis suchen, wenn er aber unser Feind ist…<<   >>Du hast ja Recht.<<, seufzte Heron erschöpft, >>Aber wir haben keine Ahnung von wem dieser Hinweis stammt.   Und ich verspüre nicht die geringste Lust, wegen einer solchen Vision in Schwierigkeiten zu geraten, zumal ich mir nicht einmal sicher bin, ob es nicht doch nur ein harmloser Traum war.<<   >>Wie viele von diesen Steinkreisen gibt es eigentlich im Zauberwald?<<, erkundigte sich Taranee neugierig.   Herons Antwort war wenig ermutigend: >>Ungefähr 300 verschiedenster Größe in allen Gegenden des Zauberwaldes.<<   Ihr stockte der Atem, wie alle Waldelfenkinder hatte Taranee wenig über Geographie gelernt, doch sie ahnte, dass es zuviel Zeit kosten würde, jeden Steinkreis aufzusuchen.   >>Woher wissen wir denn, welcher von denen der Richtige ist?<<   Heron zog eine zerknitterte Landkarte aus seinem Bündel und breitete sie aus.   >>Auf dieser Karte sind alle Steinkreise und ihre Verbindungen eingezeichnet und wenn ich es richtig sehe, dann gibt es im ganzen Zauberwald nur einen einzigen davon mit einer Verbindung zur Welt der Menschen.<<   Und wo liegt der?<<   Taranee rutsche ziemlich unruhig und erwartungsvoll auf ihren Platz herum.   >>Nicht allzu weit von hier, aber mitten im Labyrinth von Xeyverianth.   Es wird nicht leicht sein dort hin zu kommen.<<, antworte Heron.   Bei diesen Worten wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht der jungen Waldelfe.   Viel hatte sie schon über das Labyrinth von Xeyverianth gehört und es war nichts Gutes gewesen.   >>Müssen wir da wirklich rein?<<, fragte sie ängstlich.   Der Zentaur sah sie ernst an: >>Sieht so aus, als hätten wir keine andere Wahl, wenn wir den Zauberwald retten wollen, aber glaube mir, auch ich betrete diesen Ort nur äußerst ungern.<<   Damit war die Diskussion beendet, sie packten ihre Sachen und machten sich auf den Weg.

 

 

Mit jedem Schritt, mit dem sie dem Labyrinth von Xeyverianth näherten, wurde das Gelände unwegsamer und steiler, Herons Hufe rutschen über Schutt und Geröll und selbst die zierlichen Waldelfenfüße Taranees fanden kaum noch Halt.   Die rote Stute hatten sie zurücklassen müssen, womit Taranee gar nicht einverstanden gewesen war, doch schließlich hatte sie eingesehen, dass dies die beste Lösung war.   Sie liebe ihr Pferd mehr als alles Andere und wollte auf keinen Fall, dass ihm etwas zustieß, also hatte sie das Tier schweren Herzens nach Hause geschickt.   Mit einem Mal war ihr klar geworden, wie gefährlich das Abenteuer eigentlich war, auf das sie sich so leichtfertig hatte eingelassen, und nun war es zu spät um umzukehren, sie war zu weit gegangen.   Angst und Verzweiflung erfüllten ihr Herz.   Würde sie ihre treue rote Stute jemals wiedersehen?   Oder ihren Vater und ihre Brüder?   Würde sie jemals wieder im Schatten der Bäume von Taralyndalia liegen und von wilden Abenteuern träumen?   Der Ort, an dem sie ihre wohl behütete Kindheit verbracht hatte, schien noch weiter entfernt zu sein als die Sterne.   Plötzlich schossen ihr die Tränen in die Augen, sie achtete nicht darauf, wo sie hintrat, verlor den Halt und schlitterte in die Tiefe.   Steine und Geröll polterten hinter ihr her und begruben sie unter sich.

 

 

Der Fremdenführer redete und redete, doch Mara und ihr Bruder Nigel hörten längst nicht mehr zu.   Heimlich stahlen sie sich von der Gruppe fort, um die geheimnisvolle Höhle auf eigene Faust zu erkunden.   Noch immer waren sie wütend auf ihre Eltern, die sie während der Ferien in diese gottverlassene Gegend abgeschoben hatten.   Sie hatten nach London fahren wollen, doch ihr Vater, Graf von Greifenstein, hatte darauf bestanden, dass seine Kinder ihre Ferien wie andere Kinder auch im einem Ferienlager verbrachten.   So waren Mara und Nigel in diesem Camp gelandet, dessen komplettes Ausflugsprogramm aus langweiligen Besichtigungen bestand.   Tiefer und tiefer traten sie in die Höhle, deren Wände und Decke mit phantastischen Felsmalereien geschmückt waren, die ein Stück weiter von kunstvoll gemeißelten Ornamenten abgelöst wurden.   Irgend etwas sagte den Beiden, dass nicht viele Besucher diesen Teil der Höhle besichtigten und dann sahen sie den Steinkreis.   Er war nicht groß, aber er schien sie magisch anzuziehen.   Während Nigel versuchte auf eine der Steinsäulen zu klettern und Mara die seltsamen Zeichnungen untersuchte, begann der Steinkreis sich zu drehen, erst langsam, dann schneller und schneller und als er schließlich anhielt, bemerkten die Geschwister, dass er größer geworden war und sich plötzlich unter freiem Himmel befand.   Was war geschehen?

 

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Über den Tag hinaus zu schauen, heißt für mich, neben dem Alltag, dem normalen Alltäglichen hinaus, Zeit zu finden, um das notwendige Leben mit Gefühlen, Träumen, Hoffnungen, Sehnsüchten, Lieben, das mit Lachen und Lächeln zu beobachten und zu beschreiben. Der Mensch braucht nicht nur Brot allein, er kann ohne seine Träume, Gefühle nicht existieren. Er muss aus Freude und aus Leid weinen können, aber auch aus vollem Herzen lachen können. Jeder sollte neben dem Zwang zur Sicherung der Existenz auch das Recht haben auf romantische Momente in seinem Leben.

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