Amelie Zeuner

Nicht zu Hause

Ich sitze vor dem PC und starre in die monotone Kälte des Monitors
Ungewollt und beängstigend zu gleich überkommt mich die grausame Erkenntnis
einen Fehler begangen zu haben, den ich nicht rückgängig machen werde.
Warum? Es ist wie ein Schlag ins Gesicht, diese unglaublich Ruhe, während ich dabei bin zu begreifen, dass ich diesen Fehler gar nicht wieder gut machen kann. Ernüchternd muss ich mir eingestehen, dass ich genauso schwach bin, wie zu beginn meine Lebens. Ich weiß nicht, ob mich diese schiere Gleichgültigkeit über mein Versagen verängstigen oder mir zu denken geben soll… Ganz gleich, jetzt sitze ich hier vor dem PC, noch vor einer Minute schien alles perfekt, kaum mache ich meine Augen auf, beginne zu sehen, möchte ich sie wieder schließen. Die Stille, die mich um gibt, zerdrückt mich, treibt mich in den Wahnsinn und zu gleich ist es in letzter Zeit einer der wenigen Momente, in denen ich die Freiheit habe zu atmen. Wie ein Kind, das zum ersten Mal taucht, mache ich einen tiefen Atemzug, nehme Stück für Stück die Leere um mich auf und …genieße. Mein Kopf, so voll von Gedanken und Probleme anderer, hängt mir schwer auf den Schulter, ich habe nicht mal mehr Platz für meine eigenen Probleme. Zu gern möchte ich wieder mit dir reden, will nur einen Moment Frieden, aber so lange wie alles um mich herum ist wie es ist, kann ich nicht atmen und noch weniger dir die Aufmerksamkeit und Anerkennung geben, die du verdienst. Noch ein Atemzug, wie eine Droge inhaliere ich die Stille, spüre ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut, ein kleiner Luftzug und wieder Stille. Ich sitze vor diesem PC, bin nicht mal zu Hause und dennoch fühle ich mich seit langem geborgen. Die Gedanken schweifen, ich denke an dich und fühle mich tot, wie kann das sein? Ich kann es nicht ändern, nicht jetzt, vllt auch nie mehr. Tot, weil du mir den gleich Dolch ins Herz stichst, wie sie dir. Das ist nicht fair und ich wünschte, das wärst nicht du. Und doch bist du es, kalt bist du geworden, wirfst eine Schatten länger als du selbst, bist auch gestorben, aber nicht einen dieser süßen Tode, nach denen man sich noch und nöcher sehnt. Zugleich durch fährt mich eine Gedanke, eine nicht zu leugnende Tatsache, ich bin nicht du. Wenn mir erst jetzt diese Erkenntnis gekommen ist, so wirst du denken, dann Prostmalzeit. Nein, lass den Gedanken auf deiner Zunge schmelzen, sorg dafür, dass dir vollkommen bewusst ist, worauf ich anspiele und dann …, ich weiß nicht, kennst du mich? Ich lasse diese Frage im Raum stehen, lohnt sich nicht, sie hin und her zu wenden, mich mit ihr zu wälzen. Leise Surren des Prozessors, spüre die kalte Wärme in diesem Raum und die Wirklichkeit erscheint wie ein unangenehmes Frösteln, was dir sagt, los dir ist kalt, such dir was warmes, eine Decke, ein Bett und Geborgenheit. …  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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