Hand auf’s Herz und nicht
gelogen, Sie haben sie sich auch schon gestellt, die Frauenfrage: wozu Frauen?
Oder anders gefragt: Frauen, aber wozu?!
In Zeiten wie den unsrigen, wo blonde
Ex-Fernsehmoderatorinnen ungestraft ihr Recht auf freie Meinungsäußerung
missbrauchen und zeitgleich mein Nachbar Ali die ihm Angetraute liebevoll einen
Geburtsofen schelten darf, nun, da fragt man sich zu Recht, ob die
Frauenbewegung nicht nur eine Mode war, die bald wieder out sein könnte. Ähnlich
wie etwa der Trend zu Menschenrechten, demokratischen Verfassungen,
Säkularisation und Aufklärung.
Nachdem wir Deutschen endlich
keine Nazis mehr sind, dürfen wir uns nämlich öffentlich und
öffentlich-rechtlich den wesentlichen Fragen zu unserem Überleben als
„christliches Abendland“ widmen. Und erliegen dabei gerne der Versuchung, Ali
und seinen Brüdern die schamlose Unterdrückung der Frauen vorzuwerfen um im
gleichen Atemzug fordern zu können, dass die durchschnittsdeutsche Durchschnittsfrau
im Durchschnitt allerdings auch ein bisschen mehr Geburtsofen sein könnte als
bisher. Frauenfrage hin oder her. Außerdem sollte sie öfter mal die Schnauze
halten, sich unter den Achseln rasieren und überhaupt: welche Frau kann heute
denn noch stricken, häkeln, basteln oder kochen? Die Frage ist schwierig, aber ist sie legitim?
Muss ein Geburtsofen überhaupt stricken, häkeln, basteln oder kochen können?
Mein Nachbar Ali würde sagen: ja, na klar, ich koa das nit. Und Eva H. würde
sagen: um Himmels Willen, natürlich, Frauen sind doch nicht nur Geburtsöfen! Die
andere Frage, ob die Subspezies „deutsche Frau“ zudem auch noch besonders blöd
sei, bleibt dabei jedoch wieder mal gänzlich unbeantwortet. Unlängst hat mich
mein anderer Nachbar Klaus-Jürgen darauf hingewiesen, dass die deutsche
Gesellschaft fortschreitend verblöde, wenn gerade mal 50% aller Akademikerinnen
zum Akt der Fortpflanzung schreiten würden. Das wäre bedenklich, allerdings:
noch blöder geht eigentlich nicht mehr. Akademikerdünkel hin oder her.
Meine
Friseuse Mandy sieht das alles viel gelassener. Seit ihrem Einstieg ins aktive
Sexualleben hat sie sich zwar zufällig, aber durchaus gewollt gepaart und
mittlerweile auch fortgepflanzt. Erst bekam sie ein Kind, dann zwei und vor
kurzem hat sie das dritte vom vierten Mann entbunden. Sie kommt aus
Ostdeutschland und bekennt sich offen zu ihrer wertepluralistischen
Orientierungslosigkeit, findet es aber reichlich dämlich, dass Ali’s Frau nicht
nur als Geburtsofen bezeichnet werden darf, sondern vor allem die Funktion
eines solchen erfüllt. Weiter gehende Gedanken zur Rolle der Frau in der
deutschen Gesellschaft hat sie sich bislang nicht gemacht. Da bleibt ihr als
berufstätige Friseuse mit drei Kindern kaum Zeit. Zum Glück gibt’s aber Bücher
von Ex-Fernsehmoderatorinnen, in denen Mandy nachlesen kann, wie das so ist,
heutzutage, mit den Frauen in der Gesellschaft.
Ob Frauen manchmal tatsächlich
besser die Klappe halten sollten, sei dahin gestellt. Jedenfalls sollten sie
manchmal besser keine Bücher schreiben. Zumindest nicht für Ali oder Mandy.